Boston, Mass., 15. Nov. 1906.
Liebe Führerin und Lehrerin: — Welch ein Trost ist es zur Zeit, zu erinnern, daß „unter dem Schirm des Höchsten” die Unfreundlichkeit derjenigen, für die Sie so lange segensreich gearbeitet haben, Ihnen weder schaden, noch Sie stören kann und es muß Ihnen wohltun, zu sehen, daß die Treue und Liebe einer immer zunehmenden Armee gewissenhafter Christian Scientisten sich Ihnen täglich von allen Gegenden zuwendet. Ich habe soeben Mr. Davis’ kleines Buch gelesen und freue mich, daß Sie es den Scientisten empfohlen haben; auch daß Sie dem Streben der Audubon Society Ihren herzlichen Beifall ausgedrückt haben. Mein eigener Gedanke von der Ausdehnung des erlösenden Werkes der Christian Science erweitert sich täglich; nämlich, daß es den Gedanken in jeder Lebensstellung und auf jeder Phase menschlicher Tätigkeit durchdringen, veredeln und erheben soll und ich fühle mich selber in meinen redaktionellen Schriften zu einer häufigeren Anwendung in dieser Hinsicht gezwungen. Den Wert einer verbessernden Auffassung, die die korrigierende Tätigkeit der Wahrheit bezeugt, haben Sie der ganzen Menschheit angeboten, und dies bereitet den Weg vor für die größere Offenbarung der Wahrheit und Liebe, die das Studium der Christian Science allen bringen wird, sobald sie bereit sind, sie zu empfangen, — alles dieses wird mir immer klarer.
Ich beabsichtige in nächster Zukunft redaktionell etwas über dieses gegenwärtige Welt-Amt der Christian Science zu schreiben und auf eine höchst interessante Entdeckung hinzuweisen, die ich kürzlich bei der Durchsicht einiger englischen Zeitschriften gemacht habe.
Im „Hibbard Journal“ (eins der leitenden philosophischen und theologischen Rezensionen Englands) erschien im Jahre 1904 ein interessanter Abschnitt über „The Problem of Evil“ (Das Problem des Bösen) von St. George Stock und in Beantwortung einiger Kritiken über seine Ansicht schreibt Mr. Stock im Januar 1905:
„Ich sagte, daß die christliche Theologie sich in einen klaren Widerspruch verwickelt hat indem sie das Böse dem Willen eines Wesens zuschreibt, das allmächtig, allgütig und allweise ist. Es ist nicht nötig zu versichern, daß ‚Gott alles ist‘ oder sogar daß ‚Gott gut ist‘; wenn jedoch die Menschen darauf bestehen, dies zu tun, so müssen sie den Beschluß annehmen, der diesen Behauptungen folgt; nämlich: ‚Es gibt kein Übel.‘ Sollte jemand zweifeln, ob dieser Schluß folgerecht ist, so möge er die Angelegenheit in dieser Weise betrachten. Die Behauptung, daß ‚Gott alles ist‘ enthält in ihren Ausdrücken eine Gleichung, so daß das Subjekt und Prädikat wechselseitig gebraucht werdet kann. Der Syllogismus kann daher folgenderweise gelesen werden: —
Gott ist gut; alles ist Gott: folglich ist alles gut.
„Jener Vernunftsatz besteht und wird bestehen, solange die Konstruktion unseres Verstandes und die Gesetze des Gedankens bleiben, was sie sind. Daher haben meine Kritiker wahrscheinlich nicht viel vermocht um sie umzustoßen. Wenn ihnen der Mut der Christian Scientisten mangelt die Schlußfolgerung zu behaupten, so bleibt ihnen nichts übrig als eine oder beide der Prämissen zu verneinen.”
Diese im Jahre 1905 erlangte Erkenntnis von der Unverletzbarkeit der philosophischen Stellung, die Sie im Jahre 1875 behauptet haben, ist bemerkenswert und ich bin sicher, daß dies von großem Interesse für alle denkenden Leute, ob Christian Scientisten oder nicht, sein wird.
In Liebe und immer zunehmender Anerkennung Ihrer herrlichen Lebensarbeit,
bin ich
Ihr treuer Schüler
    