Einmal saß ich für mich allein und betete ungefähr so: „Wow, ich dachte wirklich, dass ich ein ziemlich guter Vater sein würde, aber Gott, ich habe das Gefühl, alles falsch zu machen, und brauche jetzt wirklich, wirklich Deine Führung, um diesen Kindern helfen zu können.“
Wir finden in der Bibel folgende Aussage des Apostels Paulus: „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark“ (2. Korinther 12:10). Menschliche Schwäche fühlt sich zwar nicht gerade gut an, doch in gewisser Weise ist sie gar nicht so schlecht – besonders bei der Kindererziehung. Zu verstehen, dass man es nicht allein schafft, öffnet einen dafür, die göttliche Gegenwart zu suchen und auf Gottes Führung zu lauschen. In jenem Augenblick hatte ich ein tiefes Verlangen danach, Gott als Vater-Mutter bei der Fürsorge für unsere Kinder widerzuspiegeln und das, was ich hinsichtlich der Wahrheit über Gott, mich selbst und meine Familie wusste, aktiv in die Tat umzusetzen.
Und Gott hat mir an jenem Abend geholfen. Ich hörte drei Dinge über die geistige Grundlage der Rolle von Eltern, die ich zu lernen hatte. Seitdem wachse ich sowohl in meinem Verständnis dieser Dinge als auch in meiner Fähigkeit, sie zu praktizieren. Die drei Dinge waren: Harre auf Gott, stärke den Weizen und übergebe das Kind Gott.
Harre auf Gott
Diese biblische Anweisung deutet darauf hin, wie wertvoll es ist, menschliche Worte und Handlungen einzustellen und im Gebet um die Führung der göttlichen Liebe zu bitten.
Innehalten, geduldig sein, ermöglicht uns, die Gegenwart des Christus, der geistigen Idee der göttlichen Liebe, zu fühlen, eine Gegenwart, die in der Bibel als „Gott mit uns“ bezeichnet wird (Matthäus 1:23); und in diesem Raum des Wartens und Lauschens auf Gott verstehen wir, dass wir in der Kindererziehung nicht allein dastehen.
Wenn die Kindererziehung schwer wird, suggerieren uns falsche Denkweisen – das, was Jesus als den „Lügner“ bezeichnete –, dass wir etwas tun müssen, und zwar jetzt sofort. In der Hitze des Gefechts kann es sich anfühlen, als ob zwischen dem, was das Kind tut oder sagt, und der Notwendigkeit, darauf zu reagieren, keine Zeit ist, um zu entscheiden, wie man reagieren soll – keine Zeit, um auf Gott zu harren. Doch in Wahrheit existiert zwischen Auslöser und Reaktion immer eine Wahlmöglichkeit – es gibt das gottgegebene Recht, innezuhalten, geduldig zu sein, im Gebet zu lauschen und dann aktiv zu werden, wenn wir dazu inspiriert sind. Das muss kein ausgedehnter Prozess sein. Das Innehalten-Lauschen-Empfangen kann in einem Augenblick stattfinden.
Auf Gott zu harren gestattet uns, zuversichtlich zu sein, dass wir in jeder Situation konstruktiv reagieren werden. Dazu gehört, sich selbst zuzugeben, dass wir „alles in Gott, dem Guten, finden und kein anderes Bewusstsein benötigen“, wie Mary Baker Eddy in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift gelehrt hat (S. 264). Innezuhalten gestattet uns zu überlegen, wie Gott das Kind sieht. Und wenn wir dann geistig sehen wie Gott, können wir zwischen unangemessenen Taten oder Worten einerseits und der von Gott erschaffenen Identität des Kindes andererseits unterscheiden.
Auf der Grundlage der Erkenntnis, dass Kinder Gott repräsentieren, ist es möglich zu erkennen, dass schlechtes Verhalten bei Kindern kein persönliches Vorgehen gegen uns ist, sondern etwas, das ihnen von außen auferlegt wurde – es entspricht nicht ihrer von Gott erschaffenen geistigen Identität. Dann können wir erkennen, dass es in Wirklichkeit ein Verlangen nach Liebe ist. Von diesem Standpunkt aus können wir im Gebet bestätigen, dass sie direkt von der göttlichen Liebe alles hören können, was ihre tieferen Bedürfnisse stillt.
Jedes Kind hat das gottgegebene Recht, die Kommunikation der göttlichen Liebe wahrzunehmen und dafür empfänglich zu sein.
Den Weizen stärken
Das nächste der drei Dinge war, den Fokus auf Antworten und nicht auf die Probleme zu richten. Jesus hat uns das in seinem Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen gelehrt, das im Matthäusevangelium enthalten ist (siehe 13:24–30). In dieser Geschichte erzählt Jesus von jemandem, der Unkraut im Feld eines Menschen aussät, um dessen Weizenernte zu zerstören. Als die Knechte entdecken, was passiert ist, fragen sie den Besitzer des Feldes, ob sie das Unkraut ausjäten sollen, doch überraschenderweise sagt dieser nein, denn dann wird eventuell auch der Weizen ausgerissen. Er sagt ihnen, sie sollen stattdessen das Unkraut und den Weizen zusammen bis zur Ernte wachsen lassen. Dann ist das Unkraut leicht zu erkennen, da es größer und dunkler ist als der Weizen.
Für Eltern heißt das in Bezug auf die Kindererziehung, dass es mehr darum geht, dieser biblischen Führung zu folgen und den Weizen zu stärken, als darum, das Unkraut auszujäten. Wenn das Gute gestärkt wird, gedeiht es, und das, was im Moment als so schwierig erschien, verschwindet als etwas, das nie eine echte Wirklichkeit oder Macht hatte, das Gute zu zerstören. Den Weizen zu stärken bedeutet, die göttliche Idee, das von Gott erschaffene Kind, zu sehen und aktiv das Gute zu kräftigen, das das Kind zum Ausdruck bringt. Da Gott vollständig gut ist, kennt Er die Probleme nicht. Stattdessen kennt und weiß Gott die Lösungen für die Eltern und das Kind.
Diese Art von Erziehung erfüllt die biblische Anweisung, das Gute zu behalten (siehe 1. Thessalonicher 5:21). Und Mary Baker Eddy ging folgendermaßen darauf ein, wie Christus Jesus am Guten – am Geistigen – festhielt und was daraus entstand: „Jesus sah in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen, der ihm da erschien, wo den Sterblichen der sündige sterbliche Mensch erscheint. In diesem vollkommenen Menschen sah der Erlöser Gottes eigenes Gleichnis, und diese korrekte Anschauung vom Menschen heilte die Kranken“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 476–477). Das heilt auch alles andere. Deshalb muss unsere Arbeit als Eltern auf dieser Grundlage der Christlichen Wissenschaft getan werden – wir müssen die von Gott erschaffene Idee erkennen und wissen, dass das Kind von Gott befähigt ist, alles zu hören und umzusetzen, was gut ist.
Folgende Erkenntnis hilft mir dabei, dies tun zu können: Kindererziehung in ihrer reinsten, geistigen Form ist nicht etwas, was wir auf uns gestellt in unserer Eigenschaft als menschliche Wesen tun. Gute Eltern zu sein bedeutet widerzuspiegeln, was unser göttlicher Vater-Mutter-Gott, unser aller Erzieher, tut. Auf dieser Grundlage ist gute Kindererziehung nicht nur möglich, sondern unumgänglich und natürlich.
Das Kind Gott übergeben
Es ist sehr, sehr wertvoll, bereit zu sein, das Kind mental Gott zu übergeben und der göttlichen Liebe anzuvertrauen. Das bedeutet nicht, dass man die Bedürfnisse des Kindes, einschließlich angemessener Führung, vernachlässigt, doch Eltern können auf die Wahrheit vertrauen und bezeugen, dass Gott kommuniziert, was genau benötigt wird, um Kinder auf konstruktive Weise zu fördern.
Als ich klein war, las mir meine Mutter folgendes Gedicht aus einem Christian Science Sentinel, einer Schwesterzeitschrift des Herolds, vor. Sie hatte es auswendig gelernt, damit sie es täglich für mich und sich selbst beten konnte. Als meine Frau und ich Kinder bekamen, habe ich es auch gelernt.
Freigeben
Geliebtes Kind, o möge ich dich seh’n
wohlauf, von Ihm behütet stets, um zu versteh’n,
dass jenseits meiner mütterlichen Hut
ich weiß, was Gott auch weiß, und das ist gut.
O lass mich lösen dich von jenem Band,
welches der Sinn in falschem Anspruch fand,
begrenzt, geformt aus Furcht, Wunsch, Plan,
zu binden deinen Willen meinem an.
Stattdessen bringt Er, dessen Liebe dich
und mich erhält, mit Vollmacht mich
dazu, vom Menschenwillen abzuseh’n,
erkennend, dass wir uns noch näher steh’n.
(Abigail Joss, Herold-Online, 17. Juni 2024)
Gott das eigene Kind zu übergeben bedeutet, bewusst Gutes für den Sohn oder die Tochter zu erwarten und die Erziehung vom eigenen Selbst zu trennen. Es bedeutet, die machtvolle Gegenwart Gottes, der Vater-Mutter-Liebe, zu verstehen. Das Kind Gott zu übergeben bedeutet außerdem zu vertrauen, dass Gottes Liebe das Kind und uns beschützt, anleitet, reinigt, stärkt und uns weiterhilft, selbst wenn wir meinen, davor alles falsch gemacht zu haben.
Wenn wir verstehen, dass Geist allein das Leben unserer Kinder entfaltet und dass Liebe sie auf jedem Schritt ihrer Reise umgibt, können wir unsere Rolle als Eltern demütig, hoffnungsvoll und mit Geschick erfüllen. Harren wir also auf Gott, stärken wir den Weizen und übergeben wir unsere Kinder mental der immer gegenwärtigen Erziehung der göttlichen Liebe. Das kann nur zu Segen und Fortschritt führen.