Wenn wir die heutige Welt betrachten, erkennen wir, dass Einzelne und Gruppen versuchen, anderen offen wie auch subtil ihren Willen aufzuzwingen. Wir sehen diese Dominierungsversuche in der Regierung, Politik, Gesundheitsfürsorge, in Umweltfragen, zwischenmenschlichen Beziehungen und vielen anderen Bereichen.
Diese mentale Energie, menschlicher Wille genannt, ist eine schlechte Nachahmung des göttlichen Willens Gottes. Ihr Ziel ist, das göttliche Prinzip und Gottes liebevolle Regierung des Universums, die die Ausgeglichenheit, Güte und Harmonie alles Lebens aufrechterhält, zu verbergen. Doch da Gott die Allmacht ist, hat menschlicher Wille keine Macht und kann die Fülle der Liebe unseres Vater-Mutter-Gottes für Seine Schöpfung nicht verändern.
Wie tröstlich ist es, sich diese göttliche Botschaft zu Eigen zu machen: „Der Herr Zebaoth hat geschworen: ‚Fürwahr, es soll geschehen, wie ich gedacht habe, und wie ich beschlossen habe, soll es zustande kommen“ (Jesaja 14:24). In Wirklichkeit entfaltet sich nur das, was Gott, Gemüt, denkt, nicht was vorgebliche menschliche Gemüter wollen oder sich ausdenken. Nur Gottes heiliges Ziel des Guten für alle kann zum Tragen kommen, denn das göttliche Gemüt ist über das gesamte Universum erhaben.
Christus Jesus hat uns die Freiheit verleihende Verteidigung gegen sterblichen Willen gezeigt: sich demütig und uneingeschränkt Gottes Willen fügen. Er erklärte: „Ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen des Vaters, der mich gesandt hat“ (Johannes 5:30). Seine gesamte Heilarbeit demonstrierte unzweideutig, wie Gottes Wille aussieht: Gesundheit, Fülle, Harmonie, Vollkommenheit und ewiges Leben – die erhaltende Kraft, die Jesu höchste Beweise bewirkte, nämlich seine Auferstehung und Himmelfahrt.
Im Gebet des Herrn lehrte Jesus alle zu beten, dass „[Gottes] Wille geschehe auf Erden wie im Himmel“ (Matthäus 6:10). Es gibt wirklich nur einen universalen Willen, den allumfassenden göttlichen Zweck und Plan Gottes, und daher gibt es nichts, was Gott die Erhabenheit streitig machen kann.
Wie sind wir mit Gottes Willen verbunden? Er zeigt sich allein schon in unserer Existenz. Der göttliche Wille ist unser Ursprung, und wir wurden dazu erschaffen, diesen Willen zu erfüllen. Jakobus drückte es so aus: „Er hat uns nach seinem Willen durch das Wort der Wahrheit geboren, damit wir Erstlinge seiner Geschöpfe seien“ (Jakobus 1:18). Dieses göttliche Erbe verleiht uns die absolute Freiheit davon, einem sterblichen Willen zu unterliegen, denn der Plan Gottes, das „Wort der Wahrheit“, ist bereits untrennbar mit unserem Bewusstsein verwoben.
Wenn wir unsere untrennbare Verbindung mit Gottes Willen anerkennen – dass wir alle ewiglich der Ausdruck Seines ungetrübten Plans sind –, erhalten wir göttliche Autorität, den Willen der Welt zum Schweigen zu bringen und froh zu wissen, dass niemand wirklich dessen Einfluss unterliegen kann. Da der Weltwille nicht von Gott, dem göttlichen Gemüt, kommt, ist er nichts und hat er keine Verbindung zu oder Kontrolle über uns oder sonst jemanden. Niemand hat ein eigenwilliges sterbliches Ego, das von Gottes Plan des unerschöpflichen Guten für alle abgeschnitten ist.
Unabhängig von unserem gegenwärtigen Umfeld können wir jede Suggestion, die uns aus unserem vorgeblichen sterblichen Willen oder dem einer anderen Person erreicht, abweisen und frei davon sein. Unsere Lebenserfahrungen verbessern sich in dem Maße, wie wir auf unser Denken aufpassen und nur das einlassen, was wir als geistig wahr wissen. Unser Denken zu verteidigen beinhaltet, den universalen Willen und die Absolutheit von Gottes Gesetzen anzuerkennen, die nur zum Guten wirken.
Wenn wir an das Szenario der weltlichen Willenskraft denken, dann ist es nichts als die lächerliche Suggestion, wir sollten der Wirklichkeit eines von Gott getrennten Willens zustimmen. Doch Christi Beispiel zu folgen, befähigt uns, diese Verleitung im Gebet zurückzuweisen und die Allmacht des göttlichen Willens zu bekräftigen. Diese Tatsache, dass jeder überall und ewiglich vom göttlichen Willen regiert wird, demütig anzuerkennen, bedeutet, alle Menschen liebevoll in Gottes unerschöpflicher Güte geborgen zu sehen. Diese geistige Gesinnung neutralisiert jeden aggressiven Willen in der Erfahrung des Einzelnen und der Menschheit als Ganzer.
Wenn beispielsweise mehrere politische Absichten aufeinanderstoßen, kann man im Gebet bekräftigen, dass alle Beteiligten Gottes Kinder sind, die göttliche Regierung widerspiegeln und somit der Selbstregierung der göttlichen Gesetzgebung unterstehen. Wir besitzen die Freiheit, dieses geistige Gesetz zum Ausdruck zu bringen, das die menschliche Einschätzung der Dinge berichtigt und anpasst. Der Wille der Gesetzgebung Gottes erneuert, vereint und segnet alle.
Im Fall augenscheinlicher Kriege zwischen Völkern und Nationen kann man stattdessen erkennen, dass Gottes universaler Friede und allumfassendes Wohlwollen alle Menschen in Harmonie vereinen. Jedes Kind Gottes hat eine von Gott verliehene, hochgeachtete Stellung im Universum. Somit kann kein kriegerischer Wille unsere Einheit mit Gottes Willen und den damit verbundenen unendlichen Segen beeinträchtigen.
Menschlicher Wille kann sich auch als aggressive Krankheit oder Vererbung zeigen, die eigenwillig unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden kontrolliert. Doch Gottes Plan umfasst einwandfreie und vollständige Gesundheit für alle.
Unsere Umwelt drückt die Atmosphäre des Denkens aus. Ein auf menschlichem Willen beruhendes Denken manifestiert sich in Stürmen, Trockenheit und anderen nachteiligen Wetterbedingungen. Doch wenn wir die Atmosphäre des Reiches Gottes akzeptieren, werden Stürme mit dem Frieden der Seele gestillt, wie Jesus einmal deutlich machte. Mrs. Eddy schreibt: „... die Atmosphäre des menschlichen Gemüts, wenn es vom Selbst befreit und von göttlicher Liebe durchdrungen ist, [wird] diesen geläuterten, subjektiven Zustand in einem klareren Himmel, in weniger Gewittern, Wirbelstürmen und extremen Fällen von Hitze und Kälte widerspiegeln ...“ (Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler, und Verschiedenes, S. 265).
Ein anmaßender Wille möchte Beziehungen durch Verfolgung zwischen Menschen unterschiedlicher Hautfarben, die Marginalisierung von bestimmten Gruppen und die Dominanz zwischen Männern und Frauen kontrollieren. Da Gott das einzig beherrschende Gemüt ist, gibt es kein sterbliches Gemüt, das einen angeblichen sterblichen Willen verbreiten kann. Gottes Liebe zu allen anzuerkennen, löst Selbstwillen auf und offenbart, dass alle Kinder Gottes harmonisch in Gleichberechtigung und Liebe miteinander verbunden sind.
Eine Freundin hat mir erzählt, wie sie einmal menschlichen Willen in Form einer angedrohten Vergewaltigung gehandhabt hat. Sie hatte sich mit einem Mann zum Essen getroffen und war dann mit ihm zu ihrer Ranch auf dem Land gefahren. Als er sah, dass sie allein waren, sagte er ihr, dass er sie nun vergewaltigen werde, und ging durch das große Wohnzimmer auf sie zu.
Erst hatte sie Angst und fühlte sich machtlos, seinem unwillkommenen, lusterfüllten Willen zu widerstehen. Doch sie wies diesen Gedanken augenblicklich ab. Sie erkannte, dass unbeherrschter menschlicher Wille oder eine menschliche Persönlichkeit nicht „unkontrolliert“ existiert. Das, was wir als „unkontrolliert“ betrachten, ist immer ein mentales Phänomen, eine unpersönliche aggressive mentale Suggestion, die an unser Denken anklopft, damit wir sie als wirklich und machtvoll akzeptieren. Wir können diese vorgebliche Wirklichkeit einer von Gott getrennten Macht immer in unserem Bewusstsein hinterfragen. Da das Himmelreich in uns ist, haben wir die göttliche Autorität, richtig zu denken und zu handeln.
Also bekräftigte meine Freundin, dass es keine andere Macht oder Gegenwart gibt als Gott. Dieser Mann war Gottes Kind und brachte daher die göttliche Natur der Güte und Integrität zum Ausdruck. Er war kein von eigenwilligem, sterblichem Verlangen regierter Macho und sie kein hilfloses Opfer. Sofort sah sie nur ihrer beiden unschuldige und reine Natur als Zeugen Gottes und somit, dass sich nichts als Gottes Wille entfalten konnte. Ihre Furcht löste sich auf, und in dem Moment blieb der Mann stehen. Er sagte ihr, wie sehr ihm der Abend gefallen hatte, und dann drehte er sich ruhig um und ging.
Die Frau war ermächtigt worden, durch ihre Kenntnis der Christlichen Wissenschaft Freiheit für sie beide zu erlangen, und so konnte sie der Aggression des Mannes widerstehen, indem sie verstand, dass Aggression ebenso wenig zu dem Mann gehörte, wie sie selbst davon überzeugt werden konnte, ein Opfer zu sein. Mrs. Eddy schreibt in Vermischte Schriften 1883–1896: „Kein Mensch kann die Ansicht eines anderen annehmen, es sei denn, er stimme ihr zu. Wenn der Irrtum, der an die Tür Ihres eigenen Denkens pocht, dem Gemüt eines anderen entsprang, so haben Sie die sittliche Freiheit, diesen Irrtum zu verwerfen oder ihn anzunehmen; Sie sind also selbst Herr Ihres Schicksals, und Sünde bringt Sünde hervor“ (S. 83).
Jeder Augenblick schenkt uns die Gelegenheit, unsere Einheit mit dem Göttlichen anzuerkennen und somit demütig den Willen Gottes zu beweisen. Wenn wir nicht danach streben, unseren eigenen Willen zu tun, sondern Gott gehorchen, folgen wir in Jesu Fußspuren, indem wir das ewige Leben demonstrieren.
Beständig innezuhalten, um selbst in den kleinsten Dingen des Alltags auf Gottes Willen zu lauschen, bedeutet, unsere Übereinstimmung mit der Harmonie des ewigen Lebens anzuerkennen und demütig „hier ein wenig, da ein wenig“ auf unserer geistigen Reise voranzugehen (siehe Jesaja 28:10). Ist der liebliche Sieg über jeglichen sterblichen Willen nicht das Ziel der Unsterblichkeit, nämlich, Gottes Willen hier und jetzt zu tun?
Jesus sagte: „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: ‚Herr, Herr!‘, ins Himmelreich kommen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut“ (Matthäus 7:21). Himmlische Harmonie wird beständig deutlich, wenn wir zunehmend Gottes Willen tun.
