Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Tägliche Arbeit in Christian Science.

Aus der Januar 1904-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Worte Jesu: „Wenn jemand mir nachkommen will, so verleugne er sich selbst, und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach,” haben eine neue und gewichtige Bedeutung im Lichte der Christian Science (Christlichen Wissenschaft).

Wir verstehen jene Mahnung: „er verleugne sich selbst,” nicht in dem Sinne, daß diejenigen, welche sich bestreben, in den Fußtapfen Jesu zu wandeln, das eine oder andere entbehren sollen, damit der Genuß derselben andern Menschen zufalle; jene Worte weisen vielmehr auf einen falschen Sinn vom Dasein, auf die irrtümliche Voraussetzung von einem in jedem Menschen wohnenden Geist, auf eine falsche Selbstheit hin, die ihre Entstehung in verkehrten Glaubensansichten über die ewigen Wahrheiten gefunden hat, und darum verleugnet, d. h. aus den Gedanken verdrängt und durch die Wahrheit ersetzt werden muß. Wenn der Anhänger in Christian Science sich vor diese Arbeit gestellt sieht, fühlt er sich von der Größe derselben erschreckt, bis er gewahr wird, daß Gott es ist, der in ihm wirket „das Wollen und das Vollbringen nach seinem Wohlgefallen.” Dann macht er sich mutig an seine Aufgabe, weil er weiß, daß er sie nicht aus eigener Kraft bewältigen muß.

Diese Selbstverleugnung im wahren Sinn beginnt mit dem Erwachen aus dem Traum des materiellen Daseins zur Erkenntnis von Gottes Idee, wie sie im wirklichen Menschen ausgedrückt ist, und mit einem gewissen Grad der Wiedererkennung der wahren Beziehung, die zwischen Gott und dem Menschen existiert.

Die Zerstörung falscher Vorstellungen im individuellen Bewußtsein ist das „tägliche Ubsterben,” wovon Paulus spricht und auch den Sinn der Worte erklärt: „Der Tod wirket in uns, aber das Leben in euch"; denn in dem Maße, wie physische Selbstheit verleugnet und zerstört wird, widerspiegelt der Mensch die belebende Wahrheit.

In Verbindung mit diesem täglichen Überwinden kann es teine Selbstsucht geben, und es ist erhebend zu wissen, daß die Vernichtung jedes falschen Glaubens segensreiche Wirkung auf die ganze Menschheit hat, indem es dadurch jedem andern erleichtert wird, das seinige zu tun. Dieses Verständnis verdrängt das Gefühl der Gedrücktheit oder der Entmutigung, das aus dem Eindruck der beschränkten Umgebung oder engen Sphäre entsteht.

Wir haben nur mit uns selbst zu kämpfen, und bis dieser Kampf getreulich ausgefochten und der Sieg gewissermaßen gewonnen ist, kann sich die Wahrheit in uns nicht zur gründlichen Heilung von Krankheit und Sünde geltend machen, so günstig die Umgebung sich auch für uns gestalten möge.

Eine der Wohltaten der Christian Science ist das Bewußtsein, daß jedermann die Befähigung zu dieser Arbeit besitzt. Die göttliche Liebe schüttet alles Gute gleich freigebig über alle Menschen aus, und das Licht, „das jeden Menschen erleuchtet, der in die Welt kommt,” ist die Fähigkeit, göttliche Wahrheit zu erkennen und zu offenbaren. Die Antwort, welche der Vater des verlorenen Sohnes seinem ältesten Sohne gab: „alles, was ich habe, ist dein,” ist ebenso wahr in Beziehung auf jedes menschliche Wesen; und geduldige, getreuliche Anwendung der Regeln der Christian Science wird einem jeden dieselben Resultate bringen.

Wenn einer, der die Arbeit der Zerstörung des Irrtums gewissenhaft durchgeführt hat, sich plötzlich einer Gefahr gegenüber gestellt sieht, ist die Demonstration häufig augenblicklich und vollständig. Derartige Erfahrungen zeigen sein Wachstum an und befestigen in ihm den ernsten Entschluß, fortan seine Aufgabe noch getreulicher zu erfüllen.

Es ist unmöglich, den Wert dieses täglichen und stündlichen Überwindens zu hoch anzuschlagen. Jesus wies auf diese Fähigkeit hin mit den Worten: „Ich habe eine Taufe, womit ich getauft werden muß, und wie drängt es mich, bis sie vollbracht ist,” und so getreulich hat er seine Arbeit getan, daß er späterhin bestätigen konnte: „Der Fürst dieser Welt kommt, und er hat mir nichts an.” Jede unzerstörte unwahre menschliche Vorstellung im persönlichen Bewußtsein bietet dem Irrtum Gelegenheit, sich darin einzunisten und physisches oder geistiges Leiden zu verursachen. In „Miscellaneous Writings,” Seite 224, lesen wir: „Es ist unser Hochmut, der eines andern Kritik herausfordert, unser Eigenwille, der eines andern Absichten verletzend erscheinen läßt, unsere Selbstsucht, die sich durch eines andern Selbstvertrauen beleidigt fühlt.” Der Friede Gottes, „welcher höher ist denn alle Vernunft,” wird uns nur in dem Verhältnis zu eigen, wie die Zerstörung desjenigen in uns fortschreitet, was den Mißklang bergen kann. Jeder Scientist (Wissenschafter) wird früher oder später inne werden, daß es keinen Weg gibt, auf welchem er selig werden kann, außer der fortwährenden Vernichtung des Irrtums.

Viele dieser falschen Gedanken werden freudigen und dankbaren Herzens abgelegt; aber es ist nötig, das Licht der Wahrheit häufig auf diese Ausammlung von Irrtümern zu werfen, damit nichts Verborgenes oder Geheimes unentdeckt bleibt. Es ist wichtig bei dieser Arbeit, wenn man die Nichtigkeit der Irrtümer behaupten will, dieselben bei ihren richtigen Namen zu nennen, sie weder zu schonen, noch zu entschuldigen, da sonst ihre Vernichtung verzögert wird. Es ist auch nötig, sich dabei zu erinnern, daß die Sinne keine zulänglichen Zeugen sind, und daß, wenn sie am hartnäckigsten auf der Behauptung bestehen, es werde nichts ausgerichtet, entschiedener Fortschritt in der Richtung der Wahrheit gemacht worden ist, wie spätere Erfahrungen völlig bewiesen haben.

Der Scientist sollte sich beim Bekämpfen dieser Unwahrheiten vor der Ausübung von persönlicher Willenskraft hüten. Diese Versuchung wird nur so lange an ihn herantreten, als er deren Wirklichkeit einräumt. In dem Grade, wie er die Macht der Lügen des sterblichen Sinnes für wirklich hält, wird er sie fürchten und bekämpfen, und sie werden den Kampf zu erwidern scheinen; sowie er sich aber in der Wahrheit genügend befestigt fühlt, sieht er die Machtlosigkeit des Bösen ein und weiß, daß der Glaube an die Wirklichkeit des Bösen dessen einzige Stütze ausmacht. Seine Herrschaft über dasselbe bringt er im Verhältnis zu seinem geistigen Verständnis zur Geltung.

Die aufrichtige und getreuliche Durchführung dieser Arbeit führt zum wahren Gebet und zur Offenbarung der Liebe. In „No and Yes,“ Seite 49, lesen wir: „Wahres Gebet ist nicht, Gott um Liebe zu bitten; es besteht vielmehr darin, lieben zu lernen und verlangt, daß man die ganze Menschheit in seine Liebe einschließe. Wie kann das aber anders verwirklicht werden, als durch die Zerstörung von unserm eigenen Sinn vom materiellen Menschen, und dadurch, daß wir unsere Augen zu der Erkenntnis des wirklichen und ewigen Menschen, der göttlichen Idee in jedem Individuum öffnen? Die menschliche Liebe, welche die göttliche widerspiegelt, erfaßt die Erkenntnis der göttlichen Idee. Wenn wir uns bemühen, Jesu Beispiel bei dieser Arbeit nach seinem Gebote zu befolgen, sollen wir uns bewußt sein, daß wir nicht einem unnatürlichen Zustand der Existenz entgegengehen, sondern uns allmählich unserer natürlichen und normalen Existenz nähern. Wir gelangen nach und nach in den bewußten Besitz unserer ewigen Erbschaft als Kinder Gottes. Viel hängt von der wissenschaftlichen Genauigkeit ab, mit welcher die Arbeit verrichtet wird. Bei geistiger Trägheit, bei sorglosem und gleichgültigem Verfahren werden Leiden und Sorgen unvermeidlich sein. Wenn aber diese Arbeit in Übereinstimmung mit der anspornenden Macht der göttlichen Liebe, welche den Menschen sanft einer engeren Vertrautheit mit Gott zuführt, genau und gewissenhaft verrichtet wird, so verleiht sie ihm einen tieferen Sinn wahrer Demut, die aus einem bewußten Vertrauen auf Gott hervorgeht. Es ist die Rückkehr des verlorenen Sohnes, welcher, des Chaos und der Verwirrung des sterblichen Denkens müde, durch seine geistigen Kämpfe erschöpft, froh, den Mühsalen, dem Ehrgeiz, den Erfolgen und Fehlschlägen, den Vergnügen und Sünden materieller Existenz zu entrinnen sucht, und in den Frieden, die Harmonie und die Freuden seines Vaterhauses, ins Reich der Wahrheit zurückkehrt.

Große Geduld ist erforderlich während dieses Überganges vom Unwirklichen ins Wirkliche. Der Irrtum pflegt jede denkbare Anstrengung zu machen, um den Christian Scientisten (Christlichen Wissenschafter) zu entmutigen und seinen Fortschritt zu hemmen, indem er ihn zu überreden sucht, sich mit dem Bösen zu befreunden. Geistige Einflüsterungen kommen häufig in Gestalt eines Engels des Lichtes — einer Botschaft von Gott — an ihn heran. Sein Schutz besteht darin, daß er zu jeder Zeit und unter allen Umständen weiß, daß es Täuschungen sind, falsche Anklagen, die nicht vom wirklichen Menschen ausgehen. Mit dem Fortschritt seiner Arbeit wird ihm dies immer klarer und das Zurückweisen derselben leichter, und er fühlt sich freier, denn er bekämpft sie von einem immer höheren Zustand des Bewußtseins aus, und weiß aus täglich zunehmender Überzeugung, daß die Allmacht der Wahrheit in ihm wirksam ist.

Er weiß auch, daß es keine plötzliche vollständige Befreiung von der Knechtschaft dieser sterblichen Gesinnung gibt, weder vor noch nach dem Wechsel, den man den Tod nennt; sondern daß hier oder hernach jedes menschliche Wesen alles, was Gott unähnlich ist, aus seinem Bewußtsein verdrängen muß. Der Mensch ist in Gottes Bild und Gleichnis geschaffen, und diese große Tatsache des Daseins bleibt ewig die nämliche. Unwissenheit in dieser Hinsicht und daraus entstehende Leiden können die Wahrheit nicht im geringsten Grade beeinflussen. Das göttliche Gebot ist ergangen: „Seid darum vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist,” und Gottes Wort kann nicht leer zu Gott wiederkehren; folglich muß zu gewisser Zeit, irgendwo, ein jeder zur bewußten Erkenntnis seiner selbst, als die göttliche Idee, gelangen. Ein Zweifel an der schließlichen Lösung des Daseins in diesem Sinne bedeutet Ungehorsam gegen das erste Gebot und die Anerkennung einer Macht, getrennt von Gott, welche angeblich den Menschen in ewiger Knechtschaft halten kann.

Ist es unter diesen Umständen nicht vernünftig und weise, hier und jetzt schon so ernst und beharrlich als möglich dahin zu wirken, daß wir wenigstens einen erheblichen Fortschritt in der Richtung des Lichtes und der Freiheit der Kinder Gottes erzielen, um so mehr, wenn wir bedenken, daß eine unbenutzte Gelegenheit vermehrte Arbeit und weiteres Leiden im Gefolge hat?

Jesus, der sich bewußt war, daß diese Arbeit nicht ohne häufige Kämpfe durchgeführt wird, unterstützte seine erste Mahnung, „er verleugne sich,” mit der andern: „und nehme sein Kreuz auf sich.” Oftmals sind die Stunden der schwersten Prüfungen Vorboten des hellsten Lichtes, und wenn materielle Erscheinungen ihre Wirklichkeit aufs hartnäckigste behaupten wollen, so wird die beharrliche Bestätigung der Wahrheit den Frieden bringen, welcher ein Verständnis von Gott in sich birgt, inniger, tiefer als je zuvor.

Beim Lesen der Evangelien bemerken wir, wie häufig Jesus sich vor seinen Jüngern und andern ihn begleitenden Personen zurückzog, und Stunden, ja sogar ganze Nächte allein auf den Bergen verweilte. Läßt das nicht durchblicken, wie wichtig es ist, Zeit und geduldige Tätigkeit einzusetzen, um dieses bedeutungsvolle Resultat zu erzielen? Die Beschreibung von Jesu Erfahrungen in der Wüste liefert hinreichende Beweise für die Notwendigkeit der Anwendung entschiedener und energischer Methoden, um den materiellen Glauben auszulöschen.

Auf dem „Übergang von Sinn zu Seele” („Science and Health,“ Seite 558), muß das Kreuz öfters aufgenommen werden, bis der Scientist hinreichend im geistigen Verständnis vorgerückt ist, um die Lage in ihrem wahren Lichte zu erschauen. Darum findet er sich der Tatsache gegenüber, daß das Leiden dadurch verursacht wird, daß man dem sterblichen Sinn gestattet, sich einzubilden, es sei unmöglich zu sagen: „Dein Wille geschehe,” oder zu wissen, daß der Wille Gottes im wirklichen Menschen erfüllt ist, und daß es unmöglich sei, an dieser Erkenntnis festzuhalten. Das öffnet seine Augen hinreichend, um zur Einsicht zu kommen, daß die Leiden selbst verschuldet sind. Auf diesem Punkte angelangt, gibt es für ihn zukünftig weniger Kreuztragen, und das wissenschaftliche Verständnis der Allheit und Allmacht Gottes — der Wahrheit — führt das Ende des Irrtums herbei.

Nehemia hat erklärt: „Die Freude des Herrn ist euere Stärke,” und sicherlich sollten die Christian Scientisten starke Menschen sein; denn welche Freude kann es geben, die sich mit derjenigen vergleichen läßt, welche über den Menschen kommt, wenn er von der Knechtschaft des sterblichen Glaubens befreit und dadurch befähigt ist, andere von dem erdrückenden Alp der Krankheit und der Sünde zu erlösen? Was kann es Höheres geben, als die Freude, von Gott ausersehen zu sein, die Gefängnistüren zu öffnen und die Gefangenen zu befreien? Diese Freude bringt ein inniges Gefühl der Liebe und Dankbarkeit zu Gott mit sich für seine unschätzbare Gabe: Die Offenbarung seiner selbst an die Menschheit durch unsern gepriesenen Heiland, und die Enthüllung der Wissenschaft des Christentums, welche der gegenwärtigen Zeit durch unsere geliebte Leiterin geworden ist.


Wir mustern die Welt mit unsern Augen, jeder von uns; und in unserem Innern formen wir die Welt, die wir sehen. Ein müdes Herz findet keine Freude am Sonnenschein; ein selbst-füchtiger Mensch ist skeptisch in Freundschaft, so wie ein Mensch, der kein musikalisches Gehör besitzt, sich nichts aus Musik macht.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Januar 1904

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.