Es scheint für viele schwierig, die Demonstration zu stande zu bringen, in unseren Mittwochabend Versammlungen zu sprechen, und ich habe großes Mitgefühl für die Schüchternen, die wohl geneigt wären aufzustehen, um Zeugnis abzulegen über den großen Segen, den sie durch Christian Science empfangen haben, die aber dennoch durch Furcht, Selbstunterschätzung oder irgend einen andern Irrtum daran verhindert werden.
Da ich mich selber durch das schlimmste Stadium der Schüchternheit und des Zitterns durchgerungen habe, kann ich denjenigen vielleicht einige hilfreiche Winke erteilen, die ihren ersten Versuch machen, um zu sprechen. Ich glaube kaum, daß ich zu weit gehe, wenn ich sage, daß, als die Pflicht zum ersten Mal an mich herantrat, öffentlich zu sprechen, ich vor dem Gedanken erschrak. Ich war damals eine der schüchternsten der jungen Scientisten, und ich bin überzeugt, daß die Erfüllung meiner Pflicht auf unbestimmte Zeit hinausgeschoben wäre, wenn mich nicht mein bißchen Verständnis der Wahrheit befähigt hätte, mit beharrlicher Anstrengung das „eigene ich” in den Hintergrund zu stellen, um andern zu helfen. Meine Erfahrungen in Christian Science zu verkünden, um andern Dürstenden damit einen „Becher kalten Wassers” zu reichen, war für mich ein schöner, begeisternder Gedanke und ein starker Antrieb.
Nachdem ich es mit diesem Ziele im Auge zum ersten Mal und daraufhin noch einige Male gewagt hatte, fühlte ich mich teilweise ermutigt, aber ich fand bald aus, daß eine Fortsetzung dieser Arbeit beständige Anstrengung erforderte. Ich war indessen glücklich, einen Anfang gemacht zu haben, und da ich einmal meine Hand an den Pflug gelegt hatte, konnte ich keine Befriedigung mehr darin finden, lässig zu sein.
Ich habe viele Male in unseren Versammlungen gesprochen, aber ich kann nicht sagen, daß ich es je leicht gefunden habe. Bei mir war diese Demonstration langsam, doch fand ich Hilfe und Ermutigung in vielfältiger Weise. Ich denke, die Mehrzahl von uns hat erfahren, daß diejenigen Dinge, welche am würdigsten getan zu werden verdienen, nicht derart sind, um sie mit Leichtigkeit erfüllen zu können. Ich habe die gelegentliche Abgabe eines kurzen Zeugnisses als ein Teil der tätigen Arbeit aller derjenigen betrachtet, welche Christian Scientisten zu sein versuchen, eine Arbeit, die nicht weniger unterlassen werden sollte, weil sie bisweilen Schwierigkeiten bietet, als das Heilen der Krankheit und Sünde. Ich habe erfahren, daß man hierzu des nämlichen Mutes, Ausdauer und Vertrauen auf Gott bedarf, welche man bei der Behandlung von Patienten darbringt, oder zur Lösung eines sonstigen großen Problems. Wir lassen keine Furcht oder Schwäche oder Selbstunterschätzung beim Ausarbeiten dieser Probleme zu; warum sollten wir dieselben denn zulassen, um uns bei dieser anderen Demonstration zu hindern? Die Zeugnisabgabe von den Werken der Christian Science ist eins der stärksten und wirksamsten Mitteln, um die Wahrheit zu verbreiten; das Gegenteil wäre eine falsche Vorstellung des Irrtums, der unsere Freiheit leugnet.
Ich habe verschiedene trübe Erinnerungen, daß ich — bereit zu sprechen — mich in die Versammlung begab, mit innerer Erregung, die ich nur teilweise zu bemeistern vermochte, aber mit einem tapferen Entschluß mich an der Zeugnisabgabe zu beteiligen — anstatt dessen — verblieb ich den ganzen Abend in undankbarem, ungehorsamem und unglücklichem Schweigen. Als Ergebnis meines Ringens und Erfahrung lernte ich, daß etwas zum Sprechen unentbehrlich ist: Gleichgültigkeit gegenüber der Kritik. Es ist gut, Leichtigkeit und Anmut zu besitzen, aber was nützen diese, wenn es dabei au dem Geist der Wahrheit und Liebe gebricht? Wenn wir in unserem Geiste den Zweck festhalten, Gott zu verherrlichen und andern durch unsere öffentliche Bezeugung der Dankbarkeit für all die Segnungen der Christian Science zu helfen, kann uns keine unwürdige Furcht vor Kritik davon abhalten.
Zuweilen, wenn ich zu lange der Versuchung unterlag zu schweigen, wurde ich durch die dringenden, aber doch gütigen Worte des Meisters, die mir einfielen, zu größerer Treue angespornt: „Liebet ihr mich, so haltet meine Gebote.” Wie können wir ihn wirklich lieben, wenn wir seine Gebote nicht halten wollen?
Laßt uns unser Teil so gut als möglich tun, nicht ungern, sondern freudig, indem wir stets die ernsten, süßen Worte unseres großen und liebenden Meisters im Gedächtnis behalten: „Liebet ihr mich, so haltet meine Gebote.”