Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Der Anfänger in Christian Science.

Aus der November 1904-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Viele Leute, die das Studium von Christian Science anfangen mit dem Wunsch, es praktisch zu verwerten, geraten in Verwirrung hinsichtlich des einzuschlagenden Studienganges. Der Grund liegt oft in dem falschen Eindruck, daß es in Christian Science ein Geheimnis gibt, welches der Uneingeweihte zu lernen hat, um in seiner Praxis Erfolg zu haben. Während das Heilen in Christian Science die unmittelbare Wirkung des Gebets in seiner höchsten und heiligsten Bedeutung ist, ist die Heilung zuerst nicht leicht begreiflich für jemanden, dessen Auffassung des Gebets sich noch nicht erhoben hat über die einer persönlichen Anrufung einer fernen und wandelhaften Gottheit. Diese Vorstellung eines Geheimnisses wird verschwinden mit der Einsicht, daß Christian Science sowenig geheimnisvoll in ihren Methoden ist wie die Mathematik. Beide Wissenschaften erfordern Studium und Praxis zur Beherrschung ihrer Regeln, aber der Weg ist offen für alle, die lernen wollen. Die einzige Weihe, die Christian Science verlangt, ist die Reinigung des Denkens und Tuns. Wenn das Verlangen nach Rechtlichkeit und Reinheit und die Ausdauer im Streben vorhanden sind, so kann auch bei den Unbegabtesten der Erfolg nicht ausbleiben.

Christian Science ist die Umkehrung aller materiellen Weltanschauungen, denn ihre Voraussetzung ist die Unendlichkeit des göttlichen Geistes, des alleinigen Gottes, und ihr letzter Schluß die Vergeistigung der ganzen Schöpfung. Der Lernende beginnt sein Studium in einem Zustand der Unwissenheit, da er von entgegengesetzten Anschauungen und Denkgewohnheiten herkommt. Dies ist der Anfang der Wiedergeburt, das Herauswachsen aus dem Glauben an die Materie zu der Erkenntnis des Geistes, in der die Sterblichen zuerst Gott und den Menschen richtig verstehen lernen. Sie können keine materielle Weisheit in diese neue Welt des Geistes bringen und sie können nichts durch die Sophistereien menschlicher Wissenschaft herausnehmen. Das Festhalten an Theorien, die das Gegenteil der Lehren der Christian Science sind, kann nicht ein Verständnis derselben fördern, denn es ist offenbar, daß man das Unzulängliche materieller Anschauungen einsehen muß, um eine gründliche und exakte Kenntnis der geistigen Wahrheit zu erwerben. Dieses Reich des Geistes, worin der Mensch die Harmonie des Seins zur Tat gestaltet, läßt sich nicht erstürmen durch Gewalt, oder durch den leidenschaftlichen Wunsch, uns auf einer Höhe zu befinden, die wir nicht selbst erstiegen haben, oder zu wissen, was wir nicht selbst gelernt haben. Aufrichtige Absichten und der gute Wille in Geduld zu arbeiten, helfen dem Schüler mehr als das ewige Seufzen über Schwierigkeiten oder Mangel an Verständnis.

Man beginnt in Christian Science am besten mit dem ersten Gedanken der Wahrheit, der dem Lernenden als vernünftig und richtig erscheint, und mit der Nutzbarmachung dieses Gedankens in unmittelbarer Erfahrung. Die ganze Richtung christlicher Praxis besteht darin, den Gedanken zu vergeistigen, den Sinn für das Geistige zu pflegen und das Materielle abzustoßen. Der erste Schritt zu einer lebendigen Bezeugung des Christentums oder der Christian Science besteht in dem ernsten Bemühen, die Herrschaft des Guten über das Böse, des Geistigen über das Tierische, im Bewußtsein des Menschen praktisch zu betätigen, und sei es auch in der bescheidensten Weise. Die Beseitigung der Zahnschmerzen mit Hilfe der Überzeugung von der Vollkommenheit Gottes und des Menschen, ist im Verhältnis so wissenschaftlich und christlich, wie die Heilung eines Aussätzigen oder Wahnsinnigen.

Wir beginnen die Wahrheit des Seienden zu beweisen in dem Maße als wir sie verstehen, und wir beginnen zu verstehen in dem Maße als wir wahr zu denken beginnen. Die Arbeit des Scientisten besteht darin, nicht nur die Resultate falschen Denkens zu überwinden, sondern das falsche Denken selbst. Der Beweis seiner Arbeit ist gegeben, wenn der falsche Zustand vor der richtigen Auffassung des Seienden verschwindet und die Richtigkeit des Gesetzes erwiesen ist.

Die Wiederholung von Formeln, geheimen oder anderen, ist nicht die Methode dieser Beweisführung. Das bloße Plappern von Worten wie ein Kind seine Regeln hersagt, hat selbst, wenn sie richtig sind, an sich keine Wirkung solange der Geist sie nicht im Herzen und Bewußtsein des Lernenden lebendig macht. „Es ist der Geist, der die Kranken heilt und die Sünder, — der das Herz empfänglich macht, wahrhaft und treu” (Aus Mrs. Eddys Brief, der bei der Grundsteinlegung der Kirche in Concord verlesen wurde).

Diejenigen, die glauben, daß man Christian Science von der rein intellektuellen Seite begreifen oder durch einen menschlichen Verstandesprozeß demonstrieren könne, werden durch Schaden lernen, daß die Wahrheit nur geistig zu erkennen ist, und daß „Sanftmut, Selbstlosigkeit und Liebe die Wege Seiner Kundgebungen sind” (Rudimental Divine Science, S. 31).

Es ist nicht das bloße Nachdenken über Wahrheit, wodurch die Heilung der Christian Science herbeigeführt wird, sondern das wirkliche Selbstdenken wahrer Gedanken. Wir sind genau das, was wir denken oder wozu unser Denken uns macht. Unsere Erfahrung ist nichts als die Darstellung unserer Gedanken in greifbaren Formen. Worüber wir am meisten nachdenken, das wird uns am meisten beherrschen, sei es gut oder schlecht. Wer niedrige Gesinnung denkt, ist ein niedrig gesinnter Mensch, und wer Krankheit denkt, macht aus sich einen kranken Menschen. Und so müssen die Sterblichen lernen, daß, wenn ihr körperliches Befinden nicht in Ordnung ist, nicht der Stoff, sondern der Geist eines Wandels bedarf.

Wir lernen in „Science and Health“ (S. 442), daß „die Umkehrung des Irrtums wahr ist”; Anfänger lernen daher von vornherein, daß die Zustände des Irrtums immer falsche Zustände sind, und daher nicht wahr, weder vor noch nach ihrer Beseitigung. Es ist offenbar, daß Zustände des Leidens und der Sünde nicht die wahre Vorstellung von Gott und dem Menschen bieten, und der Lernende, der sich anschickt seine Erkenntnis des Prinzips von Christian Science zu demonstrieren, darf sich nicht durch solche Erscheinungen beeinflussen lassen, sondern muß ihre Ansprüche auf Männlichkeit standhaft leugnen. Jesus kam, den Willen des Vaters zu erfüllen und er tat dies, indem er unharmonische Zustände zerstörte, indem er sie als Werke des Bösen kennzeichnete, die von Gott nicht anerkannt seien. Wir werden in der Schrift auch daran erinnert, daß dieses selbige Böse oder der Teufel „ein Lügner” ist und „die ganze Welt verführet.” und die natürliche Schlußfolgerung ist, daß alle Produkte des Bösen, wie Krankheit und Armut, Sünde und Tod, ebenso falsch und trügerisch sind wie ihre Quelle.

Die Wahrheit, daß Gott — das Gute — Alles ist, bildet die Grundlage für alle christliche Lehre und Praxis und ist die Macht, die hinter jedem Fall der Heilung in Christian Science steht. Die Arbeit des Lernenden ist vom ersten bis zum letzten Schritt ein Beweisen dieser Wahrheit. Er beweist sie, wenn schlechte Gedanken vor guten verschwinden; wenn sündhafte Begierden sich in erwachender Reinheit und Liebe auflösen, wenn der Zwiespalt im Menschen aufhört vor der wachsenden Wahrnehmung seines geistigen Ichs und das Unwirkliche des Bösen soweit als wahr und wirksam erwiesen ist.

Die Sünde und das Leiden der Welt sind eine Leugnung der Güte Gottes (Science and Health, S. 113), und dürfen im christlichen Glauben keinen Platz finden. Die Wahrheit von Gottes Allgegenwart verringert sich nicht vor dem Augenschein von dem größten Leid des Menschen. Jesus bewies, daß dieser Augenschein falsch sei und gab so allen Christen ein Beispiel. Er war nicht beunruhigt bei dem Erscheinen von Krankheit oder sogar Tod, weil er nicht an sie glaubte, sondern wußte, daß Gott Alles ist. Das Verschwinden dieser Zustünde nach seiner Zurückweisung hätte für alle Zeiten bezeugen sollen, daß sie nicht mit der Wahrheit zusammenhängen und im Angesicht Gottes unwirklich sind.

Anfänger in Christian Science gehen von derselben Wahrheit aus, die auf die Lebensarbeit unseres Herrn und Meisters ihren Siegel drückte und die seinen Jüngern die darauf folgenden Zeichen gab. Unsere Arbeit, wie die Seine, ist die Anerkennung alles Rechten im Menschen und die Zurückweisung alles dessen, was dem Reich Gottes im Innern widerstrebt.

Die Worte, die man benutzt, um den Gedanken auszudrücken, sind nicht so wichtig, wie der Gedanke; und geborgte Worte spiegeln nicht immer den Geisteszustand des Sprechenden. Es bedarf nicht immer der Worte, um Christian Science zu demonstrieren. Die Frau, welche des Meisters Gewand berührte und geheilt wurde, erfuhr keine Behandlung mit Worten. Solange aber in Worte gefaßte Lehrsätze benutzt werden, um den Gedanken richtig zu leiten, sollte man darauf achten, daß sie die Autorität unseres Textbuches „Science and Health with Key to the Scriptures“ besitzen, und daß sie nicht aufs Geratewohl von anderen Studenten aufgegriffen werden, die uns erzählen, daß wir dies oder jenes leugnen oder behaupten müssen. „Science and Health“ entwickelt die ganze Wahrheit über den Irrtum in allen seinen Formen, nämlich, seine Unwirklichkeit, auch die „göttliche Grundlage” (S. 465), — die Allheit Gottes, mit deren Hilfe der Lernende die Nichtigkeit der Kundgebungen des Irrtums demonstrieren muß. Wenn die Reinheit unseres Lebens die Wahrheit unserer Aussagen erreicht, werden wir alle Sünde und Zwietracht beständig zurückweisen und uns dem Heilungswerke unseres Herrn und Meisters nähern.

Es ist besser, unser weniges nach Kräften zu leisten, als allzusehr nach Riesenschritten in der Demonstration zu streben. Der stetige Schritt gewinnt zumeist im Laufe der Zeit und unser Weg beansprucht Zeit. Es ist vorteilhafter langsam fortzuschreiten, als unvollkommene Leistungen zu wiederholen. Neulinge denken bisweilen, daß man von ihnen wegen ihres Glaubens an die Lehren der Christian Science erwartet, sie müßten jede Demonstration leisten, die sie für nötig halten. Der Kindesgedanke braucht in Christian Science ebensowenig eines Mannes Arbeit zu leisten, wie in andern Dingen.

Jeder Anfänger sieht sich seinen eigenen Schwierigkeiten gegenüber je nach seinen früheren Maßstäben des Glaubens und Methoden des Denkens. Es gibt keinen persönlichen Vorzug oder eine Liebhaberei in dieser Arbeit; jeder beginnt mit verhältnismäßig denselben Möglichkeiten und Vorteilen. Der fleißige Schüler macht Fortschritte wegen seines Fleißes, nicht wegen eines Vorzugs seiner Persönlichkeit.

Die Gewißheit der Wahrheit der Christian Science ist süß und dankbar für die weltmüden und sündenbeladenen Herzen, die sie gesucht haben, selbst wenn sie nicht sofort den vollen Wert derselben erschöpfen, denn sie wissen, daß ihre Arbeit, obwohl langsam, nicht Experiment ist, sondern Demonstration. Gottes Ohr hat sich seinen Kindern nie verschlossen, und Seine Hilfe ist stets in Bereitschaft. Der Mensch braucht nicht lange Jahre hindurch zu warten, bis die Grausamkeit des Lebens und die Qual des Sterbens vorüber sind, um das Heil Gottes zu schauen und Seine unendliche Güte zu erfahren. Denn Gott ist hier und jetzt, und immer, — die göttliche, teilnehmende Liebe, die nie gefehlt hat und Ihre Angehörigen nie vergißt.


Laßt uns nach der festen Zuversicht trachten, daß es Gottes Wille ist, den Geist endlos zu entfalten und zu erheben, der sich Ihm im Wohltun als einem treuen Schöpfer anvertraut.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / November 1904

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.