Ein Vortrag gehalten unter den Auspizien der Mutterkirche, von 2ten Nov. 1905.
Mitglied des Christian Science Komitees für Vorlesungen, in Symphony Hall, Boston Mass., U. S. A. amWir wissen „alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts, bei welchem ist keine Veränderung noch Wechsel des Lichts und der Finsternis.” Die alten Griechen versuchten die Lebenserfahrungen in einer Geschichte von den Gaben zu erklären, mit welchen ihre eifersüchtigen Götter die Sterblichen bedachten. Diese Gaben waren in Pandoras Kasten eingeschlossen, aus welchem die tausend Übel herauskamen, denen das Fleisch unterworfen ist; nur etwas Gutes war darin, und das war die Hoffnung. Diese Mythe gibt uns einen interessanten Bericht von einer allgemeinen Charakteristik der Menschheit, denn nichts scheint die immerwährende Hoffnung der Menschen zu zerstören. Christian Science kommt um dem Guten, auf welches die Menschheit bisher gehofft hat, Wirklichkeit zu geben, und die Versammlungen großer Zuhörerschaften, welche kommen, um den Vorträgen über den Gegenstand zu lauschen, deuten an, daß viele eine Erwartung hegen, welche ihrer innersten Erkenntnis entspringt, ihre Hoffnungen in Harmonie mit dem Christentum und auch in Übereinstimmung mit der Wissenschaft zu verwirklichen.
Man wird zugeben, daß der Geist des wahren Christentums den besten moralischen Einfluß bietet, welchen die Welt gekannt hat. Diejenigen, die Geschichte studieren, konnten Gründe für die Erhebung und den Niedergang der Reiche entdecken, aber sie haben die Schönheit und die Fortdauer christlicher Sittenlehre anerkannt. Menschlicher Ruhm und menschliche Macht gehen von Dunkelheit in vergänglichen Glanz über und sinken dann in Vergessenheit, aber die Wahrheit, welche Christus aufgestellt hat, bleibt wie ein unauslöschbares Licht. Die Erwartung des bevorstehenden Guten, welche in Bezug auf Christian Science von einigen schon gehegt wurde, wird befriedigt werden, wenn sie wissen, daß sie das wahre Christentum ist, und daß sie auf die geistigen Lehren der Bibel begründet ist.
Christian Science ist auf die Wahrheit der Heiligen Schrift begründet.
Da die Bibel den Bericht der ersten Erscheinung und Entwicklung der Christus-Idee enthält, ist sie als die wertvollste Sammlung der Weltliteratur anerkannt worden. Mancher Verfasser, Schriftsteller oder Gelehrte konnte, nachdem er die geschriebenen Gedanken der Menschen, welche in allen Sprachen aufgezeichnet worden sind, erforscht hatte, mit dem Weisen von Abbotsford übereinstimmen: „Es gibt nur ein Buch.” Für viele jedoch ist die Bibel ein unerforschtes Schatzhaus. Einige Leute, welche durch unvollkommene theologische Lehren verbittert worden sind, haben ein Vorurteil gegen die Heilige Schrift gefaßt, weil sie sie als die Grundlage solcher Lehren annahmen. Andere wieder haben gefühlt, daß die Lehren der Bibel gut waren, aber unpraktisch für diese Welt der Tätigkeit. Aber ob nun das Verhalten der Menschen Vorurteil oder Verehrung ausdrückt, die Tatsache bleibt, daß die Bibel nicht als ein Führer für Gedanken und Handlung studiert wird, wie es sein sollte, noch wird ihr geistiger Einfluß allgemein verstanden.
Christian Science hat als Text- oder Lehrbuch ein Buch, welches zuerst im Jahre 1875 von Mary Baker G. Eddy veröffentlicht wurde, und welches den Titel führt: „Science and Health with Key to the Scriptures.“ Die Verfasserin ist jetzt der Welt als eine Frau bekannt, die unsrer Zeit die wahre Idee von Gott gegeben hat, und als eine Philosophin und Denkerin, welche den theoretischen Begriff des Christentums zu einem praktischen umwandelt, so daß der mittelalterliche Glaube, daß das Christentum ein Plan für eine Erlösung in einer zukünftigen Welt sei, sich in die ursprüngliche Auffassung des Christentums verwandelt, nämlich als ein Mittel, den Menschen auf Erden die Güte Gottes durch Heilung und Errettung zu offenbaren. Die Erfahrung ihrer eignen Heilung machte sie im Jahre 1866, und sie hat in ihren Schriften beschrieben, wie sie durch die gegenwärtige Macht des heilenden Christus von den Pforten des Todes wieder zum Leben gebracht worden ist. Sie hatte während ihres ganzen Lebens die Bibel studiert, und drei Jahre lang nach dieser Erfahrung widmete sie ihre ganze Zeit einem weiteren Studium der Bibel, welches sie befähigte, die Tätigkeit des geistigen Gesetzes zu verfolgen, nach welchem die sogenannten Wunder der Heilungen, die in der Bibel berichtet werden, vollbracht worden sind. Ihr Wunsch war, die Wissenschaft der Heilungsweise Christi zu entdecken, so daß die geistige Erleuchtung, welche ihr eignes Leben beseelt hatte, allgemein gemacht werden könnte, und ihre Nachforschungen in der Bibel zur Auffindung einer Grundlage der Christian Science, waren gründlich. In ihrem Buch gibt es über acht hundert Anführungen aus der Heiligen Schrift, und für diejenigen, welche seine Seiten studieren, wird die Bedeutung des Titels „Science and Health with Key to the Scriptures“ augenscheinlich, denn ihr Verlangen nach einem ernsten und praktischen Studium der Bibel wird wachgerufen, weil das Textbuch ihnen das geistige Schatzhaus der Lehren der Heiligen Schrift öffnet. In Handelskreisen wird zugegeben, daß der sehr gestiegene Verkauf von Bibeln dem Einfluß der Christian Science zugeschrieben werden muß.
In den öffentlichen Gottesdiensten dieser Bewegung wird der Heiligen Schrift eine Stellung eingeräumt, wie das „Buch der Gesetze Mose” in den Zeiten der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft unter Nehemia sie hatte, als Vorleser gewählt wurden, welche dein Volke halfen das Gesetz zu verstehen. Der Bericht lautet: „Und sie lasen im Gesetzbuch Gottes klärlich und verständlich, daß man verstund, was gelesen ward.” Diejenigen, welche von Schmerzen und körperlicher oder geistiger Qual befreit worden sind, haben ebensoviel Grund zur Freude, wie diejenigen, die aus der babylonischen Gefangenschaft befreit wurden, und sie folgen gleichen Methoden. Anstatt durch Predigten hypothetische Ansichten zu verbreiten, versuchen die Vorleser in wohl beinahe tausend Christian Science Kirchen, den Hörern Sonntag für Sonntag die praktische Bedeutung von bekannten und unbekannten Stellen der Heiligen Schrift klar zu machen. Derjenige, welcher die Bibel vorliest, gibt den Sinn, und dann wird die Lehre der Bibel durch entsprechende Abschnitte, welche aus dem Textbuch der Christian Science vorgelesen werden, erläutert, damit der Hörer das Vorgelesene versteht; und der Wert dieser einzig dastehenden Predigtlektion wird in den Früchten gefunden, denn die Kranken werden bei den Gottesdiensten geheilt, gequälte Herzen finden Frieden und eine Begeisterung für Ehrlichkeit, Wohlwollen und Lauterkeit wird gewonnen.
Wenn eine Witwe in einer peinvollen Zeit ihrer Armut, wenn ihr selbst der Verlust des schützenden Daches für ihre Kinder bevorsteht, erfahren sollte, daß ein ererbtes Schmuckstück, welches von ihren Vorfahren wertgehalten und getragen worden war, welches aber für sie nur ein Andenken ist, aus Gold gemacht ist und Barwert genug besitzt, ihr Heim zu retten, so würde es für sie gleichbedeutend mit der Entdeckung von Reichtum sein. So ist es mit vielen Christen. Seit ihrer Kindheit tragen sie Ausdrücke der Wahrheit der Heiligen Schrift in ihrem Gedächtnis, welche ihre Eltern geliebt haben, aber wenn Christian Science ihnen die Ausführbarkeit und den Wert derselben lehrt, dann fühlen sie sich reich. Und denjenigen, für die die Bibel ein versiegeltes Buch gewesen ist, erscheint es, als ob sie einen unerwarteten Schatz ererbten. Wodurch wird Glück ermessen? Geschieht es nicht durch die Bereicherung der Gedanken?
Christian Science gründet keine Sekte.
Obgleich Christian Science auf die Bibel begründet ist, ist sie nicht gekommen, um eine religiöse Sekte zu gründen. Eine Sekte ist etwas, was von irgend einem Hauptkörper abgeschnitten oder abgetrennt worden ist, aber das Christentum in sich ist nicht geteilt. Wie das Gewand, welches Jesus trug, ohne Naht gewebt war, so daß die Soldaten es nicht in Teile zerreißen wollten, so ist das Christentum, wenn es von dem Beweis der Heilungen, anstatt von Argumenten abhängt, ein vollständiges und vollkommenes System oder eine Wissenschaft. In reiner Wissenschaft kann man keine Abweichung von der Lehre haben, obgleich man in der Arbeit der Schüler eine annähernde oder vollkommene Demonstration der niedergelegten Regeln beobachten kann. Christliche Arbeiter mögen eine unvollkommene Demonstration des Christentums geben, doch ist die Wissenschaft des Christentums für immer eine vollkommene Wissenschaft, die sich auf ein vollkommenes Prinzip gründet, weil Gott das Prinzip ist. Wenn Gott verstanden wird, dann wird die Prophezeiung Jesu erfüllt werden: „und wird Eine Herde und Ein Hirte werden.” Daß wir Gelegenheit zu diesem Verständnis haben, wird durch die Worte angedeutet: „Ein höheres und praktischeres Christentum, welches Gerechtigkeit beweist, und die menschliche Notdurft in Krankheit wie in Gesundheit stillt, steht an der Türe dieses Zeitalters und bittet um Einlaß” (Science and Health, Seite 224, Zeile 22–25).
Christus Jesus ist der anerkannte Meister.
Eine Bezeichnung für Christus Jesus, welche in der christlichen Kirche bis zum heutigen Tage vorherrschend ist, ist der Ausdruck „Meister.” Einige, welche denken, daß ein Mann seine rechtmäßige Freiheit aufgeben muß, wenn er jemand als Meister anerkennt, haben starke Einwendungen gegen diese Bezeichnung gemacht. Aber das ist eine grundlose Furcht, weil wir es eher mit Wissenschaft als mit Persönlichkeit zu tun haben. In der Geschichte mögen wir Fälle von persönlicher und despotischer Herrschaft von Anführern, Herrschern, Herren, Prinzen oder Monarchen finden, deren Diener Sklaven waren, aber wo Wahrheit in Frage kommt, da ist der Meister derjenige, der am besten die Einzelheiten der Wahrheit versteht, und der am geschicktesten ist, ihre Gesetze anzuwenden, und seine Nachfolger sind Jünger oder Schüler. Christus Jesus ist der Meister, den wir in Christian Science anerkennen, weil er die Meisterschaft in der Wahrheit gewann, „der versucht ist allenthalben, gleichwie wir, doch ohne Sünde,” weil er eine Vertrautheit mit dem geistigen Gesetz gewann und seine Anwendung zur Heilung und Errettung der Menschen verstand, und weil er uns zu einer ähnlichen Meisterschaft oder zu einem Verständnis der Wahrheit führt. Laßt uns vorsichtig sein, um die wahre Bedeutung des Satzes zu sehen: „die Wahrheit wird euch frei machen.” Jesus sagte: „So ihr bleiben werdet an meiner Rede, so seid ihr meine rechten Jünger, und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.” Die Wahrheit, welche wahrhaft frei macht, wird nur erkannt, wenn man zum Schüler wird, was, wie Sie zugeben müssen, sehr viel mehr bedeutet, als die Anhänglichkeit an eine Lehre oder die Gemeinschaft mit einer Sekte. Es bedeutet ein Verständnis der Worte: „Ein Beispiel habe ich euch gegeben, daß ihr thut, wie Ich euch gethan habe.” Das Geheimnis der Größe Christi Jesu war sein geistiges Verständnis wodurch er wußte, wie er der Menschheit den besten Dienst leisten konnte.
Wie sollen wir die Größe messen? Gehört sie denen, die herrschen oder denen, die befreien? Gebührt sie dem Anführer, der die Schlacht für ein Land gegen ein anderes gewinnt, oder dem „Herzog unsrer Seligkeit” der die Sünde für uns besiegt und uns einen Weg öffnet, damit wir dem Leid entgehen können? Ist es edler zu verletzen oder zu heilen? Es kann nur eine Antwort geben: der Soldat mag in seiner Zeit als groß anerkannt werden, aber der Heilige gehört allen Zeiten. Und von allen denen, die umhergegangen sind und Gutes getan haben, die die Trauernden getröstet und die Unterdrückten befreit haben, erkennen wir ihn als den Meister an, der die Prophezeiung des Jesaja auf sich anwandte: „Der Geist des Herrn ist bei mir, darum daß er mich gesalbet hat; er hat mich gesandt zu verkündigen das Evangelium den Armen, zu heilen die zerstoßenen Herzen, zu predigen den Gefangenen, daß sie los sein sollen, und den Blinden das Gesicht, und den Zerschlagenen [oder Bedrückten], daß sie frei und ledig sein sollen, und zu verkündigen das angenehme Jahr des Herrn.”
Was tut Christian Science? Sie führt jenes Heil- und Rettungsverfahren fort, welches wissenschaftlich ist, und dessen Meister Christus Jesus war; sie lehrt die Ausübung jenes Christentums, dessen Begründer Christus Jesus war, dessen Kommen die Propheten Jahrhunderte vorher angekündigt hatten, dessen Macht die Apostel und Evangelisten bezeugten, dessen Wiedererscheinen an den „mitfolgenden Zeichen” erkannt wird — dieselben Zeichen oder Beweise, die eine Charakteristik des ersten Erscheinens des Christentums bildeten.
Christian Scientisten sind Optimisten.
Christian Scientisten sind, vermöge ihrer Erfahrungen anerkannte Optimisten. Sie haben Heilungen vollbringen sehen, wo menschliche Liebe und menschliche Gewandtheit die Hoffnung aufgegeben hatten. Sie haben gesehen, wie augenscheinlich unheilbare, schlechte Gewohnheiten sich besserten und solch einen Wechsel im Leben hervorbrachten, wie er alljährlich in der Erde stattfindet, wenn die unfruchtbare Kälte der wohltätigen Wärme des Frühlings weicht. Sie haben Bitterkeit, Grausamkeit, und Cynismus fortschmelzen, und Güte, Freude und sanfte Höflichkeit erscheinen sehen. Sie haben solche Veränderungen in ihrem eignen Leben zustande kommen sehen durch die heilenden Strahlen der „Sonne der Gerechtigkeit,” daß sie die Vermittlung segnen, durch welche ihre Augen diesem Lichte geöffnet wurden, und daß sie die Tapferkeit und Treue der Frau ehren, welche dem Widerstand der Welt und ihren harten, falschen Darstellungen gegenüberstand, als sie den höheren Begriff Gottes, als den Heiland des Menschen, erläuterte, welchen sie durch ihre eigne Heilung kennen gelernt hatte. Sie finden, daß ihre treue Anwendung der Lehren der Christian Science auf alle Probleme des Lebens so viele Beweise von der Macht des Guten in der Überwindung des Bösen geliefert hat, daß sie den endgültigen Triumph des Guten vorhersehen und vergessen, „was dahinten ist,” und vorwärts eilen in der Richtung auf jenes Ziel.
Ein Entrinnen vor dem angenommenen Gesetz der Vererbung.
Es gibt Denker (die nicht weniger dem Glauben an Vorherbestimmung huldigen als diejenigen des Orients), welche den bestimmenden Einfluß, welcher über alle Gedanken und Handlungen bei ihnen entscheidet, mit der Bezeichnung „Abstammung” benennen würden. Die Lehre der Vererbung läßt für die Handlung des Individuums nur einen sehr kleinen Spielraum. Die Geistesanlagen einiger toten Leute, die sich vielleicht nicht sehr gut betragen haben, bestimmen das Schicksal des lebenden Menschen. In dieser Auffassung gibt es keinen umfassenden Begriff eines universellen Menschen, oder eines universellen Geistes, als eine gegenwärtige Intelligenz, welcher der Mensch sich mitzuteilen lernt.
Christus Jesus stellte diese ewige Wahrheit dar, welche er durch seine Einigkeit mit jenem universellen, allgegenwärtigen Geiste, oder Gott, kannte, von welchem er als Vater sprach. Wenig war damals über die materiellen Wissenschaften bekannt, welche seit jener Zeit in ihren biologischen Theorien über den Ursprung des Menschen so anmaßend gewesen sind. Doch wie der große Leuchtturm, wenn er einmal errichtet ist, Nacht für Nacht sein beständiges Licht aussendet, unberührt durch die Macht der Stürme, die Wut der Wellen oder die Dichtigkeit der Nebel, so bleiben die Lehren Jesu beständig ein Führer für die Menschen inmitten der Ebbe und Flut der Theorien und der nebelhaften Dunkelheit des Materialismus. Über diesen Punkt sagte Jesus: „Und sollt niemand Vater heißen auf Erden; denn Einer ist euer Vater, der im Himmel ist.” Könnte es eine einfachere Erklärung des Lebens geben, als die, welche in der Erkenntnis seines wahren Ursprungs eingeschlossen ist? Und dazu verhilft uns Christian Science; wir können dann das vom Ausdruck verbannen, was nicht im Original zu finden ist. Was immer „in sündlichem Wesen geboren” und „in Sünden empfangen” ist, wird von dem Gedanken und dem Leben des Menschen losgetrennt, der Gott als Vater anerkennt. Mit diesem Menschen können Sie nicht rechten, daß er der Grausamkeit frönen muß, weil sein Urgroßvater brutal war, daß er ein Trunkenbold sein muß, weil sein Großvater einer war, daß er unter Skrofeln leiden muß, weil sein Vater die Krankheit hatte. Er hält sich für immer von diesen Erbschaften des Fleisches frei, weil er die Vaterschaft in Gott anerkennt.
Die zweite Geschichte von dem Ursprung des Menschen, die Geschichte von dem Bilde aus Erde, in welches Leben hineingeblasen wurde, hat in der Einbildungskraft der Theologen einen zu starken Anhalt gefunden. Wenn Sie Theologien lesen, welche den Bericht der Schöpfung des Menschen, als Gottes Ebenbild außer acht lassen, werden Sie zu wenig über die allmächtige Güte Gottes und zu viel über die Macht der Sünde finden. Reden über die „außerordentliche Sündhaftigkeit der Sünde,” malerische und düstere Beschreibungen von „Sündern in den Händen eines ärgerlichen Gottes” sind einfach Resultate eines Abweichens von den Lehren Christi in Bezug auf den Ursprung des Menschen. Heiße niemand deinen Vater. Dann brauchen Sie nicht die Worte der Fibel zu wiederholen: „In Adams Fall, sündigten wir all,” oder Sie brauchen nicht zu fühlen, daß Ihr Schicksal unwiderruflich an Sünde gebunden sei, weil eine erste Sünde, von jemand anderem begangen worden ist. Die Wahrheit macht frei durch ihre Antwort auf die peinigende Frage der Vererbung. „So euch nun der Sohn frei machet, so seid ihr recht frei.” Wenn Sie in der Gemeinschaft mit dem Sohne Gottes, ihre eigne Kindschaft kennen gelernt haben, dann werden Sie Ihre individuelle Freiheit als ein Kind Gottes erkennen, welches direkt durch den Geist regiert wird.
Umgebung bestimmt nicht das Schicksal.
Es gibt andere, die das Schicksal für den Menschen unabwendbarer machen, dadurch daß sie glauben, daß die Gegenwart — das heißt, die Umgebung des Menschen — mehr als die Vergangenheit entscheidet, was er tun und sein soll. Bessere Philosophen brauchen eine Bezeichnung, welche in ihrer Erklärung einleuchtend ist, daß die „Selbsttätigkeit” sowohl über Vererbung wie über Umgebung erhaben sein sollte. Die Kunst ist voll leidenschaftlicher Sehnsucht nach dieser Überlegenheit. Die Hoffnung auf Vollkommenheit steht immer vor ihr, und ihr Streben nach Ausdruck verspricht das Ideal. Selbst Philosophie bringt uns utopische Träume, oder Berichte schöner Möglichkeiten. Aber wie können sie verwirklicht werden? Hier kommt die Antwort durch Christian Science. Sie gibt der Hoffnung Wirklichkeit. „Science and Health“ zeigt die Wirkungen ihrer Lehren in solchen Gedankenveränderungen, daß sie Veränderungen der Umstände herbeiführen. Einst mögen die Menschen gezwungen gewesen sein, Christian Science als ein Experiment zu versuchen, aber jetzt ist das nicht der Fall, ebensowenig wie man sagen kann, daß man mit Mathematik experimentiert. In der Mathematik müssen Sie lernen und gehorchen, und Ihre Resultate sind sicher. Sie sind in zahllosen Fällen festgestellt worden. Ebenso mit Christian Science, die Resultate des Gehorsams, dem göttlichen Prinzip gegenüber, sind in unzähligen Fällen bewiesen worden, durch Leben, die sowohl von Krankheit als von Sünde errettet worden sind. Es gibt ein großes Heer derer, die aus der Knechtschaft des Siechtums befreit worden sind. Es gibt Zeugen für die Heilung jeder Krankheit, die einen Namen hat und Krankheiten, welche von den Ärzten nicht erkannt und benannt werden konnten, sind auch geheilt worden. Bei Leidenden, die von Krebs gequält wurden, ist das Fleisch wieder wie das eines kleinen Kindes geworden; diejenigen, die hoffnungslos unter Gewächsen litten, die die Chirurgie nicht erreichen konnte, haben Erleichterung erfahren, dadurch daß das Übel durch die Anwendung von Christian Science beseitigt worden ist. Durch ihre Offenbarung ist Hoffnung zu den Verzweifelnden, Erleichterung zu den Überbürdeten, Freiheit zu den Bedrückten gekommen, weil sie sich ihre ewige Verwandtschaft mit dem Geist verwirklicht haben, und weil sie gelernt haben, daß Gott der Vater sie als Kinder annimmt.
Gesetze der Krankheit sollten aufgehoben werden.
Leute, welche sich diesem Gegenstande ohne Kenntnis der biblischen Berichte und ohne Bekanntschaft mit der Literatur der Christian Science nähern, sagen zweifelnd: „Wie können diese Dinge möglich sein?” Diejenigen, welche angefangen haben, den Gegenstand zu untersuchen, und welche wissen, daß sie wahr sind, sagen: „Wie geschehen sie?” und sie erwarten alles darüber in einem Vortrag zu erfahren. Ein Schüler könnte nicht so viel von einer einstündigen Rede eines Lehrers lernen, um ein Musiker zu sein, aber er kann eine Eingebung für sein Studium gewinnen und lernen, wie er beginnen muß. Ein Redner der Christian Science wünscht Sie von der Vernunftmäßigkeit der Lehren zu überzeugen und Ihnen zu zeigen, wie unvermeidlich ihrer Ausübung gute Resultate folgen. Aber ein Vortrag kann nicht die Stelle des Studiums des Textbuches „Science and Health“ einnehmen, oder Ihnen geben, was Sie durch die tägliche Anwendung ihrer Regeln gewinnen werden. Mit diesem Einverständnis mögen einige Worte als Antwort auf die Frage gesagt werden: Wie werden die Kranken geheilt? Betrachten Sie zum Beispiel die lange Liste der erblichen Krankheiten, welche die Menschen erdulden, und denen sie nicht widerstehen, weil sie in dem Falle von ihrer Hilflosigkeit überzeugt sind. Ihr Glaube hängt fest an der Krankheit und sie sind ohne Hoffnung. Wenn wir in der Bibel lesen: „das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen,” braucht man uns nicht zu sagen, daß solcher Glaube in Gott ruhen muß. Einer, der so die Kranken heilen kann, zeigt, daß er ein Verständnis für Gottes Gesetz besitzt, und seine Gedanken, mögen sie still sein oder ausgesprochen werden, spiegeln die Wahrheit wider. Wenn er gerufen wird, jemandem Hilfe zu bringen, der sich durch seinen eignen Glauben an erbliche Krankheit selbst zu unheilbarem Leiden verurteilt hat, bringt er jenem Leidenden, sowohl durch stilles Gebet, als durch ausgesprochene Erklärung, eine Erleichterung von seiner Furcht und eine wachsende Zuversicht, daß Gesundheit nach göttlichem Gesetze sein Eigentum ist, bis schließlich der Patient sagen kann: „Das Gesetz des Geistes, der da lebendig machet in Christo Jesu, hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.”
Wenn die fundamentale Lehre der Christian Science verstanden wird, und wenn Ursache als geistig angesehen wird, dann werden die wunderbaren Werke der Heilungen als gesetzmäßige und harmonische Äußerungen der Macht des göttlichen Geistes anerkannt werden, welche die Herrschaft des irrenden sterblichen Sinnes vernichten. Bedenken Sie die erschöpfende Todesangst, welche diejenigen erdulden, die Ansteckung fürchten und die glauben, daß die unsichtbare Luft mit ungesehenen Todesboten bevölkert ist. In einer gelben Fieber Epidemie brachte Christian Science sowohl denen Erleichterung, die tatsächlich litten, als denen, deren geistige Fähigkeiten durch Furcht gelähmt worden waren, und brachte ihnen durch dieselbe Methode die Versicherung von Gottes Gegenwart, Macht und Liebe. Die Leute werden jetzt auf die Tatsache aufmerksam, daß sie zu viel über Krankheit nachdenken und darüber sprechen. Dem chronischen Invaliden, der eine geliebte Krankheit erklärt und ihre charakteristischen Zeichen ausmalt, hört man mit weit weniger Ehrerbietung zu als früher. Warum? Weil es klar geworden ist, daß, wenn man Krankheitsgedanken als einer individuellen oder Rassegewohnheit frönt, ihr Ausdruck auf dem Körper leicht folgen kann. Während Christian Science bewiesen hat, daß Krankheit geistigen Ursprungs ist, so hat sie auch gezeigt, daß die Übel des Fleisches, deren bloße Namen viele Bücher füllen würden, nirgends in Gottes Schöpfung Platz finden. Das hat einen Wunsch wachgerufen, zu wissen, was die wahre Schöpfung Gottes ist und Christian Science offenbart grade in ihrem Heilungswerke das Gute, welches seit Erschaffung der Welt für den Menschen bereit ist.
(Fortsetzung folgt in nächster Nummer.)
Copyright, 1906, Mary Baker G. Eddy.
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