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Die Natur der Allwissenheit.

Aus der November 1906-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Es ist der natürliche Hang der menschlichen Sinne die Gottheit auf den eigenen Standpunkt der Beobachtung und des Glaubens herabzuziehen. Der Mensch gibt willig zu, daß Gott alle Dinge weiß, und dann überlegt er, — von dem Standpunkt der Wirklichkeit des Sichtbaren ausgehend — und kommt ganz natürlicherweise zu dem Schluß, daß Gott das Böse kennen müsse. Diese entsittlichende Annahme, daß beides — das Gute und das Böse die Natur der Allwissenheit ausmachten, scheint mehr oder weniger unter allen vorzuherrschen, die nicht mit Christian Science bekannt sind, in der die Einheit und Vollkommenheit des Guten und die daraus folgende Unwirklichkeit des Bösen ans Licht gebracht wird. Der Beweis, daß weil Gott alle Dinge weiß, Er darum auch notwendigerweise Kenntnis von allem Bösen haben müßte, erscheint von dem Standpunkt der menschlichen Sinne aus sehr einleuchtend; aber wie bei allem bloß menschlichem Überlegen fehlt auch ihm die Wahrheit und die Geschichte hat noch nirgend von einer Wohltat für die Menschheit durch den Glauben an solche Theorie berichtet. Andrerseits werden wir schmerzlich gewahr, wieviel Schaden aus der Annahme eines Glaubens erfolgt ist, der das Böse als ebenso wirklich wie das Gute betrachtet, der dasselbe mit göttlichen Eigenschaften begabt und dann, um es vor sich selbst zu rechtfertigen: Gott für das Dasein desselben verantwortlich macht. Solch ein Glaube hat glücklicherweise keinen Teil an Christi Christentum und wenn er niemals von denen, die sich als Christen bekennen, angenommen wäre, dann würde das apostolische Heilen niemals aus unserem Gesichtskreis verschwunden sein. Beim Besprechen dieses Gegenstandes sollen keine Schlußfolgerungen erzwungen werden, die über die Überzeugung persönlich gemachter Erfahrung hinausgehen. Des Schreibers erste schwache Einsicht in die wahre Natur der Allwissenheit, wie sie in dem Textbuch der Christian Science offenbart ist, war für ihn wahrhaft wundervoll und so überzeugend, daß er seitdem niemals auch nur für einen Augenblick versucht gewesen ist zu glauben, daß ein unendliches Wesen irgend etwas, was dem Guten unähnlich ist kennen oder sich desselben bewußt sein könnte. Diese Erkenntnis hat alles Geheimnisvolle inbetreff des Christian Science Heilens hinweggenommen und hat ihm eine sichere und feste Grundlage für alle darauffolgende Arbeit und für seine Bestrebungen andere zum Verständnis der Wahrheit zu führen, geliefert.

Einmal führte mich ein Ruf an das Lager eines Menschen, der anscheinend in einem sehr kritischen Zustand war. Hilfe mußte schleunigst kommen. Der menschliche Sinn forderte stark die Anwendung künstlicher Mittel, aber der Heiler hielt fest an dem einen Geist. Das Menschliche gab bald dem Göttlichen nach, als dieser Gedanke kam: „Gott allein weiß wie ein Problem zu lösen ist. Er kann alle Dinge tun und mehr als dies, Er weiß daß dieser Not schon abgeholfen ist.” Nur ein schwacher Schimmer von Allwissenheit des Guten war alles, was nötig war. Die Zustände, welche stundenlang das intensivste Leiden verursacht hätten und welche unvermeidlich chirurgischer Hilfe benötigt hätten, waren bald zerstört und die Harmonie war bei dem Patienten verwirklicht. Den Sinnen nach war ein Wunder geschehen, während der Scientist nur den harmonischen Vorgang des göttlichen Gesetzes und der göttlichen Regierung darin erblickte.

Bei einer anderen Gelegenheit wurde ein Scientist gerufen, um für einen abwesenden Patienten die Wahrheit zu erklären. Der Ruf war dringend und es gab mehrere anscheinend einleuchtende Gründe, warum der Scientist den Fall nicht behandeln sollte, aber sie wurden alle zum Schweigen gebracht und die Hilfe wurde geleistet; der Gedanke von Gottes Allwissenheit herrschte vor, es wurde verwirklicht: daß Gott keine irdische Disharmonie kennt. Er ist sich nur des Guten bewußt, bei Ihm gibt es keine Not für die nicht schon gesorgt ist; das Gebet war wirksam, da der Patient einen merkbaren Wandel in den körperlichen Zuständen erfuhr, welche unheilbar genannt worden waren; und dies auch gerade zu der Zeit als der Heiler die Vollkommenheit und das volle Genügeleisten des allmächtigen Guten anerkannte.

Eine ängstliche Mutter, die etwas von Christian Science wußte, bat einmal um Hilfe für ihren Sohn, der in einem Fall operiert worden war, den der Chirurg einen der schlimmsten dieser Fälle nannte, den er jemals gesehen hatte. Er hatte der Mutter des Knaben mitgeteilt, daß es von hundert Aussichten nur eine für seine Genesung gäbe. Der Knabe war bewußtlos und unfähig selbst um Hilfe zu bitten, als Christian Science als göttlicher Schutz für ihn angerufen wurde. Der Heiler hielt fest an der Idee von einem vollkommenem Gott und einer vollkommenen Schöpfung, da er wußte, daß Gott sich nicht irgend einer chirurgischen Operation, noch eines Tod bringenden sterblichen Gesetzes bewußt wäre und entgegen allen irdischen Voraussetzungen wurde des Knaben Gesundheit wieder schnell befestigt und er wurde geheilt. Der Knabe und die Mutter wissen, wodurch dies Werk bewirkt wurde und Gott hat den Ruhm.

In dem Licht solcher Erfahrungen und vieler anderer ähnlicher Natur, kann der Christian Scientist mit einiger Autorität, hinsichtlich der Natur der Allwissenheit, welche das Bewußtsein des absoluten Guten ist, sprechen. Er urteilt nicht von irgend einem menschlichen Standpunkte aus, sondern von dem Standpunkte des Positiven oder des geistigen Wissens, das durch viele unfehlbare Beweise gesammelt ist. Er urteilt nicht von der körperlichen Wirkung auf die Ursache, sondern von der geistigen Ursache auf die Wirkung; durch festen Glauben und durch das Vertrauen in Gottes Allheit nähert er sich mehr und mehr der Erkenntnis der göttlichen Gegenwart — der Wahrheit — und die Zeichen folgen, welche ihm die Gewißheit geben, daß seine Arbeit in dem Herrn nicht vergebens getan ist. Je inniger er mit dem göttlichen Prinzip vertraut wird, desto unmöglicher wird es für ihn sein zu glauben, daß das Böse oder die Sünde in irgend einer Weise gleichbedeutend mit dem Unendlichen seien oder durch dasselbe geheiligt oder aufrecht erhalten werden. Selbst vom menschlichen Standpunkt aus werden wir, je besser wir mit einem edelgesinnten Menschen bekannt sind, desto weniger geneigt sein zu denken, daß solch ein Wesen in irgend einer Weise mit dem Bewußtsein des Bösen verbunden werden könnte. Wieviel mehr muß dies dann von Gott wahr sein, der unendlich gut ist? „Unity of Good“ macht es Mrs. Eddy sehr klar, daß das — von dem Gott sich bewußt ist — ein Bestandteil der Allwissenheit sein muß. Wenn Er von Sünde wüßte, dann würde die Sünde einen Teil seiner Weisheit bilden. Könnte der Mensch jemals erwarten von etwas befreit zu werden, was Gott kennt? Könnte sein Bewußtsein vom Bösen zerstört werden, so lange das Böse im unendlichen Geiste existierte? Würde irgend jemand nötig haben näher zu Gott zu kommen, wenn er wüßte, daß ihn dies gerade der Sache näher brächte, von der er befreit sein möchte? Wenn wir in der Dunkelheit sind und aus ihr heraus zu kommen wünschen, wenden wir uns dann nicht dem Lichte zu? Wenn wir krank sind und wir uns sehnen gesund zu werden, bitten wir dann um mehr Kenntnis von der Krankheit oder um mehr Kenntnis oder Bewußtsein von der Gesundheit? Wenn wir in Knechtschaft einer Sünde sind, die wir verabscheuen, ringen wir dann nach mehr Kenntnis von dieser Sünde? Gewiß nicht und doch ist dies genau das, was wir tun, wenn wir glauben, daß das Böse in irgend einer Weise mit der Allwissenheit verbunden sei, zu welcher wir nach Befreiung von bösen Gedanken aufblicken. Wir geben zu, daß Gottes Wissen vollkommen ist, aber wenn wir dächten, daß Er eine vollkommene Kenntnis der Sünde hätte, würden wir uns sehnen näher zu der vollkommenen Kenntnis gerade dessen zu kommen, unter dem wir gelitten haben? Noch mehr, wenn wir aufrichtig glaubten, daß sich Gott irgend einer Sünde, die wir begangen haben, bewußt wäre — könnten wir Ihn dann beständig bitten: sich derselben nicht bewußt zu werden, um sie so aus unserem Geistes-Zustand zu entfernen?

Ist es nicht gerade diese Lehre bezüglich der Gottheit, daß das Böse in all seinen Phasen ein Bestandteil Seines Wissens sei, welche die Menschen veranlaßt die Gegenwart Gottes zu fürchten und davor zu erschrecken? Ist sie nicht verantwortlich für den unchristlichen Glauben an einen Gott des Zornes und der Rache, der bereut und veränderlich ist? Ist es nicht diese Lehre, welche in ihrem Versuch die Gottheit mit menschlichen Eigenschaften zu begaben, tausende veranlaßt hat lieber auf den Glauben und die Kirche ihrer Väter zu verzichten, als an einen Gott mit zwei Naturen zu glauben? Wir werden hierbei an einen Mann erinnert, der zur Christian Science kam, um von Morphiumsucht geheilt zu werden. Bei zwei verschiedenen Gelegenheiten versuchte der Scientist über Gottes Güte und Barmherzigkeit mit ihm zu sprechen, aber er begegnete nur sehr geringer Ermutigung. Die bloße Erwähnung von dem Namen Gottes schien den Mann feindlich zu stimmen. Endlich sagte er: „Meine Eltern waren eifrige Christen, sie bestanden darauf, daß ich die Bibel las und zwangen mich der Kirche und der Sonntagsschule beizuwohnen. Ich hörte beständig über einen Gott, der mit seinen Kindern böse wäre, reden, und ich dachte fortwährend an die Strafe, die ich bekommen würde. Ich betete, aber ich betete vergebens. Schließlich verließ ich die Heimat, und die Bibel und die Kirche wurden vergessen. Jahrelang blickte ich nicht zu Gott um Hilfe auf. Gott schien mir eher ein Feind als ein Freund zu sein. Ich habe sehr viel gelitten und war mehr als einmal dicht vor dem Selbstmord. Ich glaube nicht, daß Gott mir helfen kann.” — Der Scientist versicherte dem Manne sanft, daß der Gott der Christian Science nicht so wäre, als es ihm gesagt worden war und daß ein Gott, der alle Liebe sei, nicht hassen könnte, sondern immer bereit sei zu heilen und zu retten. Der Mann war dann williger sich helfen zu lassen; so wurde das Werk begonnen und Gott gab die Heilung. Kein Morphium wurde nach der ersten Behandlung durch Christian Science mehr genommen und das Beste von allem war, daß nach nur wenig Wochen, gerade bevor er nach einer anderen Stadt übersiedelte, um seine Arbeit wieder auf zu nehmen, sich dieser Mensch freiwillig wieder eine Bibel kaufte, und sehr erfreut schien, seinen Freunden mitzuteilen, daß er dies getan hatte. Den letzten Berichten nach war er noch beim Lesen von beiden, von der Bibel und von „Science and Health.“ Es ist wahrhaft interessant zu beobachten, wie schnell ein Mensch wie dieser die Idee von Gott als der unendlichen Liebe erfaßt, die von reineren Augen ist, als um das Böse zu sehen und welche nicht auf Ungerechtigkeit hinblicken kann.

Der feurige Ofen der Betrübnis muß allen, die versuchen zweien Herren zu dienen, unvermeidlich die Erkenntnis bringen, daß Gott die Liebe ist, in der es keinen Haß mehr gibt. Wahrhaft zu lieben bedeutet die göttliche Natur wiederzustrahlen, während hassen die gerade entgegengesetzte Natur ausdrückt. Wer wollte versuchen solche entgegengesetzten Fähigkeiten zu vereinen und diese Vereinigung gut nennen? Es ist der schwache menschliche Sinn, welcher Gründe anführt für die Stärke des Bösen und welcher uns denken machen möchte, daß das Gute und Böse, Liebe und Haß sich in Ursache und Wirkung verschmelzen. Kann Licht und Dunkelheit zusammen wohnen ? Und ist sich das Licht irgend einer Dunkelheit bewußt, die es zerstört? Gerade die Gegenwart des Lichtes bedeutet das Ausschließen der Finsternis, so ist das Gesetz des Guten ein solches, das allen Glauben an das Böse ausschließt. Das könnte nicht sein, wenn Gott sich einer Macht oder Gegenwart, die Seine Allheit bestreitet, bewußt wäre. Das Bemühen des irdischen Geistes: das Böse im Bewußtsein Gottes zu finden, ist ebenso, als wenn man in einem mit Licht erfüllten Zimmer nach Dunkelheit sucht. Ebenso gut könnte man Frost im feurigen Ofen oder Luft in einem luftleeren Raum finden.

Gottes-Erkenntnis ist eine Kenntnis des absoluten Guten. Das Gute kennen, heißt: sich nur des Guten bewußt zu sein! Die Weisheit verbietet uns irgend etwas von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen zu essen. Dies deutet ganz gewiß auf die Übermacht und die Wirklichkeit des Guten hin. Da der Mensch das Ebenbild und Gleichnis Gottes ist, so ist es auch richtig und gesetzmäßig für ihn — nur das zu kennen, was Gott kennt — mit anderen Worten der Mensch kann nichts zurückstrahlen, was nicht im Bewußtsein Gottes gefunden wird. Gottes Gedanke oder Seine Idee von allen Dingen ist der einzig richtige Gedanke davon; mit anderen Worten: der Gedanke des Guten ist der einzig absolut richtige Gedanke. Kann das unendlich Gute etwas anderes als gute Gedanken ausstrahlen? Was sagt die Heilige Schrift? „Gott ist Licht und in ihm ist keine Finsternis,” — denn „soviel der Himmel höher ist denn die Erde, so sind auch meine Wege höher denn eure Wege und meine Gedanken denn eure Gedanken.”

Allwissenheit bedeutet unendliches Wissen oder alles Wissen. Kein Mensch kann auf die Dauer die Wissenschaft von der Gottes-Erkenntnis bezweifeln, ebensowenig wie er dies mit der Wissenschaft der Zahlen kann. Da wir die Mathematik nur verstehen können, wenn wir alle Irrtümer und Fehler in der ersten Voraussetzung tilgen, so können wir auch die Wissenschaft der Allwissenheit nur verstehen, wenn wir allen Glauben an das Böse austreiben.

Die Sterblichen müssen ein erschöpfendes Verständnis von dem Worte „All” erlangen, bevor sie die Bedeutung der Allwissenheit fassen können. Wahrscheinlich ist kein anderes Wort, wenn es für die Gottheit angewendet wird, so schändlich mißbraucht worden, wie dieses kleine Wort „All.” Wir sagen, daß Gott alles ist, aber fangen wir auch nur an zu verstehen, was das bedeutet? Glauben wir aufrichtig, daß das Gute Alles in allem ist? Die Heilige Schrift sagt: „Es trete ab von Ungerechtigkeit, wer den Namen Christi nennet.” In dem Gehorsam gegen diese Ermahnung liegt das Zeugnis unserer Jüngerschaft. Wenn wir wirklich vom Bösen abtreten, indem wir allen Glauben daran und alle falschen Vorstellungen davon austreiben, indem wir ihm weder Macht, Gegenwart noch Wirklichkeit zugestehen, weil wir es aus Gedanken, Worten und Taten ausschließen, dann erreichen wir ein wissenschaftliches, praktisches Verständnis von Gottes Allheit und allein in dieser Weise werden wir jemals die wahre Natur der Allwissenheit verstehen und ihren harmonischen, energischen Einfluß durch die Zerstörung von Sünde, Krankheit und Tod in unserem persönlichem Bewußtsein empfinden.

Unsere verehrte Führerin hat in ihrem kleinen Werk — „Unity of Good“ — ein höchst dankenswertes und überzeugendes Zeugnis von den wahrhaft wundervollen Erfolgen beim Heilen abgegeben, welche durch sie zu verschiedenen Malen bewirkt wurden, als sie sich geistig der Allwissenheit Gottes bewußt war; und als treue Jünger der Wahrheit erkennen wir — die wir für die Aufrechterhaltung der Würde und Größe unserer Sache kämpfen — dies zum Schlüsse an: daß wir fähig waren uns selbst und anderen zu beweisen, daß Christian Science die Wahrheit ist und wir sind überzeugt, daß kein wissenschaftliches Heilen jemals ohne das Verständnis vollbracht werden kann, daß Gott niemals das Böse schuf oder ihm erlaubte zu existieren und daß es kein Teil Seines Wissens ist — und noch viel mehr, wir haben bewiesen, daß es keine größere Autorität oder Inspiration für das christliche Geistes-Heilen geben kann, als die geistige Anerkennung von Gottes Unendlichkeit in der Güte — in der es kein Anerkennen des Bösen gibt. Wenn Gott die Sünde kennen würde, könnte es keinen Himmel geben.

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