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Der wahre Glaube.

Aus der Januar 1904-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


„Euch geschehe nach eurem Glauben.” — Jesus.

Der Glaube ist eine Überzeugung, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft umfaßt. Er gründet seine optimistischen Hoffnungen für den kommenden Tag auf die Segnungen, die wir in der Vergangenheit und Gegenwart erfahren und empfangen haben. Sein Vertrauen wächst täglich, und daher wartet er in Geduld der Dinge, die uns die Zukunft vorbehalten hat. Der Glaube bringt jeden einzelnen in Beziehung zu den Reformatoren aller Zeitalter, zu den Idealisten der Jetztzeit und zu der herrlichen Gemeinschaft derer, die nach uns kommen, und die Schnitter und Ährenleser auf dem Felde ernsten Strebens sein werden, in das wir den Samen der Gerechtigkeit gesäet haben. Es kommt die Zeit, wo der Glaube in Erkenntnis übergeht, um dann zu einer noch höheren Form des Glaubens fortzuschreiten, und schließlich den weiteren Schritt dem Lichte zu zu tun. Der Glaube an gewisse Wahrheiten wird zur Erkenntnis derselben in dem Verhältnis, wie man die Wissenschaft des Lebens allmählich in sich aufnimmt und durch die Demonstration, die den Glauben überflügelt. Aber die Wahrheit ist unendlich, und daher verlangen die unerreichten und noch nicht demonstrierten (bewiesenen) Wahrheiten des Lebens eine beständige Erneuerung des Glaubens und ein stetes Zunehmen der Hoffnung. Kaum haben wir das Ziel unserer höchsten Hoffnung erreicht, so werden uns am Horizont der Zukunft Lichtblicke zu teil von darüber hinausgehenden Zielen, die die so mühselig erworbenen Güter fast zu einem Nichts reduzieren. So lernen wir, daß ewiges Leben in ewigem Fortschritt besteht, und daß jeder Tag in sich vollendet muß.

Wir wandeln häufiger im Glauben, als im Schauen. Der größte Teil des täglichen Lebens ist zusammengesetzt aus dem Glauben an das Gesetz der Tätigkeit, das in Zuversicht, Überzeugung, Vertrauen, Optimismus, Hoffnung und Mut besteht. Der erste Schritt der geistigen Tätigkeit muß immer auf Glauben beruhen. Gewiß, dieser Schritt ist vielleicht nur die Annahme einer zu beweisenden Voraussetzung, aber die Annahme dieser Voraussetzung, als etwas Feststehendes, ist ein Glaubensakt. Beweise und sichtbare Resultate mögen hierauf folgen, und dadurch der bloße Glaube der Erkenntnis weichen, — dennoch bleibt der erste Schritt immer ein Schritt des Glaubens. Die grundlegende Voraussetzung alles Seins, — der Glaube an das Dasein eines höchsten Wesens, — beruht auf einer geistigen Tat des Glaubens, wie auch die heilige Schrift sagt: „Denn wer zu Gott kommen will, der muß glauben, daß er sei.” So gibt der Glaube dem Menschen die Möglichkeit, den Höchsten zu erkennen. Glaube ist geistige Geduld und Geduld ist ein in ein System gebrachter Glaube. Der beständige Glaube an den Sieg des Guten über alles Böse offenbart sich in gleichmäßigem Optimismus, in frohem Mut, in aufrichtigem Reden und Handeln. Die Lebenskraft des Glaubens ist ohne Gleichen, und seine Macht geht über alles menschliche Verstehen. Wie oft auf dem Lebenswege wird das Herz zu himmlischem Schauen über alles Irdische hinausgehoben. Wie deutlich erblicken wir von Zeit zu Zeit die fernen, ewig grünenden, verlockenden Gefilde, wenn Gottes Gnade uns nach einer überwundenen Versuchung auf die Höhe der Begeisterung führt. Und wieder, wie oft, ach wie oft müssen wir hinunter in die Täler und niederen Stätten der menschlichen Erfahrungen, die zwischen den Bergen des Schauens liegen, um dort das Problem des Lebens zu lösen, gestärkt durch die immer gegenwärtige Erinnerung an die geschaute Herrlichkeit. Dann muß der Glaube unser Schutzengel sein, dann muß das Vertrauen, das wieder und wieder auf diese Herrlichkeit hinweist, uns zur praktischen Erlangung dessen leiten, was wir noch nicht mit vollem Verständnis erkannt, sondern was wir nur als ein Vorgefühl unserer einstigen Herrschaft empfunden hatten, wie es stets dem himmlischen Sein des Menschen vorangeht. So müssen in dem düstern Tal des Zweifels und der Furcht, im Nebel des menschlichen Mißverstehens und inmitten des ewigen Einerlei der Alltäglichkeit, das zu Zeiten gänzlich aller Ideale beraubt zu sein scheint, alle „im Glauben und nicht im Schauen wandeln.”

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