Eine Christliche Wissenschafterin beobachtete eines Tages von ihrem Küchenfenster aus ein Eichhörnchen auf einem Baum, an dem ein Behälter mit Fett für die Vögel aufgehängt war. Das Eichhörnchen knabberte ein wenig daran und ging weg. Am nächsten Tage kam es wieder. Aber diesmal versuchte es, seinen neuentdeckten Schatz mitzunehmen. Es gelang ihm nicht. Eine Woche lang kam das Tierchen jeden Tag zurück und versuchte von neuem zu gewinnen, was ihm nötig und gut schien. Am 7. Tage machte es eine solch entschlossene Anstrengung, daß es ihm gelang, den Behälter von dem Nagel, an dem er hing, abzuheben. Unter dem Druck standhafter, beharrlicher Anstrengung gab das Hindernis, soweit es das Eichhörnchen anbetraf, nach.
Wir tun gut daran, über die Lehren nachzudenken, die uns unsere kleinen Freunde in der Natur lehren. Auch wir können wie das Eichhörnchen den Schatz sehen, den wir suchen, und der uns jetzt nur deshalb so unerreichbar zu sein scheint, weil wir nicht die beharrliche Anstrengung machen, die eine glückverheißende Belohnung bringt.
Mose besaß diese Eigenschaft Beharrlichkeit. Als er mit Aaron zum Hofe Pharaos ging und um Erlaubnis bat, sein Volk aus Ägypten zu führen, wurde es ihm zuerst verweigert. Später ließ jedoch Pharao das Volk aus Ägyptenland ziehen. Aber gleich darauf verhärtete er sein Herz wieder und jagte ihnen mit einem großen Heere nach. Wie hoffnungslos die Lage der Kinder Israel schien, als sie an das Rote Meer kamen! Denn die Ägypter zogen dicht hinter ihnen her. Wohin sollten sie gehen? Mose’s starker Glaube befähigte ihn, unerschütterlich auf Gott zu vertrauen. Er betete, und Gott hieß ihn dann weiterziehen. Mose und die Israeliten zogen weiter. Schließlich gingen sie trockenen Fußes durch das Rote Meer und wurden von den Ägyptern errettet.
Furcht, Entmutigung, Krankheit, Verzagtheit usw. bilden die Wasser unseres Roten Meeres. Mißerfolg, Ungewißheit, Traurigkeit, Angst und viele andere Irrtümer bilden das Heer, das uns an den Abgrund treiben möchte. Scheinen wir überwältigt zu sein, so müssen wir unser Herz in ernstem Gebet zu Gott erheben. Wenn wir dies vertrauensvoll tun und nie zweifeln, werden auch wir die geistige Botschaft empfangen, die uns sicher durch die tiefen Wasser des irrenden Sinnes führen wird. Jede geistige Idee, jeder rechte Wunsch wird von der Kraft Gottes gestützt, und wenn diese Wahrheit im Bewußtsein wirkt, bringt sie das gewünschte Ergebnis.
Nachdem die Israeliten in die Wüste gekommen waren, hatten sie kein Wasser zu trinken, und sie murrten wider Mose. Später hatten sie nichts zu essen; aber Mose blieb standhaft in seinem Gottvertrauen, und die Bedürfnisse des Volks wurden immer befriedigt. So zog Mose mit Vertrauen und Beharrlichkeit weiter und brachte sein Volk durch die Jahre der Wüstenerfahrung ins gelobte Land.
Im Briefe an die Galater lesen wir: „Lasset uns Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten ohne Aufhören”. Wenn sich einem ein Problem der Krankheit oder ein Gefühl der Ungerechtigkeit aufdrängt; wenn einer glaubt, daß ihn gegenwärtige Zustände und seine Umgebung des Guten, der Freiheit oder der Gelegenheit berauben, sollte er die obige Verheißung, den Lohn für Beharrlichkeit und Ausdauer, erwägen. Wir werden das Gute, nach dem wir trachten, erlangen, wenn wir standhaft, unbeweglich, unerschütterlich an unserem Verständnis, daß Gott die einzige Macht und Gegenwart ist, festhalten.
Durch das Ergründen der Christlichen Wissenschaft werden die Sterblichen zu dem Verständnis erweckt, daß der Mensch geistig ist, da er zum Bild und Gleichnis Gottes geschaffen ist, wie es im 1. Kapitel des 1. Buchs Mose heißt. So befindet sich der Mensch durch Widerspiegelung in einem immerwährenden Zustande der Vollkommenheit, guter Gesundheit und ununterbrochener Harmonie. Diese Wahrheit über den Menschen muß erklärt, behauptet und immer wieder behauptet werden, bis auch nicht mehr die leiseste Spur des Zweifels im individuellen Bewußtsein ist. Mrs. Eddy schreibt im Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 261): „Halte das Denken beständig auf das Dauernde, das Gute und das Wahre gerichtet, dann wirst du das Dauernde, das Gute und das Wahre in dem Verhältnis erleben, wie es deine Gedanken beschäftigt”.
„Der aber pflanzt und der da begießt, ist einer wie der andere. Ein jeglicher aber wird seinen Lohn empfangen nach seiner Arbeit”, schreibt Paulus in seinem 1. Briefe an die Korinther. Wenn wir über diese Stelle nachdenken, erkennen wir die Wahrheit, die sie enthält. In der Christlichen Wissenschaft werden wir die Wahrheit über den wirklichen, geistigen Menschen und seine Beziehung zu Gott gelehrt. Wenn wir von der Voraussetzung ausgehen, daß das geistige Weltall einschließlich des individuellen geistigen Menschen die einzige Schöpfung ist, hören wir auf, den Menschen als materiell und sterblich, als in einer materiellen Welt weilend zu betrachten. Wenn wir uns bemühen, ein besseres Verständnis von Gott als dem Leben, der Liebe, dem Gemüt, als aller Substanz und Intelligenz zu gewinnen, erwachen wir zu dem Fortschritt, den wir in unserem Begriff von uns selber und von unseren Mitmenschen gemacht haben. Wo Haß gewesen zu sein schien, regiert jetzt Liebe; wo Krankheit und Sünde zu sein schienen, ist Gesundheit und Reinheit in Fülle vorhanden; wo Mangel an Mitteln und Gelegenheit zu herrschen schien, haben wir jetzt Fülle und einen neuen Sinn der Sicherheit. Diese Vergeistigung des Denkens, die die wirkliche Arbeit ist, die von uns gefordert wird, ist der einzige Weg, der zu Glück und Beständigkeit führt. Im genauen Verhältnis zu den rechten Anstrengungen, die wir in dieser Richtung machen, werden wir belohnt werden. Mrs. Eddy ermahnt uns auf Seite 22 des Lehrbuchs: „Wenn ihr in euren Bestrebungen von schrecklicher Übermacht bedrängt werdet und keinen augenblicklichen Lohn empfangt, geht nicht zurück zum Irrtum und werdet auch nicht säumig im Wettlauf”.
Wir müssen wie das Eichhörnchen in unserem Bemühen beharrlich bleiben—in unserem Bemühen, das ganze Gute zu gewinnen. Wenn wir unser Ziel immer vor Augen haben, kann uns das sterbliche Gemüt in allen seinen Verkleidungen wie Entmutigung, Furcht, Angst, Mangel, Enttäuschung oder Kummer nie unüberwindliche Hindernisse in den Weg legen. Der Geist der Liebe, den wir bekunden, indem wir uns an unsere Aufgaben machen, ist die unüberwindliche Rüstung des Sieges. So in Liebe und Glauben gekleidet, mit dem Schild der Wahrheit bedeckt und mit dem Schwert ehrlichen Bemühens gegürtet, können wir ausrufen: „Beharrlichkeit gewinnt”.
Ein Mensch könnte in Wahrheit wie ein ungelernter Arbeiter leben und dessen Arbeit tun und dennoch zu den edelsten Geschöpfen Gottes zählen.
