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„Auf dem Wege der Gerechtigkeit ist Leben, und auf ihrem...

Aus der Oktober 1903-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


„Auf dem Wege der Gerechtigkeit ist Leben, und auf ihrem gebahnten Pfad ist kein Tod.” Diese Worte, aus innerer Erfahrung gesprochen, fielen vor sechs Jahren wie Musik auf mein Ohr und verjagten die Mißklänge von Krankheit und Tod, die meinen Geist betäubten und mein Innerstes zerstörten.

Von den Schatten des Todes umfangen, den kalten Schweiß auf der Stirn, schweigend und kraftlos, von jeder Hoffnung verlassen, lauschend allein auf des Lebens ewigen Klagegesang und sein unaussprechliches Weh, daß sich mit unbeschreiblicher Bitterkeit in alle meine Sinne einbohrte — so lag ich da, ein geistiges und physisches Wrack. Nur ein Schrei war mir geblieben, der Schrei nach dem Sterben, das Verlangen zu sterben, Erlösung zu finden von einem Zustand körperlichen und geistigen Leidens, der auch die geringste Freude am irdischen Dasein ausschloß. Viertehalb Jahre hatte ich zugebracht in den tiefsten Qualen des Geistes und Körpers, indem ich der Hilfe erfahrener Ärzte in meiner Heimat und bei den amerikanischen Ärzten von nationalem Rufe, in Chicago, Battle Creek und Wheeling, W. Va., Erleichterung suchte.

Die Ärzte waren sich im allgemeinen einig in der Diagnose meiner Krankheit als hochgradiger Nervosität, hervorgegangen aus einer schweren Komplikation eines Uterusund Rückgratleidens, das nach der Geburt meines zweiten Kindes in beängstigender Form auftrat. Dazu kam eine ungesunde Beschaffenheit des Blutes, so daß der Körper und seine Funktionen in höchst abnormer Verfassung waren. Da ich den Gebrauch meiner Gliedmaßen verlor, die das Körpergewicht nicht tragen wollten, war ich im Hospital an den Rollstuhl gefesselt, solange ich nicht im Bette war, und blieb Tag und Nacht unter der Pflege einer Krankenwärterin. Während dieser Zeit unterzog ich mich drei Operationen, die schwere Anforderungen an mich stellten, aber bei jedem Wiederherstellungsversuche wurde ich nur schwächer und mutloser. Alle denkbare Hilfe und Pflege wurde angewendet — Elektrizität in jeder Form, Bäder aller Art, Massage, Diät und alle möglichen mechanischen Behandlungen, um die normale Tätigkeit des Körpers anzuregen, zugleich mit sehr häufigen Injektionen von Nitro-Glycerin. Endlich, als der Körper keine physische Behandlung mehr ertragen konnte, wurde mir eine dreimonatliche Beruhigungskur verordnet, d. h. äußerst niedrige Diät und keine Bewegung des Körpers. Nach Verlauf von zwei Monaten hörte der Magen auf zu arbeiten und wollte keine Nahrung behalten. Alle Mittel zur Wiederherstellung dieses Organs wurden ergriffen, aber ohne Erfolg.

Zufolge der andauernden Nahrungsentziehung sanken die Kräfte rasch, und da alle medizinischen Hilfsquellen erschöpft waren, wandte ich mich, wie schon öfters zuvor, an geistliche Hilfe und verlangte nach dem Bischof der Kirche. Er kam nicht, schickte aber seinen Assistenten, der an mein Bett trat. Ich beschwor ihn, wenn es in seiner Macht wäre, zu beten und meine Gesundheit wiederherzustellen, indem ich ihm von meiner großen Bedrängnis erzählte, meiner Heimat und Familie, und von meinem Wunsche, noch zu leben und der Welt zu nützen. Ich versicherte ihm, daß ich nicht glaube, Gott könne mich heilen, und daß ich inbrünstig gebetet hätte um Befreiung aus dem Zustande, der mich als Folge meiner Not und Krankheit bedrohte, indem ich ihm die Worte aus Jakobus anführte: „Ist jemand krank, der rufe zu sich die Ältesten von der Gemeine, und lasse sie über sich beten.” Er sah betrübt aus und sagte feierlich: „Mein Kind, Wunder lassen sich heute nicht verrichten; Gott verlangt Ihren Tod und Sie müssen den Frieden suchen. Bereiten sie sich vor zu sterben und ich will Sie segnen.”

Ich war damals in einer Privat-Heilanstalt, und der diensttuende Arzt erklärte, daß meine irdische Laufbahn höchstens noch drei Tage dauern könne. Verwandte wurden an mein Sterbelager gerufen, und trotz der behandelnden Ärzte, die es für unmöglich erklärten, daß ich je lebendig nach Hause kommen könne, wurde ich auf einer Tragbahre in den Zug gebracht und von da in meine ferne Heimat. Von der Reise fehlt mir jede Erinnerung.

Tagelang lag ich in einem Zustand der Betäubung. Später erlangte ich in Zwischenräumen auf kurze Zeit das Bewußtsein. Ein Arzt hatte die Behandlung, der den Mitgliedern des Hauses sagte, es sei nur eine Frage kurzer Zeit, bis mein Herz aufhören würde zu schlagen. Die Türklingel wurde gedämpft, die kirchlichen Ceremonien für die Sterbende wurden angeordnet, und der Gast wurde mit Trauer und Bangen erwartet. Und siehe, der Gast, der in das Sterbezimmer geleitet wurde, war kein anderer als ein Anhänger der Christian Science (d. h. der Christilichen Wissenschaft). Meine Augen ruhten auf einem Gesicht mit lieblichen Zügen, einer Nachbarsfrau, die auf die Vorstellungen eines Freundes von der Familie gerufen war, und ehe noch ein Wort gesprochen war, fielen die Allheit Gottes, des Guten, und die Allmacht des göttlichen Lebens, der Liebe, als allgegenwärtig, wie ein Lichtstrahl in mein Bewußtsein und erfüllten die Worte in dem Gedichte unserer geliebten Führerin (Miscellaneous Writings, Seite 396): —

Über des bangenden Geistes Harfensaiten
Sanfte Klänge schweben;
Vor Ihrer traurig-süßen Harmonien Gemalt
Entschwinden Angst und Beben.
Über der Erde aufgeregte, grimme Gewässer
Sehe ich Christum wandeln,
Und zu mir kommen und in Sanftmut
Göttlich reden und handeln.

Die Scientistin lächelte sogleich und fragte mich etwas hinsichtlich der Rückkehr meiner Gesundheit, das einigermaßen undeutlich klang, wie von einem, der aus einem entfernten Zimmer zu uns spricht und dessen Stimme zu hören ist, indem die Stimme, nicht die Worte, den Sinn erraten lassen.

Ich antwortete schwach: „Ja, aber Sie wissen, ich muß sterben. Alles ist versucht worden, und jetzt muß ich sterben.” Dann sagte sie in den sanftesten Worten, die ein Sterblicher je zu hören bekam: „Aber es gibt keinen Tod, mein Kind,” und in diesem Augenblick, „und werde in meinem Fleisch Gott sehen.” Als wären die Pforten des Himmels weit geöffnet, erblickte ich zum ersten Male das Leben; denn der Tod war durch die wunderbare Demonstration der Christian Science überwunden. Als ich mich ohne Hilfe von meinem Bette aufrichtete, erschraken die Umstehenden und riefen mir zu, still zu liegen und mich nicht zu bewegen. Ich erhob mich in einer sitzenden Stellung und sagte diese Worte: „O, sagen Sie mir, wenn es keinen Tod gibt, was ist das Leben?”

Sie reichte mir ein kleines Buch und sagte, ich würde die Antwort dort finden. Und dieses Buch „Science and Health with Key to the Scriptures,“ von Mary Baker G. Eddy, ist seit jener Stunde nie außer dem Bereiche meiner Hand gewesen.

Ich legte mich auf mein Kissen zurück und blieb zwei Tage lang in jenem Zustand der Ekstase, versunken in jenen wunderbaren friedvollen Gedanken des Lebens, indem mich zu Zeiten ein süßes Gefühl der Freude überkam und die göttlichste Hoffnung entschleierte. Die Scientistin wurde am dritten Tag gerufen, und als man ihr mitteilte, daß ich seit drittehalb Monaten keine feste Nahrung zu mir genommen hätte (da alle Nahrung eingeflößt wurde), begann sie offen zu erklären, daß Nahrung mir nicht schaden könne; und da meine Furcht inzwischen durch ihre Fernbehandlung beseitigt war, wurde Nahrung gebracht, und ich nahm reichlich zu mir; darauf erhob ich mich vom Bette und hörte eine Stunde lang den Worten aus „Science and Health“ zu. Und wie ich bei den Worten Gottes gedieh! Meine Heilung fand im Ianuar statt. Im folgenden April erhielt ich Klassenunterricht, und meine Erfahrung in Christian Science ist ein unaufhörliches Entfalten der göttlichen Liebe gewesen, wie es unser Meister lehrte, und wie es unsere Führerin ins Israel gelebt und geoffenbart hat.

Ich kann hinzufügen, daß die Wahrheit nicht nur Frieden, sondern auch Kampf in mein Leben gebracht hat, denn ich habe durch materielle Verluste die schwersten Prüfungen erduldet, und obwohl meine Heilung so wunderbar war, daß sie von überwältigender Überzeugungskraft sein mußte, so ist doch der Irrtum sehr tätig gewesen. Aber wie das Ohr, das harmonisch gestimmt ist und daran festhält, sich über die unangenehme Empfindung eines Mißklanges hinwegsetzt, ihn nicht mehr hört und sich irgend etwas anderes darunter denkt, so habe ich in meinem Leben gewissermaßen durch die Anforderungen des Lebens die Allheit der Liebe demonstriert, und die Zeichen sind nicht ausgeblieben.

Meine Dankbarkeit für Christian Science und was sie für mich getan hat, kann ich am besten ausdrücken in demütiger Liebe zu dem Heiland, der den Dornenpfad des Lebens wandelte und uns einschärfte: „Liebet ihr mich, so haltet meine Gebote;” und zu unserer Führerin, Mary Baker G. Eddy, durch unaufhörliches Wachen, Arbeiten und Beten, daß unser Leben werde, wie sie uns ein Beispiel gegeben hat.

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