Christus Jesus trug seinen Jüngern auf, einander zu lieben, „wie ich euch geliebt habe“ (Johannes 15:12). Man kann viel über das Wesen dieser Liebe sagen, doch ein Hinweis für die Liebe, die er uns hier aufträgt, findet sich in den Worten Mary Baker Eddys, der Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft, an ein Mitglied ihres Haushalts. Auf die Frage „Lieben Sie mich?“ antwortete sie: „Ich liebe eben. Geradeso wie die Sonne scheint, so liebe ich“ (Irving C. Tomlinson, Zwölf Jahre mit Mary Baker Eddy, S. 194–195).
Diese Art von Liebe ist universale Liebe, die wie ein strahlender Ausdruck aus der göttlichen Liebe strömt. Eine hilfreiche Beschreibung dieser christlichen Liebe ist in einem Artikel im Archiv des Herolds mit dem Titel „Die Einfachheit und Tiefe der Liebe“ enthalten (in dem „Prinzip“ und „Liebe“ als Synonyme für Gott verwendet werden): „Obgleich Liebe nicht der Wärme und Freude wahrer Zuneigung ermangelt, ist sie doch bei Weitem größer als rein persönliches Gefühl. Liebe kennt keinen Wettkampf, noch den Wunsch, alles an sich zu reißen, auch kann sie nie vom Prinzip abgewendet werden. ... Das sanfte, gnadenreiche Prinzip wird nicht nur zeitweilig durch Liebe ausgedrückt, noch durch Liebe zu dem einen und nicht zu allen; es bleibt Liebe und wirkt als Liebe unter allen Bedingungen“ (Mary Sands Lee, Juli 1953).
Dies ist keine begrenzte Liebe oder Zuneigung. Sie richtet sich nicht an die Persönlichkeit. Manche Menschen mögen geneigt sein zu denken, dass diese unparteiische Liebe nicht so befriedigend oder tröstlich sein kann wie die Liebe, die einige Menschen anderen vorzieht.
Doch als eine Mutter zu Mrs. Eddys Zeiten bemerkte, wie unsere Führerin ihre Tochter ansah, wurde ihr bewusst, dass dort ein höheres Konzept der Mutter-Liebe zum Ausdruck gebracht wurde, als sie jemals erlebt hatte, und dieser höhere Ausdruck von Liebe heilte ihre Tochter. Die Mutter beschrieb diese Liebe folgendermaßen: „Ich wünschte, ich könnte der Welt verständlich machen, was ich sah, als Mrs. Eddy [meine] beiden Kinder ansah. Es war mir eine Offenbarung. Ich sah zum ersten Mal die wirkliche Mutter-Liebe ...“
Die Mutter fuhr fort, dass sie dann sah, wie diese Liebe auf einen Vogel, das Gras, die Blumen und die umstehenden Menschen ausgegossen wurde. Sie schrieb: „Diese Liebe war überall, so wie das Licht, aber es war göttlich, nicht bloße menschliche Zuneigung. ...
[I]ch sah zum ersten Mal die absolute Unwirklichkeit von allem außer dieser unendlichen Liebe. Sie war nicht nur überall gegenwärtig wie das Licht, sondern sie war eine intelligente Gegenwart, die zu mir sprach. Und ich merkte, dass ich weinte ... und laut sagte: ‚Warum habe ich dich vorher nicht gekannt? Warum habe ich dich nicht schon immer gekannt?‘ ...
Als wir im Hotel ankamen, war keine Beule mehr auf dem Kopf meines Kindes“ (siehe Yvonne Caché von Fettweis und Robert Townsend Warneck, Mary Baker Eddy: Christliche Heilerin, erweiterte Ausgabe, S. 355–357).
Diese allumfassende Mutter-Liebe ist der wahre Sinn des Lebens. In der geistigen Wirklichkeit ist sie die Substanz unseres Seins und von allem, das in Gottes Schöpfung enthalten ist. Liebe, Gott, wird in der gesamten Schöpfung ausgedrückt, uns eingeschlossen.
Mrs. Eddy hat viele wundervolle Dinge über menschliche Zuneigung zu sagen, doch bringt uns die universale Liebe dazu, das Reich Gottes zu sehen. Sie ist eine allumfassende, geistige Liebe (siehe Wissenschaft und Gesundheit, S. 264). Sie spiegelt Liebe in ihrer reinsten Form wider und nimmt nur Gottes geistige Schöpfung wahr, egal, was uns die materiellen Sinne zeigen. In Übereinstimmung mit dem ersten Gebot, das Mose uns gegeben hat, erkennt der Ausdruck geistiger Liebe nur eine Macht, eine Wirklichkeit an – Gottes unendliche Güte, die keine Lücken aufweist.
Diese Liebe ist Liebe, die unter allen Umständen ausgedrückt wird. Sie spiegelt den Glanz der Liebe wider, was auch immer passiert. Jesus gab in seiner Bergpredigt beispielsweise folgenden Rat: „Liebt eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut denen Gutes, die euch hassen, betet für die, die euch beleidigen und verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel seid“ (Matthäus 5:44, 45).
Jesu Liebe, die in der Vergebung der an seiner Kreuzigung Beteiligten zum Ausdruck kam, spielte zweifellos eine erhebliche Rolle dabei, das Grab zu überwinden. Und zuvor, in Kapitel 11 des Johannesevangeliums, wird ein wichtiges Beispiel seines Ausdrucks dieser Liebe in seiner Mission wiedergegeben, als er Lazarus von den Toten erweckte. Jesus hegte große Zuneigung zu Lazarus und seinen Schwestern Maria und Marta. Doch diese Heilung war der Ausdruck von Liebe im höchsten Sinne. Lazarus wurde auferweckt, weil Jesus seine Unversehrtheit mit dem Verständnis der reinen Liebe wahrnahm und wusste, dass dieses todlose Leben für jeden Menschen gilt.
Viele meinen, dass diese Art von Heilung Christus Jesus vorbehalten war. Doch wie ein liebevoller Hirte wies unser Erlöser uns den Weg, indem er beständig lauschte und das befolgte, was Gott ihm vorzeigte. Wir können seinem Beispiel folgen. Darauf zu achten, uns nicht vom grundlegenden Wissen unserer Einheit mit der göttlichen Liebe, Gott, ablenken zu lassen, ist eine der Möglichkeiten, Jesus zu folgen und Gott und einander mit reiner Liebe zu lieben.
Die göttliche Liebe führt uns alle zu unserem höheren Bewusstsein, das das Himmelreich in uns wahrnimmt, fort von dem Glauben an eine Substanz all der Herausforderungen einer sterblichen Existenz. Die Bereitschaft, in dieses Bewusstsein reiner Liebe hineinzuwachsen und alles abzulegen, was ihm im Wege stehen würde, ist der Schlüssel zur Fähigkeit, sie umzusetzen und Heilung für uns und andere zu erleben. Mit der Hilfe der gebetvollen Behandlung durch Praktikerinnen und Praktiker der Christlichen Wissenschaft habe ich viele Heilungen erlebt, die die Fürsorge und Verlässlichkeit der göttlichen Liebe beweisen, darunter von suizidaler Depression, einem großen Diebstahl, Krebs, Grippe, Unfallverletzungen und Hundebissen (Herold-Online, 12. April 2021); ich habe ferner eine schmerzlose Entbindung erlebt und mehr.
Ein Hinweis, den mir eine Praktikerin der Christlichen Wissenschaft gab und den sie als den Punkt betrachtete, von dem an ihre Gebete um Heilung wirksamer geworden waren, war die Erkenntnis, dass ihre Heilarbeit wesentlich erfolgreicher war, wenn sie wusste, dass der heilende Wahrheitsgedanke, den sie im Gebet bekräftigte, auf jeden Menschen so eindeutig zutraf, wie auf sie selbst und ihren Patienten.
Wir alle können diese heilende Liebe, die von Gott kommt, annehmen. Diese Liebe wird im Epheserbrief auf höchst tröstliche und allumfassende Weise erklärt: „Gott, der reich ist an Barmherzigkeit, hat um seiner großen Liebe willen, mit der er uns geliebt hat, auch uns, die wir durch die Sünden tot waren, mit Christus lebendig gemacht – aus Gnade seid ihr gerettet worden“ (2:4, 5). Eine Möglichkeit, die Worte „aus Gnade seid ihr gerettet worden“ zu betrachten, ist zu wissen, dass „Gott Sie einfach liebt“, wie ein Bibelforscher einmal in einem Vortrag erklärte. Als Gottes Bild und Gleichnis sind auch wir fähig, „einfach zu lieben“, indem wir diese alles umwandelnde Liebe, die Gott ist, zum Ausdruck bringen. Genau dazu hat unser Vater-Mutter-Gott, die göttliche Liebe, uns erschaffen, denn: „Keine Macht kann der göttlichen Liebe widerstehen“, wie wir in Wissenschaft und Gesundheit lesen (S. 224).
