Lange habe ich die Wahrheit gesucht und sie schließlich in der Christian Science gefunden. Wenn wir erst den richtigen Weg gefunden haben und uns ernstlich bemühen denselben zu verfolgen, werden wir nicht mehr abirren, sondern Schritt für Schritt vordringen. Wenn es mir auch zuerst unendlich schwer erschien, hörte ich doch auf die innere Stimme, die mir sagte, daß ich nicht allein sei, daß unser Vater mir helfen würde; und Er hat mir auch geholfen.
Mein Zustand war ein trostloser, als ich mich der Christian Science zuwandte. Die Ärzte hatten jahrelang versucht mich gesund zu machen, auch in Sanatorien hatte ich mich aufgehalten, doch habe ich immer nur vorübergehende Linderung finden können, während sich beständig neue Krankheitserscheinungen einstellten. Ich war der Verzweiflung nahe, denn mein Leben schien nur noch durch den Gebrauch gewisser Medikamente erhalten werden zu können. Die letzten Monate war ich vollständig ans Bett gefesselt und der Gebrauch von Morphium allein brachte mir noch Linderung der Schmerzen. Das Leben erschien mir unerträglich, und zuletzt rieten mir die Ärzte zu einer Operation. Da die Operation voraussichtlich eine sehr schwere zu werden schien—eine Niere und der Blindderm sollten entfernt werden—, wurde mir meines geschwächten Zustandes wegen geraten, auf einige Monate aufs Land zu gehen, um Kräfte zu sammeln. Schon der Gedanke an das mir Bevorstehende war mir furchtbar, und da ich schon früher von der Christian Science gehört hatte, enschloß ich mich in ihr meine Zuflucht zu suchen.
Ich ersuchte eine ausübende Vertreterin der Christian Science, mich im Krankenhaus in Petersburg zu besuchen, was sie auch einige Male tat. Durch ihre liebevolle Hilfe fühlte ich mich gestärkt, und schon nach der ersten Hilfeleistung empfand ich, daß dies der einzige Weg zu meiner Wiederherstellung war. Nach einer Woche hatte sich mein Zustand soweit gebessert, baß ich per Schiff nach Hause reisen konnte. Die Ärzte waren sehr zufrieden, mich besser als ich gekommen war entlassen zu können und schrieben diese Wendung zum Besseren natürlich ihren Bemühungen zu. Mein Befinden besserte sich nun beständig, wenn auch zuerst nur langfam. Wenn ich jetzt zurückdenke, wie sehr krank ich vor anderthalb Jahren war, erscheint es mir oft, als sei es ein böser Traum gewesen und als singe ich jetzt erst an, mich der Wirklichkeit zu nähern. Die englische Sprache machte mir gleichfalls große Schwierigkeiten, weil ich mit verselben gar nicht vertraut war und beim Übersetzen jedes einzelnen Wortes auffchlagen mußte. Jetzt geht es schon ganz gut, und ich mache täglich Fortschritte. Gesundheitlich war ich wieder so weit hergestellt, daß ich vergangenen Sommer eine Stellung als Erzieherin annehmen konnte, und ich arbeitete wie noch nie zuvor in meinem Leben.
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