Auf das Vernunftwidrige des Pantheismus und seine gefährlichen Scheingründe ist von der Begründerin der Christian Science Bewegung in so trefflicher Weise hingewiesen worden, daß wenig Grund vorhanden ist, sich weiter über diesen Gegenstand zu äußern. Diese Zeilen kommen aber vielleicht vielen Lesern zu Gesicht, denen aus diesem oder jenem Grunde Mrs. Eddys Äußerungen über die pantheistische Gedankenrichtung nicht bekannt sind. Die Annahme, daß die von Mrs. Eddy gelehrte Religionsphilosophie ihrem Wesen nach pantheistisch sei, scheint auch bei sonst wohlunterrichteten und denkenden Menschen, die sich mit der Christian Science Lehre nicht befaßt haben, ganz allgemein verbreitet zu sein. Diese falsche Ansicht ist des öfteren mit Bestimmtheit vertreten worden, und namentlich in theologischen Schriften hat es an hierauf bezüglichen Andeutungen nicht gefehlt.
Der Verfasser muß hierbei an folgenden Fall denken: Vor einigen Jahren erbot sich ein Geistlicher in Neu-England, ihm eine kurze Darlegung vorzulesen, die bei einem Vortrag über die Christian Science zur Einführung des Redners dienen sollte. Nach einigen freundlichen Bemerkungen über die Anhänger dieser Lehre hielt es der Pastor offenbar für seine Pflicht, das soweit Gesagte durch die Erklärung zu modifizieren, daß er in Anbetracht des pantheistischen Charakters der Lehre Mrs. Eddys ein Gegner derselben sei. Der Verfasser sah, daß er es mit einem gutgesinnten, verständigen und gebildeten Mann zu tun hatte. Auf die Frage, wo denn pantheistische Ideen in der Christian Science zu finden seien, gab der Herr zu, daß er diese Schriften nicht aus erster Hand kenne, sondern sich aus den Besprechungen in dem offiziellen Organ seiner Konfession ein Urteil gebildet habe. Nachdem ihm der Verfasser mehrere Stellen aus Mrs. Eddys Buch „Science and Health with Key to the Scriptures“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift) vorgelesen hatte, gab er seinem Erstaunen und Bedauern offen Ausdruck und strich aus seinen Ausführungen alles, was er sich vorgenommen hatte über diesen Punkt zu sagen. Der Schreiber dieser Zeilen muß oft staunen, wenn er im Gespräch mit Leuten hört, wie allgemein selbst wirklich kluge und verständige Leute den Pantheismus und ähnliche Lehren mit der Christian Science in Verbindung bringen.
Es ist ja gar nicht zu verwundern, daß der Pantheismus für jeden christlichen Prediger, der des logischen Denkens fähig ist, ein solches Schreckbild bedeutet, denn er führt ihn in eine Zwangslage, aus der er nur dadurch einen Ausweg findet, daß er entweder die Allgegenwart, Allwissenheit und Allmacht Gottes leugnet, oder in Abrede stellt, daß Gott gut ist und alles gut erschaffen hat. Dies ist das Dilemma, in das jeder gerät, der die Wirklichkeit eines materiellen Weltalls annimmt. Die Christian Science beseitigt das Dilemma und somit einen gefährlichen und vielbetretenen Nebenpfad zum Atheismus. Nach einem unsrer Wörterbücher ist der Pantheismus die Lehre, daß Gott und das materielle Weltall, als Ganzes betrachtet oder gedacht, eins sind.
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