Ich gebe dieses Zeugnis in der Hoffnung, daß persönliche Erfahrung durch individuelles Streben und Lesen von „Science and Health“ einem Leidenden helfen möge, der wohl mit „langsamen schmerzhaften Schritten” auf dem ermüdenden Pfad des Sinnenwahnes der Krankheit und Furcht daherschleicht.
Schon in meinen frühen Mädchenjahren richtete meine Denkungsart sich auf reformatorische Arbeit und Ausbildung. Meine erste Arbeit in dieser Richtung war Unterrichten. Einige entflohene Negerknaben fanden Obdach in meiner Vaterstadt und ich lehrte sie das Alphabet. Mit den Jahren und wie sich die Gelegenheit bot, erweiterte sich mein Wirkungskreis, so daß ich meine ganze Zeit dieser Arbeit mit Kindern und Jünglingen widmete. Durch genaueres Studium der Bibel wurde ich mit der Zeit überzeugt, daß meiner Arbeit etwas mangele; denn wie ich so von Ort zu Ort ging und die jungen Männer und Mädchen traf, fand ich, daß ihr Enthusiasmus und Eifer größtenteils von meiner persönlichen Gegenwart abhing. Dieser Sachverhalt bekundete mir, daß die Basis für meine Arbeit nicht die war, welche der Meister uns vorschrieb und ich wurde traurig und rastlos. Meine Gebete um Führung zeigten mir keinen Weg aus diesem Dilemma. Ich arbeitete weiter, doch mit schwerem Herzen, Selbstverurteilung, Verurteilung der herrschenden Methoden und Unmut über mein unfruchtbares Streben und hoffte täglich auf die Antwort meines Gebetes.
Von Kindheit auf wurde ich für schwächlich gehalten und wenn ich jetzt auf die Jahre zurückblicke, kann ich genau verfolgen, wie ich meine Gesundheit so nach und nach verlor, nachdem die Wahrheit mich zwang, einzusehen, daß meiner Arbeit das geistige Element der Lebenskraft und Dauerhaftigkeit mangelte. Schließlich verfiel ich in eine Krankheit, deren Heilung der medizinischen Wissenschaft unbekannt ist, und ich wurde folglich von den mich behandelnden Ärzten als dem Tode verfallen betrachtet. Wie ich sozusagen am offenen Grabe stand, vor Furcht schaudernd, hoffnungslos, verzweifelnd, machte eine Dame mir eines Tages ihren Besuch und als sie meinen kläglichen Zustand sah, riet sie mir ein gewisses Buch zu lesen, welches, wie sie sagte, „Ruhe in mein Denken und womöglich in gewissem Grade auch Frieden bringen würde.” Das Buch war „Science and Health.“ Als ich anfing es zu lesen, wußte ich nicht, daß es heilen würde. Meine einzige Hoffnung war die Antwort auf meine oft wiederholte Frage: „Warum bewirken die Lehren Jesu heute keine praktischen Erzeugnisse?”
In dem Maße, in dem die Theologie Jesu meinen verfinsterten Sinn erleuchtete, wurde meine Frage beantwortet und zu meinem Erstaunen fand ich, daß ich nachts schlafen konnte; dann folgte eine Neigung, feste Speisen zu essen, die ich seit Monaten nicht genossen. Allmählich, manchmal schmerzhaft ging die Transformation vor sich, bis ich so viel besser war, daß ich mich fast für gesund hielt; dann nahm ich Klassenunterricht von einer Schülerin von Mrs. Eddy. Nachdem ich die Regeln und Methoden für die praktische Anwendung der Christian Science (d. h. der Christlichen Wissenschaft) lernte, war mein Fortschritt weniger schmerzhaft und ich hatte weniger mit Entmutigungen zu kämpfen, doch meine vollständige Befreiung von physischem Mißbehagen wurde durchaus nicht schnell bewerkstelligt. Vier Jahre vergingen von der Zeit an, als ich zuerst anfing, „Science and Health“ zu lesen, ehe ich mich für vollständig gesund erklären konnte; doch in jenen vier Jahren der Prüfung, Versuchung und Überwindung, wurde ich nicht nur aus der Knechtschaft der Krankheit befreit, sondern meine Natur war ganz transformiert.
Aus der Fülle Seiner Liebe gab mir Gott Geduld und Mut „das Gute zu behalten,” und wenn ich auf die Erfahrung jener Jahre zurückblicke, möchte ich es nicht anders haben, denn in dem Ofen der Prüfung lernte ich es, Erbarmen mit den Leidenden zu haben, die zu mir um Hilfe kommen. Ich lernte, daß „Liebe will, daß wir geprüft und geläutert werden” (Science and Health, Seite 22), bevor wir mit Recht „zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes” kommen. In Anbetracht meiner Rettung vom Grabe, der erworbenen Erkenntnis Gottes als den Geist des Menschen, und bis zu einem gewissen Grade für den Beweis der Wirksamkeit dieser Erkenntnis in dem Heilen der Kranken und Trauernden, kann ich meine Dankbarkeit gegen Mrs. Eddy nicht in Worte fassen für ihr selbstloses Streben und Selbstaufopferung, indem sie ihre Offenbarung der Welt gab. Mit dankbarem Herzen wiederhole ich des Psalmisten Worte: „Danket dem Herrn; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich.”
Chicago, Ill., U. S. A.