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Die „milde Nähe“

Aus der April 1922-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Es besteht in unseren Tagen ein großes Bedürfnis nach dem Geist der Milde unter den Menschen. Dieses Bedürfnis besteht allerdings immer; aber es scheint, als ob die Welt sich in den eben vergangenen Jahren so an Streit gewöhnt hat, daß sie noch immer an ihrem streitsüchtigen Gemütszustand festhält. Sie ist herausfordernd, und fährt fort, ihre mentalen Schläge auszuteilen. Das Resultat ist, daß es große Mengen unglücklicher und kranker Menschen gibt, und so wird es auch weiterhin sein, bis die Welt ihren Gedankenzustand von Grund aus verbessert.

Wo liegt der Fehler? Es muß irgendwo ein grundlegender Irrtum stecken, denn jeder Erscheinung muß eine Ursache vorangehen. Ein Fehler in einem Rechenexempel beruht immer auf mangelndem Verständnis der zur Lösung erforderlichen Regel oder Regeln. Ein unharmonischer Gemütszustand, welcher Art er auch sein mag, entsteht in ähnlicher Weise; er ist das unvermeidliche Resultat falschen Denkens. Worin besteht dann also die grundlegende Ursache der Disharmonie? Die Christliche Wissenschaft beantwortet die Frage. Sie deckt mit unfehlbarer Genauigkeit alle falschen Annahmen des menschlichen Gemütes auf und zeigt, daß eine jede derselben entweder dem irrigen Glauben an die Wirklichkeit der Materie oder der irrigen Auffassung, daß die materiellen Sinne auch nur eine einzige Idee geistiger Wirklichkeit und Wahrheit zu erfassen oder zu sehen vermögen, ihren Ursprung hat. Man zergliedere einen oder alle der unharmonischen Zustände des menschlichen Lebens und führe sie auf ihre Ursache zurück, und es wird sich zeigen, daß ein jeder derselben das Resultat falschen materiellen Empfindens ist.

Ein Irrtum kann durch die gewissenhafte Nutzbarmachung der sich daraufbeziehenden Tatsachen berichtigt werden. Der Mißklang der Welt kann zerstört, ihr Unglück beseitigt und ihre Krankheit und Sünde geheilt werden; all dies steht im Bereiche der Möglichkeit. Aber wie es vollbringen? Durch die Zerstörung des falschen materiellen Sinnes. Und auf welche Weise? Indem wir Gott als das göttliche Prinzip des Seins verstehen lernen. Es ist dieses göttliche Prinzip, das die Christliche Wissenschaft der Menschheit durch die Werke ihrer Entdeckerin und Begründerin, Mary Baker Eddy, erklärt, und es ist das Verständnis dieses göttlichen Prinzips und der geistigen Schöpfung, sowie das Erfassen des göttlichen Gesetzes dieses Prinzips und dessen allumfassender Tätigkeit, das die Trugbilder der körperlichen Sinne schließlich ganz und gar zerstören wird. Dann, und nur dann, wird die ganze Welt völlig harmonisch sein.

Es ist also das göttliche Prinzip, das Gott ist. Namen haben unter Umständen tiefe Bedeutung für uns. Die verschiedenen sinnverwandten Benennungen für Gott, die Mrs. Eddy in ihren Werken gebraucht, sind daher von großem Wert. Gott ist Leben! Welch wunderbarer Name für Gott! Seine Bedeutung ist, daß Leben unendlich, ewig, sein muß. Und wiederum: Gott ist Liebe! Ist nicht dieser Name umfassender, als alle anderen? Er bedeutet, daß Liebe, wie Leben, unendlich, ohne Schranken, ewig, allgegenwärtig, allmächtig sein muß. Wer glaubt es? Wer versteht diese geistige Tatsache? Es besteht kein Zweifel, daß die hysterischen irrigen Ansichten der Menschheit,— der Glaube an die Wirklichkeit und Macht der Materie,— dieselbe widerlegen möchten. Doch ist es nun an der Zeit für die Menschheit aufzuwachen, höchste Zeit die Windeln abzustreifen und nach der Wahrheit, die Christus Jesus vor alters lehrte und deren Wissenschaft heute in der Christlichen Wissenschaft offenbart ist, zu ergreifen. Gott ist Liebe! Wenn man Mrs. Eddys Werke eingehend studiert, kann es einem nicht entgehen, wie tief sie diese Tatsache erfaßt hatte und wie deutlich sie dieselbe demonstrierte. Man denke, zum Beispiel, an das Gedicht: „Mutters Abendgebet“ (Poems, S. 4):

„O milde Nähe, Freude, Friede, Kraft,
O göttlich’ Leben, das stets wirkt und schafft,
O Liebe, die des Nestlings Flügel lenkt,
Führ’ mein Kind aufwärts, wenn die Nacht sich senkt.“

Der zweite Vers dieses Gedichtes beginnt mit: „Liebe ist unsere Zuflucht.“ Das Thema dieses Gedichtes ist durchwegs Liebe. Es strömt die „milde Nähe“ förmlich aus. Es offenbart Friede, Freude und die Macht dieser Nähe. Es versichert uns ihres Schutzes, zeigt uns den Weg, sie selbst durch die „heiße Träne“ hindurch leuchten zu lassen und befähigt denjenigen, der das „süße Geheimnis des schmalen Weges“ erkannt hat, sich der Gewißheit zu freuen, daß Gott in der Tat unsere Zuflucht ist.

Das Gefühl der „milden Nähe“ muß den falschen Glauben an die Wirklichkeit des Bösen verdrängen. Das Böse unwirklich? fragt jemand zweifelnd. Gewiß! Das Böse hat weder Gegenwart noch wirkliche Macht. Es besteht darin eine der allerwichtigsten Tatsachen, die die Christliche Wissenschaft ans Licht gebracht hat, nämlich, daß Gott das unendliche Gute sein muß, wie Mrs. Eddys logische Folgerung aus der Wahrheit bewies. Diese Folgerung ist so einfach wie nur möglich, und die Entdeckung eine der größten, die die menschliche Geschichte aufzuweisen hat. Welche Aussichten sie der leidenden Menschheit eröffnet! Welch frohen Tag sie uns verheißt,— den Tag da alle die geistige Tatsache, daß das Gute, die Liebe, allein wirklich ist, nicht nur verstehen und anerkennen, sondern auch demonstrieren werden! Aus den überliefernden Berichten über das Leben Christi Jesu ist zu ersehen, daß Sanftmut die hervorragendste Eigenschaft seines Lebens war. Ja, Paulus wendet sich im Namen der „Sanftmütigkeit und Lindigkeit Christi“ an die Korinthische Kirche. Hätte es anders sein können? Könnte man sich ihn, der besser als irgend jemand, Gott als Liebe verstand und diese Tatsache während der ganzen drei Jahre seiner wundervollen Tätigkeit beständig bewies, anders als milde vorstellen? Wer diese Eigenschaft nicht hat, mit dessen Christentum ist es schlecht bestellt.

Das Verständnis von Gott als Liebe, ist zum Heilen der Kranken unerläßlich. Ohne Mitgefühl, die Zwillingsschwester der Milde, ist es nicht möglich, das Vertrauen der Leidenden zu gewinnen, um eine falsche Annahme auf metaphysischem Wege zu berichtigen. Milde und Mitgefühl beruhen auf einer Kenntnis des göttlichen Prinzips. Ihre Betätigung bedeutet ein Erkennen der Allheit der göttlichen Liebe und der Unwirklichkeit des Bösen, zeige es sich nun als Krankheit oder Sünde. Diese Erkenntnis ist es, welche zum Heilungswerk befähigt. Und man braucht die Macht der Wahrheit in der Zerstörung der Furcht und der Berichtigung mentaler Annahmen bloß zu beobachten, um sich von dem Werte der Christlichen Wissenschaft im Heilen der Kranken und der Zerstörung der Sünde zu überzeugen. Keine Heilung kann je ohne wenigstens einen Grad des Verständnisses der Vollkommenheit der geistigen Idee zustandekommen. Es ist dieses Verständnis allein, das die Macht des Christus, der Wahrheit, demonstrieren kann. In ihrem Gedicht „Weihnachtsmorgen“ (Poems, S. 29) spricht Mrs. Eddy von dem Christus wie folgt:

„Du milder Strahl der lebendigen Liebe,
Des todlosen Lebens!
Unendliche Wahrheit. ...“

In diesen Worten tut sich wiederum die Milde der Idee der Liebe dar. Mrs. Eddy konnte sich von dieser Tatsache nicht trennen. Die göttliche Liebe ist allgegenwärtig; sie ist die einzig wahre Gegenwart, und ihre Milde kann überall erfaßt und demonstriert werden.

Die Christliche Wissenschaft hat die Wahrheit enthüllt, daß Gott Alles-in-allem ist. Aus dieser Tatsache ergibt sich die Unwirklichkeit des Übels, das einer bloßen falschen Annahme des sterblichen Gemütes gleichkommt. Das Ringen, die Furcht und die Disharmonie, die das menschliche Leben überschatten und verdunkeln, sind daher grundlos. Es gibt nur eine Ursache,— das göttliche Prinzip, Liebe; und die Wirkung dieser einzigen und vollkommenen Ursache ist harmonisch. Die Menschheit muß diese Tatsache erfassen und selbst die Allheit Gottes behaupten, das heißt, in ihrem eigenen Denken die wahre Natur von Gottes vollkommener Schöpfung geltend machen und sich weigern, sich von dem Mesmerismus der physischen Sinne irreführen zu lassen. Gottes Weltall ist das Weltall der „lebendigen Liebe und des todlosen Lebens“ und alle sollten ihren „Frieden,“ ihre „Freude“ und ihre „Kraft“ genießen. Unsere geliebte Führerin sagt auf Seite 520 von „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“: „Das unergründliche Gemüt ist zum Ausdruck gekommen. Die Tiefe, Breite, Höhe, Macht, Majestät und Herrlichkeit der unendlichen Liebe erfüllen allen Raum. Das genügt!“

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