Niemand wird es leugnen, daß alle Menschen ihre Schulden bezahlen sollten, wohl aber mögen manche behaupten, daß sie niemandem etwas schuldig seien.
Dieser Gedanke bedarf genauerer Betrachtung, um zu sehen, wie viel Wahrheit er enthält. Zweifellos gibt es viele, welche die Last von Geldverpflichtungen gegen andere vermeiden, wenn jedoch das Erfüllen der Forderungen der Gerechtigkeit auf diesem einen Punkte ein Gefühl von Selbstgerechtigkeit erzeugt, so wird man sicherlich Schulden anhäufen, die man früher oder später abzutragen hat.
Das Kind ist zuerst seinen Eltern gegenüber verpflichtet; später seinen Lehrern und Leitern in der Religion, seinen Freunden und denen, welche die Lasten und Verantwortlichkeiten der öffentlichen Geschäfte tragen, wie es ja einige tun müssen; dieser letzte Punkt wird oft übersehen. Neben diesen persönlichen Verpflichtungen sollten wir stets daran denken, wie viel wir der Sache der Wahrheit verdanken, und unsere Aufrichtigkeit dadurch beweisen, daß wir furchtlos dafür eintreten, wenn sich die Gelegenheit bietet, und durch ein ihren Lehren treu entsprechendes Leben die Welt überzeugen, daß es die Wahrheit ist, die uns belebt und beherrscht. In edlen Naturen wächst das Gefühl dankbarer Verpflichtung in dem Maße, in welchem sie erkennen, wie viel von denen, welche das Denken der Menschen aus dem Staube aufzurichten suchten, unternommen und vollbracht worden ist. Wenige sind im stande, dies recht zu beurteilen, bis sie selber von der Nachlässigkeit anderer zu leiden haben; dann fragen sie sich mit geläutertem Herzen, wo sie stehen und sind bereit, mit Paulus zu sagen: „Ich bin ein Schuldner der Griechen und Ungriechen, der Weisen und der Unweisen.”
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