Als Kind sah ich die Milchstraße das erste Mal, als unsere Familie nach Oregon zog. Am dunklen Himmel über unserer Ranch schienen die Sterne und Sternhaufen sehr nah zu sein. Es fühlte sich so an, als sei die Erde Teil der Unendlichkeit. Ich erinnere mich, dass ich später, als ich im Mittleren Westen lebte, an einem sehr heißen, schwülen und stillen Abend durch ein Getreidefeld ging. Das Getreide wuchs so schnell, dass ich es knistern hörte. Ich hielt an und lauschte, umgeben von der Gewissheit des Wachstums.
Ich bin nicht die Einzige, die solche Erfahrungen hat. Es gibt aus aller Welt und jeder Epoche Gedichte, Essays, Bilder und Fotografien, die die Liebe der Menschheit zu unserem Planeten Erde zum Ausdruck bringen.
Die jüngsten Schlagzeilen zeigen jedoch, dass die Erde und ihre Bewohner erhebliche Probleme haben: heftige Stürme, Flächenbrände, Dürreperioden, Überflutungen und extreme Hitze. Frauen und Männer aus Politik und Wissenschaft streiten sich darüber, was man dagegen tun kann oder wie man es überhaupt nennen soll. Dennoch gibt es eine wachsende Erkenntnis, dass unsere Beziehung zur Erde geheilt werden muss.
Die Bibel fängt mit dem geistigen Schöpfungsbericht an, in dem alles, was von Gott geschaffen wurde, nicht materiell, sondern geistig ist. Das erste Kapitel des ersten Buches Mose berichtet von Gottes Schöpfung des Lichts, des Firmaments, der Erde, der Meere, der Pflanzen, der Lichter am Firmament, der Fische und Tiere und des Menschen. Und dann schließt es mit: „Gott sah alles an, was er gemacht hatte, und sieh, es war sehr gut“ (Vers 31).
Gottes Schöpfung drückt Gott, Geist aus. Und die geistige Idee von Erde wird im Glossar von Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy so beschrieben: „Eine Kugel; ein Symbol für Ewigkeit und Unsterblichkeit, die ebenfalls ohne Anfang oder Ende sind“ (S. 585). Als geistige, ewige Idee ist die Erde unschuldig – ohne ein Element, das Zerstörung hervorbringen oder nach sich ziehen kann. Die Definition im Glossar fährt fort: „Für den materiellen Sinn ist die Erde Materie; für den geistigen Sinn ist sie eine zusammengesetzte Idee.“ Diese beiden Arten, die Erde zu betrachten, sind sehr unterschiedlich, und die Ansicht, die wir hegen – die materielle oder die geistige –, macht den Unterschied darin aus, wie wir die Erde behandeln.
Die Auffassung der Erde als materiell schließt die Auffassung ein, dass die Erde sowohl attraktive Reichtümer als auch viele Gefahren bereithält. Der materielle Sinn sieht die Menschheit als in der Verantwortung für die Erde und dass sie dabei keine gute Arbeit leistet, da sie von den Extremen des Klimawandels überfordert ist und befürchtet, dass nicht genug dagegen getan werden kann oder wird. Er betrachtet die Erde unter den Gesichtspunkten des strategischen Wertes, der Wertsteigerungen, der Gewinnspannen und akzeptabler oder inakzeptabler Verluste. Zu ihm gehört auch die wachsende Befürchtung, dass die derzeitigen Trends die Erde unwiderruflich schädigen.
Der geistige Sinn sieht in der Erde das, was der materielle Sinn nicht erkennen kann: Gott, der Seine eigene vollkommene Schöpfung regiert. Er versteht, worauf sich Christus Jesus im Gebet des Herrn bezieht: „Dein Reich komme. Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel“ (Matthäus 6:10). Der geistige Sinn sieht, dass Gottes Wille ein Gesetz des Guten und der Harmonie und des ewigen Lebens ist – ein Gesetz, das genauso allmächtig auf Erden wie im Himmel ist.
Offensichtlich widersprechen sich der geistige und der materielle Sinn, und in Wirklichkeit kann nur einer wahr sein. Es liegt auch auf der Hand, dass die Art, wie wir die Erde sehen – durch den geistigen oder den materiellen Sinn –, zu unterschiedlichen Ergebnissen führt.
Das wurde auf überzeugende Weise deutlich, als Jesus und seine Jünger auf dem See in einen Sturm gerieten (siehe Markus 4:35–41). Jesus schlief, als der Sturm aufbrauste und das Boot mit Wasser füllte. Die Jünger fürchteten, dass ihr Boot sinken würde, und weckten ihn. Jesus fing nicht an, Wasser aus dem Boot zu schöpfen. Er reagierte nicht furchtsam auf das, was wie eine tödliche Naturgewalt aussah. Die Bibel sagt: „Er stand auf und schalt den Wind und sprach zu dem See: ‚Schweig und verstumme!‘ Und der Wind legte sich, und es entstand eine große Stille.“
Für Jesus war der geistige Sinn – die geistige Wirklichkeit der Erde als harmonisch zu sehen – notwendig, und er fragte seine Jünger: „Warum seid ihr so furchtsam? Wie, habt ihr keinen Glauben?“
Diese Autorität des geistigen Sinnes von Gottes Regierung war auch die Grundlage für Jesus, beunruhigenden Krankheiten wie Lepra furchtlos entgegenzutreten und sie zu heilen sowie der dringlichen Notwendigkeit nachzukommen, Tausende in der Wüste mit Essen zu versorgen, als nur fünf Brote und zwei kleine Fische vorhanden waren.
Die Welt bemüht sich sehr darum, die Komplexität, Nachlässigkeit, Habgier und die nationalen Interessen, die mit einem materiellen Sinn der Erde einhergehen, zu dokumentieren. Dies mag zwar die Notwendigkeit einer Kurskorrektur aufzeigen, doch wenn man von dieser Bestandsaufnahme ausgeht, fühlen sich selbst die ehrenwertesten Verhandlungen knifflig an, und die daraus resultierenden Verträge lassen sich nur schwer ausarbeiten, durchführen und durchsetzen.
Christus Jesus sagte vom geistigen Sinn ausgehend: „Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich“ (Lukas 18:27). Wenn etwas für den materiellen Sinn unmöglich erscheint, so zeigt sich in der ganzen Bibel, in der Geschichte des Christentums und in den Heilungsberichten der Christlichen Wissenschaft, dass das nicht das Ende vom Lied oder das Ende unserer Gebete ist. Wie unmöglich es auch immer dem materiellen Sinn erscheinen mag, die klimabedingten Missstände umzukehren oder zu beheben, so hat Christus Jesus uns gezeigt, dass die Abkehr von einem materiellen Sinn der Erde zur geistigen Wahrheit hin uns den Weg weist.
Und geistige Wahrheit ist für den Menschen Gottes weder mysteriös noch unbekannt. Sie ist der Weg, den Jesus in der Bergpredigt beschreibt. Insbesondere die Seligpreisungen zeigen uns, wie wir in Harmonie mit Geist leben. Sie sprechen von Dingen wie dem Hungern und Dürsten nach Gerechtigkeit, der Sanftmütigkeit, dem reinen Herzen, der Barmherzigkeit und dem Friedenstiften.
Auf diesem Weg zu wandeln ist effektiver Aktivismus. Wissenschaft und Gesundheit erklärt: „Dein Enfluss zum Guten hängt davon ab, welches Gewicht du in die richtige Waagschale wirfst. Das Gute, das du tust und verkörperst, verleiht dir die einzig erreichbare Macht. Das Böse ist keine Macht. Es ist ein Verhöhnen der Stärke, das bald seine Schwäche verrät und fällt, um nie wieder aufzustehen“ (S. 192).
Wenn die Dinge herzzerreißend oder trostlos erscheinen, ist es Gottes Befähigung, die Licht und Verständnis in unser Handeln bringt. Diese göttliche Kraft macht uns alle zu Poeten und Propheten – geistigen Sehern von Gottes göttlicher Schöpfung. Mrs. Eddy schrieb: „Unsere Losungsworte sind Wahrheit und Liebe, und wenn wir in diesen beharren, werden sie uns ganz erfüllen, und wir werden eins sein im Herzen, eins im Beweggrund, im Vorsatz und im Streben“ (Vermischte Schriften 1883–1896, S. 135).
Wenn wir so zusammenarbeiten – unter der Herrschaft von Wahrheit und Liebe – werden wir erkennen, wie wir weise handeln, Fehler korrigieren und liebevoll denen in Not helfen können. Wir werden erkennen, dass es möglich ist, mit unserer geliebten Erde in Harmonie zu leben.
