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Liebe

Aus der April 1922-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Auf Seite 249 von „Miscellaneous Writings,“ wo Mrs. Eddy, unsere geliebte Führerin, über „Liebe“ schreibt, sagt sie folgendes: „Welch ein Wort! Ich stehe in Ehrfurcht davor. Was für Welten von Welten es umfaßt und beherrscht! Das Ursprüngliche, das Unvergleichliche, das unendliche All des Guten, der alleinige Gott, ist Liebe.“ Wo ein Mensch wie sie in Ehrfurcht dasteht, scheint es, als ob geringere Sterbliche zögern sollten, sich heranzuwagen. Und doch, wie sehnt sich jedes Herz darnach, Liebe zu verstehen! Wie sehr verlangen alle darnach, in ihr wunderbares Geheimnis einzudringen und deren ersehnten Segen zu empfangen!

Im Anfang unserer Erfahrungen in der Christlichen Wissenschaft, glauben manche von uns, ein ganz annehmbares Maß dieses Verständnisses zu besitzen, und wir fangen an, uns auszudrücken, als ob wir seine Fülle schon erreicht hätten. Dann kommt die Probe! Es zeigt sich eine Gelegenheit, eine hartnäckige Krankheit augenblicklich zu heilen. Aber die Heilung erfolgt leider nicht immer. Es wird uns dann klar, was Mrs. Eddy meinte, als sie auf Seite 312 von „Miscellaneous Writings“ schrieb: „O, daß die Liebe, von der gesprochen wird, empfunden und so gelebt werden möge, damit wir, wenn in der Wage Gottes gewogen, nicht zu leicht befunden werden.“

An diesem Punkte unseres geistigen Fortschrittes angelangt, werden wir, wenn wir nicht auf der Hut sind, nicht nur in Gefahr sein, ins andere Extrem zu verfallen und ungestüm zu erklären, daß ein solch unendliches Thema überhaupt nicht besprochen werden sollte, sondern wir werden auch geneigt sein, diejenigen, die Liebe überhaupt erwähnen, zu verurteilen. Sicherlich ist es mehr als nutzlos, davon zu sprechen und nicht darnach zu leben. Die Schwierigkeit jedoch ist die, daß unser blinder Eifer uns verleitet hat, das Ende mit dem Anfang zu verwechseln. Wir haben nach dem Endziel gestrebt, während wir die ersten, vor uns liegenden Schritte, übersahen. Es ist nicht ratsam, uns auch nur einen Augenblick von dem Streben nach dem Verständnis der Liebe, welche die Wiederspiegelung der göttlichen Liebe —Gottes — ist, abzuwenden; dieses Verständnis wird uns jedoch nur durch die Demut zuteil, welche versteht, daß wirkliche Liebe sich uns nur in den einfachsten Lebenserfahrungen offenbaren kann. Unsere Schwierigkeiten werden zur Hälfte verschwinden, wenn wir uns die Tatsache vor Augen führen, daß der geringste Beweis von Herzensgüte mehr Wahrheit in sich birgt, als alle hochtönenden Redensarten, die wir je gehört haben.

Herzensgüte segnet alle ohne Unterschied. Wir brauchen nie zu fürchten, daß sie das Böse zudeckt. Im Gegenteil, sie ist das Licht, das notwendigerweise alles ihr Unähnliche aufdecken muß. Eine gewisse Phase sterblichen Denkens glaubt manchmal, Herzensgüte könne unter Umständen Schaden anrichten; auch daß es mit der eigenen Treue zum Prinzip nicht vereinbar sei, einem Verirrten ein gütiges Wort zu geben. Ist eine solche Auffassung nicht höchst erstaunlich, da doch das Prinzip die Liebe selbst ist, jene Liebe, von welcher Jesus uns sagt, sie sei „gütig über die Undankbaren und Bösen.“ Deutet es nicht auf Selbstgerechtigkeit hin, wenn wir einem Bruder, wie unrichtig er auch gedacht haben mag, den freundlichen Händedruck versagen, oder vielleicht im Namen, gewißlich aber nicht im Geiste des Prinzips, den Mantel um uns schlagen und lieblos an ihm vorübergehen?

Es wird einem Sterblichen nicht schwer, seinen Nächsten mit einem kalten Blick abzutun; die Barmherzigkeit des Meisters jedoch, die Herzensgüte, die unter allen Umständen Liebe empfinden und in Worte fassen kann, wird sicherlich niemals schaden oder ermangeln, Segen zu spenden. Gott hat uns weder zum Richter noch zum Strafvollzieher für unseren Bruder bestimmt. Warum denn sollten wir auch nur auf einem Augenblick gestatten, daß etwas anderes als Herzensgüte unser Denken regiert? Herzensgüte ist eine geistige Eigenschaft, die uns niemals zum Entschuldigen des Irrtums führt, noch ist sie mit Charakterschwäche vereinbar. Es erfordert, im Gegenteil, große Kraft und moralischen Mut, unser Denken so liebevoll zu erhalten, daß es uns möglich ist, allen stets mit unfehlbarem Wohlwollen und beständiger Herzensgüte zu begegnen. Wenn jemand uns dafür verurteilen oder unrichtig einschätzen sollte, ist dies kein Grund, weshalb wir auch nur vorübergehend gestatten sollten, daß unsere Gedanken in harte, grausame Bahnen gezwungen werden.

So laßt uns denn immer des liebevollen Rates unserer Führerin eingedenk bleiben, den sie uns in ihrem Gedicht „Liebe“ gegeben hat (Poems, S. 6):

„Gelüstet es dich, das schwanke Rohr zu brechen
Mit lieblosen Gedanken oder Worten,
Dann bete um den Geist, den er besaß,
Der die Menschheit liebte und heilte:
Strebe nach heiligen Gedanken und himmlischer Weise,
Die Einheit und Liebe unter den Menschen erhalten.“

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