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Die Unwirklichkeit der Materie.

Aus der Oktober 1907-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Lehre der Christian Science, daß die Materie unwirklich ist, und Schmerz und Leiden bloße Illusionen sind, findet Opposition und Unglauben bei denjenigen, denen ihrer sinnlichen Anschauung nach das Materielle augenscheinlich wirklich ist und Schmerz und Leiden so offenbar sind. Die Christian Scientisten werden daher fortwährend aufgefordert, ihren Glauben an die Unwirklichkeit der Materie und ihren folglichen Übeln: Sünde, Krankheit und Tod zu verteidigen und zu erklären, was in dieser Hinsicht gemeint ist. Ihr Wunsch ist, vernünftig zu sein — keine Stellung einnehmen zu wollen, die nicht logisch unterstützt werden und vom göttlichen Prinzip aufrecht erhalten werden kann; denn jeder von ihnen angenommene Standpunkt, der den allgemeinen Begriffen der Menschheit entgegen ist, kann erklärt und verteidigt werden. Die auftretende, manchmal widerliche Gegenwart der Sünde und die Wirkungen von Schmerz und Leiden sind für die menschliche Beobachtung so handgreiflich, daß wir uns nicht wundern können, wenn andere unsere Behauptungen, daß diese Dinge unwirklich oder täuschend sind, bezweifeln.

Alle Christen stimmen darin überein, daß Gott Alles ist und daß Er gut ist. Daraus folgt der unvermeidliche Schluß, daß alles gut ist Sie sind sich auch darin einig, daß dieses Alles oder Gott Geist ist und daß wir Ihn „im Geist und in der Wahrheit anbeten” müssen. Sie gehen sogar ein wenig weiter und behaupten, daß der Mensch das Ebenbild Gottes ist Scheint es nicht als ob daraus zweifellos folgen müßte, daß es in Gottes Reich keinen Platz gibt für das Gegenteil des Guten, das sogenannte Böse, wozu natürlich Sünde, Krankheit und Leiden — die allgemein für schlecht gehalten werden — gehören? Doch gerade diese logische, unvermeidliche Schlußfolgerung wird von der Welt zurückgewiesen und verneint. Es wird von vielen Predigern und anderen standhaft behauptet, daß diese Übel nicht nur wirklich, sondern sogar ein Teil der göttlichen Fürsorge sind und dem Menschen zur Strafe, Züchtigung und Errettung auferlegt. Die Christian Scientisten stimmen mit allen Christen in der Voraussetzung überein, doch bestehen sie auf den daraus gezogenen logischen Schluß, daß, wenn Gott Alles ist, es in Wirklichkeit nichts Böses geben kann. Was meinen wir nun mit diesem Schluß? Wir müssen zugeben, daß für den Sterblichen, der unter dem Gefühl des Schmerzes leidet, dieser wirklich, ja sehr wirklich ist, jedoch sind auch die gräßlichen Vorstellungen und kriechenden Schlangen für denjenigen wirklich, der am Delirium leidet. Im Augenblick, wo der Kranke vom Schmerz befreit ist, verschwindet derselbe in nichts. Er hat von Anfang an keine sichtbare Existenz, sogar nicht für den Leidenden, viel weniger für irgend jemand anders; und wenn er davon befreit ist, bleibt er nur eine verhaßte Erinnerung. Die verzerrten Visionen und falschen Gefühle des Trunkenbolds machen seine Quälgeister gerade so wirklich, wie der Schmerz jedem andern Kranken erscheint, ja die hieraus folgende Qual ist für das sterbliche Auge und Gefühl noch fühlbarer und augenscheinlicher. Es wird zugegeben, daß die Phantasiegebilde des ersteren unwirklich — bloße Illusionen sind, ist aber nicht der Schmerz des andern genau dasselbe? Die Visionen, Ansichten und Leiden des Opfers der Trunksucht kommen von einem verkehrten Gedankenzustand. Dies wird jeder zugeben. Entsteht denn nicht der Schmerz des andern Leidenden aus derselben Ursache? Wenn der sterbliche Mensch das All-Gute nicht kennt und falsch denkt und handelt, muß er nicht notwendigerweise darunter leiden? Laßt uns einmal annehmen, daß alle Menschen im Einklang mit der allgemein angenommenen Lehre lebten, daß der Mensch das Ebenbild Gottes ist, daß sie nichts Böses dächten oder täten, sondern dem göttlichen Gebot gehorchten: „Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele ... und von ganzem Gemüte, und deinen Nächsten als dich selbst,” würde es dann etwas Böses, Schmerz oder Leiden in der Welt geben? Kommt nicht die ganze Sünden- und Leidensgeschichte unter der die Menschheit leidet, von der einen Haupt-Tatsache, daß ihre Ideen über Gott und den Menschen falsch und fabelhaft sind? Gerade der Glaube, daß der Mensch materiell und nicht geistig ist (oder die Bibel betrügt uns) ist eine Täuschung und aus diesem falschen Glauben entsteht natürlich die verkehrte Anschauung, daß, weil er materiell ist, er an materiellen Übeln leiden wird und muß. Sterbliche leiden daher einzig durch diesen falschen Glauben oder verkehrten Gedankenzustand.

Um die oben erwähnte Stellung behaupten zu können, müssen wir natürlich im stände sein, den in der Christian Science angenommenen Standpunkt, daß der Mensch nicht materiell, sondern geistig ist, aufrecht zu erhalten. (Science and Health, S. 468.) Wenn dies wahr ist, dann ist der materielle Körper, der sündigt, leidet und stirbt, nicht Gottes Schöpfung, ist nicht ein Teil des All-Guten, das wirklich und ewig sein muß, sondern ist das Erzeugnis der falschen Auffassung von des Menschen Erschaffung und Existenz. Dieser falsche Begriff des Menschen ist an und für sich unwirklich und kann durch die Offenbarung und das Verständnis vernichtet werden, daß der Mensch das Kind Gottes und daher geistig und vollkommen ist. Wenn die Krankheiten, unter denen die Sterblichen leiden, auf diese Weise vernichtet werden können, so sind sie unwirklich; und wenn die Menschheit die Vollkommenheit von Gottes Schöpfung und dem geistigen Wesen des Menschen lernen und verstehen kann, dann ist es bewiesen, daß der materielle Begriff oder „die Materie” in dem Sinne unwirklich ist, daß sie nicht zu Gott gehört und nicht ewig ist, sondern durch die Wahrheit der Vernichtung ausgesetzt ist.

Den Unterschied zwischen diesem sogenannten sterblichen Geist, der Böses tut, und dem göttlichen Geist hat der Apostel Paulus klar gemacht. Er bezeichnet das, was wir gewöhnlich „den sterblichen Geist” nennen als „fleischlich gesinnet sein”; doch ist es derselbe Irrtum und unterscheidet den fleischlichen vom geistigen durch den Kontrast zwischen Tod und Leben. Der fleischliche Sinn, sagt er, ist Feindschaft wider Gott und auf die Wirkung dieser geistigen Feindschaft oder dieses Widerstandes gegen Gott wird hierin deutlich hingewiesen: „Aber fleischlich gesinnet sein ist der Tod, und geistlich gesinnet sein ist Leben und Friede. Denn fleischlich gesinnet sein ist eine Feindschaft wider Gott; sintemal es dem Gesetze Gottes nicht unterthan ist; denn es vermag’s auch nicht.” Andererseits wird die entgegengesetzte Wirkung des „geistig gesinnet seins,” das in das ewige Leben führt, mit gleicher Klarheit bezeichnet: „Derselbige Geist giebt Zeugnis unserm Geist, daß wir Gottes Kinder sind.” „Wisset ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid, und der Geist Gottes in euch wohnet?”

Wenn wir nun sagen, daß der sterbliche Sinn oder die Materie unwirklich ist, so ist es dasselbe als wenn wir sagten, daß der Glaube daran eventuell durch das Verständnis von Gott als Geist, zerstört werden kann und wird. Die Christian Science lehrt, daß Gott Geist ist; daher ist Geist alles. Und da Gott gut ist, kann es keinen bösen Geist in Gottes Reich oder Anordnung geben; daraus folgt, daß der fleischliche Sinn nicht von Gott kommt und daher vergehen muß. Folglich ist er unwirklich. Es ist das große Werk der Christian Science, wie es von unserer verehrten Leiterin gelehrt wird, den Glauben an einen falschen, bösen Sinn zu vernichten und zu überwinden, indem man die Menschheit zu der Kenntnis und zu dem Verständnis des geistigen wahren Seins erhebt, sie dadurch in Harmonie mit Gott und folglich zum Frieden, zur Gesundheit und zum Glück bringt.

Wir unterschätzen nicht das große Werk, das vollbracht werden muß, um dieses Resultat zu erzielen. Jesus sagte: „Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist”; hierdurch muß Vollkommenheit erreichbar sein und muß einmal erreicht werden. Die Erreichung derselben ist es, was man gewöhnlich Himmel nennt; die meisten Leute scheinen zu glauben, daß der Himmel ein entfernter Ort ist, den wir nach dem Tode erreichen können, wenn wir gut sind; doch sagte Jesus: „Das Reich Gottes ist inwendig in euch,” und er befahl seinen Jüngern zu predigen: „Das Himmelreich ist nahe herbeikommen.” In der Christian Science wird keine Mühe gescheut, um dieses Reich der Harmonie herbeizubringen, was dadurch bewiesen wird, wenn Materie, Krankheit und Tod unwirklich sind und das Gute allein wirklich und ewig ist. So lange der Glaube herrscht und darnach gehandelt wird, daß der Mensch materiell, daher unvollkommen sei, müssen die Sterblichen die Folgen einer solchen falschen Anschauung leiden, erkennen sie jedoch die Falschheit dieser Auffassung von des Menschen Erschaffung und kommen zum Verständnis der Wahrheit, so werden sie frei sein.

Man mag fragen: wie kann die Menschheit zu diesem Verständnis kommen und der fleischliche Sinn, welcher Feindschaft wider Gott ist, vernichtet werden? Nur durch ernstes, andächtiges Trachten nach dem Verständnis für die Wahrheit. Die Bibel lehrt uns, daß alle Dinge von Gott geschaffen wurden und daß Er sie für gut erklärte. Daß Gott allmächtig und vollkommen ist, wird kein Christ verneinen; daraus muß man schließen, daß Seine Werke vollkommen und gut sind und daß vor allem der in Seinem Ebenbilde erschaffene Mensch vollkommen sein muß.

Gott konnte keinen unvollkommenen Menschen machen,
Da Sein Vorbild unendlich ist

Die Bibel lehrt dies ohne Frage; die allgemein angenommene Theorie über des Menschen jetzigen Zustand ist jedoch, daß er vollkommen erschaffen wurde, jedoch gefallen ist und von neuem geboren werden muß. Es ist jedoch unmöglich, daß ein vollkommener Mensch fallen kann, denn durch den Fall würde er seine Unvollkommenheit beweisen. Wir sollten einsehen, daß, wenn der Mensch vollkommen erschaffen wurde, er ewig so bleiben muß. Jede Behauptung, daß der Mensch nicht vollkommen erschaffen worden, oder daß er gefallen oder zu einem materiellen Menschen entartet ist, wie Sterbliche glauben, ist eine Geringschätzung von Gottes Allmacht und Weisheit, die zurückgewiesen werden muß. Wofür soll man denn diesen — menschlicher Ansicht nach — scheinbar materiellen Menschen halten? Ist dies der wirkliche, von Gott geschaffene Mensch oder eine vom sterblichen Glauben dafür aufgestellte falsche Anschauung? Der einzig erreichbare Beschluß, der mit der Natur und dem Wesen Gottes übereinstimmt ist, daß der unvollkommene, leidende und sündige Mensch nur ein falscher Begriff, ein sterblicher Substitut für den wirklichen, vollkommenen ist, und die Lösung all unserer Leiden liegt in unserer Befreiung von diesem falschen Sinn und Begriff durch das wahre Verständnis von Gott und dem Menschen, der Einsetzung von der Wissenschaft des Seins. Wenn die Menschheit dieses Verständnis erreicht, so wird die Machtvollkommenheit der Christian Science bewiesen werden und der vollkommene Mensch, in Harmonie mit Gott und Seinen Gesetzen, wird für uns sichtbar sein, der falsche Traum von Unvollkommenheit, Sünde, Krankheit und Leiden wird verschwunden sein, und Friede und Glück wird überall herrschen. Nach diesem Ziel streben die Christian Scientisten und sie arbeiten in dem festen Vertrauen, daß wir dieses, des Menschen Recht erlangen werden. Niemand kann voraussagen, wann wir dies erreichen, doch ist jeder Fortschritt in der Richtung an und für sich eine Freude, und wir können fest auf Gott vertrauen für das schließliche Erwachen in Seinem Ebenbild. Der Apostel sagt: „Wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, daß wir ihm gleich sein werden; denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Und ein jeglicher, der solche Hoffnung hat zu ihm, der reiniget sich, gleichwie Er auch rein ist.”

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