Versuchen wir, mit oder ohne Gottes Hilfe, ein großartiges und edles Leben zu führen? Oder lassen wir zu, dass die Vortrefflichkeit des Lebens, das Gott uns bereits geschenkt hat, zum Vorschein kommt? Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift erklärt: „Wir müssen vollkommene Vorbilder im Denken formen und ständig auf sie schauen, sonst werden wir sie niemals zu einem großartigen und edlen Leben ausgestalten“ (Mary Baker Eddy, S. 248).
Während meiner Jugend als Christliche Wissenschaftlerin habe ich diese Aussage gelesen und dachte: „Fantastisch! Ich will nicht nur ein großartiges und edles Leben, sondern wenn ich mich auf das Leben fokussiere, das ich will, werde ich es auch kriegen.“ Man könnte sagen, dass ich das las, was ich hören wollte.
Zu meiner Verteidigung: Ich war nicht völlig auf dem Holzweg. Mrs. Eddys Aussage unterstreicht die Tatsache, dass ein „großartiges und edles Leben“ nicht nur erreichbar, sondern ein rechtmäßiger Wunsch ist. Meine allzu schnell gezogene Schlussfolgerung führte jedoch zu zwei Fehlern. Erstens: Ich setzte ein falsches Verständnis von menschlicher Leistung an die Stelle des Lauschens auf Gottes Willen und des entsprechenden Handelns. Und zweitens: Ich versuchte etwas zu erreichen, das ich nie verloren hatte – und nie verlieren könnte.
Infolgedessen fühlte ich nie tiefe Befriedigung, selbst wenn es aus menschlicher Sicht den Anschein hatte, dass ich die Ziele erreichte, für die ich gearbeitet hatte. Es war, als würde ich versuchen, einen Ball aufzuheben, der immer wieder weggekickt wurde. Tatsächlich versuchte ich, etwas aufzuheben, das ich in Wirklichkeit nie hatte fallen lassen – die Wahrheit darüber, wie Gott mich bereits geschaffen hatte.
Mrs. Eddys Aussage weist auf die Forderung der Christlichen Wissenschaft hin, unsere allgegenwärtige, geistige Identität zu demonstrieren, anstatt uns mit einer begrenzten Sicht von dem zufrieden zu geben, wer und was wir sind. Um dieser Forderung gerecht zu werden, müssen wir die Dinge ordnungsgemäß – d. h., in der richtigen Reihenfolge – betrachten. Das hatte ich noch nicht getan. Wie eine Checkliste, die Fluggesellschaften im Rahmen der Wartung ihrer Flugzeuge regelmäßig durchgehen, müssen wir unser Denken regelmäßig überprüfen, um sicher zu sein, dass wir „die Wirklichkeit und Ordnung des Seins in ihrer Wissenschaft ... erfassen“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 275). Um alles ordnungsgemäß zu machen, müssen wir Gott an die erste Stelle setzen – Seine Allmacht, Güte und Vollkommenheit anerkennen.
Zu dieser mentalen Checkliste gehört für mich, dass ich mir regelmäßig die folgenden Fragen stelle:
- Erkenne ich, dass Gott die einzige Ursache und der einzige Schöpfer ist und dass ich Sein guter und vollkommener Ausdruck bzw. Seine Idee bin?
- Schreibe ich Gott wirklich zu, meinen Tag und mein Leben zu leiten? Höre ich auf Seine Weisungen? Oder sage ich Gott, wo ich hinwill, und bitte Ihn, mir zu helfen, dorthin zu gelangen?
- Wenn ich mich als Gottes Idee identifiziere, sehe ich mich dann als tatsächlich fähig, das zu demonstrieren, wozu Gott mich bestimmt hat? Oder sehe ich mich als einen unvollkommenen Menschen, der etwas Besseres werden muss – oder dazu aufgefordert wird?
In dem Maße, wie ich mir diese Fragen stelle, um sicherzustellen, dass ich Gottes Führung folge, statt Gott zu bitten, meiner Führung zu folgen, bin ich dankbarer und zufriedener mit den Erfolgen, die sich in meinem Leben entfalten. Und ich warte nicht mehr darauf, dass diese Ereignisse oder Errungenschaften mir die Erfüllung bringen. Zufriedenheit und Frieden zeigen sich ganz natürlich als ein Aspekt dessen, was ich bereits bin – ungeachtet der Ereignisse, die in meinem Leben geschehen oder nicht geschehen. Ich stelle auch fest, dass meine Bemühungen von weniger Angst, Reibungen und Frustration begleitet werden und stattdessen mit einem größeren Gefühl von Vertrauen und Harmonie einhergehen.
Eines der wichtigsten Dinge, die diese Fragen bewirken, ist, dass sie mich auf subtile Rechtfertigungen aufmerksam machen, die mich vom Kurs abbringen und dazu führen könnten, gegen das Erste Gebot zu verstoßen: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir“ (2. Mose 20:3). Durch mein Studieren der Christlichen Wissenschaft ist mir klar geworden, dass ich jedes Mal, wenn ich von mir selbst als Schöpferin (und sei es von meinem eigenen Fortschritt und meiner eigenen Entfaltung) ausgehend versuche, Vortrefflichkeit oder Gutes zu erschaffen, die Person oder das Selbst an die Stelle von Gott setze.
Das geht auf gar keinen Fall. Gott hat bereits alles vollkommen erschaffen, einschließlich unserer Individualität als Sein Bild und Gleichnis. Die Christliche Wissenschaft hilft uns zu entdecken, wer wir bereits sind.
Neben dem Ersten Gebot gibt es noch andere nützliche Hilfsmittel, die dazu beitragen, das „Cockpit“ von den zerstörerischen Überzeugungen einer persönlichkeitsbezogenen Existenz frei zu halten. Dazu gehört diese Aussage aus der Genesis: „Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte, und sieh, es war sehr gut“ (1. Mose 1:31). Nicht: Ich hab’s gemacht, sondern: Er hat’s gemacht. Welch ein Gefühl der Erleichterung, dass es meine Aufgabe ist, Sein Werk zu sehen und ich nicht darum kämpfen muss, ein neues Porträt von mir zu zeichnen.
Ein weiteres Hilfsmittel, das ich immer zur Hand habe, ist diese Aussage: „Die Grundlage sterblicher Disharmonie ist eine falsche Auffassung vom Ursprung des Menschen. Richtig anfangen heißt richtig enden“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 262). Ich verstehe jetzt, dass wir, um die Entfaltung unserer bereits vorhandenen Qualität – unseres „Genug-Seins“ – zu erleben, nicht auf der Startbahn des Lebens mit der Annahme beschleunigen können, auf unserem Weg zur Vollkommenheit vorerst unvollständig zu sein und noch mitten in der Produktion zu stecken.
Eine weitere Orientierungshilfe der Christlichen Wissenschaft, die mir hilft, meinen Weg zu finden, ist diese: „Lasst uns die Wissenschaft akzeptieren, alle auf dem Zeugnis der Sinne beruhenden Theorien fallen lassen, unvollkommene Vorbilder und trügerische Ideale aufgeben; und lasst uns so einen Gott, ein Gemüt haben, das vollkommen ist, und Seine eigenen Vorbilder der Vortrefflichkeit hervorbringt“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 249). Genau hier werden wir auf die „Vorbilder der Vortrefflichkeit“ verwiesen, die das göttliche Gemüt bereits hervorgebracht und erschaffen hat.
Als weitere Anleitung folgt diese: „Lasst uns die göttliche Energie des Geistes fühlen, die uns zu neuem Leben führt und weder einer sterblichen noch einer materiellen Kraft die Fähigkeit zu zerstören zuerkennt. Freuen wir uns, dass wir der göttlichen ‚Obrigkeit̒‘ unterstehen. Das ist die wahre Wissenschaft des Seins“ (ebd.).
Wie wunderschön beginnt Mrs. Eddy diese Aussagen mit dem Wort „lasst“, und wie kraftvoll beschreibt dieses Wort die Leichtigkeit, mit der wir uns von einem falschen Gefühl des menschlichen Willens abwenden und uns den Qualitäten unserer wahren Identität zuwenden – Qualitäten wie Vertrauen, Gehorsam und Liebe. Es ist ganz natürlich und normal zu „lassen“, sich zu entspannen und auf Gottes Allwissenheit, Güte und Größe zu vertrauen. Es ist ebenso natürlich, dass die Entfaltung unseres Lebens freudig und inspirierend ist und nicht enttäuschend oder langwierig.
Danach zu streben, Gottes Willen geschehen zu lassen, statt zu versuchen, meinen eigenen Weg zu bahnen, heißt nicht, dass ich mich nie verlaufe. Aber wenn das passiert, gibt mir die Christliche Wissenschaft die Landkarte, die mich nach Hause führt – zu Gott, Seinen offenen Armen der Liebe und Seiner korrekten Sicht auf mich als gesund und vollständig, sicher, unentbehrlich, gut und ewig.
Die Sache mit diesen Orientierungshilfen ist, dass wir sie nutzen müssen. Wenn wir das tun, können wir uns des Weges, auf dem wir uns befinden, sicher sein und darauf vertrauen, richtig geführt zu werden. Wenn wir Gott an die erste Stelle setzen, können wir das Leben der Vortrefflichkeit entdecken, das Gott jedem von uns bereits geschenkt hat. Und die Arbeit, die wir individuell tun, um diese Vortrefflichkeit zu demonstrieren, segnet uns alle gemeinsam.
Ein klarerer Himmel (wie auch ein klareres Leben), der in Gottes Herrlichkeit erstrahlt, ergibt sich ganz natürlich aus der Arbeit, die wir alle leisten, indem wir Gott als unsere Ursache und uns als Gottes Wirkung entdecken. Lassen Sie uns das glorreiche geistige Sein feiern, das wir alle als Seine schönen, harmonischen und vollendeten Ideen besitzen.