Die Macht und Schönheit der literarischen Sprache und Konstruktion im Lehrbuch der Christian Science „Science and Health with Key to the Scriptures“ von Mary Baker G. Eddy kann nur richtig geschätzt werden durch das Verständnis seiner geistigen Bedeutung. Der Leser, der das Buch mit der Absicht öffnet, es einzig als ein literarisches Produkt zu kritisieren, fängt sicherlich am falschen Ende an und nimmt eine falsche Stellung ein. Er wird bald finden, daß er nicht im stande ist die literarische Schönheit des Werkes zu beurteilen, weil seine falsche materialistische Gedankenrichtung die geistige Bedeutung der gelesenen Sätze so dreht und wendet, daß das, was die Schriftstellerin wirklich zu geben beabsichtigte, für ihn unkenntlich geworden ist. Es ist eine allgemeine Erfahrung unter den ernsten Schülern des Buches „Science and Health,“ daß Stellen, welche anfangs dunkel in ihrer Ausdrucksweise zu sein schienen, klar und bedeutungsvoll werden, sobald sie lernen, vom Sinnlichen zur Seele überzugehen und durch tatsächliche Erfahrung im Kampfe gegen das Böse mehr von der Wahrheit überzeugt werden. Die sprachliche Ausdrucksweise ist nicht verändert, aber die Begriffsfähigkeit des Lesers ist durch Demonstration vermehrt worden. Wenn daher den aufrichtigen Schülern, die schon im gewissen Maße die Wahrheit von Mrs. Eddys Angaben bewiesen haben, Schwierigkeiten mit den Lehren aus „Science and Health“ entgegentreten, so kann man natürlich erwarten, daß gleichgültige, womöglich feindlich gesinnte Kritiker dieselbe Erfahrung haben. Die Autorin des Buches hat natürlich im Ausdruck ihrer Ideen eine gewisse literarische Ordnung im Arrangement befolgt, wenn jedoch ihre Ideen nicht im geringsten verstanden sind, so mag es dem Leser mehr als das Gegenteil erscheinen und die erreichten Beschlüsse mögen an Logik und wahrer Vernunft mangeln, — daher so oft die mißverstandene Kritik.
In praktischer Erfahrung wird meistens gefunden werden, daß die größere Mehrzahl der Leser in „Science and Health“ mehr nach dem geistigen Wert forschen und anfangs nicht sehr bemüht sind, die Schönheit des literarischen Stils zu entdecken. Sie hoffen, moralische, geistige oder physische Hilfe zu empfangen oder das Verfahren zu erlernen, wie sie das Christentum praktisch anwenden können in Stunden der Versuchung. Trauer, Krankheit und Sorgen aller Art. Fast alle diese Leser sind vornehmlich Forscher nach dem Guten und als solche empfangen sie die Versprechungen und Segnungen der heiligen Schrift, die da lautet: „So werdet ihr finden.” Nichtsdestoweniger mag es aufrichtige Leser des Lehrbuches der Christian Science geben, die in Augenblicken versucht werden auszurufen, daß seine Ausdrucksweise nicht deutlich sei und sein Satzbau an Zusammenhang mangelt. Diesen wird es helfen, daran erinnert zu werden, daß der Grund eines solchen Kritisierens in der Tatsache liegt, daß ihre von Alters her festgehaltenen Anschauungen umgestoßen werden durch die Wirkung der richtigen Ideen in ihrem Bewußtsein. Die Zeit wird für alle wahren Schüler kommen, wenn das Lehrbuch der Christian Science dem menschlichen Begriffsvermögen nicht nur ihre erhabenen Feststellungen mit der Genauigkeit und Gewißheit tatsächlicher Wissenschaft entfaltet, sondern auch die sich in Sprache und Satzbau widerspiegelnde Schönheit und Heiligkeit.
Es ist eine ausgesprochene Originalität im literarischen Stil des Buches, eine Originalität, die mit derjenigen der geistigen Botschaft übereinstimmt, die Mrs. Eddy einem materialistischen Zeitalter bringt. Sie hat nicht nur wie keine andere Schriftstellerin die großen Anfangsbuchstaben für die Gott sinnverwandten Worte angewandt, sondern man wird oft bemerken, daß viele Worte in ihrer ursprünglichen oder originalen Bedeutung gebraucht worden sind ohne Rücksicht auf davon abgeleitete, zweideutige Abzweigungen. Sollte des Lesers Aufmerksamkeit auf ein von der Schriftstellerin besonders angewandtes Wort gerichtet werden, so wäre es gut, sich an eins der besten Wörterbücher zu wenden, wo er ohne Zweifel diese Anwendung von Schriftstellern im klassischen Englisch bestätigt und unterstützt finden wird. Auch sind überflüssige Worte in deutlicher Weise vermieden; diese literarische Angewohnheit verleiht ihren Auseinandersetzungen Einsicht und Bestimmtheit und verringert die Gefahr des Mißverstehens; auch gibt es den Worten Dauerhaftigkeit und macht sie dadurch für die verschiedenen Bildungsgrade verständlicher und praktisch anwendbarer. Es ist häufig von Scientisten, die hauptsächlich mit nicht Englisch sprechenden zu tun haben, beobachtet worden, daß ihre Patienten das Lehrbuch der Christian Science schneller lesen lernen als irgend ein anderes englisches Buch. Dies kommt größtenteils von dem sehnsüchtigen Verlangen dieser Leser, die im Buche enthaltene gute Botschaft des Heilens zu erreichen, doch ist es auch vermutet worden und zwar nicht ohne Grund, daß gerade die Wahl der Worte und eine gewisse Bestimmtheit in ihrer Anwendung den Lesern, die die englische Sprache nicht verstehen, von großem Nutzen sind.
Es tritt überall in „Science and Health“ eine sehr auffallende Bestimmtheit der Angaben hervor, wie man es in einem wissenschaftlichen Buch erwarten würde; diese Charakteristik jedoch erregt häufig Erstaunen und sogar oft Verurteilung, weil man nicht gewohnt ist, keinen Zweifel zulassende Bestimmtheit in religiösen oder ethischen Werken zu finden und nicht genaue und endgültige Regeln in Fragen über geistiges Denken erwartet. Nur wenn der Leser zu verstehen anfängt, daß „Science and Health“ nicht im geringsten ein Werk halbglaubwürdiger Meinungen, spekulativer Philosophie, oder sogar hoffnungsvoller Philanthropie ist, sondern wirklich eine Wissenschaft darstellt, die endgültig und klar von der Autorin bewiesen worden ist, fängt er an, die triftigen Gründe für diese Bestimmtheit der Aussagungen zu schätzen. Wir finden, daß dieses Buch darin durchaus von allen andern die Moral behandelnden Büchern verschieden ist, daß es nicht allein theoretisch guten Rat in allgemeiner Weise gibt, sondern spezifiert und genau die unfehlbaren Regeln vorschreibt, sowohl als die korrekte Anwendung für die Wiedergeburt des ganzen Menschen, moralisch, geistig und körperlich, gibt. Die Neigung die absolute Natur dieser Aussagen zu tadeln, entspringt aus der im menschlichen Bewußtsein schlummernden allgemeinen Ansicht, daß eine Angabe geistiger Dinge notwendigerweise vag, ungewiß und geheimnisvoll sein muß, und daß eine genaue Definition nur den physischen Dingen zukommt. Daher verwirft gerade der Stil des Buches „Science and Health“ den falschen menschlichen Begriff, der versuchen möchte das Wort „Wissenschaft” nur für die Materie und ihr vergängliches Phänomen in Anspruch zu nehmen und das Seelische in das Reich des Unkennbaren zu verweisen.
Sehr hervorragend ist in der literarischen Charakteristik des Lehrbuches der Christian Science eine gewisse Wiederaufzählung von Ideen, die jedoch keine Wiederholung in sich schließt. Ein ungeduldiger Leser mag sich seiner geistigen Botschaft ungeachtet einbilden, daß die Argumente weitschweifig sind und erklären, daß das ganze ausgedehnte Schriftstück in ein halbes Dutzend Seiten zusammengefaßt werden könnte. Jeder literarische Kritiker jedoch, der ein gerechtes Urteil zu geben wünscht ohne Rücksicht auf Vorurteil oder frühere Gewohnheit des Denkens muß bemerken, daß die getadelte Wiederaufzählung wirklich eins der Zeichen aller als groß anerkannten literarischen Produkte ist. Von der Zeit der Homerschen „Iliade” an hat diese Wiederaufzählung von Ideen in ihren verschiedenen Ansichtspunkten und mannigfachen Art und Weisen alle großen Klassiker in der Literatur gekennzeichnet. Eine Methode, die zweifellos unwillkürlich von Schriftstellern jeden Zeitalters angewandt worden ist in dem Versuch, ihre Leser gründlich zufrieden zu stellen. Ebenso ist es in der Musik ausgedrückt, besonders in den dramatischen Opern Richard Wagners, der seine musikalischen Phrasen, technisch Motiv genannt, in jeder Tonweise und Ordnung wiederholt, um das Verlangen seiner Hörer zu befriedigen. Vom literarischen Standpunkte aus betrachtet entfaltet „Science and Health“ gerade in der Wiederholung seines Hauptthemas, nämlich, daß der unendliche Geist und seine unendlichen Offenbarungen das ganze Sein ausmachen, eins der hauptsächlichsten Anforderungen künstlerischer Größe. Eine Feststellung so radikaler Natur fordert eine Menge Fragen heraus, somit zu verwandten sie begleitenden Themata führend, die alle und jedes in seiner Art die beharrlichen Anforderungen und vielfach verschiedenen Wünsche des menschlichen Gedankens erfüllen sollen. Das sich ergebende Ganze entspringt daher einer Wurzel mit sich erweiternder Übereinstimmung und bewirkt die Verbesserung der falschen im menschlichen Bewußtsein verborgenen Ansichten von Gott, dem Menschen und dem Weltall, zu gleicher Zeit die wahren Ideen an deren Stelle setzend, die in der Metaphysik als ewige Tatsachen der Existenz festgestellt worden sind.
Man muß nicht vergessen, daß jedes literarische Werk von Wert einen bestimmten sittlichen Zweck hat und sein Verdienst am besten in der Erfüllung dieses Zweckes zu messen ist. Der beste Beweis von der Richtigkeit irgend einer literarischen Methode wird in der Tiefe und Art des Eindruckes gefunden, die sie auf die allgemeine Denkweise macht. Aus der Ersetzung wahrer Ideen für falsche Ansichten hat sich in diesem Falle die in der Welt allmählich bekannt gewordene Tatsache ergeben, nämlich, daß durch das Lesen des Buches „Science and Health“ eine Menge von aller Art Krankheiten geheilt worden sind und geheilt werden. Die Heilkraft ist denn die hauptsächlichste Charakteristik des Lehrbuches der Christian Science, sein unterscheidender Zug, das Zeichen durch den es den wahren Platz als „Schlüssel zur heiligen Schrift” einnimmt. Der Schreiber dieses Artikels kennt im Reiche der Literatur kein anderes Buch mit Ausnahme der Bibel, das diese Heilkraft beanspruchen könnte, und kein Buch, das nicht auf die Bibel gegründet ist, könnte den Besitz dieser hohen Charakteristik behaupten und zugleich im Einklang mit dem Geist sein, der in Christo Jesu war. Ein eifriges Studium der Christian Science und besonders eine ernste Anwendung der Lehren in praktischen Beweisen und endgültigen Resultaten wird die Gründe offenbaren für die seltsam und eigenartig erscheinende Zusammenstellung und Aufeinanderfolge von Mrs. Eddys Ideen. Die in „Science and Health“ hervorgebrachte Aufgabe des Heilens erfordert mehr als einen einfachen Geschichtsstil. Das Aufstellen unvergänglicher Tatsachen der Wahrheit und die Aufdeckung sowohl als Vernichtung irrtümlicher Ansichten erfordert zur notwendigen Deckung dieses Bedürfnisses eine neue literarische Ordnung und Verfahrungsmethode, und weise literarische Kritiker sollten alle Einwände zurückhalten, welche die herkömmliche Denkweise vorschlagen mag, bis sie durch eine klarere Kenntnis von Mrs. Eddys wahren Beweggründen und Taten, den Stil ihres Buches gebührend zu schätzen im stände sind.
Ist dies, wenn auch nur im gewissen Maße, erkannt, so wird das Erstaunen der Leser wachsen, je größer die Aussicht auf die unendlichen Möglichkeiten wird. Das Wunder besteht darin, daß ein solches Buch jemals geschrieben werden konnte, daß jemand liebreich und tapfer genug war, um es herauszugeben und andauernd zu veröffentlichen, unverdorben und unbefleckt trotz der Mißverständnisse, die seine geistige Eigenschaft einer darin ungewohnten Welt gegenüber hervorgerufen; und ein Gefühl tiefster Dankbarkeit für die Verfasserin von „Science and Health“ steigt freiwillig bei dem Gedanken an all das wunderbare Gute auf, das das Lehrbuch der leidenden Menschheit gebracht und fortwährend bringt.
Das Studium der Christian Science offenbart die Wahrheit von der Allheit Gottes und der Nichtigkeit des Bösen.