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Original im Internet

Bei Gott ist jeder willkommen

Aus der Februar 2024-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 8. Mai 2023 im Internet.


Im vierten Kapitel des Johannesevangeliums wird berichtet, dass Christus Jesus einst an einem Brunnen mit einer Frau sprach, die gekommen war, um Wasser zu holen. Jesus erklärte ihr, dass er ihr „lebendiges Wasser“ geben könne, das jeden Durst dauerhaft stillen würde. Die Frau war interessiert und empfänglich. Was mochte solch ein Wasser sein?

Vielleicht finden es wir überraschend, dass Jesus einer völlig fremden Frau, deren Lebensführung noch dazu möglicherweise zweifelhaft war, etwas so Kostbares anbot. Er wusste, dass sie fünfmal verheiratet gewesen war und nun unverheiratet mit einem Mann zusammenlebte. Darüber hinaus gehörten Jesus und die Frau Ethnien an, die traditionell jeden Kontakt mieden.

Wahrhaft befriedigendes, immer verfügbares Wasser, das als „lebendiges Wasser“ oder „Wasser des Lebens“ bezeichnet wird und aus Gott entspringt, ist ein Thema, das mehrmals in der Bibel angesprochen wird. Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, bezieht sich an dieser Stelle in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift auf Jesaja 55:1 und auf Gott als Liebe: „Liebe ist unparteiisch und universal in ihrer Anwendbarkeit und in ihren Gaben. Sie ist die offene Quelle, die ruft: ‚Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser!‘“ (S. 13).

Und sie schreibt in ihrem „Kommunionslied“, wie Wahrheit bestrebt ist, uns zu retten, und alle zu dieser Quelle einlädt:

Sünder, sie ruft dich – „Komm her zur Quelle,
rein’ge das unlautre Herz;
’s ist der Geist, der dich macht rein,
dich erhebt, dich will befrei’n
von der Sünde, von Krankheit und Schmerz.“
(Vermischte Schriften 1883–1896, S. 399)

Die Idee, dass jeder bei Gott, Geist, der göttlichen Liebe, willkommen ist, um Erneuerung und Nahrung von Ihm zu erhalten, ist zur Grundlage meiner Gebete für die Welt geworden. Unvoreingenommene und universale Liebe fordert alle und jeden auf, von ihren Wassern der Reinigung zu trinken und durch sie reingewaschen zu werden. Das schließt mich ein, diejenigen, die meine Ansichten teilen, und, ebenso wichtig, alle, die dies nicht tun.

Das Verständnis, dass Gott bereitwillig jeden Menschen empfängt, damit er an Seinen Gaben teilhaben kann, hat mich von dem Drang befreit, mit anderen zu streiten oder sie davon überzeugen zu wollen, meine Denkweise anzunehmen. Ich kann darauf vertrauen, dass jeder die Einladung erhalten hat, zu Gottes Quelle zu kommen und wirklich den Durst zu löschen, und dass die Einladung auch verständlich ist. Ich lerne zunehmend, dass das Ziel nicht darin liegt, Zustimmung von anderen zu erlangen, sondern dass wir alle lernen, Gott zuzustimmen.

Hunger und Durst kann sich auf vielfache Weise zeigen. Für manche kann er sich als übermäßiger Hunger nach Macht, Geld, Anerkennung oder etwas äußern, das ihre Moral gefährdet oder in Mitleidenschaft zieht. Für andere kann er sich darin zeigen, dass sie sich nach jemandem sehnen, den sie durch Tod, Trennung oder Streit verloren haben. Die lebendigen Wasser der Liebe können jeden Hunger oder Durst nach Gerechtigkeit stillen. Wenn wir einmal von dem Wasser trinken, das Gott bereitstellt, verlieren wir unseren Durst nach unredlichen Dingen.

Ich habe erlebt, dass ein Durst gelöscht wurde, den ich nicht einmal benennen konnte. Bei einer Auseinandersetzung, die nichts mit mir zu tun hatte, wurde eine Morddrohung gegen mich ausgesprochen, als ich acht Jahre alt war. Das geschah vor mehreren Zeugen, und ich wurde eilig in Sicherheit gebracht. Mehrere Wochen lang konnte ich weder zur Schule gehen noch einen Augenblick allein verbringen. Die Situation war eine enorme Belastung für mich und mein Umfeld. Es schien, als seien wir plötzlich alle zu Opfern geworden. Ich erhielt meine physische Freiheit zurück, als die Person, die diese Drohung ausgesprochen hatte, sich das Leben nahm, aber später erkannte ich, dass ich aufgrund dieses Vorfalls nur mühsam Vertrauen zu anderen aufbaute.

Im Verlauf meines Lebens konnte ich dem Mann den überwiegenden Teil der Schmerzen vergeben, die diese Ereignisse bei mir hervorgerufen hatten, doch der Vorfall schien so mit mir verschmolzen zu sein, dass ich nicht erkennen konnte, wie ich ihn jemals ganz würde loslassen können. Ich hatte akzeptiert, dass er immer ein Teil von mir sein würde.

In jüngerer Vergangenheit kamen wieder diese Wochen in meiner Kindheit auf, als ich über meine wahre Identität nachdachte und betete. Ich fragte mich, wieso ich mich nicht von diesen Erinnerungen trennen konnte. Ich wollte gern, konnte aber nicht erkennen, wie. Plötzlich erhielt ich folgende mentale Botschaft: „Dann bindest du ihn daran.“ Meine Reaktion war spontan und ohne Rückhalt: Das wollte ich nicht für ihn, was auch immer passiert sein mochte! Und damit war alles vorbei. Ich konnte die Sache loslassen, nicht nur, um selbst frei zu sein, sondern auch, um die andere Person ganz von den Ereignissen zu befreien, die uns zusammengekettet zu haben schienen.

Es war, als hätte sich das Band der schlimmen Erinnerungen von selbst gelöst, oder vielmehr, als wenn es niemals überhaupt existiert hätte! Ich war von tiefer Dankbarkeit für uns beide erfüllt.

Dieser Augenblick war wundervoll und berührte mich tief. Die Erkenntnis, dass diese Zeit in meiner Kindheit weder ändern konnte noch geändert hatte, wer ich bin – dass sie mich nicht nachtragend oder rachsüchtig oder niederträchtig gemacht hatte –, befreite mich auf eine Weise, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Ich hatte bis dahin verstanden, dass die Erfahrung mir nicht geschadet hatte, doch jetzt verstand ich, dass sie mich nicht einmal berührt hatte. Und ich war sicher, dass die andere Person ebenfalls davon reingewaschen war.

Immer bei Gott willkommen zu sein, um sich zu ändern, bedeutet nicht, dass sich diese Änderung auf magische Weise vollzieht. Ob man jemandem absichtlich oder versehentlich Schaden zugefügt hat oder sich selbst als Opfer fühlt, es ist immer möglich, bereit zu werden, unsere gottgegebene Reinheit und Vollständigkeit zu erkennen und zu demonstrieren. Um das „unlautre Herz“ zu reinigen, müssen wir ehrlichen Einsatz zeigen und die Art von Reinigung zulassen, die Geist uns verordnet. Sie muss mit der Erkenntnis beginnen, dass eine Änderung vonnöten ist, und die Bereitschaft beinhalten, diese Änderung auch anzunehmen.

Mrs. Eddy schreibt: „Die Bereitwilligkeit, wie ein kleines Kind zu werden und das Alte für das Neue aufzugeben, macht das Denken für die vorgeschrittene Idee empfänglich. Die Freudigkeit, die falschen Orientierungspunkte zu verlassen, und die Freude sie verschwinden zu sehen – diese Einstellung hilft die endgültige Harmonie herbeizuführen. Die Läuterung von Sinn und Selbst ist ein Beweis des Fortschritts“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 323–324).

Solange wir glauben, dass Gott Sünderinnen und Sünder erschaffen hat, werden wir uns mit dem Ergebnis von Sünde abgeben müssen. Doch wir können uns der göttlichen Liebe zuwenden und verstehen, dass ein von Gott erschaffener Sünder eine Unmöglichkeit ist, denn Gott hat Seine Kinder von Grund auf so gut erschaffen, wie Er selbst ist.

Für die Menschheit zu beten, ist ein Privileg und eine Pflicht. „Wahrhaft beten heißt nicht Gott um Liebe bitten, es heißt lieben lernen und die ganze Menschheit in eine Liebe einschließen“ (Mary Baker Eddy, Nein und Ja, S. 39). Es ist erheblich einfacher, unser Gegenüber zu lieben, wenn wir verstehen, dass jeder Mensch, mit dem wir es zu tun haben oder den wir in unsere Gebete einschließen, ebenso willkommen am lebendigen Wasser der Liebe ist, wie wir. Auf dieser Grundlage nimmt folgende Verheißung in der Offenbarung in der Bibel zunehmend Form für mich an: „Der Geist und die Braut sprechen: ‚Komm!‘ Und wer es hört, der spreche: ‚Komm!‘ Und wen dürstet, der komme; und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst“ (22:17).

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