In einer Unterhaltung beschrieb ein Familienmitglied vor einigen Jahren die Symptome der Panikattacken, unter denen sie litt, und erzählte, dass sie Medikamente dafür einnahm. Beim Zuhören wurde mir bewusst, dass ich vor über 30 Jahren von genau diesen Symptomen geheilt worden war. Ich hatte das völlig vergessen. Damals waren die Symptome so aggressiv gewesen, dass ich manchmal vorzeitig von der Arbeit nach Hause gehen musste.
Im Laufe mehrerer Monate bat ich häufig eine Praktikerin der Christlichen Wissenschaft um Behandlung durch Gebet. Sie betonte die Wahrheit in diesem Bibelvers: „Gott hat uns nicht den Geist der Furcht gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“ (2. Timotheus 1:7). Außerdem sagte sie mir immer wieder, dass ich mich auf eine beweisbare Wissenschaft stützte – auf Tatsachen, nicht Theorien. Die Anfälle nahmen ab und verschwanden irgendwann so vollständig, dass ich sie vergaß.
Wie wurde das bewerkstelligt? Wie genau wird solches Gebet so wirksam?
Jesu Jünger sahen, dass seine Gebete Menschen heilten. Sie wollten auch so wirksam beten. Daher baten sie ihn, sie das Beten zu lehren, und er gab ihnen das Gebet des Herrn. Mary Baker Eddy nennt es im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, „das Gebet, das sich auf alle menschlichen Bedürfnisse erstreckt“ (S. 16).
Das Gebet des Herrn ist in den beiden großen Geboten enthalten, die Jesus identifiziert hat: „Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist Herr allein; und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und mit all deiner Kraft“ sowie „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Markus 12:29–31).
Heilung wird durch ein Verständnis von Gottes Allmacht bewirkt – nicht durch die Worte eines Gebets, sondern durch das Verständnis, die Kenntnis der geistigen Wahrheit, die diesen Worten zugrunde liegt. Mrs. Eddy, die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft, erkannte, dass die geistige Bedeutung der Bibel die Wirksamkeit des auf der biblischen Lehre aufbauenden Gebets bewirkt. Sie sagte: „Nimm der Heiligen Schrift ihre geistige Bedeutung, und diese Sammlung von Schriften kann für die Sterblichen ebenso wenig tun, wie Mondstrahlen einen vereisten Fluss schmelzen können“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 241). Und hinsichtlich der schlechten Gesundheit ihrer Jugend „... erkannte sie, dass ihre eigenen Gebete wie auch die ihrer frommen Eltern und der Kirche sie nicht zu heilen vermochten; als aber der geistige Sinn des Glaubensbekenntnisses in der Wissenschaft des Christentums erkannt wurde, war dieser geistige Sinn eine gegenwärtige Hilfe“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 351).
Worin liegt dann die geistige Bedeutung des Gebets des Herrn?
Wissenschaft und Gesundheit enthält eine geistige Interpretation jeder Zeile des Gebets (siehe S. 16–17), doch ich möchte hier ein paar nützliche Hinweise geben. Es beginnt und endet mit Gott. Nachdem wir unsere Aufmerksamkeit Gott, unserem Vater, und den Tatsachen von Gottes Harmonie, Einheit, Macht, Gegenwart und Erhabenheit zuwenden, führt das Gebet Bitten auf. Dieser Teil des Gebets fordert ebenfalls etwas von uns. Wir müssen die Ideen – die Inspiration bzw. das tägliche Brot – akzeptieren, die bzw. das wir erhalten, und dieser Inspiration folgen, denn sie führt zu Vergebung auf beiden Seiten und fort von Sünde, Krankheit und Tod. Das Gebet schließt mit einer letzten Aussage über Gottes Allheit.
Ich, mir und mein sind im Gebet des Herrn nicht enthalten. Es geht nicht um das Selbst – was ich will, was ich brauche, was ich denke –, die Ichbezogenheit, die so oft in unserem Denken enthalten zu sein scheint. Es geht um „uns“ und „unser“ – um die ganze Welt. Jesus erwartete von seinen Nachfolgern, dass sie für die Welt und nicht nur für sich selbst beten. Dies kehrt im folgenden Rat in Nein und Ja von Mrs. Eddy wieder: „Wahrhaft beten heißt nicht Gott um Liebe bitten, es heißt lieben lernen und die ganze Menschheit in eine Liebe einschließen“ (S. 39).
Das wirksame Gebet, die Führung der göttlichen Liebe, Gottes, zu verstehen und zu befolgen, kann uns aus jeder Bedrängnis befreien – von allem, was Gott, das Gute, weder erschaffen noch zugelassen hat.
Das erste Kapitel der Genesis in der Bibel sagt uns, dass Gott den Menschen zu Seinem Ebenbild erschaffen hat – und zwar „sehr gut“ –, und die Christliche Wissenschaft lehrt, dass das Böse machtlos ist und als machtlos bewiesen werden kann, da Gott, das Gute, Allmacht ist. Daher müssen wir das Böse im Gebet als machtlos erkennen und wissen, dass es in unserem Denken oder dem anderer nicht Fuß fassen kann.
Mrs. Eddy schreibt ferner: „... die unendliche Liebe beschwören, uns zu lieben oder Gesundheit und Harmonie wiederherzustellen, und dann zugeben, dass wir sie unter Seiner Herrschaft verloren haben, heißt, im Zweifel und sterblichen Glauben beten, und das ist in der göttlichen Wissenschaft vergebens“ (Vermischte Schriften 1883–1896, S. 59). Wir müssen stattdessen vom Standpunkt der geistigen Tatsache aus beten – dass Gott allmächtige Liebe ist, dass wir die absolut geliebten Kinder der Liebe sind und dass unsere Gesundheit und Harmonie unter Seiner liebevollen Regierung nicht verlorengehen können. Auf diese Weise wird Gebet wirksam.
Gebet ist keine intellektuelle Übung und auch kein reines Aufsagen von Worten. Eine persönliche Bitte ist es ebenfalls nicht. Vielmehr ist wirksames Gebet das tiefgründige Lauschen und die demütige Empfänglichkeit für das, was Gott weiß und uns in jedem Augenblick mitteilt, sowie die Bereitschaft, dieser Inspiration zu folgen, selbst wenn sie nicht unseren Erwartungen entspricht.
Wirksames Gebet enthält Inspiration. Diese Inspiration könnte ein augenblickliches Bewusstsein der Unendlichkeit des Guten sein oder nach und nach durch Argumentation auf der Grundlage des göttlichen Gesetzes dorthin führen. Letztendlich führt sie immer zu einem Verständnis von und Vertrauen in Gott, und diese überwinden Böses mit Gutem. In meinem Fall fand die Heilung von Panikattacken nach und nach statt, doch unlängst erlebte ich eine augenblickliche Veränderung.
Unser ältester Kater schien das Interesse an Futter verloren zu haben. Ich hatte mehrere Tage lang für ihn gebetet, war aber weiter besorgt, weil er kaum fraß. Schließlich hielt ich inne und bat Gott: „Lieber Vater, zeig mir, was Du siehst.“ Und das tat Er. Ich erhaschte einen Blick auf die wahre, geistige Natur des Katers. Augenblicklich stand das geliebte Tier auf, ging zum Futternapf und fing an zu fressen. Und das war das Ende des Problems. Er fraß wieder normal und erlangte sein altes Gewicht wieder.
Ich kämpfe immer noch manchmal damit, konsequent empfänglich und gehorsam dem gegenüber zu sein, was Gott mir sagt. Aber ich mache Fortschritte. Ich erkenne, dass Gebet auf der Grundlage göttlicher Inspiration, unseres täglichen Brotes – und das Befolgen dieser Inspiration so, wie Jesus es demonstriert hat –, Wirkung zeigt. Das ist ein Gesetz, eine Wissenschaft, und darauf kann man sich verlassen.