In der Woche vor Weihnachten überraschte mich meine Nachbarin, während ich Weihnachtsplätzchen backte und dabei das Lied sang: „Singt von wahrer Osterfreude“ (Frances Thompson Hill, Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 171). Lachend sagte sie, dass ich wohl die Feiertage durcheinandergebracht hätte.
Aber hatte ich das wirklich? Sind nicht Jesu Geburt (Weihnachten) und seine Auferstehung (Ostern) untrennbar miteinander verbunden? Wenn Christus Jesus nicht geboren worden wäre, hätte er nicht auferstehen und der Menschheit den Beweis erbringen können, dass Gott das Leben des Menschen und „Liebe der Meister über Hass ist“ (siehe Mary Baker Eddy, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 44). Und wenn er seine gottgegebene Mission nicht erfüllt hätte, würden wir seine Geburt nicht feiern.
Mir scheint, dass jeder, der sich ernsthaft mit diesen beiden bedeutsamen Ereignissen befasst, auch erkennt, dass zwischen ihnen ein unbestreitbarer Zusammenhang besteht. Und wenn man tiefer über diese Christus-Verbindung nachdenkt, dann wird Weihnachten noch bedeutungsvoller als je zuvor – der Christus wird für uns lebendiger und steht mehr im Vordergrund. Ich kann dies aus eigener Erfahrung bestätigen. Ich werde dadurch mit innerem Frieden und einer Liebe zur Menschheit erfüllt, denen selbst die mit Weihnachten verbundene Geschäftigkeit und Kommerzialisierung nichts anhaben können.
Der Christus, Gottes selbst-offenbarende Tätigkeit, hat den Menschen Gottes Gegenwart und Macht schon immer auf eine Weise kundgetan, die für sie nachvollziehbar war. Über Jahrhunderte hinweg hatte Gott durch die Propheten das Denken der Menschheit auf das Erscheinen des Messias, oder Erlösers, vorbereitet. Und zur rechten Zeit wurde die „Göttlichkeit des Christus ... in der Menschlichkeit Jesu offenbar“ schreibt Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit aufS. 25. Fernerhin erklärt sie, dass dieses Christus-Element Jesus zum Wegweiser machte (ebd., S. 288).
In der Weihnachtszeit liebe ich meine sogenannten „Krippenmomente“, wie ich die Angewohnheit nenne, mir täglich Zeit zu nehmen, den Christus im Bewusstsein zu hegen – vor allem jeden Beweis für den Christus (oder Messias), so wie ihn Christus Jesus während seiner dreijährigen heilenden Mission gelebt, geliebt, gelehrt und bewiesen hat. Ich verwende die vier Evangelien (Matthäus, Markus, Lukas und Johannes) zusammen mit Was Weihnachten für mich bedeutet (eine Sammlung von Artikeln zum Thema Weihnachten von Mary Baker Eddy) als Grundlage für mein Studium und lasse den Christus auf frische, spezifische Weise zu mir sprechen. Und er tut es auch.
Durch die neuen Erkenntnisse, die ich dank meines Studiums gewinne, wird Weihnachten dann jedesmal noch bedeutungsvoller als zuvor, und sie bekräftigen die Christus-Eigenschaften in Jesus, die sich immer mehr entfalteten und ihn auf seine vollständige und endgültige Demonstration der Christlichen Wissenschaft – den Sieg über den Tod – vorbereiteten. Das sind Eigenschaften wie Zärtlichkeit und Unermüdlichkeit, Hingabe und Engagement, Anteilnahme und Zuversicht, Integrität und Demut, Treue und Gehorsam, Geduld und Ausdauer, Stärke und Sicherheit, geistige Freude und Herrschaft.
Dadurch erkenne ich nicht nur, wie wichtig Weihnachten für unser Verständnis von Ostern ist und umgekehrt, sondern auch, wie wichtig jeder Augenblick zwischen diesen beiden Ereignissen in Jesu Laufbahn war! Wenn er zu irgendeinem Zeitpunkt hinsichtlich der Entscheidung, seine gottgegebene Mission anzunehmen oder auszuführen, ins Wanken geraten wäre, würden wir keines der beiden Feste feiern. Jedes Ereignis zwischen seiner Geburt und seiner Auferstehung bestätigt den Stellenwert seiner Geburt und besiegelt die sichere Erfüllung seiner Mission.
Während einer meiner „Krippenmomente“ wurde ich an ein Ereignis unmittelbar nach Jesu Taufe erinnert, als Gott sagte: „Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe“ (Matthäus 3:17). Im weiteren Verlauf dokumentiert die Bibel die unerschütterliche Hingabe des Meisters an seine Mission. Von dem Augenblick an gab es für ihn kein Zögern, kein Zurück.
In der Weihnachtszeit liebe ich meine sogenannten „Krippenmomente“, wie ich die Angewohnheit nenne, mir täglich Zeit zu nehmen, den Christus im Bewusstsein zu hegen.
Ein andermal war ich sehr von einer Begebenheit beeindruckt, die sich ebenfalls im Anschluss an Jesu Taufe zutrug, als Jesus „vom Geist“ in die Wüste geführt wurde, damit er vom Teufel versucht würde (siehe Matthäus 4:1-11). Die Versuchungen ließen nicht auf sich warten! Der Teufel war sehr raffiniert; er versuchte, Zweifel zu säen, indem er seine Versuchungen mit den Worten begann: „Wenn du Gottes Sohn bist ...“ (siehe Matthäus 4:3). Jesus jedoch hielt während der schweren 40 Tage und 40 Nächte in der Wüste treu an seiner Mission fest. Seine Wachsamkeit und standhafte Treue blieben während der gesamten Mission erhalten und gerieten kein einziges Mal ins Wanken.
Ein weiterer „Krippenmoment“ brachte die Erkenntnis, wie standhaft Jesus seine Einheit mit dem Vater bekräftigte und wie er diese Tatsache hingebungsvoll durch seine Heilarbeit bewies. Er ließ seinen Worten Taten folgen, und mit jeder Erfahrung und jeder Heilung stieg er höher in seinem Verständnis.
Letzte Weihnachten bestand mein inspirierendster „Krippenmoment“ darin, dass ich einen Schimmer von der Herrlichkeit erhaschte, die Jesus im Garten Gethsemane erlebte. Wie oft hatte ich nicht schon die Worte gelesen: „In seiner Nacht der Trübsal und Herrlichkeit im Garten Gethsemane ...“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 47) und mich gefragt: „Wo war denn dort bloß wohl Herrlichkeit“? Herrlichkeit hat doch eigentlich mit „Helligkeit“ oder „Glanz“ zu tun – Jesu Schweiß hingegen „wurde wie Blutstropfen, die auf die Erde fielen“ (Lukas 22:44).
Seine Herrlichkeit wurde zwar erst im Nachhinein für alle offenbar. Doch Mary Baker Eddy hatte erfasst, dass sie sogar schon in Gethsemane vorhanden war, und schrieb: „In seiner Nacht der Trübsal und Herrlichkeit im Garten Gethsemane erkannte Jesus, wie völlig irrig es ist, an eine etwaige materielle Intelligenz zu glauben“ (WuG, S. 47–48). Und etwas weiter heißt es, dass er sich „für immer von der Erde dem Himmel [zuwandte], vom Sinn zur Seele“ (ebd., S. 48). Rein intellektuell konnte ich das zwar verstehen – dass alle menschliche Hilfe ihn verlassen hatte (selbst seine eigenen Jünger konnten nicht einmal eine Stunde mit ihm wachen). Doch es war mir ein Bedürfnis, die göttliche Herrlichkeit, die Jesus wahrnahm und spürte, für mich selbst wahrzunehmen und zu spüren.
Beim Studieren der Berichte von Matthäus, Markus und Lukas über Jesu Erfahrung im Garten Gethsemane unmittelbar nach seiner Bitte, dass dieser Kelch doch an ihm vorübergehen möge, und dem von Herzen kommenden Gebet: „... doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“ (Lukas 22:42), fiel mir auf einmal der folgende Vers auf, der nur im Lukasevangelium zu finden ist: „Da erschien ihm ein Engel vom Himmel und stärkte ihn“ (Lukas 22:43). Was für ein herrlicher Beweis von Gottes Gegenwart – Gottes Gedanken, die sich einem direkt mitteilen, und die Jesus genau dort erreichten, wo er sich in jenem Augenblick der Not befand, an jenem Punkt seines Verständnisses, und ihn ermutigten, trösteten und noch weiter erhoben.
Wir wissen zwar nicht, wie die Botschaft lautete, doch wir wissen, was sie bewirkte. Sie verlieh Jesus den Trost und die Kraft, die er brauchte, um die bevorstehende Kreuzigung zu überstehen und zu überwinden. Was für eine zärtliche und doch kraftvolle Zusicherung der zuverlässigen Allheit und Güte Gottes dies gewesen sein muss! Das Erhaschen eines klaren Lichtblickes von dem Christus, seinem wahren Selbst, das sein Bewusstsein mit Licht erfüllte – mit der Wirklichkeit und dem Adel seines Wesens. Später stellte diese richtige Sichtweise ihn auf triumphale Weise wieder her, doch sie wurde ihm schon jetzt gewährt, damit er sich daran klammern konnte. Und genau das tat er!
Dem Johannesevangelium zufolge lässt Jesus auf seine Worte: „Und was soll ich sagen? ‚Vater, rette mich aus dieser Stunde‘?“ die Erkenntnis folgen: „Doch darum bin ich in diese Stunde gekommen“ sowie die Bitte: „Vater, verherrliche deinen Namen! ...“ Worauf Gott ihm verheißt: „Ich habe ihn verherrlicht und werde ihn wieder verherrlichen“ (Johannes 12:27, 28). War es nicht diese Verheißung von Gottes unaufhaltsamer Güte, die Jesus befähigte, in aller Aufrichtigkeit zu beten: „... doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“ (Lukas 22:42)? Und er meinte es wörtlich!
Die Herrlichkeit, die ich nun in Jesu Erfahrung im Garten Gethsemane erkennen konnte und die Jesus meiner Meinung nach wahrgenommen haben musste, war ein so klarer Lichtblick der Allheit von Gottes Güte, dass er seinen Sieg bereits zu diesem Zeitpunkt für sich beanspruchte. Indem er seinen Blick fest auf die Krone gerichtet hielt, war es ihm möglich, das Kreuz zu ertragen und sowohl den Tod als auch das Grab zu überwinden. Welches Vertrauen er hatte, dass Gottes Wille geschieht und immer nur gut ist! Für mich kam in Jesu Gebet seine brennende Liebe zu Gott zum Ausdruck, der ihm wiederum Seine treue Liebe bekundete.
Wieder einmal ist es Weihnachtszeit – eine gute Gelegenheit also für weitere „Krippenmomente“! Obwohl ich nicht sagen kann, welche Aspekte der Christlichkeit diese „Krippenmomente“ Ihnen offenbaren werden, so weiß ich eines doch mit Bestimmtheit: Es wird sie geben, damit Sie sie wahrnehmen und an ihnen wachsen können. Sie werden etwas Besonderes sein und Weihnachten und Christus Jesus – den Christus, oder Messias, den er manifestierte,– noch kostbarer und bedeutungsvoller machen.
