Die Bäume waren voller weißer Blüten. Aus unserer Perspektive sahen sie aus, als seien sie von Schnee bedeckt. Doch plötzlich hoben die „Blüten“ ab. Es war in Wirklichkeit ein Schwarm weißer Reiher, und sie kreisten über uns wie kleine Wirbelstürme aus Schnee. Dann ließen sie sich erneut auf den riesigen Bäumen nieder. Was für ein wundervoller Anblick! Der Tag neigte sich, und sie waren auf der Suche nach einem sicheren Platz für die Nacht. Es sah ganz so aus, als hätten sie den perfekten Platz gefunden.
Die Szene erinnerte mich an das Gleichnis vom Senfkorn, das Jesus erzählt hat: „Das Himmelreich gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und auf seinen Acker säte; das ist der kleinste unter allen Samen; wenn es aber gewachsen ist, dann ist es das größte unter den Kräutern und wird ein Baum, sodass die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen nisten“ (Matthäus 13:31, 32). Ich bringe oft Senfkörner mit dem Glauben in Verbindung, denn als die Jünger Jesus um Hilfe baten, ihren Glauben zu stärken, sagte er: „Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn und zu diesem Maulbeerbaum sagt: ‚Entwurzle dich und versetze dich ins Meer!‘, dann wird er euch gehorsam sein“ (Lukas 17:6).
Meine Mutter hatte jahrelang Gott gesucht, daher glaubte ich von klein auf an Gott, obwohl ich Ihn mir als Kind eher wie einen machtvollen menschlichen Vater vorstellte, der manchmal sehr und manchmal nicht sehr liebevoll war. Deshalb hatte ich Vorbehalte, was Gott anging.
Meine Mutter machte mich mit mehreren Religionen bekannt. Doch sie ließ sie hinter sich, denn sie zeigten ihr nicht den wahren Gott, nach dem sie suchte.
Ich fürchtete Gott mehr als dass ich Ihn liebte, bis ich als Erwachsene anfing, die Christliche Wissenschaft zu studieren. Dann verschwand alle Furcht. Ich lernte, dass Gott nicht aus fehlbaren menschlichen Eigenschaften besteht, sondern konstantes Gutes, unbegrenzte Liebe, unendliches Leben, unsterbliches Gemüt ist und dass wir uns vollständig auf Ihn verlassen können.
Als ich meiner Mutter erzählte, was ich lernte, bot ich ihr auch das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, an. Sie akzeptierte es sofort und begann, die darin enthaltenen Ideen in die Praxis umzusetzen. Dadurch wurde sie von langjährigen gesundheitlichen Problemen geheilt, die als unheilbar diagnostiziert worden waren. Sie fing an, Dinge zu essen, auf die sie lange verzichtet hatte. Als sie verstand, dass Gott Liebe ist, erkannte sie, dass Er sie nie zu einem Leben voller Einschränkungen verurteilen würde.
Mrs. Eddy, die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft, schreibt in Wissenschaft und Gesundheit: „Glaube ist höher und geistiger als Annahme. Er ist ein Zustand des menschlichen Denkens, der dem einer Schmetterlingspuppe gleicht, in dem der geistige Beweis, der dem Zeugnis des materiellen Sinnes widerspricht, zu erscheinen beginnt und Wahrheit, die immer-gegenwärtig ist, verstanden wird“ (S. 297).
Ich wuchs in meinem Verständnis, wie wir diesen Glauben leben und beweisen können, als meine Mutter zu meiner Familie und mir zog, nachdem sie verwitwet war. Später erlitt sie eine Lähmung, und ich lernte mehr über Gott und das wahre Wesen des Menschen, wodurch ich mehr Zuversicht erlangte, dass ihr Leben von unserem Schöpfer abhängig ist und dass sie nur göttliche Eigenschaften zum Ausdruck bringen konnte. Das war die Grundlage meiner Gebete.
Obwohl meine Mutter weder sprechen noch sich bewegen konnte, argumentierte ich unaufhörlich, dass Gottes Schöpfung immer aktiv ist, dass jeder Mensch zu einem bestimmten Zweck erschaffen wurde und dass die Vorwärtsbewegung eines auf Gott, Geist, basierten Lebens durch nichts aufgehalten werden kann. Innerhalb weniger Wochen war sie vollständig geheilt, und alle, die diese Heilung miterlebten, waren wieder einmal überzeugt, dass wir wirklich Gott gefunden hatten – einen Gott, dem wir vollständig vertrauen konnten.
Später sprachen sie und ich über die Tage, an denen sie hilflos und in Bezug auf alle ihre Bedürfnisse von mir abhängig zu sein schien. Sie sagte mir, dass sie zwar zeitweilig verzweifelt gewesen war, aber gewusst hatte, dass Gott sie von diesem Problem befreien würde. Manchmal war es das Lächeln ihrer Enkelkinder – ihre fröhlichen Gesichter rund um ihr Bett –, das sie ermutigte, weiterhin ihren geistigen Ursprung zu bekräftigen; dann wieder waren es die Ideen aus Wissenschaft und Gesundheit, aus dem mein Mann, unsere Kinder und ich ihr jeden Tag vorlasen. Obwohl sie nicht kommunizieren konnte, war sie fähig, klar zu denken, und sie klammerte sich mit aller Macht an das Verständnis vom Leben in Gott.
Ich habe sehr viel aus dieser Erfahrung gelernt. Das feste Gottvertrauen meiner Mutter, das ihr während der Jahre, die sie noch bei uns war, erhalten blieb, war mir eine Lehre, und ich lernte, noch dankbarer für unseren natürlichen Glauben an das Gute zu sein – unser aller natürliches Erbe. Das Senfkorn des Glaubens an Gott, das ich als Kind erhielt, brachte mich dazu, die Lehren der Christlichen Wissenschaft ganz natürlich zu akzeptieren, als ich sie in späteren Jahren kennenlernte – Glaube, der, zu geistigem Verständnis herangereift, mich befähigte, auf Gebet für Heilung in meinem Leben und meiner Familie zu vertrauen.
Paulus schreibt in 1. Korinther 13:12: „Wir sehen jetzt wie in einem Spiegel in einem undeutlichen Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, genau wie auch ich erkannt bin.“
Wie die Reiher auf den Bäumen im Park ist es natürlich für uns, einen sicheren Platz zu suchen, und zwar im Glauben. Das ist ein notwendiger Schritt auf dem Weg zu wahrem geistigem Verständnis. Die wahre Idee von Gott und von unserer Identität als Seinem Ebenbild mag zunächst undeutlich und schwer zu erkennen sein, doch mit Durchhaltevermögen, dem Studium der Christlichen Wissenschaft und der Anwendung dessen, was wir verstehen, können wir das wahre Bild im Alltag deutlicher erkennen und Gott und uns selbst besser verstehen.
