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Original im Internet

Gottes Barmherzigkeit fühlen

Aus der Februar 2024-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 13. November 2023 im Internet.


Es gab eine Zeit, in der ich dachte, ich sei meinem Körper völlig ausgeliefert. Ich hatte gerade eine Fehlgeburt erlebt und empfand großen Schmerz und überwältigenden Verlust. Jedoch wurde diese Erfahrung kurz darauf zu einem Wendepunkt für mein Verständnis von Gott.

Einige Monate vor der Fehlgeburt war mir beim Bibelstudium immer wieder das Wort Barmherzigkeit aufgefallen. Ich hatte die Bibel aufmerksam und mit wachem Interesse gelesen und wahrgenommen, welche Wörter, Verse und Geschichten mich berührten, und diese mit den Gedanken und Beweggründen verglichen, die ich in meinem Leben feststellte. Sobald ich irgendeinen Unterschied zwischen dem erkannte, was die Bibel über Gott als die Quelle alles Guten aussagt, und Gedanken, die diesem geistigen Verständnis widersprachen, wusste ich, dass diese Gedanken umgewandelt werden mussten. Wenn mir also die Hinweise auf Gottes Barmherzigkeit auffielen, notierte ich sie mir. 

Ich stellte fest, wie wenig ich darüber wusste, was die geistigen Denkerinnen und Denker der Bibel über Gottes Barmherzigkeit aus ihren Erfahrungen gelernt hatten. Nehmen wir zum Beispiel diesen Psalm: „Denke an deine Barmherzigkeit, Herr, und an deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind“ (Psalm 25:6). Gottes Barmherzigkeit ist gütig und immer gegenwärtig. Verbinden wir dieses Verständnis von Gott mit der Anfangszeile aus dem Gebet, das Christus Jesus seinen Nachfolgerinnen und Nachfolgern gab: „Unser Vater im Himmel“ (Matthäus 6:9), so wird deutlich, dass Gott, die göttliche Liebe – unsere göttliche Mutter und unser göttlicher Vater sowie die Quelle aller Liebe – uns als Seine Kinder zärtlich umsorgt, ganz gleich was passiert.

Auch dieser Vers aus den Klageliedern zeigte mir, wie sehr wir uns auf Gottes Fürsorge verlassen können: „Die Güte des Herrn ist es, dass wir nicht ganz am Ende sind; seine Barmherzigkeit hört nicht auf“ (3:22). Das hatte ich in meinen Leben an Heilungen erkannt, nicht zuletzt von Einsamkeit und Depression. Gottes Güte und Seine Barmherzigkeit bewahren uns davor, von Dunkelheit, Furcht und – wie bei der Fehlgeburt – von Schmerz und immensem Verlust verzehrt zu werden.

Als also der Gedanke kam, ich sei meinem Körper ausgeliefert, war ich doppelt aufmerksam. Das widersprach völlig dem, was ich aus der Bibel gelernt und in meinem Leben über Gottes zärtliches, unerschütterliches und dauerhaftes Erbarmen erfahren hatte. In dem Augenblick, als ich das erkannte, wurde mir Gottes Liebe zu mir viel wirklicher als der physische Schmerz. Ich war mir plötzlich der Liebe bewusst, die ich empfand, als ich diese Verse las. Folgende Einsicht erfüllte mich: „Ich unterstehe ausschließlich der Barmherzigkeit des all-liebenden, allmächtigen Gottes, der für mich sorgt und mir niemals Schmerzen bereiten würde. Mein Körper hat keine Macht, Barmherzigkeit zu schenken oder vorzuenthalten.“ Aller Schmerz verschwand schnell.

Damit endete diese Lektion über Gottes Barmherzigkeit jedoch nicht. Ich kämpfte immer noch mit dem Gefühl der Verzweiflung über den Verlust. Fragen quälten mich wie: „Was habe ich falsch gemacht?“ oder: „Womit habe ich das verdient?“ Eines Nachts rief ich, in Tränen aufgelöst und unfähig, Gottes Liebe zu fühlen, eine Praktikerin der Christlichen Wissenschaft an. Das ist eine Person, die anderen durch Gebet hilft. Die Liebe, die sie zum Ausdruck brachte, hüllte mich sofort ein. Sie sprach mit mir darüber, wie sehr mich Gott liebt, und teilte mir viele andere tröstliche Ideen mit: Gott bestraft mich nicht mit einer Fehlgeburt. So handelt Gott nicht. Ich bin keine Sünderin. Ich bin Gottes strahlendes Kind – das Kind des Lichts und des göttlichen Lebens, nicht das der Dunkelheit und des Verlustes.

Diese Ideen eröffneten mir einen Bereich in meinem Denken, der der Umwandlung bedurfte. Ohne es zu bemerken, hatte ich die Ansicht mit mir herumgeschleppt, dass sich jeder Gottes Fürsorge und Zuneigung verdienen musste. Wenn etwas im Leben schief lief oder aus den Fugen geriet, glaubte ich, dass das daran lag, dass jemand etwas falsch gemacht und damit Gottes Fürsorge und Schutz verwirkt hatte. Ich hatte nicht nur mich selbst so gesehen, sondern bewertete ständig die Schwächen anderer. Der Ausgangspunkt dieser Überlegungen war eine materielle Ansicht von Identität, statt des Verständnisses, das Jesus von unserer wahren, geistigen und von Gott geschaffenen Identität hatte.

Das war eine weitere Gelegenheit, etwas über Gottes Barmherzigkeit zu lernen. Mary Baker Eddy, eine hingebungsvolle Erforscherin der Bibel, schrieb in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Die Gerechtigkeit verlangt die Umwandlung des Sünders. Die Barmherzigkeit hebt die Schuld nur auf, wenn die Gerechtigkeit zustimmt“ (S. 22). Umwandlung ist unerlässlich, um Gottes immer-gegenwärtige Barmherzigkeit zu erlangen. Ich begriff die große Schuld, die ich mit mir herumtrug, weil ich andere und mich beurteilte.

Ich begann, mich auf das Gute und die Anmut, die die Menschen in ihrem Leben ausstrahlten, zu konzentrieren. Jedes Mal, wenn ich in Gedanken die vermeintlichen Defizite eines Menschen katalogisierte, wandte ich meinen Blick wieder seiner wahren gottähnlichen Natur und den geistigen Eigenschaften zu, die zum Ausdruck gebracht wurden, wie Weisheit, Intelligenz, Liebenswürdigkeit oder Humor. Dies diszipliniert durchzuführen wandelte meinen Gedanken um. Die Trauer löste sich auf. Gedanken der Hoffnungslosigkeit darüber, nicht in der Lage zu sein, eine Schwangerschaft bis zum Ende auszutragen, verschwanden.

Während dieser Zeit der Umwandlung hatte ich auch mit der Vorstellung gerungen, dass Gott die Fehlgeburt bewirkt hatte, weil ich etwas falsch gemacht hatte – vielleicht von dem Kinderwunsch besessen war oder eine andere verborgene Sünde beherbergte, die ich noch nicht überwunden hatte. Aber durch diese Erfahrung lernte ich, dass die Gerechtigkeit der göttlichen Liebe nicht durch Schmerz oder Verlust kommt. Das wäre widersprüchlich zu allem, was ich über Gottes Liebe für jeden von uns erkannt hatte.

Statt durch Strafe erschien mir Gottes Gerechtigkeit durch Seine Liebe und zeigte mir, wie ich mein Denken über mich und andere umwandeln kann. Das ermöglichte mir, Fortschritt zu machen, frei von diesen törichten Beurteilungen und offener für Seine Führung zu sein. Ich fand einen beständigeren Frieden. Und dieser neu gefundene Friede führte mich dazu, der klaren Intuition zu folgen, in den nächsten Jahren einen Hochschulabschluss zu machen, der meine Fähigkeit, anderen von Nutzen zu sein, erweiterte.

Als mein Mann und ich einige Jahre später erfuhren, dass ich schwanger war, war diese Erfahrung nicht durch die Furcht vor einer Fehlgeburt belastet. Unsere Tage waren von geistiger Festigung geprägt, besonders während der zu behütenden ersten Wochen. Wir wussten, dass unser Kind und unsere Freude vollständig von Gott ausgetragen wurden und nicht von meinem Körper oder einer Reihe von potenziell fehlerhaften, physischen Abläufen. Wir waren nicht der Willkür von irgendetwas oder irgendjemandem ausgesetzt. Nur Gottes Macht war am Werk. Diese geistige Tatsache begleitet uns auch weiterhin bei der Erziehung unserer Tochter, die jetzt ein Kleinkind ist.

Niemand ist der Willkür von Schmerz, Sünde, Krankheit oder Tod ausgesetzt. Wir alle, jede Generation und jede Nation, werden von Gottes zärtlicher Barmherzigkeit regiert. Gottes liebevolle Gerechtigkeit, die Umwandlung und das geistige Verständnis, die Er uns schenkt, erneuern und stärken uns und bringen uns voran.

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