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Das Nichtbeachten im Gegensatz zum Verneinen

Aus der Mai 1912-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Eine Mutter, die mit mentalen Vorgängen nicht vertraut ist, vermag ihr von Gespensterfurcht erfülltes und in seiner Sinnestäuschung angstvoll aufschreiendes Kind nur in menschlicher Weise zu beruhigen, weil sie nicht weiß, daß das Kind unter dem Einfluß schreckhafter Gedankenbilder steht. Die umsichtige, im Sinne der Christian Science denkende Mutter hingegen wird unter solchen Umständen dem Kleinen sagen, es gebe keine wirklichen Gespenster, und er brauche sich nicht zu fürchten, denn ein gütiger Gott wache stets über Seinen Kleinen und beschütze sie. Die eine Mutter beruhigt den Kleinen wohl zeitweilig; er wird aber ebenso fest, wenn nicht noch fester glauben, Gespenster seien wirklich, weil die Furcht vor denselben nicht beseitigt worden ist. Die Möglichkeit einer Wiederkehr der Erfahrung ist daher immer noch vorhanden. Die andre Mutter trifft das Übel an der Wurzel und zerstört es, indem sie den Irrtum im besonderen verneint und der Furcht mit der Wahrheit des Seins entgegenwirkt. An diesem Beispiel erkennen wir, daß die Kenntnis von dem Wesen des Übels uns die Mittel zu dessen Vernichtung an die Hand gibt.

Sehr viele Menschen (darunter wohl auch Anhänger der Christian Science) sind der irrigen Ansicht, Nichtbeachten und Verneinen — wie letzteres Wort in der Christian Science gebraucht wird — seien ihrer Bedeutung nach nicht zu unterscheiden. Auch der Verfasser gehörte einst zu dieser Klasse und forderte sogar, nachdem er sich der Christian Science zugewandt hatte, oftmals berechtigte Kritik heraus, indem er den Standpunkt vertrat, man könne das Übel — Krankheit und Leiden einbegriffen — ungestraft außer acht lassen. Dies brachte denn auch manch unliebsame Erfahrung mit sich. Eines Tages jedoch, beim aufmerksamen Lesen des Textbuches „Science and Health with Key to the Scriptures“, kam er an die Stelle auf Seite 339, wo es heißt: „Du unterwirfst den Irrtum, indem du seinen Anspruch auf Wahrheit verneinst.” Bis dahin war der Verfasser der irrigen Ansicht gewesen, das bloße Erklären, Gott sei Alles in allem, genüge, um die Schwierigkeiten auf seinem Lebenswege zu lösen. Die oben angeführte Stelle lenkte sein Denken in neue Bahnen. Im Wörterbuch las er, daß das Nichtbeachten einer Sache soviel bedeutet wie dieselbe nicht kennen wollen oder absichtlich nicht kennen. Eine Sache verneint man aber, wenn man sie für unwahr erklärt. Dann erkannte Schreiber dieses, daß in den Schriften unsrer Führerin nirgends zu lesen steht, wir dürften den Irrtum nicht beachten oder absichtlich nicht kennen, sondern sie ermahnt uns wiederholt zu erkennen, daß ihm weder Intelligenz, Gesetz, Tätigkeit noch Kraft innewohnt, und daß wir ihn auf Grund der Erkenntnis seiner Unwirklichkeit verneinen müssen.

Die Ansprüche des Übels auf Intelligenz und Macht unbeachtet zu lassen, muß als Verwegenheit bezeichnet werden; sie in wissenschaftlicher Weise verneinen, bis wir die volle Freiheit von den Verkehrtheiten der Sinne erlangt haben, heißt klug handeln. Jesus, der größte aller Metaphysiker, bewies erst dann absolut die Nichtexistenz der sogenannten materiellen Substanz und des materiellen Gesetzes, als er durch „die Wandlung, die seitdem als Himmelfahrt bezeichnet worden ist” (siehe „Science and Health“ S. 34), sich völlig über jegliche sterbliche Annahme bezüglich der Erscheinungsformen der Materialität erhob. Während seines Erdenwandels jedoch verneinte und verwarf er beständig die Ansprüche des Irrtums und behauptete die Allgegenwart des Guten. Können wir das Verfahren des Meisters übertreffen? Sich als einen Christian Scientisten ausgeben, ohne zu wissen, wie man Irrtum in seinen verschiedenen Erscheinungsformen zu handhaben hat, ist ebenso, als zöge ein Soldat ohne Waffen in den Kampf. Die böse Suggestion sucht stets die Christian Scientisten in einen Zustand der Gleichgültigkeit hinein zu mesmerisieren oder geistige Stumpfheit den üblen Wirkungen des Irrtums gegenüber zu erzeugen; denn nur durch ihre Fähigkeit, willige Arbeiter zu täuschen, vermag sie ihre scheinbare Existenz dauernd zu erhalten. Warum sollten wir also nicht an der Arbeit unsrer Selbsterhaltung rege tätig sein, da doch die praktische Anwendung der Christian Science, mit andern Worten richtiges Denken, die sichere Zerstörung alles dessen bedeutet, was Gott, dem Guten, ungleich ist!

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