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Welches von beiden ist wirklich?

Aus der Dezember 1908-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Der hervorragende Philosoph, Sir William Hamilton, erörterte vor mehreren Jahren sehr eingehend die Ansicht, daß Schmerz möglicherweise das Wirkliche sei und daß Friede und Wohlgefühl bloß negativ seien, indem sie die Abwesenheit des Schmerzes repräsentierten. Fast ein jeder wird diese Anschauung entschieden zurückweisen. Und dennoch, wenn wir die heutige Theorie und Praxis der Medizin in Betracht ziehen, finden wir einen starken Glauben an die Gewißheit und Wirklichkeit des Übels, sowie andererseits einen tiefeingewurzelten Zweifel in Bezug auf die Wirklichkeit und Unvergänglichkeit des Guten. Es ist dies gar nicht zu verwundern, wenn man bedenkt, daß sich die Mediziner in ihrem höheren Kurs fast ganz und gar mit den gefürchtetsten Krankheiten abgeben. Ein solches Studium scheint die angehenden Ärzte von der Unheilbarkeit gewisser Krankheiten zu überzeugen; die Lehren und Demonstrationen der Christian Science erschüttern jedoch diese Annahme bis zu ihrer unwirklichen Grundlage. Daß dieser Gegenstand vielfach besprochen wird, geht aus dem folgenden Artikel hervor, der neulich in der „New York Times“ erschien:

Sonderbarerweise gibt es Ärzte, die aufgebracht werden, wenn sie hören, daß einer ihrer Kollegen behauptet, gegen ein bisher als unheilbar angesehenes Leiden ein Heilmittel gefunden zu haben. Dieser Unwille äußert sich gegenwärtig seitens „hervorragender Autoritäten” gegen Dr. Denslow, weil derselbe behauptet, er habe die Ursache der Rückenmarksdarre entdeckt und könne sie kurieren. Ob er nun diesen Sieg über eine der schrecklichsten Krankheiten errungen hat, ist uns nicht möglich zu entscheiden; es geziemt uns nicht einmal, darüber eine Meinung auszudrücken. Wir weisen jedoch auf die Ähnlichkeit hin zwischen dem Empfang, den diese Ankündigung erhalten hat, und dem Empfang, der schon vielen anderen Ärzten zuteil wurde, die derartige altherkömmlichen Theorien der Arzneikunde anzugreifen wagten. ... Die grimmigsten Feinde des Dr. Denslow fertigen ihn einfach mit der Bemerkung ab, daß Rückenmarksdarre als unheilbar „bekannt” sei. Was könnte wohl unbesonnener klingen! Nicht einmal die Behauptung, daß nach der neuen Heilmethode diese Krankheit in einigen Monaten geheilt werden kann und geheilt worden ist. Wir halten es nicht für unrecht, einem armen Leidenden Hoffnung zu machen, selbst wenn sich dieselbe als illusorisch erweist. Sogar ein etwaiger Rückschlag ist kein zu hoher Preis für tagelange, wochenlange oder monatelange Hoffnung auf ein besseres Los.

In unserem Lehrbuche, Science and Health,“ lesen wir (S. 130): „Wenn der energische Anspruch der Christian Science zu Gunsten der Oberherrschaft Gottes, der Wahrheit, in unseren Gedanken Erstaunen hervorruft und wir die Oberherrschaft des Guten bezweifeln, sollten wir nicht vielmehr über die Ansprüche des Übels erstaunt sein und diese bezweifeln? ... Die Wahrheit sollte uns nicht so überraschend und so unnatürlich vorkommen wie der Irrtum, und der Irrtum sollte uns nicht so wirklich erscheinen wie die Wahrheit.” Auf einer wissenschaftlichen Basis ist es leicht zu beweisen, daß das Übel unwirklich ist, und zwar deshalb, weil es kein Prinzip hat und weil es stets zur Selbstzerstörung geneigt ist. Wenn ferner alles Übel aus dem menschlichen Bewußtsein entfernt wäre, so hätten die Menschen nichts verloren, was zu ihrem geistigen wie leiblichen Wohl beiträgt.

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