Aufgewachsen in den materialistischen Lehren der modernen Naturwissenschaften und hineingezogen in das hastige Treiben, welches die industrielle Verwertung naturwissenschaftlicher Erfolge für das wirtschaftliche Leben mit sich gebracht hat, fand ich trotz emsigen Strebens und zeitweiser scheinbarer äußerer Erfolge nur selten jene Befriedigung, ohne welche mir mein Leben nun einmal nicht wertvoll genug erschien. Und es vollzog sich in mir die charakteristische Wandlung, daß ich, inmitten einer Umgebung stehend, welche auf Grund chemischer und medizinischer Beobachtungen Krankheit zu meistern und durch industrielle Verwertung ihrer Befunde das Leben zu einem großen Teil zu beherrschen sich erkühnte, innerlich immer leerer wurde und meine Zuflucht zur Bibel nahm. Alle die bitteren Erfahrungen, die ich dem Leben abgerungen hatte, fand ich in den Erzählungen der großen Glaubenshelden vor Tausenden von Jahren schon durchgekostet und überwunden und lernte den Sinn des herrlichen Bibelwortes begreifen, welches in unsern Kirchen allsonntäglich gepredigt wird, von dem „Frieden Gottes, welcher höher ist denn alle Vernunft”, und welches jenem selbstbewußten Bau der modernen Naturwissenschaft und ihren Vertretern fremd geworden ist.
In dieser Zeit hatte meine Frau gelegentlich schwerer Erkrankung ihrer Eltern den Weg zur Christian Science gefunden; ich selbst stand ihren Anregungen hierzu anfangs teilnahmslos gegenüber und spürte deutliche Abneigung, den Glaubensboden zu verlassen, auf dem ich aufgewachsen war. Da war es ein außerordentlich energischer Appell, der mich zu näherem Studium der Christian Science trieb: ein Bruder meiner Frau forderte mich auf, seine Schwester wegen ihres Eintretens für die Christian Science einer Heilanstalt zuzuführen. Dies war Grund genug für mich, mich nunmehr eingehend mit der Frage zu beschäftigen. Und daß ich hierzu reichlich Zeit fand—was ich in meinem Beruf weder gewollt noch gekonnt hätte—dafür hatte Gott gesorgt, indem er mich ohne direkte Berufspflichten nach Berlin in den Kreis einer starken Christian Science Gemeinde brachte.
Das Studium des Textbuches „Science and Health with Key to the Scriptures” von Mary Baker Eddy war anfangs mühevoll, bis ich den hohen geistigen und moralischen Standpunkt der Verfasserin begreifen und mitfühlen konnte, und oft kam mir bei meinen Arbeiten der Vers des G. Neumark'schen Kirchenliedes in den Sinn:
„Man halte nur ein wenig stille
Und sei doch in sich selbst vergnügt,
Wie unsers Gottes Gnadenwille,
Wie sein Allwissenheit es fügt.”
Das „in sich selbst vergnügt sein”, die intensive Freude an all den Möglichkeiten göttlicher Gnade und Seiner Segnungen, und das Bewußtsein ihres wirklichen Daseins kraft göttlicher Allmacht, Liebe und Allgegenwart, waren der köstliche Lohn in all den schönen Stunden, welche ich der wundervollen Schrift der erleuchteten Autorin gewidmet habe. Und in guter Harmonie schlossen meine Frau und Kinder sich auf meinem Wege zur Erkenntnis dieser Wahrheiten im Besuch von Versammlungen und Gottesdiensten mir an.
Es würde zu weit ins persönliche Detail führen, wollte ich zeigen, wie der Segen der Science Wahrheit bei dem Aufbäumen von Verwandten gegen unsern neuen Weg — das bis zur Vorenthaltung des mütterlichen Erbteils und einem sinnlosen Gerichtsprozeß führte — sich als allgegenwärtige Leuchte bewährte, wie bei Krankheit und Irrtümern in meinem Familienkreis nur die Christian Science angerufen wurde, aber auch nur die Christian Science stets schnell und sicher Hilfe brachte, und „last not least”, wie Gottes Fürsorge eine neue Berufstätigkeit „mit mathematischer Sicherheit” genau zur rechten Zeit, in ungeahnter Weise, mir bereitet und zugewiesen hat. Gottes Engel, nämlich gute Gedanken, spüre ich in allen Verhältnissen dem Verständnis der Christian Science folgen und mich nach und nach in die Harmonie einführen, welche himmlischer Verheißung auf Erden gleicht. Ich danke Gott, daß er mich aus materiellen Anschauungen herausgeführt und durch langes Irren und Ringen bereit gemacht hat, die Christian Science zu verstehen und zu befolgen. Ich stehe nicht an dankbar zu bekennen, daß ich durch das Studium der Schriften einer Frau, eben Mrs. Eddys, zum Verständnis dieser Wissenschaft befähigt wurde.
Berlin-Karlshorst, Deutschland.