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„Die Harmonie der Gesundheit”

Aus der Dezember 1942-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Gesundheit wird gewöhnlich als ein leiblicher Zustand angesehen; aber Webster definiert sie im weiteren Sinne als „Zustand des Heil-, Gesund- oder Unversehrtseins an Leib, Gemüt oder Seele”. Die Christliche Wissenschaft hebt jedoch die Norm noch höher und verbindet Gesundheit mit Heiligkeit. In der Tat hat uns unsere geliebte Führerin Mary Baker Eddy gezeigt, daß die allein wahre Grundlage der Gesundheit durch Umkehrung des Zeugnisses der körperlichen Sinne erlangt wird, wodurch der Mensch so gesehen wird, wie er wirklich ist: als die Widerspiegelung Gottes, des einzigen Gemüts.

Wir lernen in der Christlichen Wissenschaft auch, daß Gesundheit nicht mit der Materie in Beziehung steht, sondern ein im Menschen widergespiegelter Zustand des Gemüts ist. Menschlich betrachtet ist Gesundheit vielseitig und umfaßt ebensosehr den Zustand unseres Ausblicks, unseres Temperaments und unseres Denkens wie unser leibliches Wohl; und in der Tat wird der Sinn der Gesundheit nicht erlangt, wenn einige dieser Zustände unharmonisch sind.

Als Jesus den Kranken am Teiche Bethesda heilte, „ward der Mensch”, wie wir lesen, „alsbald gesund”. Später, als Jesus ihn im Tempel sah, sagte er zu ihm: „Siehe zu, du bist gesund geworden; sündige hinfort nicht mehr”. Hier wurde gezeigt, daß gesund werden nicht bloß eine leibliche Veränderung, sondern eine Sinnesänderung ist, wodurch Sünde aufgegeben wird. Wenn man geistig gesund gemacht wird, wird das Verlangen zu sündigen überwunden, und die Versuchung, leiblich krank zu sein, hört auf. Ernste Christliche Wissenschafter trachten nach Unversehrtheit—sind bestrebt, die Gesundheit auszudrücken, die die Harmonie des ganzen Seins ist.

Wir gewinnen diesen Sinn der Gesundheit, wenn wir Gott und Sein Bild und Gleichnis, den wirklichen Menschen, besser erkennen lernen. Es gibt nur einen wirklichen Menschen—den Menschen, den Gott schuf; und dieser wirkliche Mensch ist der unendliche Ausdruck des unendlichen Gemüts.

Nun ist der wirkliche Mensch, den „anzuziehen” alle ernsten Christlichen Wissenschafter bestrebt sind, Gottes Bild und Gleichnis. Er ist harmonisch. Er ist vollkommen. Er kann von Sünde, Krankheit und Tod nicht berührt werden. Nicht auf einmal sehen wir den wirklichen Menschen oder „ziehen” wir diesen Menschen „an”, sondern nach und nach sehen wir ihn und schreiten so dem Ziel der Vollkommenheit entgegen. Mrs. Eddy schildert den Vorgang—und er ist nicht mühsam—in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”, wo sie schreibt (S. 316): „Da der wirkliche Mensch durch die Wissenschaft mit seinem Schöpfer verknüpft ist, brauchen sich die Sterblichen nur von der Sünde abzuwenden und die sterbliche Selbstheit aus den Augen zu verlieren, um Christus, den wirklichen Menschen und seine Beziehung zu Gott, zu finden und die göttliche Sohnschaft zu erkennen”. Unsere Bemühungen, die Kranken zu heilen, sind erfolgreicher und häufiger augenblicklich, wenn wir genügend in der Gnade wachsen, um das menschliche Bewußtsein von dem Glauben, daß das Leben, Gott, in der Materie sei, befreien zu helfen und den wahren Sinn des Menschen als geistig, als Widerspiegelung der Liebe, zu gewinnen. Metaphysische Heilung wird im Verhältnis zu unserem Wachstum im geistigen Verständnis in Erfahrung gebracht.

Wir mögen uns wohl fragen, warum die Heilung zuweilen verzögert, in die Länge gezogen wird und sogar unsicher ist, und warum es oft schwierig scheint, „den alten Menschen mit seinen Werken auszuziehen”, wie Paulus es ausdrückt. Der Grund hiefür kann sein, daß wir uns selber nicht genügend erkennen gelernt haben, um zu bestimmen, ob wir uns vom sterblichen Gemüt oder von dem unsterblichen, göttlichen Gemüt regieren lassen. Sünde, Krankheit und Tod scheinen dem sterblichen Sinn wirklich, der fälschlich behauptet, daß Ursache in der Materie sei. Aber Tatsache ist, daß die Ursache alles Irrtums das sterbliche Gemüt ist, während das Heilmittel von dem göttlichen Gemüt allein kommt.

Das sogenannte sterbliche Gemüt veranlaßt einen, körperliche Zustände zu prüfen und auf lange Erörterungen über diesen Schmerz und jenes Leiden, dieses Mißbehagen und jenes Elend einzugehen, bis man so mesmerisiert ist, daß man vergißt, daß unharmonische körperliche Zustände die Wirkung, nicht die Ursache der Disharmonie sind. Eine wissenschaftliche Änderung des Denkens tut not. Das sterbliche Gemüt mit seinen zahllosen Irrtumsformen muß sich schließlich dem göttlichen Gemüt, das vollständige Herrschaft über den Körper hat, ergeben. Die Irrtumsannahmen werden dem Körper vom sterblichen Gemüt auferlegt; aber sie gehören nicht zum Körper oder zur Materie, noch sind sie ein teil des Gemüts. Sie bestehen mit dem sterblichen Gemüt zusammen und werden zerstört, wenn das sterbliche Gemüt der Wahrheit, dem unsterblichen Gemüt, weicht.

Das sterbliche Gemüt mit seinen Trugvorstellungen Furcht, Unwissenheit und Sünde verursacht alle Krankheit, die am Körper in Erscheinung zu treten scheint. Aber Krankheit ist nie etwas anderes als Trugvorstellung—eine Scheinwirkung falschen Glaubens. Das Heilmittel liegt im Zerstören dieses falschen Glaubens durch Verstehen und Anerkennen, daß Gott das einzige Gemüt, die einzige Macht, die einzige Ursache ist. Hierin besteht das christlich-wissenschaftliche Behandeln. Mrs. Eddy beschreibt anschaulich, wie das sterbliche Gemüt dem göttlichen Gemüt weicht (Wissenschaft und Gesundheit, S. 406): „Die Wissenschaft des Seins entschleiert die Irrtümer des Sinnes, und mit Hilfe der Wissenschaft erreicht die geistige Wahrnehmung die Wahrheit. Dann verschwindet der Irrtum”.

Die Irrtümer des Sinnes, die das sterbliche Gemüt darbietet, und die wir entschleiern sollen, sind der Annahme nach Legion. Jedermann scheint für einige dieser unbeständigen Irrtumserscheinungen empfänglich zu sein. Wir müssen uns prüfen und herausfinden, was in unserem Denken ist, das der Irrtum zu unserem eigenen Verderben benützen möchte. Die Christlichen Wissenschafter müssen sich unbedingt hingebender bemühen, ihre Arbeit des Beweisens harmonischen Wohlergehens zu vollenden. Es muß wissenschaftlich nach dem Ziel des Heilens getrachtet und der Sieg gewonnen werden. Leiden ist immer die Wirkung falschen Glaubens, eine Lage, die zu einer Gelegenheit, die Wahrheit zu beweisen, gemacht werden kann.

Zu diesem Zweck ist es nötig herauszufinden, was für irrige, im Temperament begründete Neigungen und hervorstechende Eigenschaften, was für innere Kämpfe und uralte Annahmen des sterblichen Gemüts nach Anerkennung in unserem Denken schreien. Der Irrtum möchte haben, daß wir uns mit bloßem Freisein von Leiden begnügen; aber wir müssen weitergehen und die sogenannte Ursache des Mißklangs ausrotten. Dies erfordert nicht nur Mut, sondern auch Geduld und Ausdauer; denn wenn das Leiden vorüber ist, wird man leicht überschwenglich und ungebührlich übermütig, anstatt demütig andächtig zu bleiben. Diese Haltung würde sehr die Erfahrung prüfen helfen und so uns befähigen, die Segnungen, die sie in sich birgt, zu ernten, indem sie die mentalen Neigungen, die das körperliche Leiden bewirkten, entschleiert und zerstört. Jesus gebot manchmal denen, die er heilte, niemand etwas von der Heilung zu sagen. Konnte dieser Rat nicht gegeben worden sein, um den Geheilten zu veranlassen, die Erfahrung andachtsvoll zu betrachten und zu entdecken, wie weitgehend die Heilung gewesen war? Durch Jesu heilende Arbeit wurde der Geheilte nicht nur leiblich gesund, sondern auch mental und geistig besser.

Die irrigen Neigungen in unserem Denken sind wie Haken, manche klein, manche groß— Haken, an die das sterbliche Gemüt oder der Irrtum allerlei Probleme zu hängen sucht. Wenn das vorliegende Leiden beseitigt ist, vergessen wir oft, die im Temperament begründete Neigung oder Empfänglichkeit, an die der Irrtum die betreffende Erfahrung gehängt hatte, zu beseitigen. Wenn sie nicht entfernt werden, ist es dann zu verwundern, daß das sterbliche Gemüt dieselben Haken für eine Reihe ähnlicher Irrtümer weiter benützt? Diese Anfechtungen werden nicht mehr auftreten, wenn wir ihre Ursache beseitigt haben.

Es ist nötig, für Verständnis und Weisheit zu arbeiten, um im Aufdecken dieser Irrtümer fortzuschreiten und auch in der Erkenntnis, wie sie zu zerstören sind. In unserem Lehrbuch Wissenschaft und Gesundheit gibt unsere Führerin folgendes Rezept (S. 400): „Die Sterblichen erlangen die Harmonie der Gesundheit nur, wenn sie die Disharmonie aufgeben, die Allerhabenheit des göttlichen Gemüts anerkennen und ihre materiellen Annahmen fallen lassen”. Hier werden wir geheißen, als ersten Schritt „die Disharmonie aufzugeben”, d.h. die irrigen Annahmen, die den körperlichen Irrtum verursacht haben, fahren zu lassen. Diese Annahmen entspringen alle dem mutmaßlichen sterblichen Gemüt.

Es ist leicht zu verstehen, warum wir uns von Irrtümern wie Sinnlichkeit, Haß, Müdigkeit, Unehrlichkeit, Streit u. dgl. nicht handhaben lassen sollen. Aber wir sind allzuoft empfänglich für Gleichgültigkeit, Gedankenträgheit und Aufschub, welche die Schlösser an mentalen Türen verrosten lassen und sogar die Angeln brechen, so daß der Eingang zu unserem Denken offen ist und jeder umherirrende Irrtum hineingelangen kann. Wie Landstreicher scheint ein Irrtum dem andern auf der ganzen Wanderung durch Zeichen zu melden, daß hier eine leicht zugängliche Mentalität ist; denn die Hofhunde Vorsicht und Wachsamkeit liegen in tiefem Schlaf.

Wenn einer körperlich leidet, ist er gewöhnlich willens, sich an das göttliche Gemüt zu wenden, und bereit, den Mißklang aufzugeben und seine Bemühungen wenigstens vorübergehend der Beseitigung der Oberflächenirrtümer zu widmen, die das Leiden zu verursachen schienen.

Mrs. Eddy sagt uns, daß der zweite Schritt im Erreichen der Harmonie der Gesundheit das „Anerkennen der Allerhabenheit des göttlichen Gemüts” ist. Was für ein tägliches Vorrecht und was für eine heilige Pflicht es ist, „die Allerhabenheit des göttlichen Gemüts” anzuerkennen! Die Ausrede mag vorgebracht werden: „Ach, ich habe nicht die Zeit für alles, und ich vergesse oft, Gottes Güte anzuerkennen”. Wie verhält es sich aber mit den vielen Augenblicken des Tages, die mit der mehr oder weniger mechanischen Erfüllung von Pflichten ausgefüllt sind, die sehr wenig Aufmerksamkeit erfordern, wie das Ankleiden, das Warten auf einen Straßenbahnwagen, das Fahren zum Geschäft oder das Verrichten der mannigfaltigen häuslichen Aufgaben? Wenn diese sonst nur teilweise ausgenützten Augen blicke zu aufbauendem, wissenschaftlichem Denken benützt würden, wäre der ganze Tag harmonischer, Gottes Güte würde anerkannt werden, und einige jener irrigen Haken in unserem Denken würden verschwinden.

Gott anerkennen bedeutet nicht nur, Ihn als die einzige Wirklichkeit, das All-in-allem, annehmen, sondern auch diese Haltung unbeirrt bewahren. Indem wir Gott als den Geist anerkennen, versagen wir der Materie die Treue. Aber selbst wenn uns das Gute auf materielle Art bekundet zu werden scheint, müssen wir uns in Dankbarkeit an Gott wenden. „Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt”, wie Jakobus der Gerechte uns mahnt, „von obenherab, von dem Vater des Lichts, bei welchem ist keine Veränderung noch Wechsel des Lichts und der Finsternis”. Eine solche Dankbarkeit ist ein wesentlicher Teil unserer Anerkennung Gottes. In den Glaubenssätzen der Christlichen Wissenschaft in Wissenschaft und Gesundheit (S. 497) kommt das Wort „anerkennen” sechsmal vor. Der Weise ermahnt: „Verlaß dich auf den Herrn von ganzem Herzen, und verlaß dich nicht auf deinen Verstand; sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen”.

Der erwähnte dritte Schritt zu Erlangung der Harmonie der Gesundheit ist, daß die Sterblichen „ihre materiellen Annahmen fallen lassen” sollen. Fallen lassen bedeutet nicht, einen Augenblick lang auf etwas verzichten, sondern es vollständig aufgeben. Gerade das sollen wir tun, wenn wir eine Heilung vollständig und dauernd machen wollen. Wir sollen nicht nur die akuten Oberflächenirrtümer aufgeben, wenn Leiden der Antrieb zu dem Bemühen ist, sondern auch die Allerhabenheit Gottes anerkennen und dann noch weiter gehen und diese Heilung dauernd machen, indem wir die zugrunde liegenden irrigen, im Temperament begründeten Neigungen fallen lassen, Neigungen, die der Irrtum als Haken benutzt, um endlose Widerwärtigkeiten daran zu hängen. Unsere Arbeit ist erst vollendet, wenn wir weit genug gegangen sind, den Anlaß zum Leiden auszurotten.

Nehmen wir die Herausforderung der Christlichen Wissenschaft an, bessere Heilarbeit zu tun, weiterzugehen als nur leiblich gesund gemacht zu werden? Wir müssen es tun, wenn wir Fortschritt machen und sittlich gesund werden wollen. Tun wir es, so werden wir Gott mehr lieben und in unserem Leben seinem Dienst einen größeren Platz einräumen. Dann werden wir mit erneuertem Sinn von uns und von anderen vorwärtsgehen und in unserem Leben die Neuheit beweisen, auf die Paulus hinwies, als er den Korinthern schrieb: „Darum, ist jemand in Christo, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden!”

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