Vor zehn Jahren wurde ich auf die Christian Science aufmerksam gemacht, und zwar durch Freunde, die von der mir damals bevorstehenden Operation gehört hatten, Sie besuchten uns und rieten meinem Mann, doch zuvor noch mit der Christian Science einen Versuch zu machen. Mein Mann wurde sehr ärgerlich und sagte, bei eingebildeten Krankheiten könnte durch die Christian Science vielleicht eine gute Wirkung erzielt werden, in meinem Fall handele es sich aber um ein ernstes Leiden, und nach Aussage unsres Hausarztes, zu dem wir das größte Vertrauen hatten, könnte mir nur eine Operation helfen. Einige Tage darauf kam ich also ins Krankenhaus und wurde operiert. Es vergingen volle sechs Monate, ehe ich halbwegs wiederhergestellt war; ich litt aber noch furchtbar an Verdauungsstörungen. Vier Jahre lang kehrte dieses Übel in Zwischenräumen wieder. Ich brauchte alle nur erdenklichen Mittel dagegen, von denen mir einige allerdings vorübergehende Linderung verschafften. Da sich mein Zustand aber immer nur auf kurze Zeit besserte, wandte ich mich, wie so viele Menschen, zuletzt der Christian Science zu.
Über meinen Fall hatten sich viele Ärzte verschieden geäußert. Der eine erklärte, ich hätte einen Bruch in der Seite, wo ich operiert worden war, und müßte entweder eine Binde tragen, oder mich einer nochmaligen Operation unterziehen. Ich ließ es, Gott sei Dank, nicht dazu kommen, sondern wandte mich an eine ausübende Vertreterin der Christian Science, die ich nach langjähriger Bekanntschaft als Freundin schätzen gelernt hatte. Es trat nur ganz allmählich Besserung ein, doch sehe ich jetzt sehr wohl ein, daß die Schuld an mir lag, denn mir war damals nur um die körperliche Heilung zu tun. Ich ließ mir mehrere Wochen lang Beistand erteilen, wodurch sich mein Zustand bedeutend besserte, doch litt ich mitunter noch sehr.
Ungefähr anderthalb Jahre später ging ich eines abends zur Ruhe, nachdem mir tagsüber so wohl gewesen war, wie gewöhnlich. Beim Erwachen am nächsten Morgen fühlte ich aber ein taubes Gefühl im Fuß und Bein. Ich stand auf, wie gewöhnlich; die Gefühllosigkeit erstreckte sich jedoch weiter über die ganze linke Seite und über den Unterleib. Ich ließ sogleich einen ausübenden Vertreter rufen (dies war am 4. Juni), es wurde aber September, ehe ich wieder einen ganz kurzen Spaziergang unternehmen konnte. Meine Besserung machte langsame Fortschritte, doch trat Ende Januar das Übel von neuem auf, diesmal auf der rechten Seite und erstreckte sich auch über den rechten Arm. Ich verlor nicht nur den Gebrauch desselben, sondern es wurden mir auch durch innere Schmerzempfindungen unsägliche Qualen bereitet. Wiederum erhielt ich Beistand im Sinne der Christian Science, doch schwand das Leiden nur langsam. Schließlich erklärte mein Mann, ich müßte einen Arzt zu Rate ziehen.
Damals lebten wir in einer kleinen Stadt, wo nur vier Ärzte praktizierten. Wir konsultierten alle vier, keiner von ihnen hatte aber je von einem derartigen Fall gehört. Wir kamen dann nach Spokane, hatten aber auch hier kein Glück. Einige Ärzte rieten zu Luftveränderung? ich wurde daher nach Seattle geschickt, wo sich mein Zustand jedoch zu verschlimmern schien. Hierauf konsultierte ich die besten dort ansässigen Ärzte. Nach einer gründlichen Untersuchung erklärte mir der Arzt, er würde sich erst nach nochmaliger eingehender Prüfung über den Fall äußern. Erst nachträglich erfuhr ich, daß das staatliche Sanitätskollegium gerade Sitzungen hielt und mein Fall besprochen worden war. Am folgenden Tage fragte mich mein Arzt: „Wollen Sie wissen, wie es um Sie steht?”, worauf ich antwortete, das sei allerdings mein Wunsch. Er erklärte mir sodann, ich hätte ein schlimmes Rückenmarksleiden, gegen welches die Medizin kein Heilmittel kenne. In seiner zwanzigjährigen Praxis, zu der auch ein langjähriger Dienst in Krankenhäusern gehöre, wären ihm nur zwei derartige Fälle begegnet. Er meinte ferner, es sei auch gar keine Hoffnung auf Besserung für mich vorhanden, sondern mein Zustand würde sich durch neue zu erwartende Komplikationen bis zur Hilflosigkeit verschlimmern, und ich müßte, aller Wahrscheinlichkeit nach, die größten Qualen ausstehen, ehe ich vom Tod erlöst würde. Ich teilte meinem Mann das Ergebnis dieser Untersuchung brieflich mit. Wenn ich nicht um die Lehre der Christian Science gewußt hätte, so hätte ich den Aussagen des Arztes vollen Glauben geschenkt. Aus früherer Erfahrung wußte ich aber, daß wo die Not am größten, Gottes Hilf’ am nächsten ist, und es bedurfte nur der Zustimmung meines Mannes, die er bereitwilligst gab, um mich wieder der Christian Science zuzuwenden. Nie hat er seitdem wieder darauf bestanden, für mich einen Arzt zu Rate zu ziehen, obwohl ich später zweimal von einem heftigen Kopfübel befallen wurde.
Denen, deren Heilung sich zu verzögern scheint, möchte ich sagen: „Laßt euch nicht entmutigen, denn es wird uns sicher Heilung, wenn wir nur bestrebt sind, in Jesu Fußtapfen zu wandeln und (wie uns unsre Führerin ermahnt hat) wenn wir täglich und stündlich des empfangenen Segens gedenken. Wir sollten auch unserm himmlischen Vater dafür danken, daß Er einen Menschen in unsre Mitte stellte, der gut und rein genug war, um uns beweisen zu können, daß die Zeiten der Wunder nicht vorüber sind, wie uns gelehrt wurde, sondern, daß dieselbe Wahrheit, die Jesus zur Vernichtung der Sünde und Krankheit anwandte, heutzutage angewandt werden kann, wenn wir nur gläubigen Herzens und verständnisvoll zu Ihm beten. Die meisten von uns, die auch nur ein geringes Verständnis von der Christian Science besitzen, haben an sich erfahren, „daß Gott die Person nicht ansiehet”. Ich bin jetzt vollkommen gesund, ohne die geringste Spur meines früheren Leidens, und ich bete täglich, es möge mir beschieden sein, ein des Namens einer Christian Scientistin würdiges Leben zu führen.
Spokane, Wash., V.S.A.