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„Die Segnungen, die wir haben”

Aus der Januar 1911-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Schüler der Christian Science, welche geneigt sind darüber zu klagen, daß sie nicht mehr Früchte aufzuweisen haben, finden in den folgenden Worten Mrs. Eddys einen heilsamen Verweis wegen ihrer mangelhaften Empfänglichkeit sowie ein unfehlbares Mittel gegen ihren beschränkten Begriff vom Guten: „Sind wir wirklich dankbar für das bereits empfangene Gute? Dann werden wir uns die Segnungen, die wir haben, zunutze machen und dadurch befähigt werden, mehr zu empfangen” („Science and Health“, S. 3).

Es ist eine nur allzu verbreitete Neigung der Sterblichen, sich das zu wünschen, wofür sie nicht geduldig arbeiten wollen. Diese Neigung muß der Schüler der Christian Science überwinden, ehe er Fortschritte machen kann. Die nachlässigen und trägen Schüler sagen zu den sorgsameren und fleißigeren: „Gebt uns von eurem Öle, denn unsre Lampen verlöschen.” Wohl jeder Vertreter der Christian Science wird belästigt durch wiederholte Besuche seitens derer, die wohl die guten Früchte der Christian Science einheimsen möchten, aber zu träge oder zu gleichgültig sind, um dieselben selbst zu ziehen. Solche Leute müssen vor allem von ihrer Gleichgültigkeit gegenüber den Anforderungen der Wahrheit geheilt werden. Eigenliebe und Trägheit erwarten stets neue Gaben, ohne die bereits empfangenen benutzt zu haben.

Diejenigen, die selbst so wenig als möglich tun, erwarten gewöhnlich am meisten von andern. Sie suchen den Vertreter für Mißerfolge verantwortlich zu machen, an denen sie eigentlich selber schuld sind. Die Christian Science hat uns den Weg zur Erlösung deutlich gezeigt, nur ist es ein Weg, auf dem eignes Streben und selbständiges Wachstum zum Ziele führt, nicht die stellvertretende Arbeit eines andern. Zwar muß das Denken eines Anfängers gleichsam wie ein kleines Kindlein gehegt und gepflegt werden. Es kommt aber die Zeit, da er seine eigne Arbeit, sein eignes Forschen, Wachen und Beten verrichten muß. Kein Sterblicher ist soweit vorgeschritten, daß er den persönlichen Gehorsam gegen die Wahrheit beiseite setzen kann. Wer da denkt, er könne auf die Länge die Heilung der Christian Science empfangen, wenn er beharrlich den Weg der Welt geht, täuscht sich selbst am allermeisten. Man muß die Wahrheit betätigen, ehe man ihre Segnungen dauernd besitzen kann, Dies ist eine Regel, von welcher es keine Ausnahme gibt.

In unserm Textbuch „Science and Health“ hat Mrs. Eddy der Menschheit ihre große Entdeckung der Wissenschaft des Seins oder der Christian Science (Christliche Wissenschaft) niedergelegt und hat klar und deutlich gezeigt, wie man sie verstehen lernen und für sich und andre beweisen kann. Sind wir Christian Scientisten uns unsres großen Vorrechtes bewußt, in unsrer Lehre eine anwendbare Erkenntnis der Wahrheit über Gott und den Menschen erhalten zu haben — der Wahrheit, welche „viele Propheten und Gerechte haben begehrt zu sehen”, und welche die Welt jahrhundertelang umsonst gesucht hat? Unterschätzen wir nicht vielmehr die Wahrheit derart, daß wir kein höheres Maß der Erkenntnis begehren als nötig ist, um körperlichen Leiden zu entgehen oder sie loszuwerden? Mrs. Eddy hat uns besonders in ihren kleineren Schriften über diesen Punkt genaue Unterweisung gegeben, die für jeden Schüler von unschätzbarem Wert ist. Bedienen wir uns dieser „Segnungen” bei unserm Bestreben, mehr geistige Erleuchtung zu erlangen und unsre Lebensaufgaben auszuarbeiten? Es ist gewiß töricht, über Mangel zu klagen, wenn wir das Gute nicht entgegennehmen, daß Gott für uns bereithält. Wir sollten nicht um mehr bitten, solange wir das Empfangene nicht anwenden, denn es ist dies das Gebet der Trägheit, welches nicht erhört wird. Mrs. Eddy hat den Schüler mit allem versehen, was seinem Fortschritt und Erfolg dienlich ist, und es ist deshalb seine Aufgabe, von diesem Vorrat Gebrauch zu machen. Die Schriften unsrer Führerin, das Kirchenhandbuch sowie die Zeitschriften, Broschüren und Sonderabdrücke, welche unsre Verlagsgesellschaft herausgibt, sind Segnungen, die einem jeden Wahrheitssucher Tag für Tag zugänglich sind, deren Wert aber nur derjenige kennt, der sie anwendet. Sind wir wahrhaft dankbar für die Christian Science? Dann werden wir fleißig in diesen Schriften forschen, denn wenn wir sie nur oberflächlich und unregelmäßig lesen und uns auf die treue Arbeit eines andern verlassen, sind wir kaum besser daran als diejenigen, welche diese Segnungen gar nicht haben. Brot sättigt einen hungrigen Menschen nur dann, wenn er es zu sich nimmt, und ebenso verhält es sich mit geistiger Nahrung. Die Gewohnheit mancher Scientisten, sich fortwährend an einen Vertreter zu wenden, damit er ihre Probleme ausarbeite, ist nicht viel besser als ihre frühere Gewohnheit, einen Arzt zu Hilfe zu nehmen. Das Prinzip und die Regel der Christian Science kann der eine ebenso gut beweisen wie der andre. Allerdings mag der Schüler dann und wann Hilfe nötig haben, jedoch sollt er nie vergessen, daß ein jeder Mensch früher oder später von dem Vorrecht, die Wahrheit selbst zu verstehen und anzuwenden, Gebrauch machen muß.

Die gewöhnliche Entschuldigung, welche diejenigen vorbringen, die die bereitstehenden Segnungen nicht angewandt haben, lautet, daß es ihnen an Zeit und Mitteln fehle. Wir haben keine Zeit, sagen manche, die Bibellektionen, die Zeitschriften usw. gründlich zu lesen. Sie haben wohl Zeit. Geld zu verdienen, ihr Geschäft zu erweitern, ihr Besitztum an Land zu vergrößern und die sogenannten Freuden des Daseins zu genießen, aber es fehlt ihnen an Zeit, Gott kennen zu lernen und ihrem geistigen Vorrat neue Schätze hinzuzufügen. Wessen Zeit gebrauchen wir denn? Können wir einen einzigen Augenblick ins Dasein rufen, oder haben wir ein Pfandrecht auf eine einzige zukünftige Stunde? Wenn es uns klar geworden ist, daß schließlich ein jeder die Wahrheit, welche frei macht, entweder freiwillig oder zwangsweise suchen und finden muß, so werden wir auch einsehen, daß wir uns die Zeit nehmen müssen, welche Gott für diese Arbeit verlangt. Wieviel angenehmer ist es doch für uns, dies aus Liebe zum Guten zu tun, anstatt zu warten, bis uns die Zuchtrute des Leidens dazu treibt!

Der Einwand, daß es an den nötigen Mitteln fehle, mag annehmbar erscheinen. Man wird jedoch diese Armutsempfindung nie überwinden, solange man denkt, man könne den Betrag der Schriften unsrer Führerin oder den Bezugspreis unsrer Zeitschriften nicht erschwingen. Unserm Überzeugungsmut darf der Glaube nicht fehlen. Wenn wir überzeugt sind, daß die in der Christian Science gelehrte Wahrheit über Gottes Unendlichkeit sowohl den Irrtum des Mangels wie den der Krankheit berichtigt, so müssen wir dieser Überzeugung gemäß handeln und das Zeugnis der materiellen Sinne in beiden Fällen zurückweisen. „Alles, was ein Mensch hat, läßt er für sein Leben.” Sind uns die Dinge des Geistes weniger wichtig und haben sie weniger Bezug auf unser wahres Sein und unser Wohlergehen, als die Dinge der materiellen Sinne? Wenn unser Verlangen nach der Erkenntnis Gottes so groß ist, daß wir bereit sind, alles zu opfern, um sie zu erlangen: werden wir dann nicht das Gefühl des Beschränktseins überwinden, das uns am Fortschritt zu hindern scheint? Der Irrglaube wird uns so lange in der Armut gefangen halten, wie wir den Mitteln gegenüber, durch welche sich Gott der Menschheit offenbart, Mangel geltend machen. Ferner tritt die Frage an einen jeden heran: Was liegt dir näher am Herzen, das Materielle oder das Geistige?

Entweder machen wir uns diese Segnungen zu eigen, oder wir weisen sie von uns. Im ersten Fall werden wir den Weg immer klarer erkennen, und unser Begriff vom Guten wird wachsen. Im zweiten Fall wird uns schon unser eigner Rechtsbegriff sagen, daß wir die Folgen unsrer Undankbarkeit und Gleichgültigkeit verdient haben. Es genügt nicht, mit Begeisterung über die Christian Science zu reden, oder ihr gegenüber die Rolle eines herablassenden Gönners zu spielen. Nur die Betätigung dieser Lehre zeigt, daß man die richtige Stellung zu ihr eingenommen hat. Das göttliche Prinzip kehrt sich nicht an das Lob, das Flehen, oder das abfällige Urteil der Menschen, wohl aber kommt es dem geringsten Grad von selbstloser Frömmigkeit und geistigem Verständnis bereitwilligst entgegen. Wenn ein Mensch die Lehre der Christian Science als wahr erkannt hat, so ist er schon aus Rücksichten der Ehrlichkeit verpflichtet, sie nach bestem Wissen im täglichen Leben anzuwenden; auch wird er sie aus Nächstenliebe andern zur Kenntnis bringen. Gibt er sich jedoch in dieser Richtung keine Mühe, so weist er sich dadurch als einen Heuchler aus.

Möge ein Vertreter auch noch so ernstlich arbeiten: die dem Hilfesuchenden von Gott gestellten Anforderungen kann er nicht beiseite setzen. Wer sich für einen Anhänger der Christian Science ausgibt, ihre Anforderungen aber fortwährend außer acht läßt und es versäumt, sich ihrer Segnungen zu bedienen, wird früher oder später erfahren, daß die Hilfeleistung eines Vertreters keinen Ersatz bietet für seine Nachlässigkeit, und daß sie ihm nicht die Segnungen bringt, die er, den Anforderungen der Wahrheit gemäß, selbst ausarbeiten muß. „Wie wollen wir entrinnen”, sagt die Heilige Schrift, „so wir eine solche Seligkeit nicht achten?”

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