Die Frage, die unsere denkende Welt heutzutage zumeist beschäftigt, ist: Was und wo ist Bewußtsein?
Der vorgeschrittene Denker fragt nicht mehr: Was ist Materie? Diese Frage findet zur gegenwärtigen Zeit auf schnellstem Wege ihre richtige Lösung, indem die Materie einfach als ein falscher Sinn oder Begriff erkannt wird, von dem, was in Wirklichkeit geistig ist, und so hört diese Frage auf, in dieser Form zu existieren, beginnt jedoch eine intelligentere Fassung anzunehmen, in welcher sie lautet: „Was ist Geist oder Bewußtsein?” Diese Behauptung wird nicht allein von dem Standpunkt der Christian Science (d. h. der Christlichen Wissenschaft) aus aufgestellt. Würde dies jedoch der Fall sein, so könnte dies freilich nichts ändern, würde aber zweifellos für das große Publikum weniger annehmbar sein, als wenn sie von einer Seite gestellt würde, die den Standpunkt des materiellen Forschers einnimmt.
Von Zeit zu Zeit wurde in „The Christian Science Journal“ in den letzten Jahren manch vorzüglicher Artikel veröffentlicht, welcher speziell mit dem Thema von der Wirklichkeit der Materie zu tun hatte, so wie dieses Subjekt von unsern größten Koryphäen der Wissenschaft exponiert wurde. Für mich ist es nicht notwendig, hier alles dies zu wiederholen, es genügt zu erklären, daß eine ganze Anzahl der am weitesten fortgeschrittenen Träger der Wissenschaft, sogar schon vor Jahren, von den alten abgetragenen Theorien eines atomischen Ursprungs der Welt abgewichen sind, und die ungleich fortgeschrittene Stellung adoptiert haben, welche von Professor Oswald in Leipzig mit den Worten formuliert wurde, „Daß die Materie ein Ding ist des Gedankens, welches wir uns selber recht unvollkommen konstruiert haben, um das auszudrücken, was in dem Wechsel der Phänomene permanent ist.”
Diese Erklärung des Professors Oswald gibt gradezu die Summe wieder von alledem, was man heute in der wissenschaftlichen Welt sich unter der Materie vorstellt. Es ist ja allerdings wahr, daß diese Definition nicht allen wissenschaftlich gebildeten Leuten mundgerecht ist. Es bleibt jedoch wahr, daß dies die Avantgarde ist des Denkens der physischen wissenschaft, und daß sie dieses Denken in höhere Reiche hinüberführt.
Man sehe sich um so viel man mag, und man wird sehen, daß auf allen Linien des Fortschreitens ein jeder Schritt vorwärts etwas mehr von der Materie als überlebt beiseite legt und daß etwas mehr Geist dessen Platz einnimmt. Augenblicklich kennen wir keine bessere Illustration von dieser Wahrheit, als die dratlose Telegraphie, die eine ungeheure Proportion von Materie für unnötig beiseite legt, das heißt den Drat; auch dürfen wir nicht die Tatsache übersehen, daß viele Dinge, welche früher für undurchdringliche Substanzen gehalten wurden, dieser neuen Errungenschaft in der Methode der Übersendung von Telegrammen gar keinen Widerstand leisten.
Dies ist nur eins von den unzähligen Beispielen, die man anführen könnte, um zu zeigen, wie schnell und unbeirrt der sterbliche Gedanke von der Materie übergeht zu der Essenz der Materie, dem sterblichen Geist. Dies geschieht größtenteils in unbewußter Weise. Das ist der Grund, daß materielle Theorien aufgestellt werden, die diese verschiedenen Phänomene erklären sollen. Für den wachsamen Forscher jedoch, der zwischen den Zeilen zu lesen vermag, sind solche Theorien nur Schatten, und die Substanz von allen Dingen, d. i. Geist, wird für ihn ein immer greifbarerer und bekannterer Freund. Von ihm wird dieser Aufmarsch der Wahrheit mit Freude begrüßt, da derselbe die schließliche Überwindung von allem Materialismus voraussehen läßt.
Daher ist die Frage, welche sich dem sterblichen Menschen im 20sten Jahrhundert aufdrängt: Was und wo ist Bewußtsein?
Obschon diese Frage uns ziemlich neu erscheint, ist sie in Wahrheit so alt wie die vergängliche Geschichte. Die heiligen Schriften sind Zeugen für die Tatsache, daß die erste Frage, welche die Wahrheit an den sterblichen Menschen stellte, war: Adam, wo bist du? Diese Frage wurde nicht an die Materie gestellt, sondern an Adam oder Bewußtsein, und diese Frage wurde von der Zeit an bis zum heutigen Tage fortwährend gestellt, und heute finden wir, daß sie uns in die Ohren, wie noch nie zuvor seit Jesus Zeit, gedonnert wird in Tönen liebenden Zuspruches von dem Engel der Wahrheit: „Science and Health, mit dem Schlüssel zur Heiligen Schrift,” von Mary Baker G. Eddy. Die Stimme dieses Boten wird gehört und gefühlt überall da, wo das menschliche Herz nach Rechtschaffenheit hungert und dürstet. Im Tal, auf dem Berge, in der bevölkerten Stadt, auf dem spärlich bewohnten Lande, in der niedrigen Hütte der Armen, in dem Heim der Reichen, überall erleuchtet dieser helle Stern die dunklen Stätten der Erde und führt sich überall so wie früher ein mit der ernsten Warnung: „Adam, wo bist du? Bewußtsein, wo bist du? Bist du noch in dem Glauben, daß der Geist in der Materie ist, und daß das Böse Geist ist, oder hast du dich dem lebendigen Glauben ergeben, wonach es keinen andern Geist geben kann, als Gott, und hältst du seine Gebote?” (Science and Health, Seite 307).
Durchblättert man die heilige Schrift, so sieht man die Antwort zu dieser selben Frage „Bewußtsein, wo bist du? Adam, wo bist du?” in leuchtenden Farben in die Erscheinung treten und ganz besonders bei den Charakteren des alten Testamentes. Es ist die eine und einzige Frage, welche die Freuden des Wohlbefindens und des Glückes der Kinder Israel bestimmte; auf deren Antwort, richtig oder falsch, steht ihre Geschichte geschrieben.
Als Abraham diese Frage hörte, befand er sich mit dem Gott seiner Väter, dem Materialismus, von welchem Traum er genügend erwachte, um zum wenigsten einzusehen, daß Bewußtsein den Materialismus aufgeben und in ein Land ziehen muß, das Gott, Geist, ihm zeigen würde. Er gehorchte und es ging ihm gut.
Als Moses die Frage „Bewußtsein, wo bist du?” hörte, befand er sich bei Pharao und begann sofort sich aus diesem Materialismus hinaus in die Freiheit hineinzuarbeiten, und wurde durch das Rote Meer und die Wüste in ein Land der Fülle geführt.
Josua machte die Bekanntschaft derselben Frage vor den Mauern Jerichos, er verachtete allen Materialismus und wußte, daß Bewußtsein nicht in der Materie sein kann und zerstörte auf diese Weise die falsche Vorstellung, welche vor ihm in Trümmer zerfiel.
Gideon vertraute nicht dem Materialismus, sondern verließ sich auf seine Überzeugung: „das Bewußtsein ist sich nur der Dinge von Gott bewußt” (Science and Health, Seite 276) und überwand auf diese Weise die Armeen der Midianiter und Amalekiter, obwohl er nur eine handvoll Streiter hatte.
Wenn wir das alte Testament weiter durchblättern, da finden wir dieselbe Frage, „Bewußtsein, wo bist du?” wie sie sich von Stufe zu Stufe höher schwingt, wie sie sich in den alten Propheten offenbart, bis zu der Ankunft von ihm, welcher für alle Zeiten den endgültigen Beweis lieferte, daß Bewußtsein auf immer Eins mit dem Vater, Geist, war und ist. „Ich und der Vater sind eines.” „Der Fürst dieser Welt (Materialismus) kommt und findet nichts in mir (Bewußtsein).” Wer den Vater anbeten will, muß Ihn „im Geist und in der Wahrheit anbeten.” Und am Schlusse seiner Beweisführung äußerte er die ewige Wahrheit, „Es ist vollbracht,” materielles Bewußtsein, der erste Adam, ist eine Sage, ein Traum. „Alles Bewußtsein ist Geist, und Geist ist Gott, — ein unendliches und nicht ein beschränktes Bewußtsein” (Unity of Good, Seite 30). So war der letzte Adam lebengebender Geist, ein Bewußtsein des Geistes, und nichts anderes.
Wenn das menschliche Denken anfängt, sich mit der Christian Science zu beschäftigen, erscheint ihm diese wie ein Nebel. Der sterbliche Mensch ist so erzogen worden, daß er alle Dinge betrachtet von dem Standpunkt des Materialismus aus, so daß er im ersten Augenblick die Idee nicht fassen kann, daß das Weltall, anstatt ein materielles Gebilde zu sein, in Wirklichkeit ein geistiges Weltall ist, ein Weltall des Bewußtseins. Gerade so wie der Mann, der sich daran gewöhnt hat, rote Brillen zu tragen, und dem alles natürlich rot erscheint, und der natürlich seine Brille fortlegen muß, wenn er die Dinge in ihrer natürlichen Farbe sehen will, gerade so muß der sterbliche Mensch, um die Bekanntschaft mit der Christian Science zu machen, so schnell wie möglich seine materiellen Ansichten von allen Dingen beiseite legen und anstatt dessen. Bewußtsein acceptieren, als die Basis eines jeden Gedankens, einer jeden Tätigkeit, nur so wird er klar zu sehen anfangen.
Wenn man mit dem Ablegen des Alten und dem Anziehen des Neuen beschäftigt ist, muß die größte Sorgfalt auf diese Arbeit verwandt werden, welche sich gänzlich im Bewußtsein vollzieht. Als Christian Scientisten (d. h. Christliche Wissenschafter) betrachten wir die Materie nicht länger als Materie, sondern versuchen die Wurzel des Bösen bloßzulegen, und die geistige Ursache oder das Bewußtsein aufzudecken, welches als Materie uns offenbar wurde. Wir suchen die Ursache nicht mehr in der Wirkung, ebenso wenig versuchen wir eine materielle Ursache zu finden; gerade so wie wir in dem Rechenexempel: „zweimal zwei ist fünf” niemals versuchen werden, das richtige Produkt von zweimal zwei zu finden, indem wir uns die fünf anschauen und sie zu erforschen suchen. Wir würden uns vielmehr das Gesetz, welches die Zahlen regiert, ansehen, und von diesem die Wahrheit zu erfahren suchen über das Exempel: „zweimal zwei” und das Resultat mit unbegrenztem Vertrauen niederschreiben. Ebenso legen die Scientisten jeden Gedanken an eine materielle Ursache beiseite, und schenken ihre ungeteilte Aufmerksamkeit dem Bewußtsein und der niemals endenden Frage: „Adam, wo bist du? Bewußtsein, wo bist du?”
„Wo ist Bewußtsein?” Stellt diese Frage an einen gewöhnlichen Sterblichen und er wird sofort und ohne Zögern antworten. Ich bin mir aller Arten von Dingen bewußt, ich bin mir bewußt des Lebens und des Todes, des Guten und des Bösen, ich bin mir der Liebe und des Hasses, der Schönheit und der Häßlichkeit, der Jugend und des Alters, Geistigkeit und des Materialismus u. s. w. bewußt. Solche Behauptungen mit ihren unhaltbaren Widersprüchen repräsentieren ziemlich genau das, was wir eine intelligente Antwort des alltäglichen Menschen auf die obige Frage nennen, und dies zeigt uns, wo Bewußtsein ist.
Nun laßt uns die Frage betrachten: „Ist es möglich, daß wir uns bewußt sein können, daß zweimal zwei vier ist, und daß wir zu derselben Zeit uns bewußt sein können, daß zweimal zwei fünf ist?” Die Antwort würde ein energisches „Nein” sein, und der Grund davon ist, weil das Bewußtsein, das die Wahrheit kennt, nicht auch das Gegenteil der Wahrheit zu derselben Zeit kennen kann. Denn es ist eine Unmöglichkeit für Bewußtsein, zweier entgegengesetzter Dinge sich bewußt zu sein. Der Apostel Paulus fragte: „Wie stimmt Christus mit Belial?” In andern Worten, wie stimmt die Wahrheit mit ihrem Gegenteil überein? Wir können diese Frage des sterblichen Bewußtseins zu jeder Stunde des Tages an uns stellen, und mit Vorteil; die richtige Antwort auf dieselbe wird sicherlich zeigen, wo Bewußtsein ist.
Entweder ist das Bewußtsein sich der Wahrheit bewußt, oder es ist sich des Irrtums bewußt, und zwar ganz ausgeprägt so, und niemals ist es sich zweier Dinge bewußt, die einander gegenüberstehen. Solch eine Möglichkeit ist undenkbar und ein solcher Standpunkt ist nicht für einen Augenblick haltbar.
Auf diese Weise werden wir zu unserer ersten Frage zurückgeführt: Was und wo ist Bewußtsein?
Das Textbuch der Christian Science sagt uns auf Seite 336: „Des Menschen Bewußtsein und Individualität sind Reflexe Gottes. Sie sind die Produkte von Ihm, der Leben, Wahrheit und Liebe ist, und in der Apostelgeschichte wird uns gesagt, daß wir in Ihm leben und wirken und unser Dasein haben.”
So sehen wir hier die direkte Antwort auf unsere Frage. Bewußtsein ist das Produkt von Leben, Wahrheit und Liebe, deswegen lebt und wirkt es und hat sein Dasein in Leben, Wahrheit und Liebe. Bewußtsein ist deshalb lebend, wahrheitsvoll und liebend, deswegen kann es nicht sterblich, lügenhaft und gehässig sein; und weil zwei Gegensätze nichts in Gemeinschaft haben können, kennt Bewußtsein auch nur Leben, Wahrheit und Liebe, und das zeigt, was Bewußtsein ist, und das zeigt, wo Bewußtsein ist, und das ist alles Bewußtsein, was es überhaupt gibt, und das ist des Menschen Bewußtsein.
„Adam, wo bist du?” wird nicht mehr im Materialismus beantwortet, in Fleisch und Blut, in Sünde und Krankheit, Armut, Tod, in Haß, Neid, Begierde, Eifersucht, Schrecken und Furcht, sondern in der ewigen Erkenntnis, daß der erste Adam ein mesmerischer Traum war, ein Nichts, und daß der letzte Adam ein lebendiges Bewußtsein des Guten ist.
So wie dieses Verständnis des Bewußtseins an dem Horizont des menschlichen Denkens erscheint, so wird die Vergangenheit als ein Ding von gestern fortgewischt, und das Gegenwärtige, das Jetzt, wird zur einzigen Wirklichkeit. Die sechstausend und mehr Jahre der biblischen Erzählung sind für menschliches Lernen und Leitung zum Heute geworden; tausend Jahre sind wie ein Tag. Bewußtsein kennt alle Dinge als Jetzt. Die Sünde und Irrtümer eines falschen Bewußtseins und ihre unausbleibliche Bestrafung und Vernichtung sind „Jetzt.” Personen, Orte und Dinge, ganz gleich wie weit sie abseits zu liegen scheinen, werden für uns zum gegenwärtigen Bewußtsein. Zeit hört auf. Die heiligen Schriften sind in der Jetztzeit eine lebende Lektion, nicht länger tot, sondern sprühend mit immer gegenwärtigem Leben und Wahrheit, „Ein Freund, der fester beisteht als ein Bruder,” ein Bewußtsein von heute, „achtet mit Fleiß auf ihre Mauern!”
Allein diese eine Lektion aus den heiligen Schriften, „Sehet! jetzt ist die angenehme Zeit, jetzt ist der Tag des Heils,” verstanden und demonstriert wie sie in „Science and Health“ gelehrt wird, bringt den Sterblichen ein Gefühl des Friedens, der Ruhe und der Harmonie, welche die Welt nicht fortnehmen, auch nicht verstehen kann. „Jetzt” ist beinahe ein unbekannter Faktor in dem täglichen Leben der modernen Welt. Gestern und noch vielmehr Morgen beschäftigen die Gedanken der Welt so fortwährend, daß die Segnungen und Vorzüge und Freuden des Jetzt unbeachtet bleiben, und Morgen wird zur Lawine. Wie selten nimmt sich der Sterbliche die Zeit zu der Betrachtung, daß Morgen, welches in dem Heute entspringt, und ein Tag darüber hinaus ist, das Heute zu einem allwichtigen Moment macht. Heute, Jetzt, gehört uns, Morgen kommt nimmermehr, denn Morgen ist stets Heute, wenn es bei uns ist, ein stets gegenwärtiges Bewußtsein.
Wenn man in der Christian Science arbeitet, sieht man das Üble in dem Gedanken von dem Morgen sehr klar. Man sieht und weiß, daß Morgen eine der gefährlichsten und heimlichsten Zuflüsterungen ist, die im Bösen entspringen, es nimmt seinen Opfern allen Frieden, Ruhe und Gesundheit, es ist dies die Schuld an einem großen Teil der Zügellosigkeit von Heute, und führt schließlich zu unvermeidlichem Tode.
Die folgende Geschichte illustriert in deutlicher Weise diesen Irrtum eines zukünftigen Bewußtseins, oder eines Bewußtseins von Morgen, und zeigt die große Notwendigkeit sowohl wie Segnung, welche denjenigen zu teil wird, die da wissen, daß „Jetzt” das einzige und wahre Bewußtsein ist.
Ein Mann, der schon in hohen Jahren war, ehrenhaft und fleißig, hatte eines Tages Gelegenheit, sich in seiner Stellung zu verbessern, wodurch er auf eine Reihe von Monaten in angestrengter Arbeit genug Geld erübrigen konnte, um die Hypothekenschuld auf seinem Hause zu bezahlen, was er schon oft während einer ganzen Reihe von Jahren vergeblich versucht hatte. Dieser Mann hatte sich vorzüglicher Gesundheit in seinem ganzen Leben erfreut, und fühlte, daß er die Arbeit wohl unternehmen könne, ohne irgend welche Furcht vor bösen Folgen. Er arbeitete bis spät in die Nacht hinein und sehr anstrengend und alles ging sehr gut, bis eines schönen Tages ein „kleiner Fuchs” anfing, diese Wurzeln zu benagen und zwar in der Form einer Furcht vor Morgen, einer Furcht, daß, wenn die Arbeit beendet sein würde, ein Rückschlag sich bemerkbar machen würde. Die Bibel lehrt uns, daß es „die kleinen Füchse sind, die die Weinberge verderben.” In diesem Falle war es nicht nur ein „kleiner Fuchs,” der sich mit dem Manne selber beschäftigte, sondern unglücklicherweise war derselbe Fuchs auch an der Arbeit bei seiner Frau, und zwar in solchem Umfange, daß, obschon ihr in keiner Weise etwas anderes als Glück und Freude zu teil wurde und sie voller Gesundheit und Vergnügen war über die Aussicht, daß die Hypothek nunmehr abbezahlt werden würde, sie jedoch so von der Furcht befallen war vor dem Morgen, daß sie anfing, Vorkehrungen zu treffen für die Stunde der Krankheit, welche, wie sie sicher wußte, dieser langen und angestrengten Arbeit folgen mußte. Und richtig, so bald wie die Arbeit beendet war, die Hypothek bezahlt und die gerechte Belohnung einer wohlgetanen Arbeit, die Ruhe, ihm zu teil wurde, da brach die Wirkung eines Bewußtseins von dem Morgen herein, und seine Ruhestätte wurde zum Gefängnis eines schmerzgeplagten Körpers und zum Bedrücker eines armen Patienten, und alles dies nur wegen des furchtsamen Glaubens, daß das Bewußtsein ein Etwas ist, das vom Jetzt getrennt ist.
Nach einem mühevollen Versuch, Hilfe zu erlangen vermittels der Materia medica, womit er nichts erreichte als Verzweiflung, wandte er sich an die Christian Science, an die Christliche Erkenntnis, an den Christus von Jetzt, von Heute, nicht von Morgen oder Gestern, sondern an eine allgegenwärtige Wirklichkeit, „Denn siehe, Ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende,” bis er schließlich fand, daß dieser lebendige Christus ein Bewußtsein von Jetzt lehrte, „Derselbe gestern und heute und immerdar,” ein Bewußtsein der Gesundheit und der Harmonie, welches sich niemals verwandeln kann noch verwandelt in ein Gefühl von Krankheit und Mission. Er erfuhr, daß kein Gesetz Gottes von ihm übertreten wurde durch den Versuch, seine Schulden durch ehrliche Arbeit abzuzahlen, daß er vielmehr Gottes Gebot, „Schulde Niemand irgend etwas,” befolgt hatte, und im Befolgen dieses Gesetzes resultieren stets Segnungen; daher konnte das Bewußtsein von Gesundheit, mit welchem er seine Arbeit begann, niemals in Krankheit endigen oder sich in Krankheit verwandeln, denn Bewußtsein ist Jetzt, ein ewiges Jetzt. Diese einfache Wahrheit brachte an dem Mann sofort eine Veränderung hervor, und heute sind er sowie seine Frau aufrichtige Jünger dieser Wissenschaft und der Wahrheit, daß Bewußtsein Jetzt ist, und nur Jetzt sich der Dinge von Gott bewußt ist; und die daraus entspringende Gesundheit ist ein praktischer Beweis von dieser Wahrheit.
„Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.” Im Anfang war Gott, Gut, das einzige Bewußtsein, daß dieses Im Anfang Heute ist, in diesem Augenblick, deswegen ist Bewußtsein jetzt sich nur der Dinge bewußt, die gut sind, und das ist des Menschen Bewußtsein. Aus dem Grunde kann das Böse, gleichviel in welcher Gestalt — ob gut oder schlecht — niemals als Bewußtsein des Menschen erscheinen und sich so nennen, denn Gott, Gut, ist sein einziges Bewußtsein.
Die Arbeit die geschehen muß, muß in uns geschehen, zu wissen, daß Bewußtsein gut ist, und nichts anderes als gut, und daß es für immer im Geist wohnt, niemals in der Materie; im Leben, niemals im Tode; in Wahrheit, niemals in Falschheit; in Liebe, niemals in Haß; in Fülle, niemals in Mangel; in Allmacht, in Kraft, niemals in Schwachheit; in Allwissenheit, niemals in Torheit; in Allgegenwart, in dem Jetzt, und niemals im Gestern oder im Morgen. Das ist das Reich Gottes in uns, das ist des Menschen Erstgeburtsrecht, das heißt Könige und Priester in Gott sein, das ist die Erbschaft der Kinder Gottes, das ist „Nicht mein sondern dein Wille geschehe.” Dieses Bewußtsein ist das Bewußtsein, „Wir versprechen feierlich zu streben, zu wachen und zu beten ... in uns zu sein” und es ist dieses Bewußtsein, das jeglichen Sinn für Krankheit, für Sünde, für Armut, für Haß, für Zorn, für Streitsucht, für Eifersucht, für Neid, für Tod, vernichtet; kurz alle die Werke der Finsternis, und das befähigt den sterblichen Menschen, die Rüstung des Lichtes anzulegen, denn dieses Bewußtsein ist das Licht, welches einem jeden Menschen leuchtet, der in die Welt kommt, der jetzt und auf ewig „Eins mit dem Vater” ist, „verborgen mit Christus in Gott,” niemals getrennt von Gott, denn es ist „Gott mit uns.”
Adam, wo bist du? muß unsere stete rücksichtslose Frage sein zu einer jeden Stunde unseres Lebens. Wenn wir uns verwirklichen, was Bewußtsein wirklich ist, da müssen wir erkennen und ganz klar sehen, was das sterbliche oder Adam-Bewußtsein zu sein behauptet und dieses dann vernichten. Wir müssen uns erinnern, daß Jesus dieses verurteilt und ihm den Namen gegeben hat eines getünchten Grabgewölbes voller Knochen von Toten und aller Unreinheit, den Namen eines Pharisäers, eines Heuchlers, eines Lügners von Anfang an und Vater einer jeden Lüge, der nicht die Wahrheit kennt, weil keine Wahrheit in ihm ist. Wir müssen der Frage ins Gesicht sehen, bist du noch immer unbekannt mit dir sebst? Wenn dem so ist, dann laß dich bekannt machen mit deinem Selbst. „Erkenne dich selbst,” sagt ein klassisches, griechisches Motto. Achte gut auf die Falschheit dieses sterblichen Selbst! Achte auf seine Boshaftigkeit, und erinnere dich des armseligen Fremdlings, der innerhalb deiner Tore wohnt. Reinige einen jeden Flecken an der schmutzigen Kleidung dieses Fremdlings, wasche den Staub von seinen Füßen und die Tränen von seinen Augen, daß du den wahren, wirklichen Menschen erkennen kannst, welcher das geheiligte Mitglied der heiligen Haushaltung ist. Dann wird einem jeden und allen der Segensspruch vom Himmel her zu teil werden: „Ich habe einen guten Kampf gekämpft — ich habe den Glauben festgehalten,” und das Bewußtsein wird mit dem Apostel Paulus erklären: „Ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer, noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes, noch keine andere Kreatur mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserm Herrn.”
