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Die Herrschaft der Christus-Idee und Kirchenherrschaft

Aus der Mai 1912-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Als Paulus schrieb: „Nun aber sind wir vom Gesetz los und ihm abgestorben, das uns gefangen hielt, daß wir dienen sollen im neuen Wesen des Geistes, und nicht im alten Wesen des Buchstabens”, und weiter: „So bestehet nun in der Freiheit, damit uns Christus befreiet hat, und lasset euch nicht wiederum in das knechtische Joch fangen”, so gab er offenbar der Demokratie des Neuen Testaments gegenüber der Theokratie des Alten Testaments den Vorzug und setzte den zwischen beiden bestehenden Unterschied des näheren auseinander. Ferner gab er seiner tiefen Teilnahme für das zukünftige Wohl derer Ausdruck, die mit ihm den freimachenden Einfluß des Evangeliums gegenüber dem Gesetz an sich erfahren hatten.

Dem aufmerksamen Leser des Neuen Testaments kann nicht entgehen, daß sämtliche Verfasser den zwischen dem Religionssystem des Alten und des Neuen Testaments bestehenden Unterschied beständig im Auge behielten, und daß sie stets bestrebt waren, den Unterschied klar zu machen zwischen dem von Moses eingeführten und von dem jüdischen Volk geübten Religionssystem einerseits, und Jesu Lehren, die der Welt eine völlig neue Aussicht eröffneten, andrerseits. Unter der alten Ordnung waren die Leute nicht zu der Anschauung gekommen, daß der Schöpfer sie mit der Fähigkeit und dem Verständnis ausgestattet habe, als Einzelwesen ihre Seligkeit zu bewirken. Sie dachten, es seien zu diesem Zweck für sie bestimmte Gesetze und feierliche Bräuche eingeführt und ein besonderer Stand, nämlich ein amtierendes Priestertum, gegründet worden. Als Einzelwesen, meinten sie, hätten sie nichts weiter zu tun, als den Anforderungen der Kirche nachzukommen. Die Kirche stand in allen Dingen an erster Stelle und wurde als eine auf Befehl der Gottheit gegründete, also göttliche Einrichtung betrachtet, die ihrer Ansicht nach den Zweck hatte, auf einem bestimmten Wege für die Menschen etwas zu vollbringen, was man von diesen nicht erwarten könnte, weil ihnen von Natur aus die Fähigkeit dazu abginge. Der Kirche wurde als einer vom Schöpfer auf Erden gegründeten Einrichtung absolute und endgültige Autorität zuerkannt. Sie beanspruchte auch allgemeine Anerkennung und war in den Augen aller ein göttlich ersonnener und eingesetzter Verband, der das Werk der wahren Religion auf Erden zum alleinigen Betrieb in Beschlag nahm.

Anstatt nun als Zeugnis für die geistige, im menschlichen Herzen empfundene Liebe gegen Gott und den Menschen zu dienen, artete das in den zehn Geboten dargelegte moralische Gesetz unter dieser religiösen Unterweisung in äußere Förmlichkeit aus. Doch fehlte es nie an protestierenden Reformatoren. Bei den Juden waren es die Propheten. Sie besaßen den wahren Religionssinn, und durch sie ertönte die mahnende und warnende Stimme der Wahrheit. Sie sahen die Unzulänglichkeit und das völlige Versagen eines materiellen Systems, wo es galt die Menschen höher zu führen, und erkannten, daß dasselbe, anstatt befreiend zu wirken, den Menschen die Fähigkeit zur Selbstregierung nahm und sie in die Knechtschaft führte; daß dieses System ferner dazu angetan war, die Menschen ihres selbständigen Urteils und ihrer Initiative zu berauben, sowie ihr geistiges Wahrnehmungsvermögen zu verdunkeln oder verkümmern zu lassen. Das System war beschränkend, äußerlich, geistlos. Der Prophet Jeremia sah die Zeit klar voraus, da ein jeder seine eigne Arbeit in der Religion tun muß, und zwar durch Befolgung einer für die Menschen verständlichen und praktisch anwendbaren Lehre, derzufolge sie sich zur Erfüllung der ihnen zufallenden Aufgaben und Pflichten nicht auf die Riten und Zeremonien der Kirche, noch auf ein diensttuendes Priestertum verlassen sollten. So schrieb er denn im Tone göttlicher Autorität: „Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, da will ich ... einen neuen Bund machen. Nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit den Vätern machte, ... sondern das soll der Bund sein, den ich ... machen will ...: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben, und in ihren Sinn schreiben; ... Und wird keiner den andern, noch ein Bruder den andern lehren und sagen: ‚Erkenne den Herrn‘, sondern sie sollen mich alle kennen, beide, klein und groß”.

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