Die Menschen sind oft geneigt, sich Veränderungen zu widersetzen, selbst wenn sie menschliche Verbesserungen bedeuten. Furcht vor der Zukunft mit Ungewißheiten, die Veränderungen bringen könnten, versucht die Sterblichen oft, in den Gruben des Jetzt stehen zu bleiben. Gleichgültigkeit gegen die Notwendigkeit menschlichen Fortschritts würde, wenn wir es zuließen, uns in die Furchen des Grübelns vergraben.
Es mehren sich jedoch die Zeichen, daß die Menschen immer williger werden, ihre Ansichten und ihre Werte zu ändern, wodurch sich die Zustände ihres Daseins ändern werden. Das menschliche Denken wird beweglicher, kommt in Fluß. Die Notwendigkeit gewaltiger Veränderungen, ehe das Menschengeschlecht die vom Meister als das Los der Menschheit vorhergesagte Gesundheit, Gerechtigkeit, Einigkeit und Ruhe erlangt, wird erkannt. Der Fortschritt nimmt jeden Tag mit neuem Antrieb zu. Sind wir in der ersten Reihe oder unter den Nachzüglern?
Einige in der ganzen Geschichte haben unablässig immer mehr Veränderung gefordert. Die Bibel fordert Veränderung vom 1. Buch Mose bis zur Offenbarung. Der größte Mann der Erde, Christus Jesus, war der eifrigste Verfechter geistiger Verbesserung. Er fand im damaligen Denken der Menschen nur wenig der Fortdauer würdig. Er forderte, daß die Unwissenheit, die Heuchelei, die Furcht, der Haß, das Formenwesen, die Armut, die Krankheit, die Sünde und die materielle Gesinnung der Menschen geändert werden, und, was wichtiger ist, er zeigte, wie die Änderung zuwege gebracht werden kann.
Seine Lehren könnten in seine Worte zusammengefaßt werden: „Das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße”. Die Übersetzer gebrauchten den Ausdruck „Buße tun” für ein griechisches Zeitwort, das „anders denken” oder seinen Gesichtspunkt ändern bedeutet. Des Meisters Worte können also als ein beständiges Gebot an uns alle, unser Denken, unsern Gesichtspunkt zu ändern, angesehen werden. Wir müssen früher oder später einen sterblichen, materiellen Begriff vom Leben gegen die geistige Idee Gottes, des Weltalls und des Menschen, gegen die Idee austauschen, die enthüllt, daß das Himmelreich immer gegenwärtig ist, obgleich sein höllisches materielles Gegenteil dem irrenden materiellen Denken gegenwärtig zu sein scheint. Dies ist die Veränderung, die das Ziel alles menschlichen Fortschritts ist.
In unserem Zeitalter ist Mary Baker Eddy die führende Befürworterin der Veränderung. Sie folgt getreu und verständnisvoll dem Meister auf dem von ihm gewiesenen Wege. Man beachte ihre eindringliche Erklärung: „Das Zeugnis des materiellen Sinnes über das Dasein ist falsch; denn die Materie kann weder sehen, hören noch fühlen, und das sterbliche Gemüt muß alle seine Vorstellungen vom Leben, von Substanz und Intelligenz ändern, ehe es die Unsterblichkeit des Gemüts und seiner Ideen erreichen kann” (Miscellaneous Writings, S. 218).
„Das sterbliche Gemüt muß alle seine Vorstellungen vom Leben, von Substanz und Intelligenz ändern”. „Alle seine Vorstellungen” schließen seine Ansichten von allem im Weltall in sich—von Gott, vom Menschen, von Macht, Gesetz, Regierung, vom wirtschaftlichen, sozialen und politischen Leben. Die Änderung bedeutet das Austauschen des selbstischen, irrigen, materiellen Begriffs gegen die selbstlose, wahre und geistige Idee des Daseins, die allumfassende Vaterschaft Gottes, die sich in einer durch Gerechtigkeit zusammengehaltenen Menschenbrüderschaft behauptet.
Ermutigend ist die Tatsache, daß mehr ehrliche Menschen als früher ihren Sinn den Mitteln und Wegen, eine bessere Welt zu gestalten, öffnen. Aufgaben, die wie Riesenprobleme erscheinen, sind zu lösen; aber keine ist für die Allwissenheit des göttlichen Gemüts, des Vater-Mutter des Menschen, zu groß zu lösen und aufzulösen. Die rechten Daseinsideen, die in ihrer Obhut die Gestaltung einer besseren und wahreren menschlichen Gesellschaft tragen, als die Menschheit je anerkannt hat, klopfen an die Tür des Bewußtseins. Laßt uns sie annehmen und bewillkommnen! Laßt uns wissen, daß sie nicht durch Unwissenheit ausgeschlossen, durch Eigennutz unwirksam gemacht oder durch Stolz vereitelt werden können! Politische Führer, Staatsmänner und Gesetzgeber mögen auf dem Schauplatz der Erde kommen und gehen; aber die Kräfte, die Fortschritt für alle Menschen antreiben und erzwingen, gehen unaufhörlich weiter. Sie fordern, daß dem allgemeinen Lebens-Prinzip und Herrscher unser aller, Gott genannt, „sollen alle Kniee gebeugt werden, und alle Zungen sollen Gott bekennen”. Nichts kann diese Kräfte zurückwenden. Die Sterblichen mögen sich widersetzen, manche mögen straucheln, manche zögern; aber die unwiderstehlichen Kräfte Gottes treiben uns vorwärts.
Jeder frage sich: Wie bereit bin ich, mich zu ändern, wie bereit, die alte Ordnung für eine bessere aufzugeben, für eine, die gegen alle gerecht und gegen niemand parteiisch ist, eine, die mit jener eindringlichen Erklärung Mrs. Eddys unter der Randüberschrift „Richtige Anschauungen von der Menschheit” übereinstimmt: „Durchbrich das Cliquenwesen, gleiche Reichtum durch Ehrlichkeit aus, beurteile inneren Wert der Weisheit entsprechend, und du gelangst zu besseren Anschauungen über die Menschheit” (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 239)? Die Kräfte des Fortschritts verlangen eine rechte Anschauung von der Menschheit mit allen für ihre Vollendung erforderlichen Politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen Veränderungen im Leben der Menschen und Völker.
„In der Wissenschaft ist alles Sein individuell”, schreibt Mrs. Eddy in „Miscellaneous Writings” (S. 104). Dann werden Veränderung und Fortschritt für die Menschheit im Verhältnis zu der mentalen Änderung und dem mentalen Fortschritt im individuellen Bewußtsein aller Menschen stehen. Suchen, bewillkommnen, erwarten und erstreben wir alle täglich eine Veränderung in unserem individuellen Denken, einen Wechsel von der Materie zu Gott, vom Fleisch zum Geist, von der kleinlichen Selbstsucht der Erde zu den bleibenden Werten des Reichs der Liebe? Wünschen wir, ersehnen wir, fördern wir die Veränderungen, die das Kommen des Reichs der Wahrheit bezeichnen?
Als Nachfolger Christi Jesu und der Lehren ihrer großen Führerin sollten die Christlichen Wissenschafter die fortschrittlichsten Leute auf Erden sein. Jede christlich-wissenschaftliche Behandlung ist eine Aufforderung des Wortes der Wahrheit zur Veränderung, eine Aufforderung an jeden, an alle. Die Christlichen Wissenschafter können mit ihrem Verständnis der Einheit und Allmacht des unumschränkten Gemüts mächtig die Schritte der Veränderung in menschlichen Angelegenheiten mit den größten Segnungen für alle und ohne jemand zu schaden ausführen helfen.
Wie gewiß doch Jesus der Vernichtung alles dessen war, was die allumfassende und unparteiische Liebe entehrt, als er bezüglich des Tempels der Materialität zu seinen Jüngern sagte: „Es wird hier nicht ein Stein auf dem andern bleiben, der nicht zerbrochen werde”! Veränderung muß im Menschlichen kommen, bis wir die ewige Entfaltung des unveränderlichen Guten, die Tätigkeit des unveränderlichen Lebens, das göttlich ist, finden.
