Die Lehre der Heiligen Schrift, daß „Gott. .. unsre Zuversicht und Stärke” ist, wird in der Theorie von vielen angenommen, die sich Gott als den Schöpfer des physischen Weltalls und dessen Gesetze denken. Oft wird eine Anschauung von der göttlichen Immanenz vertreten, welche in dem „Naturgesetz” den Ausdruck der unwandelbaren Tätigkeit einer Gottheit sieht, für deren allwaltende Gegenwart der Tautropfen ebenso sicher Zeugnis ablegt, wie der Weltenkreis; und viele Kritiker unter den Theologen verurteilen die Lehre der Christian Science, daß alles wahre Sein Geist und dessen Offenbarwerdung ist, und daß die Materie und ihre Gesetze nicht Arten der göttlichen Kundgebung sind, als ketzerisch. Bei der Betrachtung dieses Gegenstandes müssen wir jedoch bedenken, daß der, an den wir uns in voller Erwartung auf Schutz und Sicherheit wenden können, sowohl in Bezug auf Sein Wesen wie auf Seine Tätigkeit in jeder Hinsicht gerecht und mitleidsvoll sein muß. Das Gesetz, welches Seinen tatkräftigen Willen zum Ausdruck bringt, muß ebenso liebevoll sein, wie dieser Wille. Die Heilige Schrift verkündet nicht nur die Güte Gottes, sondern sagt auch, Er sei „gerecht in allen seinen Wegen”. Er kann nichts tun und an nichts teilnehmen, was Seiner unendlichen Vollkommenheit Abbruch tun würde. Diese Tatsache wird uns um so klarer, je mehr wir in der Christian Science gelernt haben, uns Gott als unendliche Wahrheit und Güte vorzustellen. Wir wissen, daß alle von der Wahrheit ausgehenden Wirkungen wahr sind, und daß Liebe immer liebevoll ist. Hinsichtlich des Einsseins Gottes und Seiner Werke sagt Mrs. Eddy, die göttlichen Eigenschaften seien „die ewigen Kundgebungen des unendlichen göttlichen Prinzips, Liebe” („Science and Health“, S. 275). Dies steht durchaus im Einklang mit dem metaphysischen Satz, daß zwischen dem Schöpfer und dem Geschaffenen, zwischen dem Täter und seiner Tat keine Unähnlichkeit bestehen kann.
Wenn dies nun wahr ist, so kann man von denen, die die sogenannten physischen Gesetze für den Ausdruck der Tätigkeit eines unendlich guten Wesens halten, eine Erklärung dafür erwarten, warum diese Gesetze nicht immer unsre Zuversicht sind. Bei dem neulichen schrecklichen Unfall zur See trugen physische Gesetze das Ihre zu dem Geschehnis bei — von der Zeit an, da der Schnee in der Polargegend fiel, bis er, in eine gewaltige Eismasse verwandelt, schließlich die Meeresküste erreichte, sich ins Meer stürzte und dann quer über den Kurs des unglücklichen Schiffes getrieben wurde. Ferner führten physische Kräfte das Riesenschiff zu einem Zusammenstoß, welcher, menschlich gesprochen, einen furchtbaren Verlust an Menschenleben zur Folge hatte. Waren die materiellen Kräfte, welche die Scenen herbeiführten, von denen der menschliche Sinn sich mit Schaudern abwendet, der Ausdruck des Waltens Gottes, der „gerecht” ist „in allen seinen Wegen"? Viele Prediger vertreten diese Ansicht, andre weisen dieselbe als der Gottheit unwürdig zurück, und wieder andre können nur trauernden Herzens das Unglück beklagen.
Inmitten dieser Verwirrung des vorwärtsstrebenden aber irregeleiteten Sinnes ehrt die Christian Science Gott, indem sie erklärt, daß Gott unter allen Umständen und in dem ganzen Bereich Seines Waltens tatsächlich „unsre Zuversicht” ist; daß alles, was Er ist und tut, gut ist, daß alle Seine Gesetze und Verordnungen gerecht und gut sind; daß alles, was zerstört wird oder zerstört werden kann, alles, was sündigt oder leidet, zu dem salschen Wesen des materiellen Sinnes gehört. Gottes Reich und Herrschaft ist daher vollkommen. Weder die Unschuldigen noch die Sünder werden von Ihm heimgesucht. Er ist allezeit der Menschen Zuflucht vor der Ungerechtigkeit und den Leiden, welche das Übel oder der Irrtum allein herbeiführt. Die Christian Science erklärt, daß „der ungestüme Wolkenbruch, die verzehrende Flamme, das Brausen des Sturmes,. .. Blitz und Orkan,. .. alles, was selbstsüchtig, schlecht, unehrlich und unrein” ist, nichts ist als „irrende Kraft,. .. eine materielle Annahme, eine blinde Gewalt, die fälschlicherweise Gewalt genannt wird, der Sprößling des Willens und nicht der Weisheit, des sterblichen Sinnes und nicht des unsterblichen Geistes” („Science and Health”, S. 192).
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