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Nicht „verfälscht und beschränkt”

Aus der Mai 1912-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ohne Zweifel werden sich viele unsrer Leser erinnern, daß vor dem Jahre 1895 ein Teil der Gottesdienste in den Christian Science Kirchen aus Predigten bestand, die von den Pastoren dieser Kirchen vorbereitet und gehalten wurden. Die neu-alte Lehre hatte mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen, trotzdem aber hatte schon damals die prächtige Organisation, die bestimmt war so Großes für die Menschheit zu vollbringen, unter der Leitung Mrs. Eddys begonnen sich kräftig zu entwickeln. Vermöge ihrer angeborenen Schärfe des Urteils entdeckte Mrs. Eddy gar bald die Teile des Baues, die einer kräftigen Stütze bedurften. Obgleich diese Hirten der verschiedenen Herden der Sache treu ergeben waren, so war es doch ganz natürlich, daß die Predigten in jenen Anfangsjahren zum größten Teil aus den persönlichen Ansichten der betreffenden Prediger bestand, und daß diese Ansichten zuweilen weit auseinander gingen. Da dies geeignet war, die Sucher nach Wahrheit zu verwirren, so war es ein Grund zu großer Freude, als Mrs. Eddy im Jahre 1895 durch das „Journal“ die Ankündigung machte, daß sie die Bibel und „Science and Health“ für künftige Zeiten zum einzigen Pastor der Kirche Christi der Scientisten im In- und Auslande ordiniert habe (siehe „Miscellaneous Writings“, S. 313). Die sich daraus ergebende Einheitlichkeit des Gottesdienstes wurde allgemein willkommen geheißen.

Um dieselbe Zeit veranlaßte Mrs. Eddy die Annahme eines Statuts, welches die erforderlichen Fähigkeiten und Pflichten der Leser, die die Gottesdienste fernerhin leiten sollten, näher bestimmte. In diesem Statut (Kirchenhandbuch, Artikel III, Abschnitt 6) heißt es unter andern Bestimmungen: „Sie [die Leser] sollen den Lektionspredigten niemals erklärende Bemerkungen hinzufügen”, womit deutlich gesagt ist, daß persönliche Ansichten von den Gottesdiensten auszuschließen sind. Ohne diese Vorsichtsmaßregeln wäre es offenbar unmöglich, von einer Predigt zu sagen, sie sei von keinen „menschlichen Hypothesen verfälscht und beschränkt”, wie es in der „Erklärenden Bemerkung” heißt, welche Sonntags bei jedem Gottesdienst vorgelesen wird.

Wohl keine von den weisen Anordnungen, welche unsre Führerin zur ordnungsmäßigen Leitung der Christian Science Bewegung getroffen hat, hat so viel zu deren Einheit und Harmonie beigetragen, wie die oben erwähnte; daher sollte der Geist wie der Buchstabe dieser Vorschrift nicht nur von den Lesern, sondern auch von den Mitgliedern der Gemeinden genau befolgt werden. Wir erörtern diesen Punkt aus dem Grunde, weil wir bisweilen von Leuten hören, die gelegentlich der Mittwochabend-Versammlungen die jeweilige Bibellektion oder andre Stellen aus der Bibel und „Science and Health“ „erklären”, wodurch sie die Predigten mit den verbotenen „menschlichen Hypothesen” verfälschen und vorherrschende Anschauungen höher stellen als individuelles Studium und individuelle Demonstration. Mrs. Eddy hat die Christian Scientisten vor den Gefahren des persönlichen Dominierens gewarnt und hat sie darauf hingewiesen, wie verfehlt es ist, wenn ein Mensch seine eignen Anschauungen zum Maßstabe der Gedanken und Handlungen eines andern zu machen sucht.

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