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Original im Internet

EDITORIAL

Was ist die Motivation?

Aus der Mai 2025-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 20. Januar 2025 im Internet.


Wenn man von einem furchtbaren Verbrechen oder einer Gewalttat hört, stellt sich oft als Erstes die Frage, wie es dazu kommen konnte und worin das Motiv lag. Bei dem Versuch, solche Geschehnisse irgendwie zu verstehen, bemüht sich die Gesellschaft darum, der Ursache auf den Grund zu gehen. Ermittler suchen nach einem Auslöser, einem Anlass, einer Denkweise. Wenn man die gedanklichen Hintergründe einer Tat verstehen würde, könnte man das Unfassbare vielleicht nachvollziehen, was zumindest dazu führen könnte, solche Verbrechen in Zukunft vorzubeugen.

Die zugrunde liegenden Impulse zu verstehen ist in der Tat wichtig. Taten bauen auf Gedanken auf, und mithilfe der Untersuchung des einer Tat zugrunde liegenden Denkens bewegen wir uns auf den Bereich zu, in dem echte Änderungen stattfinden können. Das Verständnis der wahren Motivation ist hierbei der erste Schritt.

Die Dinge aus materieller Sicht zu betrachten kann uns zu der Vorstellung führen, dass jeder einzelne Mensch eigenständig motiviert ist – Motive hat, die aus seinem Denken, seiner persönlichen Geschichte, seinen Vorlieben, Abneigungen und seiner Veranlagung erwachsen. Doch die Christliche Wissenschaft, die die Wahrnehmung auf eine geistige Grundlage hebt, zeichnet ein völlig anderes Bild von uns allen. Mary Baker Eddy, die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft, schrieb über unser wahres Wesen, den Menschen im Allgemeinen: „Die Heilige Schrift sagt, dass der Mensch zum Bild und Gleichnis Gottes erschaffen ist. ... Der Mensch ist Idee, das Bild der Liebe; ... das, was kein von Gott getrenntes Gemüt hat; das, was nicht eine einzige Eigenschaft hat, die nicht von der Gottheit stammt; das, was kein Leben, keine Intelligenz noch schöpferische Kraft aus sich selbst besitzt, sondern alles geistig widerspiegelt, was zu seinem Schöpfer gehört“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 475).

Diese Worte bieten uns einen völlig anderen Ausgangspunkt. Gott – das Gute, göttliche Liebe, harmonisches Gemüt – regiert jede und jeden von uns. Und da das göttlich Gute Alles und erhaben ist, kann niemand jemals außerhalb dieser Regierung stehen. Das ist unser Ausgangspunkt für die geistige Wahrnehmung unserer Schwestern und Brüder als das, was sie wirklich sind: keine unabhängig Handelnden, die imstande sind, verunglimpfende, schädliche oder hasserfüllte Gedanken zu hegen oder Schaden anzurichten, sondern der Ausdruck des einen Gemüts, der einen Liebe, Gottes, der nur in Übereinstimmung mit Liebe, dem intelligenten Guten, leben und handeln kann.

Wir sind nicht die ersten, die aufgefordert sind, alles in diesem von Gott ausgehenden Licht zu betrachten. In der Apostelgeschichte in der Bibel erhält ein Jünger von Jesus mit Namen Hananias beispielsweise den Auftrag, einer furchteinflößenden Person entgegenzutreten: Saulus von Tarsus, der die Christen terrorisiert hat. Die Bibel berichtet, dass die Botschaft als göttliche Vision zu Hananias kommt, doch Hananias hat Zweifel. „Herr“, sagt er, „ich habe von vielen über diesen Mann gehört, wie viel Böses er deinen Heiligen in Jerusalem getan hat“ (9:13).

Nun wird Hananias aufgefordert, genauer hinzusehen, geistiger zu schauen: „Geh hin; denn er ist mir ein auserwähltes Werkzeug, um meinen Namen vor Nationen und vor Könige zu tragen und vor die Kinder Israel“ (Vers 15). Das ist ein Augenblick großer Veränderung in der dramatischen Umwandlung von Saulus in einen Nachfolger Jesu mit dem Namen Paulus, der Apostel – eine der wichtigsten Figuren in der Geschichte des Christentums.

Der Christus, die Offenbarung der Wahrheit über unsere gottgegebene Natur, war zuvor zu Saulus gekommen, um ihn zu erhellen und umzuwandeln, und kam nun zu Hananias, damit dieser Saulus in seinem wahren Licht zeigte. Auf diese Weise kommt der Christus heute zu uns, um „Wahrheit und Liebe als die treibenden Kräfte des Menschen“ zu offenbaren (Wissenschaft und Gesundheit, S. 490). Wir können alle zu diesem kollektiven Guten beitragen, indem wir die Botschaft des Christus über unsere eigenen Motive und unsere eigene Natur in uns einlassen – indem wir sie in die Tat umsetzen und in anderen wahrnehmen, und möglicherweise ganz besonders in denjenigen, die am wenigsten Christus-ähnlich zu sein scheinen.

Einmal wurde ich von einer Kommissarin in meiner Stadt gebeten, hinsichtlich eines Falls von Kinderpornografie zu beten, in dem sie seit mehreren Monaten ermittelte. Sie verstand, dass Gebet, wie es in der Christlichen Wissenschaft gelehrt wird, eine wahre Hilfe sein kann. Obwohl die Polizei einen der Hauptakteure festgenommen hatte, kam der Fall nicht voran, weil der Mann keine Aussage machte.

Beim Beten kam mir der Gedanke, dass die Beteiligten dauerhaft unschuldig sein mussten, weil sie Gott dauerhaft widerspiegelten. Aus ihrem Verhalten war das nicht ersichtlich – im Gegenteil. Doch als ich mich Gottes Sichtweise zuwandte, um ihre wahre Natur zu erkennen, begriff ich, dass sie kein Motiv haben konnten außer Unschuld – und dass Unschuld, eine Eigenschaft Gottes, ihr einzig wahrer Antrieb sein musste. Innerhalb von zwei Tagen begann der Verhaftete auszusagen, und das ebnete den Weg für die weitere Ermittlung. Es war beeindruckend zu denken, dass zumindest in diesem Fall nicht nur ein gewisses Maß an Gerechtigkeit walten konnte, sondern dass auch Präventivmaßnahmen unternommen wurden, da der Kreis der Misshandlung unterbrochen worden war.

Was wäre, wenn wir als betende Menschen proaktiv und präventiv in diesem Bereich des Denkens arbeiten könnten, bevor ein Motiv in etwas Negatives verdreht wird, das schädliche Handlungen nach sich zieht? Böswillige Motive, ob aus Heimtücke oder Unwissenheit, können offenbart und sogar gerechtfertigt werden. Doch sie sind niemals die tatsächliche Wahrheit über einen Menschen. Die wahren Motive eines Menschen gehen immer direkt von der göttlichen Liebe und Wahrheit aus und inspirieren unweigerlich ein reines Herz, freundliche Worte und gute Taten. Wir alle spielen eine Rolle dabei, die Liebe zu bezeugen, die Gott ist; sie allein ist die wahre Motivation für uns alle. Wenn wir dies erkennen und von dieser Grundlage aus für eine Umgebung, ein Umfeld und eine Welt beten, zeigen sich unweigerlich heilende Auswirkungen.

Ethel Baker
Chefredakteurin

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