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ARTIKEL

Einen Feind lieben

Aus der August 2023-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 23. März 2023im Internet.


Als zwischen Russland und der Ukraine Krieg ausbrach, wurde es mir schwer ums Herz. „Die Welt kann einen weiteren Krieg nicht gebrauchen!“, protestierte ich. Der um sich greifende bewaffnete Konflikt machte mir schwer zu schaffen, doch mehr noch ein Herrscher, der enormen Einfluss auf eine umfangreiche Bevölkerung hatte und ihr einredete, dass der Krieg unvermeidlich war.

Als ich um geistige Erkenntnisse betete, wie ich zur Heilung beitragen kann, wurde mein Denken von Jesu Christi Aufforderung erfüllt: „Liebt eure Feinde“ (Matthäus 5:44). Doch wie man das in der Praxis umsetzt, war nicht leicht zu erkennen. Wie liebe ich einen Menschen, dessen Entscheidungen das Leid und den Tod Tausender bewirken? „Soll ich über das Böse, das er hervorruft, hinwegsehen und die Folgen ignorieren?“, fragte ich mich.

Bei näherer Betrachtung dessen, was ich über Jesu Handhabung des Bösen wusste, zeigte sich, dass seine Anweisung, unsere Feinde zu lieben, nicht heißt, über schlimme Taten hinwegzusehen. Jesus hat das Böse nicht ignoriert. Er hat sich ihm furchtlos gestellt und mit seinem Verständnis von Gottes Macht besiegt. Er machte die Feinde von Leben und Gesundheit mit Wahrheit und Liebe unschädlich. Er befreite ganze Menschenmengen von Leiden, indem er den Einfluss von Sünde, Krankheit und Tod aus ihrem Leben entfernte. Er rettete sich selbst vor allen, die ihn vernichten wollten. Lieben, so erklärte Jesus, bedeutet nicht, dass man das Böse ignoriert, sondern dass man es ausräumt.

„Gott ist Liebe“, schrieb ein Autor des Neuen Testaments (1. Johannes 4:8). Die Liebe, die Jesus predigte, lebte und demonstrierte, war die Liebe Gottes. Diese Liebe ist nicht nur eine nette Empfindung. Sie ist weit mehr als positives Denken und freundliche Gesten. Sie ist eine göttliche Macht, die Macht Gottes, die aktiv Gerechtigkeit wahrt und göttliche Rechte auf Gesundheit, Glück und Leben aufrechterhält.

Was die Weltszene anging, so erkannte ich, dass Jesus uns auftrug, dort, wo ein Feind tätig zu sein scheint, die aktive Macht Gottes zu sehen, als er uns lehrte, unsere Feinde zu lieben. Wir sollen den Feind nicht ignorieren, sondern uns mit ihm auseinandersetzen. Jesus wollte, dass wir uns so intensiv mit der Liebe Gottes verbinden, dass alles Böse, das ein Feind aushecken und durch das er uns bedrohen mag, durch Gottes Liebe aufgelöst und unschädlich gemacht wird.

Diese heilende Methode wurde bewiesen, als Jesus vor seiner Kreuzigung vom Römischen Herrscher Pilatus verhört wurde. Pilatus drohte Jesus: „Weißt du nicht, dass ich Macht habe, dich zu kreuzigen, und Macht habe, dich freizugeben?“ Pilatus stellte eindeutig eine Bedrohung für Jesu körperliches Wohlergehen dar. Doch Jesus antwortete: „Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht von oben gegeben wäre“ (Johannes 19:10, 11). Ihn schüchterte Pilatus’ Drohung nicht ein. Er wurde nicht wütend, ängstlich oder verbittert. Er sagte Pilatus gelassen die geistige Wahrheit über Gottes Regierung und verdeutlichte ihm die einfache Tatsache, dass er keine Macht hätte, wenn Gott sie ihm nicht gegeben hätte. Liebte er Pilatus in diesem Augenblick nicht mit einer unpersönlichen, geistigen Liebe, die Pilatus jeden Anspruch auf Einfluss nahm? Gott war die einzig tätige Macht, und Jesus wusste dies.

Jesus wurde zur Kreuzigung verurteilt, aber sein Denken wurde nicht gekreuzigt. Sein Verständnis der Oberherrschaft des Guten über das Böse ermächtigte ihn, über Pilatus’ unsinnige Entscheidung zu triumphieren und drei Tage später lebendig aus dem Grab hervorzukommen. Das besiegelte seinen Triumph über das Böse, der seitdem unzählige Menschen dazu inspiriert hat, sich böswilligen Feinden furchtlos zu stellen. Die Allmacht Gottes hat damals wie heute das letzte Wort.

Wir können Jesu Beispiel auch in der heutigen Zeit umsetzen. Unsere Feinde zu lieben bedeutet, uns so sicher zu sein, dass Gott die einzige Macht ist, dass wir uns von keiner Behauptung, das Böse könne Macht haben, einschüchtern lassen. Es bedeutet, die höchste Wirklichkeit des Universums zu beweisen – dass Liebe, Gott, Alles-in-allem ist und dass das Böse im Reich Gottes keinen Ort, keine Macht und keine Stellung hat. So, wie Licht jede Dunkelheit vertreibt, räumt die Allgegenwart der Liebe den Anschein des Bösen aktiv aus. Liebe erkennt keine andere Autorität, keinen anderen Einfluss, keine andere Ursache und keinen anderen Auslöser an. In der Allgegenwart der Liebe gibt es nichts als Liebe. Es gibt keinen Feind, den man fürchten und über den man besorgt oder verbittert sein müsste. Es gibt nur Liebe.

Mary Baker Eddy schrieb: „Das Böse hat keine Wirklichkeit. Es ist weder Person, Ort noch Ding, es ist einfach eine Annahme, eine Illusion des materiellen Sinnes“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 71). Das Böse erscheint wirklich und gibt vor, als Person tätig zu sein, die schlimme Taten tut. Doch in Wahrheit hat Gott niemals eine Person erschaffen, die Böses ausführen kann. Wie Jesus lehrte, ist das Böse eine Lüge und ein Lügner (siehe Johannes 8:44), welche Form es auch annimmt. Wir sind in unserer Praxis der Wahrheit gefordert, dem Bösen jede Behauptung wegzunehmen, ein Mensch zu sein, der die Lügen des Bösen umsetzt. Wir sind gefordert zu erkennen, dass das Böse kein eigenes Gemüt hat, das etwas planen, durchführen oder andere gefährden kann. Wir sind gefordert, Gott als die Quelle aller Macht zu ehren.

Nicht die Person muss zerstört werden, sondern das Böse, das sie umsetzt, und jeder Gedanke des Bösen wird durch das Bewusstsein und die Demonstration von Gottes Allgegenwart und Allmacht ausgeräumt. Wir können die Erfahrung unseres „Feindes“ der Weisheit und Fürsorge der göttlichen Liebe anvertrauen, die immer die beste Möglichkeit kennt, einen Menschen zu inspirieren und zu reformieren.

Ob wir es mit einem Tyrannen mit globalen Auswirkungen, einem bedrohlichen leitenden Politiker, einem dominierenden Vorgesetzten oder einem einschüchternden Familienmitglied – ob Mann oder Frau – zu tun haben, in allen Fällen gilt dieselbe Regel, unsere Feinde zu lieben; sie entwaffnet den vorgeblichen Feind und nimmt ihm die Fähigkeit, Schaden anzurichten. Im Verständnis der unendlichen Liebe wird das Böse zu einer leeren Bedrohung ohne jede Zukunft, ohne Ziel und ohne Handlungsfähigkeit. Wie Jesus bei Pilatus bewies, mag das Böse eine Weile bedrohlich erscheinen, doch in der Gegenwart von Gottes Macht kann es seine Ziele nicht erreichen.

Jesu Aufforderung, unsere Feinde zu lieben, hat nichts damit zu tun, über das Böse hinwegzusehen und seine Angriffe zu ignorieren. Sie zielt darauf ab, die Selbsttäuschungen des Bösen aufzudecken und ihnen jegliche Ansprüche auf Macht zu nehmen, indem sie die Allmacht Gottes bezeugt. Christus Jesus lehrte uns, unsere Feinde zu lieben, da er wusste, dass dies die einzige Möglichkeit ist, sie loszuwerden. In einem Bewusstsein der Liebe kann nur die allumfassend tätige Liebe etwas fühlen, wissen und erleben.

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