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Die Angewohnheit des Kritisierens.

Aus der Dezember 1908-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Es ist der begrenzten menschlichen Natur die Neigung angeboren, sich immer nach Unvollkommenheiten umzusehen, und gewöhnlich findet sie, was sie sucht. Sie hat keinen eigenen Maßstab und kein eigenes Vorbild, nach welchem sie urteilen könnte, weil sie die Christus-Idee der Vollkommenheit Gottes und des Menschen nicht anerkennt. Von ihrem eigenen begrenzten Gesichtspunkte aus behauptet sie — und zwar mit vollem Recht —, es habe keinen Zweck, in dieser Welt nach Vollkommenheit zu suchen, denn sie sei da nicht zu finden. Das Urteil der sogenannten physischen Sinne wird stets solcher Art sein. Wenn sich die Menschen nur von der Herrschaft dieser Sinne lossagen wollten, so hätten sie keine Neigung dazu, andere zu tadeln, oder Schwachheiten und üble Eigenschaften, welche man nicht dem Wesen Gottes zuschreibt, in ihnen zu suchen.

Der Menschheit Lieblingssünde, welche darin besteht, alles und jederman zu kritisieren, hat mit dem Fortschritt der Zivilisation scheinbar immer mehr Vorsprung gewonnen. Es ist das ganz begreiflich; denn weder durch das Studium der Theologie, noch durch das Studium der Naturwissenschaft ist die nötige Berichtigung der Sinnesbezeugungen bewirkt worden, und der Mensch wurde somit ein Sklave obiger Neigung sowie anderer geistiger Angewohnheiten. Die Menschheit hat sich so sehr an die Betrachtung unvollkommener Gedankenvorbilder gewöhnt, daß sie sich nur ungern mit der Idee der geistigen Vollkommenheit abgibt. Sie hält dieselbe kaum der ernsten Beachtung wert. Die herkömmliche Theologie ist hauptsächlich für diese träge Abneigung gegen ein jetzt erreichbares Verständnis des Geistes und seiner vollkommenen Kundgebungen verantwortlich. Sie hat der Menschheit in ihrem Bestreben, sich in dieser Welt mit geistigen Dingen bekannt zu machen, nichts Praktisches und Greifbares geboten. Das Vorbild Jesu, des unerreichten Metaphysikers, wurde nicht mehr als der einzige Maßstab des Denkens hervorgehoben; deshalb herrscht ein solch trauriges Mißverständnis seiner Worte und Werke; deshalb denken die Menschen über alle Dinge so planlos.

Jesus beging nie den Fehler, andere zu kritisieren oder zu richten. Seine Kritik war „die höhere Kritik” des Geistes, welche „geistliche Sachen geistlich” richtete. Er sagte: „Ihr richtet nach dem Fleisch. Ich richte Niemand. So ich aber richte, so ist mein Gericht recht.” Mrs. Eddy erklärt diese Worte in dem Lehrbuche, „Science and Health,“ folgendermaßen: „Jesus sah in der Science den vollkommenen Menschen, welcher ihm da erschien, wo dem Sterblichen der sündhafte und sterbliche Mensch erscheint. In diesem vollkommenen Menschen sah er Gottes Ebenbild, und dieses richtige Verständnis vom Menschen heilte die Kranken.” Ist es nicht klar, daß Jesus deshalb die Kranken heilen konnte, weil er nicht nach menschlicher Art und Weise richtete und kritisierte? Dasselbe bewahrheitet sich bei seinen Nachfolgern. Auch sie werden die Kranken nur dann heilen, wenn sie ihre Neigung zur gewohnheitsmäßigen Kritik über die äußere Erscheinung, die Handlungen und Beweggründe der Menschen abgelegt haben. Sollte dies nicht eine genügende Veranlassung zur andächtigen Betrachtung des Christus-Vorbildes sein? Wie kann sich irgend jemand, der ein Christ sein will, weigern, die Christian Science zu erforschen, da sie doch nichts weiter bezweckt, als in unseren Herzen einen Wohnort für die vollkommene Idee des Menschen zu bereiten? Jeder ernste Forscher, der das Vorurteil und die unfreundliche Kritik beiseite legt, kann die wissenschaftliche Behauptung beweisen, daß Gott nur den vollkommenen, geistigen Menschen erschaffen hat, und daß das richtige Verständnis dieser Tatsache die Kranken heilt. Richtiges Denken hat Gesundheit zur Folge, wie alltäglich in Tausenden von Fällen bewiesen wird. Dasselbe gibt sich nicht mit Tadel, absprechendem Urteil oder irgendwelchen körperlichen Betrachtungen ab, sondern es ist der natürliche und gesetzmäßige Ausdruck der göttlichen Intelligenz des Menschen — des Gesinnetseins „wie Jesus Christus auch war.”

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