In der Jahresversammlung der Ersten Kirche Christi, des Scientisten — der Mutterkirche der Christian Science Denomination — welche gestern Nachmittag [16. Juni] in dem Kirchengebäude stattfand, wurden die Namen der folgenden neuerwählten Beamten und Leser bekannt gemacht: John Blish, Kommandant der amerikanischen Marine, a. D., aus Boston, Präsident; William B. Johnson aus Boston, Sekretär; Stephen A. Chase aus Fall River, Schatzmeister; Richter Clifford P. Smith aus Mason City, Ja., Erster Leser; Mrs. Carol Hoyt Powers aus Brookline, Zweite Leserin. Kommandant Blish ist der Nachfolger von Eugene N. Greene aus Providence, Richter Smith folgt auf William D. McCrackan, A. M., C.S.D., und Mrs. Powers nimmt die Stelle der Mrs. Laura Carey Conant ein. Der Sekretär und der Schatzmeister wurden wiedererwählt. Mr. Greene, der zurücktretende Präsident, führte während des ersten Teils der Versammlung den Vorsitz, und Kommandant Blish während des zweiten Teils. Etwa viertausend Mitglieder waren anwesend. Das Programm bestand teilweise aus Gemeindegesang, Vorlesen einiger Abschnitte aus der Bibel und dem Lehrbuche der Christian Science, stillem Gebet und hörbarem Hersagen des Vaterunsers seitens der Gemeinde.
Von besonderer Bedeutung war ein Brief an Mrs. Eddy, die Führerin der Christian Science Bewegung, welchen Richter Smith vorlas und welcher von der Versammlung einstimmig angenommen wurde. Derselbe lautet wie folgt:
An unsere geliebte und verehrte Führerin, Rev. Mary Baker G. Eddy: Wir haben aus Ihren Lehren gelernt, daß der Glanz des Sternes von Bethlehem, des Sternes der Christenheit, in der Verheißung einer unbegrenzten Erlösung besteht. Die Glorie des Heils, welches uns das Christentum bietet, ist in dessen unendlicher Wirksamkeit zu suchen. Der hohe Wert der Christian Science liegt in der Entdeckung, daß das Christentum vermöge seines weitreichenden Zweckes und seiner unbegrenzten Macht in Wirklichkeit jedes Übel, mit dem die Menschen behaftet sind, vernichten kann, und daß es nicht nur dem Sünder, sondern auch dem Kranken und Notleidenden Erlösung bietet. Unsere Denomination verdankt ihr Bestehen diesen christlichen Wahrheiten,— deren Entdeckung und praktischen Wert. Sie ist die teilweise Erfüllung aller christlichen Verheißungen und die Rechtfertigung der Hoffnung des Christen.
Diese unausbleibliche christliche Sekte, welche in der allereinfachsten Organisation und in den allereinfachsten Gebräuchen zum Ausdruck kommt, hält heute ihre Jahresversammlung ab, um ihre einfachen Geschäfte zu erledigen und einen Blick auf die Arbeit des vergangenen Jahres zu werfen. Diese Arbeit ist solcher Art, daß alljährlich an jedem Mittwochabend zehntausend Personen in der ganzen Welt ihre durch die Christian Science erlangte Heilung von Krankheiten und anderen Abnormitäten öffentlich bezeugen. Als Resultat dieser umgestaltenden Wirksamkeit war der Zuwachs innerhalb unserer Denomination so stark, daß im verflossenen Jahr durchschnittlich alle vier Tage eine neue Christian Science Kirche gegründet werden mußte. Das stattliche Gebäude, welches der Verlagsgesellschaft der Christian Science zur Verfügung stehen wird, ist beinahe vollendet und bietet hinlänglichen Raum zur Erledigung der stets zunehmenden Geschäfte, welche aus dem Werk der Verbreitung unserer Literatur entstehen. Diese Literatur wird in der ganzen Welt gelesen und ist von großem Segen für die Menschheit, indem sie die Botschaft der Hoffnung und der Seligkeit, das Vorrecht einer völligen Erlösung durch die Christus-Heilmethode sowie die Mittel und Wege zur Erlangung dieser wahren Heilung verkündigt.
Die Geistesheilung der Christian Science bestätigt die Bibelstelle, wo es heißt, daß Gott „heilet alle deine Gebrechen,” und beweist, daß Er allein solches bewirken kann. Sie zeigt, daß nur durch die Methode Jesu der Gifthauch der Sünde und des Todes vernichtet werden kann. Wir, die solch zahllose Segnungen genossen haben, indem wir dem tiefsten Elend entrissen wurden, sind von Herzen dankbar, und dieses Gefühl der Dankbarkeit bewegt eine große Schar Christian Scientisten zu einem unaufhörlichen Lobgesang. Die Christian Science wendet des Menschen Liebe und Zuneigung unserem himmlischen Vater und Seinem Christus zu. Sie erweckt ein Gefühl des Wohlwollens gegen alle Menschen und lehrt uns die heilige Kunst der allumfassenden und unaufhörlichen Liebe. Sie bewirkt natürlicherweise auch ein Gefühl der Dankbarkeit gegen Sie — eine freudige Anerkennung der hohen Bedeutung Ihrer Wirksamkeit zu unserem Wohl und zum Wohl der ganzen Menschheit.
Schon vor vielen Jahren entdeckten Sie die große Wahrheit, daß alles was Gott angehört — das Wesen, die Absichten, das Gesetz und die Macht Gottes — sich auf der Seite des Kranken befindet und ihn von allem Übel erlösen kann. Sie entdeckten, daß das Christus-Werk das göttliche Gesetz zur Geltung brachte und des Menschen Anrecht auf Freiheit von allem Übel bewies. Dadurch, daß Sie dieses der Welt kund taten, haben Sie die ganze Menschheit zu großem Dank verpflichtet. Wenn wir Christian Scientisten Ihnen unseren Dank ausdrücken, so ist das nur ein sehr geringer Ersatz für die Opfer, welche Sie gebracht haben. Im Sturm wie im Sonnenschein, „durch böse Gerüchte und gute Gerüchte,” von allen verlassen und vergessen und umringt von Widersachern arbeiteten Sie unbeirrt weiter zum Wohl der Menschheit. Und nun haben Sie den Sieg davongetragen. Die Tatsache, daß eine Million Personen beharrlich erklären, sie seien durch Ihre Amtstätigkeit und Ihre Beweise der Wahrheit von Krankheit und Tod errettet worden, hat in der Geschichte keine Parallele. Wir, die als ein Teil dieser Million heute hier versammelt sind, wissen, daß kein Lob und kein Beifall Ihren Gehorsam gegen Gott, Ihre Arbeit und Ihre Pflichttreue belohnen kann; da jedoch selbst eine einfache Blume am Bergpfade den Wanderer erfreut, so hoffen wir, daß es Ihr liebevolles Herz erfreuen möge, wenn Ihnen ein jeder von uns diese einfachen Worte sendet: „Ich liebe Sie.”
Der Bericht des Schatzmeisters erwies, daß die Finanzen der Kirche in einem befriedigenden Zustand sind. Der Bericht des Sekretärs zeigte, daß in allen Zweigen der Arbeit ein reger Eifer herrscht. Kommandant Blish hielt eine Ansprache. Im letzten Teil der Versammlung wurden hauptsächlich Berichte über den Fortschritt in den Zweigkirchen vorgelesen. Es folgt hiermit eine teilweise Liste der Städte, deren Kirchen Berichte eingesandt hatten: Spokane, Wash.; London, England; Berlin, Deutschland; Berlin, Ont.; New London, Conn.; Wilmington, Del.; Minneapolis, Minn.; Morrison, Col.; New Haven, Conn.; Des Moines, Ja.; Newark, N. J.; Trenton, N. J.; Toronto, Ont.; Panama; Washington, D. C.; Cambridge, Mass. und Chelsea, Mass.
John Blish, der neuerwählte Präsident der Mutterkirche, wurde im Staat Indiana geboren, ging von da aus auf die Marineschule in Annapolis und absolvierte dieselbe im Jahr 1879. Er diente seinem Vaterland dreißig Jahre lang. Im Jahre 1903 mußte er krankheitshalber Urlaub nehmen und bemühte sich fünfzehn Monate lang vergeblich, seine Gesundheit wieder zu erlangen. Er wandte sich zur Christian Science, wurde geheilt und ging sofort wieder zur See. Nachdem er etwa ein Jahr in asiatischen Gewässern gedient hatte, gab er das Kommando des Kanonenbootes „Frolic“ auf, verließ den aktiven Dienst und widmete sich der Christian Science Praxis. Er hatte zur Zeit seines Rücktrittes glänzende Aussichten auf Beförderung.