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Das zweite Kommen

Aus der Januar 1911-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In der Frage des Engels bei der Himmelfahrt des Herrn: „Ihr Männer von Galiläa, was stehet ihr und sehet gen Himmel? Dieser Jesus, welcher von euch ist aufgenommen gen Himmel, wird kommen, wie ihr ihn gesehen habt gen Himmel fahren”, liegt ein Vorwurf über den heutigen Mangel an Glauben an den Tröster, welchen uns Christus Jesus zu senden versprach. Den treuen Schüler der Christian Science überrascht nichts so sehr, als die plötzliche Erleuchtung der Schrift, welche dem wenn auch nur geringen Verständnis der ihm gewordenen Offenbarung der Wahrheit folgt. Dieses heilige Buch, welches viele nur oberflächlich und aus Pflichtgefühl gelesen hatten, ist durch den „Schlüssel”, der dessen Schätze erschließt, zum wertvollsten und interessantesten Buch der Welt geworden. Wir erkennen nun die Bibel als eine Darlegung der im menschlichen Bewußtsein stattfindenden Entfaltung der Erkenntnis Gottes, die, wie Jesus lehrt, ewiges Leben ist.

Für das erwachte Bewußtsein steht Christus Jesus so hoch erhaben da im Glanze seiner Vollbringungen als leuchtendes Beispiel für die Menschheit, daß im Vergleich mit ihm alle sogenannten Helden der Geschichte unbedeutend erscheinen. Ist es nicht herrlich, daß an alle Sterblichen der Ruf ergeht, ihn zu lieben und zu ehren und seinen erhabenen Charakter und seine großen Werke nachzuahmen? „Wer an mich glaubet [mich versteht], der wird die Werke auch tun, die Ich tue, und wird größere denn diese tun; denn Ich gehe zum Vater.” Gibt es in unsern Tagen irgend etwas Wichtigeres, als eine Erklärung der Lehren und Werke Jesu?

Es erregt oft unser Interesse, entmutigt uns aber zugleich, wenn wir die vielerlei sorgsam ausgearbeiteten und doch unklaren Erklärungen über den Tröster hören, von dem Jesus sagte, er werde uns vom Vater gesandt werden. Manche Leute schreiben ihm sogar als einer Person der Dreieinigkeit männliches Geschlecht zu, weil sich Jesus in Bezug auf ihn des männlichen Fürworts bediente. Der Meister sprach sehr deutlich über den Tröster und dessen Sendung, indem er erklärte: „Wenn aber der Tröster kommen wird, welchen Ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgehet, der wird zeugen von mir.” „Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht von ihm selber reden, sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen. Derselbige wird mich verklären; denn von dem Meinen wird er’s nehmen und euch verkündigen.” „Solches habe ich zu euch durch Sprichwörter geredet. Es kommt aber die Zeit, daß ich nicht mehr durch Sprichwörter zu euch reden werde, sondern euch frei heraus verkündigen von meinem Vater.”

Wir haben hier eine deutliche Erklärung des Trösters und seiner Sendung. Er ist der unpersönliche Geist der Wahrheit, der in alle Wahrheit leitet — der von Jesu und seinen wunderbaren Werken zeugt und sie verklärt [verherrlicht], und der es den Nachfolgern Jesu ermöglicht, in gewissem Maße die folgenden bestimmten Worte zu beherzigen und denselben gemäß zu handeln: „Wer an mich glaubet, der wird die Werke auch tun, die Ich tue”. Es gibt Tausende und aber Tausende, die durch ihr erneuertes Leben bezeugen, daß die Christian Science, welche uns Gott durch Mrs. Eddy geoffenbart hat, die heutigen Christen lehrt, wie sie diesem Befehl nachkommen können; denn „Science and Health“ gibt ihnen einen erleuchteten Begriff vom Leben und befähigt sie, als die heutigen Jünger Christi Jesu die Bedeutung seiner siegreichen Laufbahn zu verstehen. Dadurch verklären oder verherrlichen sie ihn mehr, als in irgendeiner andern Weise, denn sie sind imstande, sein Gebot zu befolgen. „Machet die Kranken gesund, reiniget die Aussätzigen, wecket die Toten auf, treibet die Teufel aus.” Die Christian Science führt zur Erkenntnis Gottes und zum praktischen Verständnis der Allgegenwart und Allmacht der göttlichen Idee — der Kundgebung Gottes, wodurch der Mensch in alle Wahrheit geleitet wird.

In Bezug auf die Ereignisse im Tempel zu Jerusalem, als die Jünger einmütig bei einander waren und die Pfingstherrlichkeit auf sie kam, sagt Mrs. Eddy: „Bisher hatten sie [die Jünger] bloß geglaubt: jetzt verstanden sie. Das Kommen des heiligen Geistes bedeutet das Kommen dieses Verständnisses. Es war das Hereinströmen der göttlichen Wissenschaft, welches den Pfingsttag so sehr erleuchtete und sich in unsern Tagen wiederholt” („Science and Health“, S. 43).

Die Worte, welche Jesus bei der letzten Begegnung mit seinen Jüngern betreffs der auf ihn bezüglichen Prophezeiung redete, sind bemerkenswert. Lukas berichtet darüber: „Da öffnete er ihnen das Verständnis, daß sie die Schrift verstunden. ... Und es geschah, da er sie segnete, schied er von ihnen, und fuhr auf gen Himmel.” Hier nun entsteht eine für uns sehr wichtige Frage, nämlich: Wie schied Jesus von ihnen? War seine Himmelfahrt ein materielles Emporsteigen in einen örtlich bestimmten Himmel? Können „Fleisch und Blut” das Reich Gottes ererben?

„Das Fleisch gelüstet wider den Geist, und den Geist wider das Fleisch; dieselbigen sind wider einander”, sagt Paulus. Kommt es nicht der Wahrheit näher, wenn man die Sache so auffaßt, daß das Verschwinden Jesu seinem emporsteigenden Denken zuzuschreiben ist — dem sich Vergegenwärtigen seiner geistigen Individualität und ewigen Substanz, wodurch er den materiellen Sinnen der Jünger entrückt wurde? Er hatte diese wahre Individualität und Substanz allmählich demonstriert, indem er auf dem Wasser wandelte, durch verschlossene Türen ging und sich dem materiellen Sehen entzog. Die Verwirklichung seiner geistigen Identität erklärt ohne Zweifel das Verschwinden des persönlichen Jesus und das Kommen der geistigen Idee, welche als Glaube aufgedämmert war und als geistiges Verständnis in vollem Glanze strahlte. (Siehe „Science and Health“, S. 298.) Deshalb konnten sie „gen Jerusalem mit großer Freude” zurückkehren und Gott preisen und loben.

Die heilende Gegenwart des Christus erfuhr Mrs. Eddy an sich selber, und zwar in einer Stunde der größten Not, als sie nach dem Versagen all ihrer irdischen Hoffnungen sich der Bibel zuwandte, um da das einzig wirksame Mittel gegen Schmerz und Krankheit, ja selbst gegen den Tod zu suchen. Nach ihrer Heilung war es ihr sehnlichster Wunsch, der leidenden Menschheit diese wunderbare Offenbarung der göttlichen Macht mitzuteilen. Sie schreibt darüber wie folgt: „Sodann zog ich mich auf drei Jahre von der Welt zurück, um über meine Sendung nachzudenken, in der Heiligen Schrift zu forschen und die Wissenschaft des Geistes zu entdecken, welche dem Geschöpf die Dinge Gottes darlegen und das erhabene heilende Prinzip, die Gottheit, offenbaren sollte. Die Bibel war mein Textbuch. Sie beantwortete die Frage, wie ich geheilt worden war; jedoch sah ich die Schrift in einem neuen Lichte; sie redete in einer neuen Zunge zu mir. Ihre geistige Bedeutung erschien, und ich verstand nun zum ersten Male die geistige Bedeutung der Lehren und Demonstrationen Jesu, sowie das Prinzip und die Regel der geistigen Wissenschaft und des metaphysischen Heilens-— mit einem Wort, der Christian Science” („Retrospection and Introspection“, S. 24).

Diese herrliche Offenbarung und Erkenntnis der Wissenschaft des Christus und Gottes geistigen Gesetzes, welches die Menschheit regiert, erlöst, heilt und segnet, hat Mrs. Eddy unter göttlicher Leitung in ihrem Werke „Science and Health with Key to the Scriptures“ dargelegt. Was ist Science oder Wissenschaft? Antwort: Das Verstehen und Beweisen der Wahrheit. Dieses neuzeitige Einströmen der göttlichen Erleuchtung, dieses heutige Verständnis von der Christus-Macht führt eine Umwälzung in menschlichen Angelegenheiten herbei. Geräuschlos wie ein Sonnenstrahl, aber mit der Macht Gottes ausgerüstet, sprengt es die Fesseln der Sünde und Krankheit. Diejenigen, welchen diese klare Erkenntnis Freiheit von Krankheit und Sünde gebracht hat, erlangen den freudigen Mut, welchen die Jünger nach der ihnen gewordenen Erleuchtung bewiesen, indem sie ausgingen „und predigten an allen Orten; und der Herr wirkte mit ihnen, und bekräftigte das Wort durch mitfolgende Zeichen.”

Wenn wir bedenken, wie unsre geliebte Führerin in dem „stillen Heiligtum” der geistigen Abgesondertheit lebt, wie sie den geraden und schmalen Weg geht, der allein zu den Höhen der geistigen Erkenntnis führt, und wie sie den Christus bezeugt, indem sie beständig auf Jesum Christum, das große Vorbild hinweist, so erscheint es uns als ganz selbstverständlich, daß wir ihr für ihren Mut, ihre Treue, ihren Gehorsam und ihre Geduld unsre Liebe, Hochachtung und Dankbarkeit entgegenbringen. Wir freuen uns, daß sie den reichen Lohn für ihre Hingabe erhalten wird und daß sie voll Freude auf die Früchte eines dem Dienste Gottes und dem Wohl der Menschheit geweihten Lebens blicken kann. Worte reichen nicht aus, um diesen Gedanken den richtigen Ausdruck zu geben.

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