Die christlich-wissenschaftlichen Lesezimmer, die von Der Mutterkirche und ihren Zweigkirchen in der ganzen Welt unterhalten werden, könnten sehr wohl mit Räumlichkeiten verglichen werden, in denen wirkliche Festmahle zubereitet sind, die darauf warten, daß die geladenen Gäste daran teilnehmen, sie genießen und Gewinn davon haben. In jedem Gottesdienst in den christlich-wissenschaftlichen Kirchen werden alle herzlich eingeladen, die Lesezimmer zu benützen. Diese Zimmer sind in Übereinstimmung mit Artikel XXI des Handbuchs Der Mutterkirche verordnet und werden dieser Satzung gemäß unterhalten und geleitet. Der von unserer verehrten Führerin Mrs. Eddy für die Lesezimmer Der Mutterkirche aufgestellte hohe Maßstab ist als Maßstab für jedes Zweigkirchenlesezimmer angenommen.
In diesen Zimmern, die Gelegenheit zum Lesen und zu andächtigem Nachdenken bieten, sind die Bibel und Mary Baker Eddys Schriften zum allgemeinen Gebrauch aufgelegt. Man findet dort auch alle von der Christlich-Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft herausgegebene autorisierte Literatur. Der Gast erkennt dann, wie freigebig diese Zimmer für das Fest des Guten, das sein Denken höherhebt und vergeistigt, vorbereitet sind. Hier findet er die Wahrheit über Gott und über den Menschen als Seine Idee und vollkommene Widerspiegelung, die jedes Problem löst, das er zu lösen haben mag.
Man kann zu einem üppigen Festmahl geladen werden, für das jede erhältliche Feinkost beschafft worden ist. Um aber daran teilzunehmen oder seine Darbietungen zu genießen, muß man unbedingt zu dem Feste gehen. Dies ist ein sehr wichtiger Punkt: wenn man den Nutzen der Lesezimmer haben will, muß man Gebrauch von ihnen machen.
Die Einwendungen des sterblichen Gemüts, die den Gebrauch des Lesezimmers zu verhindern suchen, sind den in einem der Gleichnisse Jesu vorgebrachten nicht unähnlich. In jenem Gleichnis erzählte Jesus: „Es war ein Mensch, der machte ein großes Abendmahl und lud viele dazu. ... Und sie fingen alle an, ... sich zu entschuldigen”. Wie oft haben sich Christliche Wissenschafter, Kirchenmitglieder, vorgenommen, jeden Tag eine Zeitlang entweder zu Hause oder in einem Lesezimmer in Gemeinschaft mit Gott zuzubringen, haben aber bald danach angefangen, sich mental „zu entschuldigen”. Es können sich allerlei Gründe darbieten, warum man den ursprünglich gefaßten Plan für geistige Arbeit und stilles Nachdenken nicht ausführt. Das Denken sollte daher wachsam sein und die irrigen Einflüsterungen erkennen und zurückweisen.
In der Stille des Lesezimmers kann man dessen Zweck erfüllen helfen, indem man Gott Ehrfurcht bezeigt, für gegenwärtige Segnungen im stillen dankt. Dann wird die durch den Propheten geäußerte Verheißung in Erfüllung gehen: „Prüfet mich hierin, spricht der Herr Zebaoth, ob ich euch nicht des Himmels Fenster auftun werde und Segen herabschütten die Fülle”. Christliche Wissenschafter, die von den Lesezimmern Gebrauch machen, bezeugen die Erhebung, die Erleuchtung und den geistigen Gewinn, den sie aus den dort mit Forschen und Nachdenken zugebrachten Stunden ziehen. Viele finden, daß dies der einzige Platz ist, wo sie ohne Unterbrechung, ohne Ablenkung ihre Andacht verrichten können.
Eine praktische Veranschaulichung, wie das Lesezimmer dem werktätigen Geschäftsmann von Nutzen sein kann, dürfte von Interesse sein. Ein erfolgreicher Kaufmann ging eines Morgens in ein Lesezimmer und brachte dort fast den ganzen Vormittag mit ernstem Nachdenken und Beten zu. Nach dem Mittagessen besuchte er wie gewöhnlich seine Kunden. Später erzählte er, daß er an diesem Nachmittage mehr Geschäfte gemacht habe als an irgend einem Tage in geraumer Zeit. Dies geschah während der sogenannten Geschäftsflauheit, und er sagte, daß die entmutigenden Vorwände betreffs des Geschäfts fast überwältigend geschienen hatten. Durch Ergründen und Anwenden der Wahrheit hatte er den rechten Sinn des Geschäfts als Widerspiegelung der Alltätigkeit des göttlichen Gemüts gewinnen und so alle gegenteiligen irrigen mentalen Einwände zerstören können. Dieses Freisein von der falschen Annahme des Mangels an Geschäft hatte die Rückkehr rechter Tätigkeit zur Folge, was bewies, daß sie nie wirklich aufhört.
Jesus ging in Zeiten der Bedrängnis auf den Berg, um zu beten, manchmal allein, manchmal mit einigen seiner Jünger. Mary Baker Eddy hat in „Miscellaneous Writings” (S. 133) von ihrer eigenen Gewohnheit geschrieben: „Dreimal am Tage ziehe ich mich zurück, den göttlichen Segen für die Kranken und Leidtragenden zu suchen, mein Gesicht dem Jerusalem der Liebe und der Wahrheit zugewandt. ... Inmitten niederdrückender Sorge und Arbeit bitte ich die göttliche Liebe beständig um Führung und finde Ruhe”. Die Menschen täten gut daran, solchen Beispielen der Gemeinschaft mit Gott eifriger zu folgen.
Die christlich-wissenschaftlichen Lesezimmer stehen allen unentgeltlich zur Verfügung. Sie sind von dem Lärm und der Ablenkung der werktäglichen Welt abgesondert. Man kann sich hier erfrischen, „sich Gott nahen” und die Verheißung verwirklichen, daß „er sich zu euch naht”.
Jesus sagte: „Wenn du betest, so gehe in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater im Verborgenen”. Zu diesen Worten bemerkt Mrs. Eddy (Wissenschaft und Gesundheit, S. 15): „Das Kämmerlein versinnbildlicht das Heiligtum des Geistes, dessen Tür den sündigen Sinn ausschließt, aber die Wahrheit, das Leben und die Liebe einläßt. Ist die Tür dem Irrtum verschlossen, so steht sie der Wahrheit offen und umgekehrt”. In dem ungestörten Heiligtum stiller Gemeinschaft mit Gott werden, wo immer man sein mag, Probleme aller Art gelöst. Durch Gebet erfahren die Christlichen Wissenschafter unmittelbar die Tatsachen des wahren, geistigen Seins und gewinnen ein besseres Verständnis Gottes und der Beziehung des Menschen zu Ihm. Unsere Führerin schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 531): „Das menschliche Gemüt wird sich einst über den ganzen materiellen und körperlichen Sinn erheben, diesen gegen die geistige Wahrnehmung und menschliche Begriffe gegen das göttliche Bewußtsein austauschen. Dann wird der Mensch seine gottgegebene Herrschaft und sein gottgegebenes Sein erkennen”. Dies ist unser ewiges Erbe.
