Sobald Menschen sich zusammentun, um eine gemeinschaftliche Sache zu fördern, tritt zugleich die Notwendigkeit des Aufstellens bestimmter Maßregeln zutage, damit in geordneter und wirksamer Weise vorgegangen werden kann. Ein bedeutungsvolles Ereignis in Verbindung mit dem Landen der Pilger-Väter an den Ufern der neuen Welt,— ein Ereignis, bei dem die darauffolgenden Generationen gerne mit an Staunen grenzender Bewunderung verweilten,— war die Zusammenkunft jener tapferen Seefahrer in der kleinen Kajüte der Mayflower, um dort ein Bündnis auszuarbeiten und dasselbe als die Grundlage der Regierungsform für die Gemeinde, welche sie zu gründen im Begriffe waren, anzunehmen. Durch gemeinschaftliche Interessen verbunden, entwarfen sie ein Übereinkommen und verpflichteten sich, nachdem sie dasselbe angenommen, einen bestimmten Plan zu befolgen, damit dem Wohle aller gedient sei. Dies war der erste, selbstauferlegte Bund zur Förderung religiöser Freiheit, der in der Form bürgerlicher Gesetzgebung in der Neuen Welt seine Erfüllung fand, und auf diese Weise begann die Ausübung des Rechtes der Selbstregierung, das später in jene beiden wichtigen Bündnisse — die Unabhängigkeitserklärung und die Verfassung — einverleibt werden sollte.
Diesen Anfängen in Plymouth sollte nach zweieinhalb Jahrhunderten die Gründung einer anderen freiwilligen Verbindung, ebenfalls in Neu-England, folgen,— diejenige der Kirche Christi, der Scientisten, die der ganzen Welt durch die Wiederherstellung des ursprünglichen Christentums, den Weg der Erlösung zeigen sollte. Als Mrs. Eddy nach und nach die große Tragweite ihrer Entdeckung besser erkannte, wandte sie ihre Aufmerksamkeit der Begründung der Christlichen Wissenschaft zu, um den zahllosen Verirrten, die in der Wüste menschlichen Hoffens und Zagens schmachteten und sich nach einem erlösenden Verständnis sehnten, deren heilende Wahrheit zugänglich zu machen. Mit der Zeit machten sich alsdann die ersten Bedürfnisse nach Organisation geltend,— die Notwendigkeit eines gemeinsamen Strebens derer, die infolge der reichen Segnungen, welche ihnen durch Mrs. Eddys Demonstration zuteil geworden, und die selbst auch von dem wahren Brote gegessen und dem Brunnen getrunken, dessen Wasser in das ewige Leben quellen, in dieser Bewegung die Erlösung und Befreiung der Menschheit sahen.
Mrs. Eddy gründete alsdann, als Werkzeug zur Verbreitung der Christlichen Wissenschaft, Die Mutter-Kirche, Die Erste Kirche Christi, der Scientisten, in Boston, damit die heilende Botschaft in alle Welt getragen werde, überallhin, wo das menschliche Bewußtsein sich bereit zeigte, einen Teil seiner Materialität aufzugeben, um die Seligkeit geistigen Lebens zu kosten. Zur Leitung derer, die sich dieser freiwilligen Verbindung zum Zwecke der Festigung der Organisation anschlossen, erwies sich das Aufstellen von Regeln und Vorschriften, deren Befolgung ein jeder freiwillig auf sich nehmen mußte, als eine Notwendigkeit. Diese Regeln, oder Satzungen, wurden fast ausnahmslos von Mrs. Eddy selbst ausgearbeitet, und zwar bei besonderen Gelegenheiten, wenn es des Handelns bedurfte. Die Christlichen Wissenschafter haben gelernt, die Satzungen des Kirchenhandbuches als eine ebenso ausgesprochene Offenbarung der Wahrheit zu betrachten, wie das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift.“ Über deren Ursprung sagt Mrs. Eddy auf Seite 148 von „Miscellaneous Writings“: „Die Regeln und Satzungen in dem Handbuch Der Ersten Kirche Christi, der Scientisten, Boston, sind nicht in feierlicher Versammlung entstanden, wie vor alters im Synedrium. Sie waren keine willkürliche Ansichten oder gebieterische Forderungen, die etwa eine Person einer andern aufdrängt bzw. an sie stellt. Sie wurden von einer Macht veranlaßt, die man nicht sein eigen nennen kann, wurden zu verschiedenen Zeiten geschrieben, wie es die Umstände erforderten. Sie entsprangen der Notwendigkeit, der Logik der Ereignisse — dem unmittelbaren Verlangen nach ihnen als einem Hilfsmittel, das geboten werden mußte, um die Würde unserer Sache zu wahren und ihr als Schutz zu dienen.“
Während es in menschlichen Angelegenheiten für diejenigen, die sich zur Weiterführung einer gemeinsamen Sache zusammentun, gebräuchlich ist, die Anordnungen für die Regierung der Verbindung durch Beratung und Übereinkunft auszuarbeiten, schätzen sich die Christlichen Wissenschafter glücklich, die Entdeckerin und Begründerin dieser Religion, in ihrer Eigenschaft als Gesetzgeberin anzuerkennen. Aus diesem Grunde leisten sie den Satzungen des Kirchenhandbuches unbedingten Gehorsam, in der vollen Überzeugung, daß sie dadurch mit dem göttlichen Plane in Übereinstimmung handeln, in welchem sich die Art und Weise der Leitung menschlicher Angelegenheiten kundtut. Die große Mehrzahl derer, die den Segen der Kirchenmitgliedschaft in Der Mutter-Kirche sowie den Zweig-Kirchen erfahren durften, hat sich auch Gelegenheit zu tätiger Mithilfe unter dem Banner der Wahrheit geboten, das unsere Führerin, sowohl in der Gründung und Leitung der Bewegung als in deren heilenden und erneuernden Tätigkeit vorantrug. Sie finden die Kirchenmitgliedschaft weder ermüdend noch beschwerlich, genießen sie doch dadurch den Segen und die Früchte wahren geistigen Wachstums, die sich in ihrem Leben in Gesundheit, Glückseligkeit und geistigem Wohlbefinden kundtun.
Von dem Standpunkt der geistigen Entwicklung aus betrachtet, mag mit der Zeit, wenn das menschliche Bewußtsein den Grad des erforderlichen geistigen Verständnisses erreicht haben wird, die materielle Organisation als Werkzeug zur Verbreitung der heilenden Botschaft nicht mehr nötig sein. Die Maßregeln und Begrenzungen der Kirchenregierung werden sich erübrigen, wenn die Gesamtheit den Punkt erreicht haben wird, wo sie sich in geistiger Einheit zusammenfinden kann. Daß diese Stufe der Entwicklung noch nicht erreicht ist, hat sich zur Genüge bewiesen. Inzwischen muß die Kirche als „diejenige Einrichtung, die den Beweis ihrer Nützlichkeit erbringt, und die das Menschengeschlecht hebt“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 583) fortbestehen, bis die Kirche als „der Bau der Wahrheit und Liebe“ sich in einem genügenden Grade kundtut, um das weitere Aufrechterhalten der materiellen Organisation unnötig zu machen.
In dem Unterstützen der Organisation, solange dieselbe vonnöten ist, liegt die Erfüllung der Pflicht, die unsere Führerin ihren Anhängern,— einem Heer zahlloser dankbarer Empfänger der großen Segnungen der Christlichen Wissenschaft,— auferlegt hat. Es ist oft der Fall, daß diejenigen, die sich von der Kirchenmitgliedschaft zurückziehen, um, wie sie es nennen, den Schlingen der Organisation zu entgehen, sich unverzüglich der Gründung einer anderen Organisation zuwenden, offenbar ohne sich Rechnung abzulegen, daß sie eben die Zustände, denen sie entgehen wollten, anscheinend wieder auf sich laden. Während sie die Notwendigkeit der Organisation entschieden verneinen, arbeiten sie wiederum in einer Richtung, die zu eben diesem Zustand führt. Es läßt sich jedoch nicht übersehen, daß solche Gruppen niemals von Belang sind oder einen nennenswerten Einfluß ausüben. Ist nicht gerade damit der klare Beweis geliefert, daß unbedingter Gehorsam gegen das Kirchenhandbuch, sowohl als gegen die Glaubenssätze der Christlichen Wissenschaft, in bezug auf den Buchstaben wie auf den Geist, unerläßlich ist? Das Wachstum der Kirche Christi, der Scientisten, ergibt sich aus der geistigen Entwicklung ihrer Mitglieder, denn das, was das individuelle geistige Wachstum fördert, dient zum Fortschritt der Bewegung in ihrer Gesamtheit. Dieser Fortschritt wird am besten durch die breiten Kanäle Der Mutter-Kirche gefördert, die allen aufrichtigen Helfern an der Sache der Wahrheit unbeschränkte Möglichkeiten bieten. Die Tragweite des Gehorsams gegen die Satzungen des Kirchenhandbuches tut sich auch in folgenden Worten Mrs. Eddys auf Seite 203 von „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ dar: „Kirchengesetze, die ohne Widerspruch befolgt werden, sind Gottes Gesetze;“ und da Gottes Gesetze den Menschen in allen seinen richtigen Tätigkeiten regieren, könnte der Pflicht des Gehorsams, die den Mitgliedern der Kirche Christi, der Scientisten, obliegt, kaum in eindrucksvollerer Weise Ausdruck verliehen werden.