Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Die Christian Science: Die Wiedergeburt

Aus der Juni 1912-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Obgleich sich das durch die Macht des Geistes bewirkte Heilen der Kranken als ein großer Segen für die Menschen erwiesen hat, so hat doch die Welt im allgemeinen dieses Heilverfahren nur mit Widerstreben angenommen. Die Menschheit ist eben in materieller Richtung erzogen worden. Selbst den religiösen Unterricht haben die meisten Christen so eng mit dem Materialismus in Verbindung gebracht und so sehr mit materialistischen Anschauungen vermischt, daß Glauben und Vertrauen überwiegend auf der materiellen Seite zu finden ist. Viele gebildete Menschen mißtrauen daher der göttlichen Macht, bezweifeln deren Anwendbarkeit und sind geneigt, die „Zeichen", welche Jesus tat und seinen Nachfolgern anempfahl, entweder einem materiellen oder zum mindesten einem halb-materiellen Einfluß zuzuschreiben, oder sie ganz und gar in Abrede zu stellen.

Die Christian Science lehrt die Menschen, wie sie volles Vertrauen auf geistige Wahrheit setzen können. Aus diesem Grunde wirkt sie umwälzend. Sie macht es klar, daß die allgemein herrschenden Anschauungen Furcht erzeugen, und daß selbst der Stolz, dem man in vielen Fällen die abweisende Stellung der Christian Science gegenüber zuzuschreiben hat, ein Ergebnis der Furcht ist. Die Christian Science legt ferner dar, daß das Verstreben, geistige Wahrheit mit materiellen Theorien und Erfahrungen in Übereinstimmung zu bringen, offenbar vernunftwidring ist. Solche Versuche sind stets von Furcht begleitet, weil sie den Glauben an Begrenzung einflößen. Keiner würde sich fürchten, wenn er sich bewußt wäre, daß er das Wesen des Unendlichen beweisen kann. Ist er von Neid erfüllt, so kommt das von seiner falschen Erziehung her. Die Folgen derselben in seinen Erfahrungen und Beobachtungen machen ihn glauben, es gehe ihm etwas ab, weil ein andrer mehr besitzt als er. Wer gelernt hat, sich auf geistige Macht zu verlassen, mißtraut derselben nicht mehr. Durch das Studium der Christian Science lernt er die Furcht fahren zu lassen, die von den materiellen und halb-materiellen Systemen gestützt wird, welche fälschlicherweise Wissenschaft oder Religion genannt werden.

Erziehungsart und Geschichte

Wären der Menschheit andre Anschauungen beigebracht worden, so würde natürlich auch ihr Sinn anders geartet sein, und ihre Geschichte hätte infolgedessen einen ganz andern Verlauf genommen. Wenn die Menschen sich gegen etwas auflehnen, was ihnen Befreiung von ihren Leiden zu bringen verspricht, so beruht ihr ablehnendes Verhalten nicht auf Kenntnis, sondern auf Unkenntnis, sollte diese Unkenntnis auch für Kenntnis gelten. Die Geschichte des Menschen-geschlechts zeigt in der Tat, daß, was einem Zeitalter Gelehrsamkeit dünkte, im folgenden Zeitalter für Unwissenheit galt. Man ersieht hieraus, daß bloßes menschliches Wissen eines bestimmten Prinzips oder einer sicheren Grundlage entbehrt. Zu Jesu Zeiten war das Volk, das ihn verfolgte und schließlich kreuzigte, nicht von Verständnis geleitet, sondern es wurde von Furcht beherrscht, der wiederum Unwissenheit zugrunde lag. Diesen Leuten alle Schuld beizumessen wäre verfehlt, denn man bedenke, daß ihre Neigungen, Leidenschaften und Vorurteile das Ergebnis einer langen Reihe von Umständen, einer sogenannten Erziehung waren, und daß wir daher die Schuldenlast nicht ihnen, sondern dem Übel auferlegen müssen, welches sie wegen ihrer mangelnden Erkenntnis zu ihrem Handeln veranlaßte. Indem die Christian Science die unpersönliche Natur des Übels darlegt, lehrt sie uns, angesichts des uns entgegentretenden Widerstandes, der sich bisweilen bis zu sinnlosem Verdammen steigert, ruhig zu bleiben.

Im Christian Science Lehrbuch faßt Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Begründerin der Christian Science, alle Einwendungen gegen ein Sichverlassen auf geistige Kraft in dem merkwürdigen Satz zusammen: „Der feste Vorsatz, Geist in den Fesseln der Materie zu halten, ist der Verfolger der Wahrheit und Liebe" („Science and Health", S. 28). Sie sagt sogar, dieser verworrene Gedankenzustand und die sich daraus ergebende Furcht hätten zur Kreuzigung geführt. Menschliche Annahmen und Meinungen beherrschten die Menschen damals wie in unsrer Zeit, sie waren im Verhältnis zu ihrer Entwicklung ebenso fest eingewurzelt wie heutzutage und wirkten nach außen hin sogar noch gewaltsamer, wegen der Verschiedenheit der Verhältnisse in jenem Zeitabschnitt.

Zur allgemeinen Erlösung

Mrs. Eddy weist darauf hin, daß der Zweck des Kommens Jesu der war, allen Menschen den Weg des Heils zu zeigen, einschließlich derer, die sich von ihm abwandten. Er wußte, daß seine Mission dem Wesen nach universal war. Er erkannte, daß dieses Verständnis von Gott seine Feinde ebenso sicher erlösen müßte, wie die ihm freundlich Gesinnten, und in der Erkenntnis, daß die Wahrheit bei der Beseitigung des Übels keinen Unterschied macht zwischen Personen und deren scheinbaren Fehlern oder Tugenden, weigerte er sich, sogar als die schwersten Versuchungen an ihn herantraten, dem Gefühl des Grolls nachzugeben. Er vermochte das unpersönliche Wesen des Übels zu erkennen; daher sagte er: „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht was sie tun."

Die Kraft, die ihn zum Handeln veranlaßte und den Antrieb zu seiner Arbeit bildete, erkannte er als unendlich, und er konnte sie unmöglich dazu gebrauchen, sich die Volksgunst zu erwerben. Seine Mission war eben nicht persönlicher Art; er verherrlichte nicht die Persönlichkeit, weder die eigne, noch die andrer Leute, sondern wies beständig auf das Wesen der Gottheit hin. Er betonte fortwährend, daß die Menschenkinder unbedingt zu dem Ebenbilde dieser Gottheit erwachen müßten, wodurch ihnen die Erkenntnis zuteil würde, daß ihr Sein nicht materiell sondern geisting ist. Er erkannte die Wahrheit so klar und veranschaulichte dieselbe in so unfehlbarer Weise, daß kein nachfolgendes Zeitalter der Entwicklungsgeschichte des menschlichen Geistes jemals eine seiner Lehre und seinem Beispiel vergleichbare Philosophie hervorgebracht hat. Er erhob geistige Wahrheit bis zu den Höhen, aus denen sie wie ein Leitstern durch die Zeitalter scheint, dem menschlichen Verstand ein Führer und auf die Ideale hinweisend, die dauernde Wirklichkeit ausmachen. Er erklärte, wir würden die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit würde uns frei machen. Diese Wahrheit war die Kraft, mittels deren er wirkte. Sie war sein wirkliches Sein. Sie gab ihm die Herrschaft über das Übel, befähigte ihn Krankheiten jeder Art zu heilen, Sünder zu erlösen und Tote zu erwecken. Sie gab ihm Herrschaft über sein eignes Dasein und seinen eignen Körper. Sie befähigte ihn, seinen Leib von den Toten zu erwecken und seine eigne endgültige Befreiung aus allen materiellen Banden durch jenen Vorgang zu vollbringen, der so treffend als Himmelfahrt bezeichnet worden ist.

Diese Wahrheit war weder auf seine Zeit noch auf seine eigne Erfahrung beschränkt. Sie ist dauernd und unendlich. Sie ist der Christus, den er mit den Worten beschrieb: „Ehedenn Abraham ward, bin Ich", der Christus, auf den er mit folgenden Worten hinwies: „Und siehe, Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende". Nicht seine persönliche Ansicht, nicht seinen persönlichen Körper bezeichnete er als den Christus, sondern sein göttliches Verständnis, sein Einssein mit Gott, obgleich er dadurch die Feindschaft des materiellen Denkens und der materiellen Annahme erregte.

Der Christus ist stets zugänglich

Einer der Hauptpunkte in der ganzen Lehre der Christian Science ist der, daß dieser ewige Christus unpersönlich, stets zugänglich ist. Ein klares Verständnis von dieser Tatsache erhöht unsre Ehrerbietung und Liebe gegen Christus Jesus und stärkt unser Vertrauen zu der stets gegenwärtigen, heilenden und erlösenden Macht des Christus. Jesus wies darauf hin, daß dieser Christus der Menschheit deutlicher erscheinen und von derselben besser verstanden werden würde. Er wußte, daß das menschliche Denken mehr und mehr erwachen muß, bis eine völlige Erkenntnis der göttlichen Natur des Christus die Menschheit von jedem übel befreit hat. Jesus verhieß, daß der Tröster, ja der „Geist der Wahrheit”, auf ewig bei uns bleiben werde. Das Wort „Geist” wird hier nicht im geheimnisvollen Sinne gebraucht. In der Bibel bedeutet es oftmals Gott, an andern Stellen aber auch Verständnis, und dies ist offenbar der Sinn der vorerwähnten Stelle. Das Verständnis der Wahrheit ist es, welches Jesus verhieß, und welches seinen Worten zufolge auf ewig bei uns bleiben wird. Dieses Verständnis, welches sich durch unverkennbare Demonstrationen über Krankheit und Sünde wirklich als Verständnis erweist, ist die Christian Science. Es ist der Tröster und führt zum Erfassen aller geistigen Wahrheit. Wie vor alters, kämpfen Theorien, die wir auf Grund von Erziehung und Annahme gehegt haben, gegen diese Wiedergeburt des Verständnisses an. Es ist dies in Anbetracht unsrer Geschichte und Entwicklung leicht zu erklären. Den Christian Scientisten kommt eine solche Erfahrung nicht erstaunlich vor, und sie ereifern sich daher nicht anläßlich derselben. Sie haben durch die Christian Science nicht nur die unpersönliche Natur dessen kennen gelernt, was erlösend wirkt, sondern auch dessen, wovon wir erlöst werden müssen. Ferner sehen sie, daß die Mission der Christian Science darin besteht, selbst diejenigen zu erlösen, die sich, vielleicht aus Unverstand, als Gegner derselhen betrachten.

Dem Wesen nach christlich

Die Christian Science ist ihrem Wesen nach christlich. Sie ist leidenschaftslos, friedsam, ungetrübt und aus Gott begründet. Sie appelliert nicht an das Gefühl, um Interesse zu erregen; im Gegenteil: sie wendet sich mit Vernunstschlüssen und logischen Folgerungen an das Beste in der menschlichen Natur. Sie wiederholt die vor alters gesprochenen Worte: „Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommet her zum Wasser!” Sie verlangt keinen blinden Glauben. Ich stehe nicht hier, um von Ihnen Glauben an die Christian Science oder an irgend etwas andres zu fordern, sondern einfach, um Ihnen jene göttlichen Tatsachen darzulegen, die leicht erkannt werden können, und die für das Erfassen der heilenden und erlösenden Kraft der Christian Science von grundlegender Bedeutung sind. Diese Tatsachen haben stets bestanden. Sie sind älter als Abraham oder irgendein menschliches Wesen. Sie sind eins mit Gott, sind naturgemäß, ewig und unendlich. Gewisse menschliche Bedingungen weisen auf diese Tatsache hin, ganz besonders das sehnende Verlangen des menschlichen Herzens. Alle normal veranlagten Menschen wünschen ihr Dasein zu verlängern. Das Sehnen nach Unsterblichkeit ist universal. Es erstreckt sich bis auf die sogenannten niederen Formen des Tierreichs, so daß selbst das Gewürm zu unsern Füßen sein Dasein zu verlängern trachtet. Diese Tatsache wird so allgemein anerkannt, daß sie in Form eines Grundsatzes ausgesprochen worden ist, nämlich: „Der Selbsterhaltungstrieb ist das höchste Naturgesetz.”

Unter denen, die das gegenwärtige Dasein als wirkliches Leben betrachten, mag es wohl manche geben, die die Behauptung beanstanden, daß das Sehnen nach Unsterblichkeit universell sei. Dennoch ist diese Behauptung wahr, denn wenn man wüßte, wie man das Dasein angenehm gestalten kann, dann würde bezüglich des Wunsches, dasselbe zu verlängern, kein Zweifel bestehen. Die Christian Science kommt mit der Zusicherung, dieses Sehnen des menschlichen Herzens stillen zu können. Sie bringt das Wesen des wirklichen Seins ans Licht. Sie zeigt, daß die berechtigten Wünsche der Menschheit bisweilen einem Gebete entsprechen, wie Mrs. Eddy in „Science and Health” in so trefflicher Weise dartut, und daß dieses sehnende Verlangen nach erfolgter Läuterung nicht unbeantwortet bleibt. So unbefriedigend das menschliche Dasein auch erscheinen mag, so deutet es doch auf eine wahre und ewige Tatsache hin, und diese Tatsache ist wirkliches harmonisches Sein.

Ursache und Wirkung

Eine unendliche Kundgebung ist ohne eine Ursache nicht denkbar. Wir erkennen, daß das Universum unendlich ist, obgleich wir nicht behaupten können, die Unendlichkeit zu begreifen. Doch selbst unser beschränkter und unzulänglicher Begriff von der Unendlichkeit weist uns darauf hin, daß es einen Schöpfer, eine unendliche Ursache geben muß. Diese Ursache und diesen Schöpfer hat die religiöse Welt mit dem Wort Gott bezeichnet.

Allgemein gesprochen hat die Welt die Vernunftmäßigkeit, ja die absolute Wahrheit des Satzes Johannis erkannt: „Niemand hat Gott je gesehen”, und diese Worte stehen mit andern Erklärungen der Bibel im Einklang, die alle den rechten Gedanken in Bezug auf Gott zum Ausdruck bringen. Jesus wies auf die wahre Art des Verständnisses oder der Anbetung hin, als er sagte: „Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.”

Die Menschen könnten nie an Gott glauben, wenn sie die materiellen Zustände als wirklich und endgültig ausähen, denn diese bieten keinen Beweis für die Existenz eines durch die Materie sich äußernden Gottes. Die Ursache des Weltalls, der Schöpfer desselben, muß jenes ewige Leben sein. Diese ewige göttliche Ursache könnte nicht in einer ihrem eignen Wesen entgegengesetzten Weise zum Ausdruck kommen; daher sahen sich die Menschen gezwungen, sich wenigstens bis zu einem gewissen Grade vom materiellen Dasein abzuwenden, um einen Glauben an Gott überhaupt aufrecht erhalten zu können. Indem nun die Christian Science unsre Aufmerksamkeit auf unser eignes Dasein richtet, führt sie uns in logischer Weise zu der Annahme einer göttlichen Ursache und zeigt uns, daß diese Ursache ewig und darum ihrem Wesen nach auch gut sein muß.

„Das unendliche Gute ist Gott”

Die Erklärung: „Gott ist gut”, wird allgemein angenommen, aber nicht allgemein verstanden. Sie hat eine weit höhere Bedeutung als ihr gewöhnlich zugeschrieben wird. Sie bezeichnet nicht nur das Wesen Gottes, sondern auch Gott selbst. In seiner Umkehrung ist der Satz wesentlich klarer, weshalb ihn die Christian Scientisten auch gerne so brauchen. Die Fassung: „Das unendliche Gute ist Gott” läßt die Bedeutung der Bezeichnung Gott klarer erscheinen.

Der ganze Zweck der religiösen Unterweisung sollte der sein, im menschlichen Denken einen richtigen Begriff von Gott zu erzeugen und die Menschen dadurch zu befähigen, den Weg zur Erlösung vom Übel zu erkennen. Dieser Weg ist der göttliche Christus, die rechte Kenntnis von Gott. Mit der Erkenntnis, daß das Wesen der Gottheit ewig und daher durchaus gut sein muß, sehen wir auch, daß in Gott kein Raum für ein Übel irgendwelcher Art ist. Übel, Sünde und Krankheit sind die zerstörenden Elemente in der menschlichen Erfahrung. Sie gehören nicht zur göttlichen Natur und sind derselben niemals entsprungen. Jede Annahme, daß sie auf diese Art entstanden sind, ist irrig, denn dies würde ein Element der Selbstzerstörung in Gott selbst bedingen.

Aus diesem Grunde verkündet die Christian Science kühn diese nach landläufigen religiösen Begriffen schlechtweg unannehmbar erscheinende Lehre. Sie sieht sich nicht genötigt, weder direkt noch indirekt der Gottheit das Entstehen von Sünde und Krankheit zuzuschreiben, um für dieselben eine Erklärung zu bieten. Unumgänglich notwendig ist zunächst, das Übel loszuwerden, und die Erfüllung dieser Bedingung bietet die einzige befriedigende Erklärung für das Übel. In der Tat läßt sich das Übel auf keine andre Weise erklären. Wenn ein Arzt einem Patienten aus seinem schmerzvollen Zustand verhilft, so besteht der wertvolle Teil seines Wirkens in dem Entfernen des Leidens, nicht in irgendeiner Erklärung, die er für die Schmerzempfindungen möglicherweise bieten könnte; ja eine solche Erklärung wäre ganz nutzlos. Überdies erklärt nichts das Leiden in so befriedigender Weise, wie die Beseitigung desselben. So verhält es sich in allen Dingen. Hungert oder dürstet ein Mensch, so könnte man ihm bis in alle Ewigkeit die Anspruchserhebung seiner Nerven erklären, ohne dadurch seinen Hunger und Durst zu stillen; aber man gebe ihm Speise und Trank, und sofort ist die Frage zu seiner Zufriedenheit gelöst.

Auf den Sünder dringt man oft mit der Ermahnung ein, er müsse aufhören zu sündigen, widrigenfalls ihm die Höllenstrafe bevorstehe. In die Hölle kann er aber nicht kommen, denn wenn er dem Laster und der Sünde ergeben ist, so ist er bereits in der Hölle. Keine theologische Drohung vermag ihn aus derselben herauszuziehen, wohingegen schon das geringste Maß wahrer Christus-Kenntnis ihm zu einem rechten Anfang verhilft. Hierin liegt der große Unterschied zwischen der Christian Science Lehre und den landläufigen theologischen Anschauungen. Die Christian Science kommt nicht mit Drohungen. Sie verdammt nicht. Sie nimmt den von Paulus vertretenen Standpunkt ein, daß „Gott war in Christo, und versöhnte die Welt mit ihm selber, und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu”. Sie ist ihrem ganzen Wirken nach nicht verdammend, sondern erlösend.

Die Tatsachen sprechen alle für den Menschen

Wir müssen jedoch erkennen, daß keine Tatsachen gegen uns sprechen. Sie sprechen alle für uns. Alles, was Gott je in Bezug auf Sie oder mich getan hat, oder Sein ganzes Sichoffenbaren uns gegenüber, ist seinem Wesen nach segensreich. Von Gott kommt nichts als Segen für das Menschengeschlecht. Gott kennt nichts andres, und da Gott Liebe ist, kann Er uns nur mit Liebe segnen. Gott könnte keinen Fluch über uns senden, Er könnte uns nicht einmal durch Strafen segnen. Wir sollten bedenken, daß Gott nicht ewig bestehen würde, wenn Er Sie, mich, irgend jemand oder irgend etwas verfluchen könnte, oder wenn Er an etwas derartigem teilzunehmen imstande wäre. Gott ist Liebe, unendliches Sein, und dies bedeutet harmonisches Sein oder Gesundheit. In Ihm gibt es keine Störungen. Die Christian Science nimmt eine radikale Stellung ein und rät allen, dieselbe Stellung einzunehmen. Wer dies tut und angesichts der Sünde und Krankheit seinen Standpunkt behauptet, wird sich allmählich der ihm verliehenen Macht über solche Erfahrungen bewußt — — einer Macht, die er ohne die Kenntnis von der Christian Science nie für möglich gehalten hätte.

Erlösung findet hier statt

Erlösung wird nicht durch den vermeintlichen bevorstehenden Wechsel unsres Daseinsortes bewirkt. Um ein besserer Mensch zu werden, braucht man sich nicht aus einer Umgebung zu entfernen. Soweit wir in Betracht kommen, gibt es nur einen Daseinsort, nämlich unsern gegenwärtigen, weil wir keinen andern kennen. Wir kommen zu der Einsicht, daß, wenn wir hier und jetzt einen vollkommenen Maßstab des Denkens und Handelns erlangen und aufrecht erhalten könnten, wir jetzt schon dem Befehl Jesu nachzukommen vermöchten: „Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist.”

Alles Heilungswerk und alle Erlösung beruht auf der Tatsache, daß üble Erfahrungen keinen Teil der göttlichen Fürsorge für den Menschen bilden. Das Wesen des Urgrundes und des einen großen Schöpfers ist schöpferisch. Gott ist ein Schöpfer, niemals ein Zerstörer. Zerstörende Wirkungen sind in Seinem Universum nicht vorgesehen. Das sogenannte menschliche oder materielle Leben und die uns bekannte sogenannte materielle Welt, die ja einen Beweis für ihre Existenz nur auf Grund der, fünf Sinne und der Schlüsse erbringen können, zu denen man durch Beobachtung mittels dieser Sinne gelangt ist, stehen mit Sünde Krankheit und Tod im Zusammenhang, und dies alles gehört zu jenem Vorgang, den wir menschliches Leben nennen. Von Christus, der Wahrheit, unberührt, weist es Anfang, Entwicklung, Verfall und Wechsel, Unfälle und Krankheiten jeder Art auf und endet schließlich mit dem sogenannten Tod. Dem wahren Christentum zufolge ist jedoch das Leben Gott selbst. Das Sichbewußtwerden dieses Lebens gehört unbedingt zur Ausübung und Demonstration der Christian Science. Die ersten Schritte müssen durch ein Verständnis vom Leben genommen werden. Zunächst führen dieselben zu besseren Zuständen im Bereiche dessen, was wir menschliches Leben nennen; aber diese günstigeren Zustände deuten hin auf das göttliche Leben, sowie auf die Möglichkeit, dasselbe zu erreichen, vorausgesetzt, daß diese verbesserten Zustände durch ein richtiges Verständnis von Leben erreicht werden. Schließlich werden alle Leute, die es mit wahrer Religion und wahrer Wissenschaft ernst nehmen, diese praktische Lehre erkennen und in ihrem Leben zu demonstrieren anfangen.

(Schluß folgt.)


[ ]

... Sie richten an mich eine sehr metaphysische Frage, liebe Schwester; Sie wünschen, daß ich Ihnen die verhängnisvolle Verkettung der Ursachen erkläre, die unsre Pläne vereiteln und uns in allerlei Unglück stürzen. Ich bin fest überzeugt, daß das höchste Wesen der Urheber alles Guten ist, aber nicht der des Bösen sein kann. Das würde einen philosophischen Widerspruch und eine abscheuliche Blasphemie gegen den Urheber alles Guten bedeuten.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Juni 1912

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.