Die uns von Gott verliehene Herrschaft ist durch geistiges Verständnis auszuüben. Diese Erkenntnis rüstet die Christlichen Wissenschafter so aus, daß sie unaufhörlich erfüllen können, was der Apostel Petrus als den Zweck, die Pflicht und das Vorrecht derer bezeichnete, die er „das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum, das heilige Volk, das Volk des Eigentums” nannte, eine Bedingung, die die Pflicht in sich schließt, daß, wie er sagt, „ihr verkündigen sollt die Tugenden des, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht”.
Dieser Bibelvers enthält für die Christlichen Wissenschafter die Herausforderung: Zeiget durch eure Werke, daß Gott dem Menschen nicht Finsternis sondern Licht gibt; daß dieses Licht die vom Menschen zu widerspiegelnde Allmacht, Allgegenwart und Allwissenheit Gottes enthüllt! Dadurch wird die Herrschaft des göttlichen Prinzips zum praktischen Nutzen der Menschen in der Vernichtung des Bösen offenbar.
Mrs. Eddy erklärt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 303): „Ohne Sein Ebenbild und Gleichnis würde Gott ein Unding oder ein unausgedrücktes Gemüt sein. Er würde ohne Zeuge oder Beweis Seines eigenen Wesens sein”. Daher „verkündigt” der Mensch als die Idee des Gemüts die Eigenschaften Gottes einschließlich Kraft, Intelligenz und Liebe.
Die Christlichen Wissenschafter sind überzeugt, daß sie durch den Beweis der Verfügbarkeit der göttlichen Kraft zur Heilung der Kranken eindrucksvoll vor Augen führen, daß die Christliche Wissenschaft den Menschen das heilende Prinzip, das Jesus verstand und anwandte, offenbart, und daß dieses Prinzip im Überwinden von Sünde und Krankheit wieder bewiesen wird. Die in den Mittwochabendversammlungen christlich-wissenschaftlicher Kirchen, in unseren Zeitschriften, dem Christian Science Journal und dem Christian Science Sentinel, und sonstwie abgegebenen Zeugnisse lassen erkennen, was heutzutage in Befolgung der Ermahnung Jesu: „Macht die Kranken gesund, reinigt die Aussätzigen, weckt die Toten auf, treibt die Teufel aus” vollbracht wird.
Die Betrachtung dieser Beweise dessen, was geschieht, um dem Elend der Menschen ein Ende zu machen, erweckt unfehlbar Dankbarkeit. Die hingebungsvollen Arbeiter, die die Gelegenheiten wahrgenommen haben, die in den christlich-wissenschaftlichen Heilungen in Erscheinung tretenden „Tugenden” der göttlichen Eigenschaften Gottes zu „verkündigen”, können dafür, daß sie an diesem herrlichen Werk beteiligt sind, demütig dankbar sein. Dies trifft auf die neueren Arbeiter, die „um die elfte Stunde” Gedingten, die im Verhältnis zu anderen „nur eine Stunde gearbeitet haben”, ebenso zu wie auf die erfahreneren Diener der Sache, die als christlich-wissenschaftlichen Ausüber und Pfleger, Arbeiter in der Kirche oder sonstwie in der christlich-wissenschaftlichen Bewegung „des Tages Last und die Hitze getragen haben” mögen.
An die Letztgenannten, die vielleicht jahrelang unter dem Banner der Christlichen Wissenschaft vorgedrungen sind, tritt zuweilen die Versuchung heran, nachzulassen, in ihren Anstrengungen zu erschlaffen — eine tückische Irrtumseinflüsterung, der sie unerschütterlich widerstehen müssen. Bei dem einen mag sie in Erscheinung treten, wenn durch Unachtsamkeit Teilnahmlosigkeit und hieraus Verzagtheit entsteht; bei einem andern tritt sie vielleicht als Begleiterin einer Neigung zur Selbstgefälligkeit auf. Ihre Angriffslust wächst leicht in dem Verhältnis, wie man im Denken der Vorstellung des Älterwerdens nachgibt. Aber ein Christlicher Wissenschafter darf ihr nie Gehör schenken; „denn der Tag kommt nicht, es sei denn, daß zuvor der Abfall komme”. Wer in seinen Anstrengungen ermattet, läßt gewissermaßen Gottes Hand los.
Die Erklärung der Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit (S. 89): „Wir sind alle fähig, mehr zu leisten, als wir leisten”, gilt nicht bloß für die Anfangsstufen unserer Erfahrung in der Christlichen Wissenschaft. Wir können sie als Hinweis darauf ansehen, daß wir immer bestrebt sein sollten, selbst in den reiferen Jahren unserer Erfahrung „mehr” zu tun.
Wenn Verzagtheit uns die Frage aufdrängt: „Was nützt es?”, so haben Bemühungen wahrscheinlich nicht immer zu den erhofften Ergebnissen geführt. Vielleicht sind Geschäftsangelegenheiten nicht erfolgreich gewesen; ein Verwandter mag sich ablehnend verhalten haben, als ihm zur Überwindung störender Zustände christlich-wissenschaftliche Hilfe angeboten wurde; Arbeit für Patienten hat vielleicht nicht so schnell oder so bestimmt wie früher zur Heilung geführt, oder die sichbare Versorgung mit dem zum Lebensunterhalt Notwendigen mag infolge von Arbeitslosigkeit erschöpft sein. Wenn das menschliche Bewußtsein ein derartiges falsches Zeugnis annimmt, findet der tierische Magnetismus Boden, in den er Beweisgründe säen kann, die darauf abzielen, den Glauben zu schwächen. Wird eine solche Saat nicht verhütet, so wird man statt der sprießenden Blumen der Erleuchtung das lästige Unkraut Fehlschlag ernten. Bei Widerwärtigkeit in unserer Anstrengung widerstandslos erschlaffen, ist eines Christlichen Wissenschafters unwürdig.
Mit dem Herannahen oder Eintreten des höheren Alters entwickelt sich zuweilen selbstgefällige Untätigkeit bei denen, die auf einem oder mehreren der vielen ihrem Dienste offen stehenden Gebiete eifrige Arbeiter für die Sache der Christlichen Wissenschaft waren. Sie denken wohl, daß sie genug getan haben, und neigen mit der Zeit dazu, menschliche Ereignisse mit gleichmütiger Zufriedenheit an sich vorüberziehen zu lassen. Jedermann hat das Recht, die Früchte seiner Arbeit zu ernten; aber der sicherste Weg, ihrer beraubt zu werden, ist aufhören zu arbeiten.
Äußerste Teilnahme und Anerkennung gebührt denen, die lang in der Kampflinie die Herrschaft des Guten über das Böse bewiesen haben. Sieht der wachsame Christliche Wissenschafter verminderte Tätigkeit oder weniger Anteilnahme an den Alltagsangelegenheiten bei denen, die den Einfluß des Alters zu fühlen scheinen, so rafft er sich zu erneuter Anstrengung auf, jene unverminderte Nützlichkeit zu beweisen, von der unsere Führerin ein so beachtenswertes Beispiel gab.
Wer es schwierig findet, so viel zu leisten wie früher, oder nicht mehr die frühere Arbeitslust hat, sollte wissen und erklären und dankbar sein, daß Gott dem Menschen keine Gabe oder Fähigkeit, die Er ihm verlieh, je entzieht, und daß keine vermeintliche von Gott getrennte Macht eine solche Gabe beeinträchtigen kann, ferner daß er, selbst wenn er weniger leistet, weiter gewissenhaft bestrebt sein kann, die Güte seiner Arbeitt zu erhalten und zu erhöhen, sein Verständnis der Wahrheit, Gottes, gut zu bewachen und sich unablässige Anteilnahme an gesunden, fortschrittlichen menschlichen Angelegenheiten zu bewahren.
