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„Dadurch ihr euch selbst betrüget”

Aus der Januar 1911-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Leute, welche sich um Hilfe an Mitglieder einer Christian Science Kirche wenden, erhalten zuweilen die Antwort: „O, ich bin kein Vertreter. Wenden Sie sich an Den und Den, der ein berufsmäßiger Vertreter ist.” Aus dieser Antwort könnte man mit Recht schließen, daß es zwei Klassen von Christian Scientisten gebe: eine, welche die Kranken heilt, und eine andre, welche dies nicht tut; oder, um es genauer auszudrücken: eine Klasse, welche eine beweisbare Kenntnis dieser Science (Wissenschaft) hat und eine andre, welche sie nicht hat; oder, um den Unterschied noch weiter auszuführen: eine Klasse, die mit Recht Christian Scientisten heißen, und eine andre, die man Christliche Mißlinge nennen könnte.

Sollte sich nicht ein jeder klar werden, wo er steht — welcher Klasse er mit Recht zugewiesen werden könnte? Ja, ist es nicht seine Pflicht dies zu tun? Wenn wir finden, daß wir zur letzteren Klasse gehören, so müssen wir uns entscheiden, ob wir damit zufrieden sind, unsre Hoffnung der Erlösung auf eine bloß oberflächliche Kenntnis der christlichen Lehre zu stützen, oder ob wir nicht lieber eine beweisbare Kenntnis der Lehren unsres Meisters erwerben wollen.

Jesus hinterließ eine unfehlbare Regel, nach welcher Christen — diejenigen, „deren Bekenntnis und Lebenswandel mit der Lehre und dem Beispiel Jesu im Einklang stehen”— beurteilt werden sollten. Wir finden diese Regel im 16. Kapitel des Evangeliums Markus. Der Meister sagt da nicht, daß diejenigen, „die da glauben”, die Fähigkeit haben würden, Hilfesuchende an andre zu verweisen, welche Teufel austreiben und Kranke heilen können, sondern er erklärt deutlich, daß sie diese großen Taten selbst tun sollten. Wie wir aus der Geschichte ersehen, wurden in den ersten drei Jahrhunderten die Kranken geheilt und sogar die Toten auferweckt, durch das Gebet der Urchristen und ihre Beweisung der Macht Gottes.

Diesem goldenen Zeitalter des Christentums folgten viele Jahrhunderte, in welchen die Vertreter einer gewissen Klasse sich für die Hüter aller heiligen Worte und Werke ausgaben. Der Glaube herrschte und wurde von dieser Klasse genährt, daß die Menschen im allgemeinen von Gott getrennt seien, außer wenn diese Wenigen Fürsprache für sie einlegten; daß diese Wenigen im Namen Gottes Begünstigungen oder Strafen austeilen könnten. Während solche Annahmen die Gemüter beherrschten, mußten notwendigerweise Dogmentum und Unwissenheit an Stelle der klaren Erkenntnis Gottes treten. Das von Christo Jesu gelehrte und ausgeübte Christentum wurde verdunkelt, und man verlor die Interesseneinheit, auf welche der Meister in den folgenden Worten Bezug nahm: „Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.”

Die Reformation war jedoch unausbleiblich. Je mehr geistige Empfänglichkeit die Menschheit in den aufeinanderfolgenden Generationen entwickelte, desto heller brannte das Licht der geistigen Erkenntnis. Die Entdeckung der Christian Science durch Mrs. Eddy war der Gipfelpunkt dieser Entwickelung. Warum wurde aber gerade ihr diese Offenbarung zuteil? Weil sie für den Empfang derselben bereit war und weil sie die Nächstenliebe und den Mut besaß, der Welt die frohe Botschaft zu verkündigen. Da nun das scientifische Christentum Jesu der Menschheit wieder zugänglich ist, so sollten die Christen nicht aufs neue den Fehler begehen zu denken, nur einige wenige Menschen könnten unmittelbar mit Gott in Verbindung treten. Mrs. Eddy spricht sich über diesen Punkt sehr deutlich aus, wenn sie sagt: „Es ist möglich, ja es ist die Pflicht und das Vorrecht eines jeden Kindes, eines jeden Mannes und einer jeden Frau, durch Beweisung der Wahrheit und Liebe, der Gesundheit und Heiligkeit bis zu einem gewissen Grade dem Beispiele des Meisters zu folgen” („Science and Health“, S. 37); und an andrer Stelle schreibt sie: „Der Christian Scientist hat sich anwerben lassen, um Übel, Krankheit und Tod zu verringern” (Ibid., S. 450).

Sollten wir angesichts dieser Lehre nicht von dem ernsten Wunsch erfüllt sein, echte Christian Scientisten zu sein —„Täter des Worts und nicht Hörer allein, dadurch ihr euch selbst betrüget”? Da wir uns in dieser großen Sache, welche die Menschheit erlösen wird, haben als tapfere Soldaten anwerben lassen, so ist es doch unsre Pflicht, uns zu diesem Werke auszurüsten. Mit andern Worten: Wir sollten danach streben, uns ein solches Maß der beweisbaren Erkenntnis der heilenden Wahrheit anzueignen, daß kein Bruder, kein Mitmensch sich umsonst an uns zu wenden braucht. Wir können nicht alle unsern gegenwärtigen Beruf aufgeben; jedoch sollte ein jeder die Fähigkeit haben, nötigenfalls einem Durstigen den Becher des lebendigen Wassers und einem Hungrigen das Brot des Lebens zu reichen.

Wenn wir als Christian Scientisten glauben, daß das Heilungswerk mit zum Christentum gehört, so müssen wir auch einsehen, daß wir keine ganzen Christen sind, wenn wir dieses Werk nicht betreiben können. Aus dieser Auseinandersetzung ergibt sich dann von selbst für einen jeden die Frage: „Will ich ein Christ sein oder nicht?” Kann irgendeiner von uns mit der Antwort zögern?

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