„Euch geschehe nach eurem Glauben.” — Jesus.
Der Glaube ist eine Überzeugung, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft umfaßt. Er gründet seine optimistischen Hoffnungen für den kommenden Tag auf die Segnungen, die wir in der Vergangenheit und Gegenwart erfahren und empfangen haben. Sein Vertrauen wächst täglich, und daher wartet er in Geduld der Dinge, die uns die Zukunft vorbehalten hat. Der Glaube bringt jeden einzelnen in Beziehung zu den Reformatoren aller Zeitalter, zu den Idealisten der Jetztzeit und zu der herrlichen Gemeinschaft derer, die nach uns kommen, und die Schnitter und Ährenleser auf dem Felde ernsten Strebens sein werden, in das wir den Samen der Gerechtigkeit gesäet haben. Es kommt die Zeit, wo der Glaube in Erkenntnis übergeht, um dann zu einer noch höheren Form des Glaubens fortzuschreiten, und schließlich den weiteren Schritt dem Lichte zu zu tun. Der Glaube an gewisse Wahrheiten wird zur Erkenntnis derselben in dem Verhältnis, wie man die Wissenschaft des Lebens allmählich in sich aufnimmt und durch die Demonstration, die den Glauben überflügelt. Aber die Wahrheit ist unendlich, und daher verlangen die unerreichten und noch nicht demonstrierten (bewiesenen) Wahrheiten des Lebens eine beständige Erneuerung des Glaubens und ein stetes Zunehmen der Hoffnung. Kaum haben wir das Ziel unserer höchsten Hoffnung erreicht, so werden uns am Horizont der Zukunft Lichtblicke zu teil von darüber hinausgehenden Zielen, die die so mühselig erworbenen Güter fast zu einem Nichts reduzieren. So lernen wir, daß ewiges Leben in ewigem Fortschritt besteht, und daß jeder Tag in sich vollendet muß.
Wir wandeln häufiger im Glauben, als im Schauen. Der größte Teil des täglichen Lebens ist zusammengesetzt aus dem Glauben an das Gesetz der Tätigkeit, das in Zuversicht, Überzeugung, Vertrauen, Optimismus, Hoffnung und Mut besteht. Der erste Schritt der geistigen Tätigkeit muß immer auf Glauben beruhen. Gewiß, dieser Schritt ist vielleicht nur die Annahme einer zu beweisenden Voraussetzung, aber die Annahme dieser Voraussetzung, als etwas Feststehendes, ist ein Glaubensakt. Beweise und sichtbare Resultate mögen hierauf folgen, und dadurch der bloße Glaube der Erkenntnis weichen, — dennoch bleibt der erste Schritt immer ein Schritt des Glaubens. Die grundlegende Voraussetzung alles Seins, — der Glaube an das Dasein eines höchsten Wesens, — beruht auf einer geistigen Tat des Glaubens, wie auch die heilige Schrift sagt: „Denn wer zu Gott kommen will, der muß glauben, daß er sei.” So gibt der Glaube dem Menschen die Möglichkeit, den Höchsten zu erkennen. Glaube ist geistige Geduld und Geduld ist ein in ein System gebrachter Glaube. Der beständige Glaube an den Sieg des Guten über alles Böse offenbart sich in gleichmäßigem Optimismus, in frohem Mut, in aufrichtigem Reden und Handeln. Die Lebenskraft des Glaubens ist ohne Gleichen, und seine Macht geht über alles menschliche Verstehen. Wie oft auf dem Lebenswege wird das Herz zu himmlischem Schauen über alles Irdische hinausgehoben. Wie deutlich erblicken wir von Zeit zu Zeit die fernen, ewig grünenden, verlockenden Gefilde, wenn Gottes Gnade uns nach einer überwundenen Versuchung auf die Höhe der Begeisterung führt. Und wieder, wie oft, ach wie oft müssen wir hinunter in die Täler und niederen Stätten der menschlichen Erfahrungen, die zwischen den Bergen des Schauens liegen, um dort das Problem des Lebens zu lösen, gestärkt durch die immer gegenwärtige Erinnerung an die geschaute Herrlichkeit. Dann muß der Glaube unser Schutzengel sein, dann muß das Vertrauen, das wieder und wieder auf diese Herrlichkeit hinweist, uns zur praktischen Erlangung dessen leiten, was wir noch nicht mit vollem Verständnis erkannt, sondern was wir nur als ein Vorgefühl unserer einstigen Herrschaft empfunden hatten, wie es stets dem himmlischen Sein des Menschen vorangeht. So müssen in dem düstern Tal des Zweifels und der Furcht, im Nebel des menschlichen Mißverstehens und inmitten des ewigen Einerlei der Alltäglichkeit, das zu Zeiten gänzlich aller Ideale beraubt zu sein scheint, alle „im Glauben und nicht im Schauen wandeln.”
Der Glaube, die Melodie der ewigen Liebe im Menschenherzen, erhebt unter solchen Umständen unser ganzes Wesen „auf Adlersflügeln” über das Dunkel hinaus und befähigt jedes betende, aufrichtige Herz, seinen Weg zu noch höherer Erkenntnis zu finden. So wird die Verheißung erfüllt: „Wer aber bis an das Ende beharret, der wird selig.” Der Glaube ist nach allen Richtungen hin eine Ermutigung. Der Erfolg in jeder Lebenslage hängt von ihm ab. Der Glaube an Gott, an sich selbst, als Ebenbild des Ewigen, an die Kraft des Guten und an die Allmacht der Liebe, — diese drei Typen geistigen Vertrauens fördern das Wachstum in der Gerechtigkeit und Bruderliebe. In den kleinlichen sich widerstreitenden Vorkommnissen des Lebens bewahrt der Glaube sich immer den weiten Blick, während die Furcht beständig einen lähmenden Einfluß ausübt. Gerade hier geht der erleuchtete Glaube in Erkenntnis über, und der Mensch kann den Umständen, die ihm früher schwierig und furchterregend erschienen, ruhig und ohne Angst entgegensehen, weil er nun weiß, daß sich alle Irrtümer im Geist — in Gott — auflösen.
Channing schrieb einmal: „Die Wissenschaft des Geistes schafft den Teufel ab.” Der Glaube ist die Grundlage der geistigen Wissenschaft: erstens, als das Mittel zum ersten Schritt; zweitens, als das innere Band zwischen den verschiedenen Phasen der Demonstration. Das Bose, d. h. der Teufel, existiert nicht länger im Bewußtsein des Menschen, sobald es aus seinem Leben oder seinen Beweggründen schwindet. Es ist der positive, zuverlässige, fortschreitende, humane Glaube, der die Welt erobert, die Eivilisation läutert, die Nationen eint, die brüderliche Liebe zum Gemeingut macht und durch das geistige Gesetz Gottes, Nrankheit, Schmerz und sittliche Verderbnis aufhebt.
Glaube an Gott schließt in jedem Fall den Glauben an den Sieg des Guten in sich ein. Wie oft zweiseln wir an der Gerechtigkeit des allgemeinen Lebensgesetzes von Ursache und Wirkung, wenn wir das zeitweilige, scheinbare Wohlergehen des Missetäters und die Mühe und Not des Menschen, der recht tut, beobachten. Wenn wir das Auge des Glaubens nicht gebrauchen und weder die Strafe sehen, die über dem Haupte des Bösen schwebt, noch den Lohn der Gerechtigkeit, der den Guten erwartet, — so verfallen wir der Furcht und dem Zweifel, anstatt den Glauben zu haben, der Berge versetzt.
Wie köstlich ist es, wenn wir den Glauben zum Gefährten haben! Wie oft hat uns sein Trost ermutigt, wenn wir einsam waren und uns scheinbar verlassen fühlten im Dunkel der schweren Prüfungen und Enttäuschungen. So groß unsere Hoffnungen sind, so groß ist unser Glaube, während das geistige Sehnen nach Vollkommenheit den Glauben als steten Begleiter mit sich führt. Der Glaube ist der beste Vermittler zwischen den Menschen, so daß alle eins werden in rechter Gesinnung und in sittlichen Taten. Höher als der Glaube aber steht die Erkenntnis, welche die innere Einheit durch die Tat beweist und die geistige Heilung und Wiedergeburt ermöglicht. Hierin ruht der einfache, praktische Wert, der Christian Science (Christlichen Wissenschaft). Durch Christian Science bleibt die Religion nicht länger eine Art Überzeugung oder abstrakter Glaube, sondern sie wird zu einer systematischen, göttlich-geistigen Methode, um organische und funktionelle körperliche Beschwerden zu heilen, die Sünde zu vernichten und die Ursachen des physischen Todes zu überwinden. Der wahre Glaube ist in seinem Wirken unter allen Umständen eine heilende, rettende Kraft; doch ist ihm die Erkenntnis des göttlichen Prinzips des Weltalls — Gott — hinzugesellt; diese entzieht die Religion dem Gebiet des Gefühlslebens und der dogmatischen Meinungen und stellt sie an die Spitze exakter Wissenschaften, ja, diese Erkenntnis macht sie zur Wissenschaft aller Wissenschaftenz — ur Wissenschaft des Seins. Daher sollte dieser erkennende Glaube von allen denen gepflegt werden, die danach trachten, Krankheit zu heilen, Sünde zu vernichten und das irdische Leben zu bereichern.
Alle, die in Jesu Religion, Gesundheit und Glück suchen, sollten täglich an Hoffnung und Glauben zunehmen und die Überzeugung gewinnen, daß Gott will, daß alle gesund und stark, so wie geistig gesinnt sein sollen.
Der Glaube an Gottes Vollkommenheit, an die Individualität des Menschen und an die Gewißheit des Fortlebens aller derer, die reinen Herzens sind, herrscht in demjenigen, der sich mit ganzer Kraft die Verheißung Jesu zu eigen macht: „Ihr werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen.”
Die Wiederherstellung der übersinnlichen Lehre Jesu und des Evangelisten Johannis durch die Christliche Wissenschaft beweist, daß das Zeitalter der Wunder nicht vorüber ist, denn auch heute leben wir in einer Zeit der geistigen Wunder und des Glaubens. Die Christliche Wissenschaft ist christliche Intelligenz, die sich den Glauben, sowohl wie die Erkenntnis bei dem großen Werk, die Welt zu evangelisieren, zu nutze macht. Allgemeines Christentum ist notwendigerweise wissenschaftliches Christentum, und die Christliche Wissenschaft, die von Menschen der verschiedensten Denkungsarten angenommen worden ist, erweist sich uns nicht nur als „Verfechter des Glaubens,” sondern als lebendige Darstellung des heilenden Christus — Immanuel, Gott mit uns.
Die neue Zeit des Glaubens, die aus den Tiefen eines über die ganze Welt verbreiteten Materialismus, der in Religion, Philosophie und Heilkunde herrscht, herausgeboren ist, ruft den Bewohnern der Erde mit mächtiger Stimme zu: „Euch geschehe nach eurem Glauben.”
Glauben, sowohl wie die Erkenntnis bei dem großen Werk, die Welt zu evangelisieren, zu nutze macht. Allgemeines Christentum ist notwendigerweise wissenschaftliches Christentum, und die Christliche Wissenschaft, die von Menschen der verschiedensten Denkungsarten angenommen worden ist, erweist sich uns nicht nur als „Verfechter des Glaubens,” sondern als lebendige Darstellung des heilenden Christus — Immanuel, Gott mit uns. Die neue Zeit des Glaubens, die aus den Tiefen eines über die ganze Welt verbreiteten Materialismus, der in Religion, Philosophie und Heilkunde herrscht, herausgeboren ist, ruft den Bewohnern der Erde mit mächtiger Stimme zu: „Euch geschehe nach eurem Glauben.”
„O du Kleingläubiger!” lautet der Tadel des Herrn; und seine Anerkennung des gläubigen Königischen: „Solchen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden,” beweist, wie hoch er den unendlichen Wert des Glaubens schätzte.
So wollen wir denn unsern Glauben durch Erkenntnis so erneuern und vergeistigen lassen, daß das Leben, welches wir von nun an führen, durch Reinheit, Liebe und Frieden verherrlicht und bereichert werde!
Das beste Zeugnis für die Wirklichkeit unseres Glaubens legen wir dadurch ab, wenn wir täglich das Christus-Leben führen. Wir sind durchaus nicht unserer Verpflichtungen entledigt, Gott an den sechs Wochentagen zu dienen, weil wir am siebten Tage unserer Arbeit entledigt sind. Die apostolische Lebensregel lautet: „Nehmet immer zu in dem Werk des Herrn.” — The Examiner.
