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Das Wahre und die Fälschung

Aus der Januar 1912-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Einem geschickten Falschmünzer gelingt es bisweilen, eine Banknote oder Münze herzustellen, die dem vom Staate herausgegebenen gesetzlichen Geld täuschend ähnlich sieht. Sobald sie aber in Umlauf gesetzt wird, ist ihre Entdeckung nur eine Frage der Zeit. Weniger geschickte Fälschungen sind zahlreicher und werden schneller entdeckt. Der Staat fährt aber wohlweislich fort, seine echten Banknoten und Münzen herauszugeben und sie einzulösen, und überall im Geschäftsverkehr bedienen sich die Menschen dieses Geldes, obgleich bekannt ist, daß auch ungesetzliche und wertlose Münze kursiert. Der Staat sowie alle, die mit Geld umgehen, erkennen jedoch die Notwendigkeit beständiger Wachsamkeit und zuverlässiger Kenntnis, um das echte Geld von den Nachbildungen zu unterscheiden. Das Gold verliert dadurch nicht an Wert, daß man unedeln Metallen ein ihm täuschend ähnliches Aussehen geben kann.

Das Heilen der an Gemüt und Körper Kranken auf christlichem Wege wurde während der ersten drei Jahrhunderte der christlichen Zeitrechnung ausgeübt und ist in unserm Zeitalter seit Beginn der Christian Science Bewegung wieder ausgeübt worden. Jesus lehrte und bewies, daß seine Art der Krankenheilung gesetzmäßig war. Er erklärte, seine Werke seien die Werke des Vaters, und dies bedeutet doch, daß seine Werke in Übereinstimmung standen mit dem göttlichen Gesetz, das des Menschen Sein regiert. Die ursprünglichen Christen hielten es jedoch für nötig, wiederholt vor denjenigen zu warnen, die die wahre und rechtmäßige Verfahrungsart durch falsche und widerrechtliche Verfahrungsarten nachzuahmen suchten. Solche Leute wurden damals Zauberer, Schwarzkünstler usw. genannt; heutigestags bezeichnet man sie allgemein als Hypnotisten.

Die Schlange hat schon immer die List und Schlauheit des sterblichen Gemüts versinnbildlicht, dem es nur dadurch gelungen ist, seine Schuld zu verbergen, daß es sich für das Wahre und Gute ausgab. Mrs. Eddy hielt es daher für angezeigt, des öfteren vor der modernen Fälschung zu warnen, die, ihre alte Benennung vermeidend, unter den Namen Mesmerismus, tierischer Magnetismus, Hypnotismus, Suggestion, suggestive Therapeutik usw. auftritt. Der beharrliche Fälscher hat es stets für ratsam gehalten, von Zeit zu Zeit einen andern Namen anzunehmen, weil er unter dem früheren Namen bei der Öffentlichkeit in Verruf geraten war.

Die Christian Science lehrt, daß das höchste Wesen Allwissenheit, Allmacht, Allgegenwart ist, d.h. unendlicher Geist. Der Hypnotismus aber lenkt das Denken weder in der Theorie noch in der Praxis Gott zu, weil er auf gänzlich materieller Basis beruht, seinem Wesen nach also geradezu gottesleugnerisch ist. Die Christian Science lehrt, daß der Mensch in Wirklichkeit ein geistiges Wesen, das Ebenbild des Geistes ist, und daß in dem göttlichen Weltall ein universales und unabänderliches Gesetz besteht, welches die vorhandenen Beziehungen zwischen dem Menschen und Gott bestimmt und aufrecht erhält. Sie lehrt in Übereinstimmung mit der Verheißung Jesu, daß eine Kenntnis dieser Beziehungen jederzeit zur harmonischen Gestaltung unsres Lebens angewandt werden kann. Diese Wahrheiten über das wahre Sein des Menschen und seine wahre Beziehung zum Walten Gottes kommen beim Hypnotismus weder in der Theorie noch in der Praxis in Betracht. Er gründet sein Heilverfahren auf Materialität, auf mentale Gewaltherrschaft und auf den entweder in normaler Weise eintretenden oder durch gewisse körperliche Manipulationen künstlich hervorgerufenen Schlaf (Hypnose).

Die Christian Science lehrt ferner — was auch Jesus lehrte und bewies — daß Gott, Geist, der große Arzt ist, und daß die heilende Wirkung von Geist ausgeht, der da „heilet alle deine Gebrechen”; daß die menschliche Mentalität Krankheiten des Gemüts und Körpers nicht heilen kann, sondern daß der erweckte Sinn das Werkzeug ist, durch welches die Kranken unter der Wirkung des Gesetzes oder des regierenden Willens Gottes geheilt werden. Jesus sagte, er könne von sich selber nichts tun, der Vater tue die Werke. Der Hypnotismus hingegen lehrt, die eigne Willenskraft des Hypnotiseurs, seine bestimmte mentale Behauptung oder die auf den zu hypnotisierenden Menschen gerichtete Suggestion beherrsche dessen Gedanken. Mit andern Worten: die mehr agressive Persönlichkeit des Hypnotiseurs beherrscht angenommenermaßen das von ihm hypnotisierte Objekt und bringt es dadurch in einen Zustand mentaler Knechtschaft, der zu einem dauernden werden kann.

Die Verfahrungsweise, welche von Jesus gelehrt und von Mrs. Eddy wiederentdeckt wurde, kann nur guten Zwecken dienstbar gemacht werden, weil sie in Übereinstimmung mit dem göttlichem Gesetze steht und weil kein Gesetz Gottes bösen Zwecken dienen kann. Hierbei fällt die folgende wohlbekannte und bedeutsame Tatsache ins Gewicht: Diejenigen, die auf dem Christuswege geheilt worden sind, bezeugen beständig ihre Heilung in Worten inbrünstiger Dankbarkeit. Sie erklären, daß sie eine dauernde geistige Erhebung an sich erfahren haben und innerlich in jeder Weise gefördert worden sind. Wie allgemein bekannt ist, dient der Hypnotismus nur zu oft den niederträchtigsten und selbstsüchtigsten Zwecken, und hat somit in Kriminalberichten einen dauernden Platz gefunden. Wenn er im Einklang mit dem göttlichen Walten stände, so könnte er keine üblen Folgen haben. Der Schandfleck der Lügenhaftigkeit hat ihm schon in uralten Zeiten angehaftet, da er unter dem Namen Totenbeschwörung, Schwarzkunst, Zauberei usw. auftrat; und die Scharte seines früheren Rufes ist durch seine späteren Erscheinungsformen nicht ausgewetzt worden. Paulus kennzeichnet die Früchte des fleischlichen Sinnes unter anderm wie folgt: „Abgötterei, Zauberei, Feindschaft, Hader, Neid, Zorn, Zank, Zwietracht, Rotten, Haß, Mord, Saufen, Fressen und dergleichen”, und fügt hinzu: „Die solches tun, werden das Reich Gottes nicht erben.”

Die Christian Science braucht, dem Beispiele Jesu folgend, keine geheimnisvolle Fachsprache, mit der sie ihre Heilungswerke und die Art ihres Zustandekommens etwa zu verbergen suchte. Sie lehrt vielmehr, daß Wahrheit das freimachende Element ist, und sie widmet ihre Tätigkeit und Wirksamkeit der Verbreitung dieser heilenden Wahrheit über die ganze Welt, und zwar sowohl durch das gesprochene Wort wie durch Werke. Der Hypnotismus appelliert mit seinen eigens geschaffenen Ausdrücken an den Aberglauben und die Leichtgläubigkeit der Menge und verwirrt die Gemüter. Die Christian Science hat mit körperlichen Manipulationen, materiellen Mitteln oder Verfahrungsarten nichts gemein. Ihrer Lehre zufolge ist das Übel nicht göttlichen Ursprungs, in welcher Form es sich auch darstellen möge. Daß dies der Standpunkt Jesu war, geht aus seinen Worten hervor: „Und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.” Die Wahrheit kann uns nichts Wahres nehmen, wohl aber befreit sie uns von allem, was nicht wahr ist.

Der Materialismus betrachtet Krankheit und Tod notwendigerweise als Erfahrungen, die durch sogenannte „Naturgesetze” bedingt werden, denn dafür zeugt ja der körperliche Sinn. Um die Richtigkeit des Gesichtspunktes Jesu einzusehen — und das ist nötig, wenn man das Werk der Krankenheilung in der Weise vollbringen will, wie er sie lehrte und durch Beispiel erläuterte —, muß man sich über die materialistische Denkweise erheben. Man muß erkennen lernen, daß Gott Geist ist, wie Jesus erklärte; daß es deshalb keine von den Gesetzen des Geistes getrennte und Ihm wesensfremde Naturgesetze gibt, und daß alle wirklichen Gesetze, die den wahren Menschen regieren, geistige, nicht materielle Gesetze sind. Dies führt uns zu der Erkenntnis, daß die Gesetze von des Menschen Sein die Gesetze Gottes sind, der da Leben ist, das lebenspendende und lebenerhaltende Prinzip; daß sie Gesetze sind, die sich von Gesetzen des Todes und der Krankheit nicht spotten lassen und von denselben nicht widerlegt werden, da diese angeblichen Gesetze menschlichen, nicht göttlichen Ursprungs sind.

Während der letzten fünzehn Jahrhunderte des christlichen Zeitalters hat die materialistische Anschauung von Krankheit und Tod in der ganzen Christenheit geherrscht, und zwar wurde dieselbe nicht nur von den medizinischen Schulen, sondern auch von den christlichen Gemeinden und der Geistlichkeit vertreten. Deshalb wurden die Kranken in all den Jahrhunderten nicht in der von Jesu gelehrten Weise geheilt und konnten nicht so geheilt werden. Die in der Christenheit vorherrschende Anschauung, daß Krankheit und Tod „Fügungen der göttlichen Vorsehung” seien, ist offenbar auf die griechische und römische Mythologie zurückzuführen, die Krankheit und Tod, wie überhaupt alle Arten des Übels, bösen Gottheiten zuschrieb. Wenn der Hypnotiseur den Kranken nach dem Verfahren zu heilen sucht, dem er den würdevollen Namen „suggestive Therapeutik” beilegt, so behauptet er nicht die Wahrheit, die frei macht; denn, wenn er auch dem hypnotisierten Subjekt suggeriert, es sei nicht krank, so glaubt er doch, Krankheit sei etwas Wirkliches, auf Wahrheit Beruhendes und demnach keine Trugerscheinung. Als solche wurde sie aber durch Jesu Lehre sowohl wie durch seine Werke bewiesen.

Hier mag noch erwähnt werden, daß, wenn das heidnische Dogma samt seinem modernen Sprößling auf wahrer Grundlage stände, die Kranken sich in einem völlig hoffnungslosen Zustand befinden würden, da dann der Versuch gesund zu werden, ein Sichauflehnen gegen den göttlichen Willen bedeutete und deshalb höchst töricht wäre. Als Jesus des Hauptmanns Knecht heilte, ohne ihn gesehen zu haben (die Christian Scientisten bezeichnen diese Verfahrungsart bisweilen als „abwesend erteilten Beistand”), und als er den Tauben das Gehör wiedergab, die Aussätzigen heilte usw., wandte er dem göttlichen Gesetz gemäß die dem Menschen als Sohn Gottes zustehende, nur Gutes wirkende Kraft auf die Gedanken derer an, denen er half. Nie suchte er sie zu Knechten der Willenskraft zu machen, sondern sein Bestreben war, sie für die Wahrheit, die von den Lügen der menschlichen Annahme befreit, empfänglich zu machen.

Die Sterblichen glauben an eine böse Macht und vermeinen, einen bösen sowohl wie einen guten Einfluß auf einander ausüben zu können. Man denke nur an die Aufregung zügelloser Volksmassen, z.B. bei einer Panik. Die Kundgebungen sind abnorm und die Wirkung ist verderblich. Diese Annahme von dem Bestehen eines Gesetzes des sterblichen Geistes oder des fleischlichen Sinnes gebraucht der Hypnotist in seinem Bestreben, die Verfahrungsart unsres großen Wegweisers nachzuahmen. Hier ist Wachsamkeit und erleuchtete Erkenntnis nötig, um zwischen dem Wahren und dem Falschen zu unterscheiden. Der Umstand, daß falsches Geld hergestellt wird und daß Versuche gemacht werden, es als echtes Geld in Umlauf zu bringen, ist kein Grund, weshalb der Staat das Prägen gesetzlicher Münze einstellen sollte. Ebensowenig können die Christian Scientisten wegen etwa vorhandener hypnotischer Nachahmungen aufhören, die von Jesu gelehrte und verheißene Verfahrungsart anzuwenden. Vielmehr müssen sie lernen, zwischen dem Wahren und dem Falschen zu unterscheiden und müssen es dann andre lehren.

Im Ebräerbrief lesen wir die bedeutsame Stelle: „Den Vollkommnen aber gehört starke Speise, die durch Gewohnheit haben geübete Sinne zu unterscheiden Gutes und Böses”. In „Science and Health“ (S. 445) sagt unsre verehrte Führerin: „Das göttliche Gesetz des Heilens wird dir unverständlich und verliert an Wirksamkeit, wenn du das menschliche Element in der Wagschale des göttlichen wiegst, oder wenn du in irgendeiner Richtung die Allgegenwart und Allmacht Gottes beschränkst.”

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