Ich wuchs in einer jüdischen Familie auf und lernte dort, dass Jesus ein guter Mann und ein inspirierender Lehrer war, aber nicht der Messias. Die Erwartung war, dass der Messias unter anderem das messianische Zeitalter einläuten würde, wodurch Krieg, Krankheit, Tod, Armut usw. verschwinden würden. Doch unser Leben lehrt uns, dass die Überwindung selbst kleiner Charakterfehler Hingabe des Denkens und ein Engagement für geistiges Wachstum erfordert. So scheint es logisch, dass der verheißene Messias diese Änderungen nicht einzeln für uns, geschweige denn für uns alle vornimmt, sondern uns zeigt, wie wir unsere Erlösung zunehmend selbst und – letztendlich – gemeinsam erlangen. Paulus sagt uns entsprechend im Brief an die Philipper: „… schafft, dass ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern“ (2:12).
Daher war ich froh, von der Christlichen Wissenschaft zu erfahren, die die Rolle des Messias als unseren Wegweiser erklärt. Diese Lehre teilt die Erwartung der Juden, dass alles weltliche Böse aufgrund des Messias zerstört wird. Doch diese Erlösung wird als Folge der Öffnung der Menschheit – jedes Menschen für sich – für die tiefere, göttliche Wirklichkeit des Seins verstanden, die durch den Messias oder Christus bewiesen wird. (Die Begriffe Christus und Messias beziehen sich auf dieselbe Idee. Der jüdische Messias bzw. Gesalbte wurde durch das griechische Wort Christos bekannt, als diese gottverliehene Erlösung in ihrem allgemeinen Umfang verstanden wurde.)
Als der verheißene Messias ist Christus Jesus unser Wegweiser. Er hat uns Gottes Natur mit unübertroffener Klarheit als Geist, den allguten Schöpfer, gezeigt. Seine Heilungen bewiesen, dass wir alle wahrlich der Ausdruck von Gottes allguter, geistiger Natur sind. Er hat uns ferner gezeigt, dass solche geistigen wahren Einzelheiten über Gott und unsere wahre Identität als Gottes Schöpfung nicht von unserem alltäglichen Erleben getrennt sind, sondern verlangen, dass wir sie in Form von Nächstenliebe leben. Dieser Forderung nachzukommen erfordert, dass wir Eigenschaften wie Geduld, Vergebung und Freundlichkeit verkörpern und zur tieferen Demonstration der heilenden Christus-Liebe wachsen, die Jesus so überzeugend exemplifizierte.
Indem er diese heilende Liebe demonstrierte, offenbarte Jesus den Weg zur Erlösung – den Weg, auf dem wir dazu berufen werden, in seinen Fußspuren zu folgen, was wir auch können. Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, der Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft, drückt es folgendermaßen aus: „Obwohl der große Lehrer seine Herrschaft über Sünde und Krankheit demonstrierte, befreite er andere keinesfalls davon, die erforderlichen Beweise ihrer eigenen Hingabe an Gott zu liefern. Er wirkte, damit sie geführt würden und diese Macht ebenso wie er demonstrieren und ihr göttliches Prinzip verstehen könnten“ (S. 25).
Die Erlösung der Menschheit entfaltet sich durch solch ein geistiges Verständnis und die Beweise des geistigen Prinzips, Gottes, die die wahrlich gottgegebene Natur eines jeden verdeutlichen. Jede solche Demonstration unserer „Herrschaft über Sünde und Krankheit“ stellt die zugrundeliegende Wirklichkeit der zeitlosen Freiheit der Menschheit von allen begrenzenden, materiellen Überzeugungen unter Beweis. Auf diese Weise zeigt sich universale Erlösung bereits in Form der sich entfaltenden, kollektiven Beweise für unsere ewige geistige Freiheit von Materie und ihren Begrenzungen.
Jesus versinnbildlichte diese Freiheit als der prophezeite Messias. Er verkörperte die wahre Idee von Gott, den Christus, der ewiglich die Wirklichkeit aller Existenz als vollständig geistig offenbart. Durch seinen Beweis dieses Ideals verdiente Jesus sich den Titel Christus, doch Christus, der Messias, geht eindeutig über Jesu Person hinaus. Christus ist die unveränderliche und universale Selbstoffenbarung Gottes in unserem Leben, die „gestern und heute und auch in Ewigkeit“ heilt und rettet (siehe Hebräer 13:8). Christus erweckt das menschliche Bewusstsein für das, was wirklich ist und was nicht. Er deckt Krankheit und Sünde als Missverständnisse unserer wahren geistigen Identität auf, die der allharmonischen Identität als Gottes Nachkommen weichen müssen. Dieses Aufgeben der materiellen Verzerrung zugunsten der geistigen Tatsache findet statt, wenn wir treu in Jesu Fußstapfen treten, da wir die göttliche Wahrheit verstehen und dieses Verständnis leben, indem wir uns und unseren Nächsten lieben. Dies bewirkt Heilung.
Aus geistiger Sicht leben wir in einem messianischen Zeitalter ohne Anfang und ohne Ende. Mrs. Eddy bezieht sich in einem Artikel in Vermischte Schriften 1883–1896 auf die wahre, geistige Natur eines jeden, wenn sie schreibt: „Der Mensch als Gottes Idee ist durch eine immerwährende Erlösung bereits erlöst“ (S. 261). Wenn man die Identität aller Menschen als ewiglich gerettet betrachtet, weil sie ewiglich eins mit Geist ist, wird unser wahrer Status in einem geistigen Universum aufgedeckt, das so frei von Bösem ist wie sein alleiniger Schöpfer, Gott.
Auf dieser Grundlage haben geistige Seher vor und seit Jesus die heilende Allgegenwart des Christus in Fällen bewiesen, die wie Wunder erschienen, aber praktische Illustrationen davon waren, wie unser Leben ewiglich ist. Wie diese Seher müssen wir nicht auf eine zukünftige Erlösung der Welt warten, sondern können ihre Erfüllung aktiv voranbringen, indem wir hier und jetzt die „immerwährende Erlösung“ aufdecken, in der Gott jeden von uns immer als heilig, harmonisch, sicher und frei erkennt.
Tony Lobl
Stellvertretender Chefredakteur
